Rittergut Benkendorf
Das Rittergut Benkendorf, auch Schloss Benkendorf, ist ein denkmalgeschütztes Bauwerk im Ortsteil Benkendorf der Gemeinde Teutschenthal im Saalekreis in Sachsen-Anhalt. Im örtlichen Denkmalverzeichnis ist das Rittergut unter der Erfassungsnummer 094 55157 als Baudenkmal verzeichnet.[1] Es hat die Adresse Rosa-Luxemburg-Straße 9.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der älteste Teil des Schlosses stammt nachweislich aus dem Jahr 1769. Umfangreiche Um- und Ausbauten am Gebäude fanden im 19. Jahrhundert statt. Zu dieser Zeit befand sich das Rittergut im Besitz der Herren von Krosigk, danach zwischenzeitlich bei Heinrich August von Holleuffer. Er wiederum verkaufte Rittergut Benkendorf wieder an seinen Cousin, dem Erbtruchseß Dedo von Krosigk-Poplitz (1776–1857).[2]
Eigentümer wurden verschiedene bürgerliche Vorfahren, wie der Amtsrat Leopold Zimmermann (1822–1867)[3] und dann Vertreter die briefadeligen Familien von Zimmermann, die zur Sicherung der Erbfolge einen Familienfideikommiss gründeten.[4] Fiderkommissherr war so der königlich preußische Amtsrat August Leopold Max von Zimmermann (1833–1925), nobilitiert im Dreikaiserjahr 1888 zu Berlin. Seine Güter in der Region mit Schotterey umfassten 1100 ha, des Weiteren eine Besitzung bei Holleben mit 1255 ha. Im letztmals 1922 amtlich publizierten Güter-Adressbuch für die Provinz Sachsen hielten die von Zimmermann und Anverwandte verschiedene Rittergüter. Anteilig besaß so auch Ella Wentzel, Ehefrau des Carl Wentzel-Teutschenthal, Tochter des 1900 geadelten August von Zimmermann-Salzmünde (1849–1913), wirtschaftliche Flächen in Benkendorf. Das Rittergut Benkendorf, mit den Rittergütern Debitz am Berge und Klein Lauchstedt, Beuchtlitz, der früheren Domäne Lauchstedt und dem ehemaligen Freigut Schotterey und kleineren Anteilen in den genannten Gemeinden war Besitztum des Max von Zimmermann, gesamt 2232 ha.[5]
Max von Zimmermann und seine Frau Hermine geborene Rette, verwitwete Zimmermann, adoptierten Georg von Zimmermann (1857–1927), der seinen preußischen Adelsstand ebenso 1888, aber in Rom erhielt. Er übernahm die Benkendorfschen Güter und zusätzlich noch Trebsen mit 557 ha sowie Neuweißenborn mit 489 ha. Georg von Zimmermann war Regierungsreferendar, Major d. R. a. D. und mit Helene Bauer liiert. Sie adoptierten ihrerseits Heinrich Anton Joseph von Zimmermann, vormals Bauer (1897–1933), der seinen sächsischen Adelsstand 1908 zu Dresden ausgestellt bekam. Adelsrechtlich bildete er eine neue Familie von Zimmermann (1908, des Stammes Bauer). Leutnant von Zimmermann-Benkendorf heiratete 1923 auf Schloss Trebsen Maria Freiin von Seckendorff-Gudent, die sich als Witwe mit Hans Freiherr von Gablentz-Thürkheim vermählte. Die Familie von Zimmermann hatte zwei Töchter und zwei Söhne, der Sohn Max und die Tochter Maria sind 1929 respektive 1932 auf Benkendorf geboren. Nach dem Gothaischen Genealogischen Taschenbuch beinhaltete der von Zimmermannsche Besitz mit dem Stand von 1942 für Benkendorf 1100 ha, für Beuchlitz und Delitz am Berge 1644 ha, Trebsen mit 1046 ha. Die Güter dürften im Minorat der Erbengemeinschaft zuzuordnen sein.
