Riedhammer (Unternehmen)
Riedhammer GmbH | |
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Rechtsform | GmbH |
Gründung | 1924 |
Sitz | Nürnberg, Deutschland |
Leitung |
|
Mitarbeiterzahl | rund 140[1] |
Umsatz | 90,5 Millionen Euro[2] |
Branche | Industrieanlagenbau |
Website | www.riedhammer.de |
Stand: 31. Dezember 2021 |
Die Riedhammer GmbH ist ein international tätiges Unternehmen, das Hochtemperaturöfen (Temperaturbereich von 800 °C bis 2000 °C) im Bereich Industrieanlagenbau entwickelt, produziert und vertreibt. Der Sitz des Unternehmens ist in der mittelfränkischen Stadt Nürnberg. Riedhammer ist in die weltweit tätige Sacmi-Gruppe, Imola, Italien eingebunden.[3] Im Geschäftsjahr 2020 erzielte das Unternehmen Umsatzerlöse in Höhe von knapp 108,2 Millionen Euro.[4]
Unternehmensgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gründung und Anfangsjahre
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Unternehmen wurde 1924 von Ludwig Riedhammer für die Entwicklung und Herstellung von industriellen Brennöfen für Kunstkohle gegründet. Zu diesem Zeitpunkt hatte Riedhammer drei Mitarbeiter.[2][5] In den Dreißigerjahren begann das Unternehmen mit der Produktion von elektrisch beheizten Ofenanlagen für das Brennen von Porzellan.[5] 1939 schloss Riedhammer eine Lizenzvereinbarung mit dem japanischen Mitsubishi-Konzern.[2]
Ab den Fünfzigerjahren erweiterte Riedhammer seinen Produktbereich, etwa durch Ofenanlagen zum Kalzinieren und Sintern von Hart- und Weichferriten. 1965 führte Riedhammer in Deutschland den ersten Schnellbrand-Tunnelofen für Porzellan ein.[5]
Unternehmenstätigkeit ab 1985
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1985 erwarb Riedhammer ein Gelände in Nürnberg und renovierte dort ein unter Denkmalschutz stehendes Gebäude, um den Standort zukünftig für die Produktion zu nutzen.[6][7] 1992 gründete das Unternehmen die Riedhammer Japan Co Ltd. als Tochterunternehmen mit Sitz in Tokyo.[8] Ende der Neunzigerjahre hatte Riedhammer rund 200 Patente registriert.[2]
Im Jahr 2000 beteiligte sich Riedhammer an der Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft zur Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiter.[9] 2002 verschmolz die Georg Mendheim GmbH, Nürnberg mit Riedhammer.[10]
2004 übernahm Riedhammer den Bereich Ofenbau des luxemburgischen Unternehmens Laeis GmbH. Ein Jahr später erwarb das Unternehmen die „Open Top“-Technologie für das Brennen von Anoden.[11] 2007 und 2008 patentierte Riedhammer einen Tiefofen sowie 2008 einen Industrieofen.[12][13]
Übernahme durch die Sacmi-Gruppe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In den Jahren 2000 und 2002 verringerte sich die Anzahl der Aufträge. In der Folge reduzierte Riedhammer die Mitarbeiterzahl auf 270 Tätige im Jahr 2001, während in den Siebzigerjahren noch etwa 530 Mitarbeiter für das Unternehmen tätig waren.[14] Zum Januar 2001 erwarb die italienische Sacmi-Gruppe, ein Anlagenbauer im Bereich keramische Industrie, im Rahmen einer Minderheitsbeteiligung 30 Prozent des Unternehmens.[15][14] Im Frühjahr des Jahres 2004 gab Riedhammer bekannt, dass Sacmi aufgrund der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens seine Beteiligung erhöhen werde.[16] Sacmi forderte im Zuge der Übernahme eine Reduzierung der Mitarbeiterzahl von 240 auf 105 Tätige sowie die Streichung von Lohnanteilen.[16] Im Juli 2004 vereinbarten die Unternehmen, dass Sacmi 90 Prozent von Riedhammer übernehmen werde, die restlichen zehn Prozent blieben im Besitz der Familie. Peter Riedhammer, der das Unternehmen in dritter Generation führte, blieb bis 2023 weiter in seiner Funktion tätig. Die Geschäftsführung wurde mit Stefano Lanzoni und Carlo Marzi ergänzt.[17] Im selben Jahr schloss Riedhammer den Produktionsstandort in Nürnberg, um sich zukünftig stärker auf Ingenieurdienstleistungen auszurichten.[17] Aufgrund der Übernahme durch Sacmi konnte die drohende Insolvenz des Unternehmens verhindert werden.[18][19]
Entwicklungen ab 2005
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nachdem nach eigener Aussage seit Mitte 2005 die Auftragseingänge rückläufig waren, reduzierte Riedhammer 2007 erneut Stellen.[20][21] 2012 entwickelte das Unternehmen einen Herdwagenofen für den Bereich Carbon sowie einen Herdwagenofen für die thermische Behandlung von Graphitprodukten.[22] 2015 hatte das Unternehmen seit seiner Gründung über 9.000 Wärmebehandlungslagen hergestellt.[23] Im Folgejahr führte Riedhammer 3D-basierte Konstruktionssysteme, die Anlagen als Gesamtmodell darstellen, ein.[24]
