Reinhold Stövesand

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Reinhold Stövesand (* 30. Januar 1939 in Essen; † 25. Januar 2015 in Dresden[1][2]) war ein deutscher Schauspieler und Theaterintendant.

Reinhold Stövesand wurde als Sohn des Schauspielers Hermann Stövesand (1906–1982) in Essen geboren, wo sein Vater während des Zweiten Weltkriegs als Bühnenschauspieler am Stadttheater Essen engagiert war. Er begann seine künstlerische Laufbahn 1956 als Schauspieler.[1] Er war hauptsächlich im Rollenfach des „jugendlichen Helden“ an den Theatern in Potsdam, Schwerin, Erfurt und am Staatstheater Dresden tätig. 1963 spielte er im wiederaufgebauten Dresdner Schauspielhaus die Titelrolle in Friedrich Schillers Trauerspiel Don Karlos in einer Neuinszenierung von Gerd Michael Henneberg; seine Partner waren sein Vater Hermann Stöbesand als König Philipp II., Katja Kuhl (Elisabeth von Valois) und Traute Richter (Prinzessin Eboli).[3] Mehrfach gastierte Stövesand am Bergtheater Thale im Harz; dort trat er unter anderem als Karl Moor in Schillers Trauerspiel Die Räuber auf.[4] 1991 spielte er, neben Gojko Mitić in der Titelrolle, am Bergtheater Thale den Old Shatterhand in einer Winnetou-Freilichtaufführung. 2003 übernahm er am Bergtheater Thale die Rolle des Merlin (neben Elmar Gunschs altem Merlin) in dem musikalischen Theaterstück Der Zauber des Merlin.[5]

1965 übernahm er, damals Ensemblemitglied des Dresdner Staatsschauspiels, die Rolle des Algarnon als Musicaldarsteller in Mein Freund Bunbury an der Staatsoperette Dresden. Ab 1967 (Spielzeit 1967/68) zählte er als festes Ensemblemitglied,[6] 1968 trat er das feste Engagement an diesem Haus an.[7] Von 1978 (nach dem plötzlichen Tod Fritz Steiners 1977 und einer kurzen Interregnumszeit durch den damaligen Verwaltungsdirektor) war er bis 1987/88 Intendant der Staatsoperette Dresden. Stövesand baute als Intendant ein „exzellentes Ensemble“ auf und machte die Staatsoperette Dresden im Bereich Operette zum „führenden Haus dieses Genres in der DDR.“[8] Im Mai 1987 erfolgte unter Stövesands Intendanz an der Staatsoperette Dresden die „spektakuläre“ DDR-Erstaufführung des Musicals Evita.[9]

Anschließend war er von 1988 bis 1990 Intendant des Friedrichstadtpalastes in Berlin. Stövesand blieb auch nach der „politischen Wende“ Intendant des Friedrichstadtpalastes, musste jedoch eigene Kontakte zum Ministerium für Staatssicherheit einräumen.[10] Stövesand versuchte nach der Wende, Künstler aus dem Westen für Auftritte im Friedrichstadtpalast zu engagieren, so u. a. Harald Juhnke, und stellte für Fernsehaufzeichnungen Kontakte zum ZDF her.[10]

Ab 1990 war er, von Helmut Bläss, dem damaligen Intendanten des Mitteldeutschen Landestheaters verpflichtet, zunächst Oberspielleiter und dann von 1996 bis 2000 Intendant des Mitteldeutschen Landestheaters Wittenberg.[2] Hier inszenierte er u. a. in der Spielzeit 1998/99 die Operette Die lustige Witwe. Als Gastregisseur inszenierte Stövesand u. a. an den Uckermärkischen Bühnen Schwedt die Musicals My Fair Lady (1992) und Cabaret (1996).

2000 ging Reinhold Stövesand offiziell in den Ruhestand, da er die Abwicklung und Liquidation des Mitteldeutschen Landestheater Wittenberg nicht selbst durchführen wollte.[2] Er beendete seinen Vertrag in der Mitte der Spielzeit 1999/2000 „sang- und klanglos“.[11] Im selben Jahr wurde er auch zum Ehrenmitglied der Staatsoperette Dresden ernannt. Stövesand trat gelegentlich weiterhin am Theater auf. Ab 2009 übernahm er an der Staatsoperette Dresden die Rolle des alten Kaisers Franz Joseph I. in der Operette Im weißen Rößl. Er trat in dieser Rolle an der Staatsoperette Dresden in über 40 Vorstellungen auf. Im Juni 2011 verabschiedete er sich dort mit dieser Rolle endgültig von der Theaterbühne.[4] Im Dezember 2011 las er in Dresden in einer Veranstaltungsreihe des Societaetstheaters Adventsgeschichten im Dresdner Museum für Frühromantik.[12]