Die letzten Besitzer wurden mit der Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone im Jahr 1945 enteignet. Das Gebäude stand dann mehrere Jahre leer. Später wurde es als Seniorenheim genutzt, bis dieses in einen Bau auf dem Hof des Rittergutes umzog.[6] Bis auf einige Räume, die noch vom Seniorenheim genutzt werden, steht das Gebäude wieder leer.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es handelt sich um einen stattlichen zweigeschossigen Rechteckbau mit Mansardwalmdach und großen Zwerchhäusern. Das ursprünglich zehnachsige Gutsgebäude aus dem Jahr 1769 wurde im späten 19. Jahrhundert um neun Achsen nach Norden in Neurenaissanceformen erweitert und umgebaut. Sein Rokokoportal besitzt ein dekorativ betontes Oberlichtfenster.
Die Wirtschaftsgebäude um den großen Hof stammen aus beiden Bauzeiten. An den Gebäudekomplex schließt sich ein großzügig angelegter Landschaftspark an, der im Nordosten an einen Teich angrenzt.
Sonstiges
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Schloss diente als Kulisse für die Folge 4 Wie sie töten der Fernsehserie Zorn.[7]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ute Bednarz: Dehio-Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Sachsen Anhalt II, Regierungsbezirke Dessau und Halle. Deutscher Kunstverlag, München / Berlin 1999, S. 52. ISBN 978-3-422-03065-7.
- Sabine Meinel, Birthe Rüdiger: Saalkreis., in: Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt, Band 5., Fliegenkopf Verlag, Halle (Saale) 1997, S. 62. ISBN 978-3-910147-64-5.
Weitere Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser 1942 B (Briefadel), Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft, 33. Jg. Justus Perthes, Gotha 1941. S. 573 f.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Schloss Benkendorf auf alleburgen.de. Abgerufen am 1. Januar 2024.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Denkmalverzeichnis des Landes Sachsen-Anhalt (PDF; 9,9 MB) – Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung (der Abgeordneten Olaf Meister und Prof. Dr. Claudia Dalbert; Bündnis 90/Die Grünen) – Drucksache 6/3905 vom 19. März 2015 (KA 6/8670)
- ↑ Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Der in Deutschland eingeborene Adel (Uradel). 1904. In: "Der Gotha". 5. Auflage. Krosigk, Zweip Poplitz. Justus Perthes, Gotha 2. November 1903, S. 465–466 (uni-duesseldorf.de).
- ↑ Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Briefadeligen Häuser. 1909. In: "Der Gotha". 3. Auflage. Zimmermann, B. Justus Perthes, Gotha Oktober 1908, S. 940–942 (uni-duesseldorf.de).
- ↑ A. Baron von Eberstein: Hand- u. Adressbuch der Geschlechtsverbände u. Stiftungen, in: Handbuch für den deutschen Adel. Bearbeitet in zwei Abtheilungen, Theil II. I. Geschlechts-, Familienstiftungen sowie Stipendien, 317. von Zimmermann, Hrsg. Emil von Maltitz, Mitscher & Röstell, Berlin 1892, S. 178–179.
- ↑ Oskar Köhler, Gustav Wesche, H. Krahmer: Landwirtschaftliche Güter-Adreßbuch der Provinz Sachsen. 1922. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter und Güter von ungefähr 20 ha herab mit Angabe der Gutseigenschaft, des Grundsteuerertrages, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen. Hrsg. Mit Unterstützung der Landwirtschaftskammer zu Halle a. S. Kreis Merseburg. Benkendorf, in: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher, Band V, 3. Auflage, Reichenbach’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1922, S. 158–159.
- ↑ Hans und Doris Maresch: Sachsen-Anhalts Schlösser, Burgen & Herrensitze, Husumer Verlagsgesellschaft, Husum 2015, S. 34–35. ISBN 978-3-89876-776-7.
- ↑ Dreharbeiten zu Zorn 4: Alexander Schultz: Explosionen im Schloss Benkendorf, Teutschenthal, den 23.09.2015. Hrsg. Mitteldeutsche Zeitung, Mitteldeutsche Verlags- und Druckhaus GmbH, Halle (Saale); Stand 1.1.2024.
Koordinaten: 51° 25′ 47,2″ N, 11° 55′ 3,6″ O