Ringverein
Die Ringvereine waren kriminelle Vereinigungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Berlin. Die Mitglieder, die „Ringbrüder“, zeichneten sich dadurch aus, dass sie als Erkennungszeichen einen Siegelring trugen.
Entwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der erste Reichsverein ehemaliger Strafgefangener entstand 1890 in Berlin und war ein Verein zur solidarischen Unterstützung Strafgefangener. Weitere Vereine schlossen sich 1898 in Berlin zum Dachverband Ring Berlin zusammen.
Sie organisierten Überfälle, Einbrüche, Raubzüge, Prostitution und Hehlerei, beschafften sich gegenseitig Alibis und unterstützten sich bei Krankheit und Gefängnisaufenthalt. Letzteres bezog sich vor allem auch auf die Ehefrauen und Kinder der Inhaftierten sowie die Witwen von Mitgliedern, die bei Polizeieinsätzen oder während ihrer Arbeit getötet worden waren.
1934 wurden sie von den Nationalsozialisten verboten.
Vereine
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Immertreu
- Libelle
- Apachenblut
- Reichsverein ehemaliger Strafgefangener
- Freie Vereinigung
- Deutsche Eiche
In der Fiktion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Im Film M von 1931 sind Protagonisten in Ringvereinen organisiert.
- Die Ringvereine und ihre Auseinandersetzungen werden in Volker Kutschers Roman Goldstein. Gereon Raths dritter Fall aus dem Jahr 2010 und der darauf basierenden 4. Staffel der Serie Babylon Berlin thematisiert. Der dort erwähnte Ringverein Berolina ist fiktiv.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Arthur Hartmann, Klaus von Lampe: The German underworld and the Ringvereine from the 1890s through the 1950s. Global Crime (Vol. 9, Issue 1&2, S. 108–135), Routledge, New York 2008, ISSN 1744-0572
- Patrick Wagner: Volksgemeinschaft ohne Verbrecher. Konzeptionen und Praxis der Kriminalpolizei in der Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus (Hamburger Beiträge zur Sozial- und Zeitgeschichte, Bd. 34). Christians, Hamburg 1996, ISBN 3-7672-1271-4. Kapitel 9: "Kriminalpolizei, Ringvereine und zwei Brüder"
- Peter Feraru: Muskel Adolf & Co. – Die „Ringvereine“ und das organisierte Verbrechen in Berlin., Argon, Berlin 1995, ISBN 3-87024-785-1.
- Hsi-Huey Liang: Die Berliner Polizei in der Weimarer Republik. Veröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin (Bd. 47), Walter de Gruyter & Co. / G. J. Göschen’sche Verlagshandlung, Berlin / New York 1977, ISBN 3-11-006520-7.
- Werner W. Malzacher: Berliner Gaunergeschichten. Aus der Unterwelt 1918–1933., Haude & Spenersche, Berlin 1970.
- Erich Frey: Ich beantrage Freispruch. Aus den Erinnerungen des Strafverteidigers., Heyne, München 1959.
- Wie ist die Berliner Unterwelt organisiert? Artikel in der Vossischen Zeitung, 5. Januar 1929.
Ausstellungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Archiv des Friedrichshain-Kreuzberg Museums in Berlin, Kategorie „Verbrechen in Friedrichshain“
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Das Kalenderblatt – Bayern 2: Ringverein, Berlin, Zwanziger Jahre, Kriminalität (vom 7. Januar 2008)
- Peter Niggl: Ganoven gründen ersten Ringverein in Berlin in Kripo.at, Ausgabe 06/2011, S. 27–29 (PDF)