Unternehmensstruktur und Unternehmensbereiche
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 2021 erwirtschaftete Riedhammer einen Umsatz in Höhe von 90,5 Millionen Euro, wobei sich dieser auf die Unternehmensbereiche Anlagen (84,3 Millionen Euro), Ersatzteile (5,9 Millionen Euro) sowie sonstige Bereiche (243.000 Euro) verteilte.[3] Die Tochtergesellschaft des Unternehmens ist die Riedhammer Japan Co. Ltd.[25] Die Geschäftsführer sind Matthias Uhl und Stefano Lanzoni.[3]
Der Einkauf von Rohstoffen und Handelswaren, Zukaufteilen sowie Bau- und Dienstleistungen erfolgt zum Teil über die Konzernmutter in Italien. Ergänzend unterhält Riedhammer einen eigenständigen Einkauf für weitere Einkaufswaren.[3]
Jahr | 2013 | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 |
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Umsatzerlöse in Millionen Euro | 44,9 | 39,9 | 36,3 | 74,5 | 36,6 | 56,9 | 84,2 | 108,2 | 90,5 |
Einzelnachweise:[26]
Jahr | 2013 | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 |
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Anzahl Mitarbeiter | 125 | 123[27] | 135 | 133 | 135 | 141 | 145 | 141 | 143 |
Einzelnachweise:[26]
Produkte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Riedhammer produziert und entwickelt Öfen (etwa Tunnelofenanlagen und Rollenöfen sowie Tiefofenanlagen) für Feinkeramik, Werkstoffe (beispielsweise Carbon), technische Keramik und Feuerfestkeramik.
Zu den Kunden des Unternehmens zählen ausschließlich Unternehmen aus dem industriellen Bereich, darunter die Keramikindustrie, Teilbereiche der chemischen Industrie sowie die Aluminium- und Stahlindustrie.[3] Riedhammer entwickelt darüber hinaus Technologien für die Schaumglasherstellung im Bereich Wärmedämmung und überholt Anlagen, etwa um Schadstoffe und Emissionen zu reduzieren sowie den Energieverbrauch zu senken.[28][29][30] Das Unternehmen verkauft außerdem Recycling-Komplettanlagen für Lithium-Ionen-Batterien sowie Rollen- und Drehrohröfen für die Lithium-Batterie-Industrie.[31][32]
Anwendungsgebiete
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Riedhammer entwickelt Produkte, die beispielsweise in der Herstellung von Anoden, Elektroden und Kathoden aus Kunstkohle sowie im Rahmen der Formbegebungstechnologie im Bereich Sanitärkeramik Anwendung finden. Die Großraumherdwagenöfen des Unternehmens werden zum Beispiel für die Herstellung von Carbon-Produkten verwendet.[28]
Forschung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Rahmen seiner Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten kooperiert Riedhammer unter anderem mit deutschen Universitäten.[3] Das Unternehmen hat ein eigenes Labor für thermische Anlagen sowie Brenntests und entwickelt Technologien zur Herstellung von Brennstoffzellen.[33][2]
Projekte (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In den Jahren 2005 und 2008 lieferte Riedhammer an das ägyptische Duravit Werk Herdwagenöfen zum Brennen von Sanitärkeramik.[34] 2008 produzierte das Unternehmen zudem offene Brennöfen für Anoden sowie Kräne, Förderanlagen und Feuerungssysteme für Kazahkstan Aluminum Smelter JSC, Kasachstan.[28]
2018 belieferte Riedhammer das Marktredwitzer Unternehmen RHI Magnesita Deutschland mit einem Temperofen für Schieberprodukte.[35] 2023 begann Riedhammer mit der Entwicklung eines Elektroofens, der am Duravit-Standort im kanadischen Québec eingesetzt werden soll, um Sanitärkeramik klimaneutral zu brennen.[36][37]
Mitgliedschaften (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Riedhammer ist Mitglied der Upcell European Battery Manufacturing Alliance sowie Partnerunternehmen des Nürnberger Fördervereins International Co-operative Studies (ICS).[38][39][40] Darüber hinaus ist das Unternehmen Mitglied im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagen e.V. (VDMA).[41]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Riedhammer GmbH Nürnberg, Jahresabschluss zum Geschäftsjahr vom 1.1.2021 bis zum 31.12.2021., veröffentlicht im Bundesanzeiger am 6. April 2023, abgerufen am 11. Juli 2023.