Stövesand wirkte bei der DEFA und beim Fernsehen der DDR auch in einigen wenigen Kino- und Fernsehproduktionen mit. In dem Spielfilm Zu jeder Stunde (1959/1960) verkörperte er unter der Regie von Heinz Thiel den Grenzsoldaten Martin, der sich in die Bauerntochter Renate verliebt, die aber bereits dem Sohn des reichen Großbauern Grabow versprochen ist. In dem Fernsehfilm Ein sonderbares Mädchen (1967) hatte er, unter der Regie von Achim Hübner, eine Hauptrolle an der Seite von Monika Woytowicz.[13] Er spielte Günter, den Freund des Mädchens Anne, das sich in einen anderen Mann verliebt und bemerkt, dass sie Günter zwar gerne hat, ihn aber nicht liebt.

Als Hörspielsprecher war Stövesand u. a. als Akimow in dem Schauspiel Feinde von Maxim Gorki zu hören; die Aufnahme nach einer Inszenierung des Staatstheaters Dresden wurde auf Schallplatte bei dem DDR-Label Litera veröffentlicht.[14]

Stövesand war langjähriges Mitglied der SED.[10] Er starb im Alter von 75 Jahren am 25. Januar 2015; sein Tod wurde am 31. Januar 2015 von seiner Familie bekanntgegeben.[1]

Filmografie (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c Reinhold Stövesand 75-jährig gestorben (Memento des Originals vom 10. Februar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sz-online.de Todesmeldung und Nachruf in: Sächsische Zeitung vom 31. Januar 2015. Abgerufen am 9. Februar 2015
  2. a b c Reinhold Stövesand in Dresden gestorben Todesmeldung und Nachruf in: Wittenberger Sonntag vom 7. Februar 2015. Abgerufen am 9. Februar 2015
  3. Schillers Don Carlos auf den Dresdner Bühnen in: Potz Blitz. Hauszeitung des schiller-Garten zu Dresden-Blasewitz. Ausgabe Mai 2010. Seite 17. Abgerufen am 9. Februar 2015
  4. a b Reinhold Stövesand verabscheidet sich von der Bühne (Memento des Originals vom 10. Februar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.staatsoperette-dresden.de Pressemeldung der Staatsoperette Dresden vom 24. Juni 2011. Abgerufen am 9. Februar 2015
  5. Harzer Bergtheater. Verwirrende Geschichte von sagenhaften König in: Mitteldeutsche Zeitung vom 6. Juli 2003, abgerufen am 27. Mai 2021
  6. Peter Gunold: Intendant Reinhold Stövesand (1978–1987). In: 50 Jahre Staatsoperette Dresden – 225 Jahre musikalisches Volkstheater in Dresden. Hrsg. von Peter Gunold. Weimar: Läzer 1997. S. 171–173.
  7. Andreas Schwarze: Metropole des Vergnügens – Musikalisches Volkstheater in Dresden von 1844 bis heute Dresden: SAXO'Phon 2016. ISBN 978-3-943444-59-9. S. 151. In der Literatur vorhandene differierende Jahresangaben werden durch diesen Ablauf erklärt.
  8. Vom Feenplast zur Staatsoperette in Buffo. Das Magazin der Staatsoperette Dresden. Ausgabe 60. August 2012. Seite 3. Abgerufen am 9. Februar 2015
  9. Staatsoperette Dresden. Musical Boulevard.de. Abgerufen am 9. Februar 2015
  10. a b c Peter Stolle: Endzeit bei den Marionetten. SPIEGEL-Redakteur Peter Stolle über den Ost-Berliner Friedrichstadt-Palast und Unterhaltung in der DDR in DER SPIEGEL. Ausgabe 6/1990 vom 5. Februar 1990
  11. Helmut Bläss: Theater in Wittenberg in: Jens Hüttmann/Peer Pasternack (Hrsg.): Wissensspuren. Bildung und Wissenschaft in Wittenberg nach 1945. Seite 282. Drei-Kastanien-Verlag Wittenberg 2004. ISBN 3-933028-85-X
  12. ADVENTSGESCHICHTEN IM DRESDNER BAROCKVIERTEL - es liest: Reinhold Stövesand Veranstaltungshinweis. Offizielle Internetpräsenz des Societaetstheaters. Abgerufen am 9. Februar 2015.
  13. SONDERBARES MÄDCHEN, EIN (1967) Online-Lexikon der DDR-Fernsehfilme. Abgerufen am 9. Februar 2015
  14. Feinde Inhalt, Produktionsdetails und Besetzung. DDR-Hoerspiele.net. Abgerufen am 9. Februar 2015