- ↑ a b c d e Leonhard Klaus: "Die Firma Riedhammer in Nürnberg hat bisher rund 8.000 Öfen in 80 Länder geliefert", in: Nürnberger Nachrichten vom 28. September 1999.
- ↑ a b c d e f Riedhammer GmbH Nürnberg, Jahresabschluss zum Geschäftsjahr vom 1.1.2021 bis zum 31.12.2021., veröffentlicht im Bundesanzeiger am 6. April 2023, abgerufen am 26. September 2023.
- ↑ Riedhammer GmbH Nürnberg, Jahresabschluss zum Geschäftsjahr vom 1.1.2020 bis zum 31.12.2020., veröffentlicht im Bundesanzeiger am 23. März 2022, abgerufen am 26. September 2023.
- ↑ a b c Unsere Geschichte. In: Riedhammer GmbH. Abgerufen am 26. September 2023.
- ↑ Stephanie Siebert: "Alte Autos, frische Ideen", in: Nürnberger Zeitung vom 7. März 2009, abgerufen am 26. September 2023.
- ↑ Timo Schickler: "Achtung, heiße Öfen!", in: Nürnberger Nachrichten vom 16. April 2018, abgerufen am 26. September 2023.
- ↑ Riedhammer Japan Co Ltd - Company Profile and News. In: Bloomberg News. Abgerufen am 26. September 2023 (englisch).
- ↑ Siegfried Zelnhefer: "16 Firmen zahlen in Fonds", in: Nürnberger Nachrichten vom 26. April 2000, abgerufen am 26. September 2023.
- ↑ Verschmelzung: Georg Mendheim GmbH. In: Northdata. 28. Oktober 2002, abgerufen am 26. September 2023.
- ↑ Riedhammer. In: Manufacturing Today. Fine Light Media Group, 5. Februar 2008, abgerufen am 26. September 2023 (britisches Englisch).
- ↑ Riedhammer GmbH - Patent: Tiefofen. In: Northdata. 25. September 2008, abgerufen am 26. September 2023.
- ↑ Riedhammer GmbH - Patent: Industrieofen. In: Northdata. 15. Oktober 2003, abgerufen am 26. September 2023.
- ↑ a b Verena Litz: "Mittelstand zwischen Globalisierung und Konjunkturkrise: der Fall der Nürnberger Traditionsfirma Riedhammer", in: Nürnberger Nachrichten vom 26. April 2003, abgerufen am 26. September 2023.
- ↑ Meldung in Nürnberger Nachrichten vom 28. Januar 2003, abgerufen am 26. September 2023.
- ↑ a b Anja Kummerow: "Riedhammer vor dem Verkauf", in: Nürnberger Zeitung vom 14. April 2004, abgerufen am 26. September 2023.
- ↑ a b Anja Kummerow: "Sacmi-Gruppe steigt ein", in: Nürnberger Zeitung vom 15. Juli 2004, abgerufen am 26. September 2023.
- ↑ Anja Kummerow: "Italienische Sacmi-Gruppe übernimmt die Mehrheit. Riedhammer vor der Insolvenz gerettet", in: Nürnberger Zeitung vom 15. April 2004, abgerufen am 26. September 2023.
- ↑ Verena Litz: "Rosskur soll Firma sichern"; in: Nürnberger Nachrichten vom 15. April 2004, abgerufen am 26. September 2023.
- ↑ Verena Litz: "Riedhammer streicht erneut Stellen", in: Nürnberger Nachrichten vom 16. Januar 2007, abgerufen am 26. September 2023.
- ↑ Anja Kummerow: "Neue Sparwelle rollt über Riedhammer hinweg", in: Nürnberger Zeitung vom 16. Januar 2007, abgerufen am 26. September 2023.
- ↑ Riedhammer GmbH Nürnberg, Jahresabschluss zum Geschäftsjahr vom 1.1.2012 bis zum 31.12.2012, veröffentlicht im Bundesanzeiger am 29. Januar 2014, abgerufen am 26. September 2023.
- ↑ A. Hajduk: Moderne Trends in der Wärmebehandlung von hochentwickelten Materialien. In: Deutsche Keramische Gesellschaft e.V. (Hrsg.): DKG-Verbandszeitschrift. Band 92, Nr. 4. Göller Verlag, Baden-Baden 2015.
- ↑ J. Ridder: Energieeffizientes Brennen von Sanitärkeramik - Technologie-Update. In: Deutsche Keramikgesellschaft e.V. (Hrsg.): DKG-Verbandszeitschrift. Band 93, Nr. 1-2. Göller Verlag, Baden-Baden 2016.
- ↑ Über uns. In: Reidhammer GmbH. Abgerufen am 26. September 2023.
- ↑ a b Riedhammer GmbH, Nürnberg. In: Northdata. Abgerufen am 26. September 2023.
- ↑ Riedhammer GmbH Nürnberg, Jahresabschluss zum Geschäftsjahr vom 1.1.2014 bis zum 31.12.2014, veröffentlicht im Bundesanzeiger am 14. März 2016, abgerufen am 26. September 2023.
- ↑ a b c Interview - Riedhammer mit neuer Ausrichtung. In: DKG Deutsche Keramische Gesellschaft e.V. (Hrsg.): DKG-Verbandzeitschrift. Band 88(2011), Nr. 6-7. Göller Verlag, Baden-Baden 2011.
- ↑ Revamping - Modernisierung. In: Riedhammer GmbH. Abgerufen am 26. September 2023.
- ↑ J. Ridder: Revamping von Industrieöfen zur Herstellung von Sanitärkeramik. In: Deutsche Keramische Gesellschaft (Hrsg.): DKG-Verbandszeitschrift. Band 95, Nr. 8-9. Göller Verlag, Baden-Baden 2017.
- ↑ Advanced Materials. In: Riedhammer GmbH. Abgerufen am 26. September 2023.
- ↑ Herstellung von Aktivmaterialien für Lithiumbatterien. In: Powtech. 2023, abgerufen am 26. September 2023.
- ↑ A. Preissler: Green Hydrogen - Thermal Process Solutions for the Fuel Cell Industry. In: Deutsche Keramische Gesellschaft e.V. (Hrsg.): DKG-Verbandszeitschrift. Band 100, Nr. 3. Göller Verlag, Baden-Baden 2023 (englisch).
- ↑ Riedhammer supplies third kiln for Duravit plant in Egypt. In: Ceramic World Web. Kairos Media Group srl, 19. Dezember 2017, abgerufen am 26. September 2023 (englisch).
- ↑ Weltmarktführer investiert. In: onetz.de. Oberpfalz Medien, 28. August 2018, abgerufen am 26. September 2023.
- ↑ Florian Güßgen: Designbadhersteller : Warum Duravit eine grüne Fabrik in Kanada baut – und nicht hier. In: Wirtschaftswoche. 14. Juli 2023, abgerufen am 26. September 2023.
- ↑ Florian Güßgen: Badkeramikhersteller: Der Fall Duravit zeigt, wie Deutschland seine Industrie verprellt. In: Wirtschaftswoche. 14. Juli 2023, abgerufen am 26. September 2023.
- ↑ Upcell European Battery Manufacturing Alliance wächst. In: Elektropraktiker. 7. Juli 2023, abgerufen am 26. September 2023.
- ↑ Our Members. In: Upcell Alliance. Abgerufen am 26. September 2023 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Kerstin Joswig: "Vom Hörsaal zum Brennofen und zurück", in: Nürnberger Zeitung vom 27. Oktober 2009, abgerufen am 26. September 2023.
- ↑ Riedhammer GmbH. In: VDMA. VDMA Services GmbH, 2023, abgerufen am 26. September 2023.