Überprüft

Roger Brennwald

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Roger Brennwald (* 29. Juni 1946 in Basel) ist ein Schweizer Tennisfunktionär und Turnierdirektor. Er ist der Gründer und Präsident der Swiss Indoors Basel, dem Tennisturnier der ATP Tour.

Seit der ersten Austragung im Jahr 1970 leitet Roger Brennwald die Geschicke der Swiss Indoors Basel und hat diese zu einem sportlichen und gesellschaftlichen Highlight im Land und zum drittgrössten Hallentennisturnier der Welt entwickelt. Mit einem Budget von 18 Millionen Schweizer Franken sind die Swiss Indoors Basel der aufwendigste, alljährlich wiederkehrende Sportanlass der Schweiz[1]. Das Ereignis zieht in den neun Turniertagen über 60'000 Besucher an. Millionen Zuschauer verfolgen den Grossanlass in rund 150 Ländern an den Bildschirmen. Live- und zeitverschoben beträgt die Übertragungszeit total 3300 Stunden[2].[3][4]

Nach dem Erwerb eines Handelsdiploms an der Handelsschule Basel begann Brennwald nach einem sechsmonatigen Studienaufenthalt in Paris eine Karriere als Devisenhändler. Er arbeitete 19 Jahre lang bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel, bis er sich 1986 auf seine eigenen, unternehmerischen Tätigkeiten konzentrierte.

Die Idee zur Gründung eines Tennisturniers kam eher zufällig zustande. Die Neigungen von Brennwald lagen eher bei der Leichtathletik und im Handball, wo er es bis in die Nationalmannschaft schaffte. Tennis diente ihm als Ausgleich zur Arbeit als Devisenhändler. Brennwalds Wunsch, mangels Indoor-Plätzen eine annehmbare Spielmöglichkeit im Winter zu schaffen, setzte er in die Tat um, den auf dem damals einzig verfügbaren Hallenplatz in der Region herrschten unzumutbare Bedingungen. Die Halle war unbeheizt und kaum beleuchtet. Gespielt wurde auf Asphaltboden. Um Abhilfe zu schaffen, kaufte er eine Traglufthalle in Schweden, stellte sie auf dem Areal des Tennisclubs Coop in Muttenz auf und vermietete sie an die Tennisspieler der Region. Die Nachfrage war grösser als das Angebot. Zum Schluss der Wintersaison 1969/70 organisierte er ein Tennisturnier unter dem Namen «Barracuda-Meisterschaften», was sich als Start der Swiss Indoors Basel entpuppte. Die Anfänge während vier Jahren in der Ballonhalle waren äusserst bescheiden. Die Dislokation des Turniers in die St. Jakobshalle im Jahre 1975, gleichbedeutend mit der Eröffnung der neuerbauten Halle, bedeutete ein erster Meilenstein in der Turniergeschichte. 1977 folgte mit der Verpflichtung von Björn Borg der internationale Durchbruch. Im Sog von Borg's viermaliger Teilnahme am Rheinknie fanden auch die zukünftigen Nummern 1 der Welt, mit Ausnahme von John Newcombe und Jannik Sinner, den Weg nach Basel. Brennwalds Führung und Beharrlichkeit zahlten sich aus. Beispielsweise dauerte es 14 Jahre, um Jimmy Connors nach Basel zu bewegen. Das Who des Who des Welttennis versammelte sich vollzählig im Laufe der Turniergeschichte, nebst Björn Borg und Jimmy Connors auch Grössen wie John McEnroe, Andre Agassi, Ivan Lendl, Pete Sampras, Boris Becker, Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic.[5] Eine besondere Verbindung bestand zu Roger Federer. 1993 war dieser als Balljunge an den Swiss Indoors im Einsatz.[6] Später kehrte er als Spieler zurück und gewann das Turnier zehnmal, was ihn zum Rekordsieger macht.[7]

Im neuerbauten Sportcenter Paradies gründete Brennwald ein Sportmanagement, gefusst auf den Firmengründungen Swiss Indoors AG im 1980 und Indoors AG im 1981. Zu diesem Zeitpunkt waren 30 Mitarbeiter/innen[8] beschäftigt. Nebst den Swiss Indoors Basel beinhaltete das Geschäftsfeld den Betrieb des Sportcenter Paradies mit einem Restaurant, 5 Winter-Tennisplätzen, 8 Squash Courts und Räumlichkeiten für Tischtennis und Aerobic.

Die Organisation eines solchen Grossereignisses brachte zahlreiche Herausforderungen mit sich. Dazu gehörten die Renovation der St. Jakobshalle[9], die Konkurrenz durch andere internationale Turniere und die Sicherstellung der finanziellen Mittel. Das Tennisturnier in Basel hatte von 1994 bis 2010 die Davidoff-Marke der Oettinger Davidoff Group als Titelsponsor. Nach 17 Jahren endete dieses Sponsoring aufgrund zunehmender Restriktionen für Tabakwerbung, was eine Namensänderung des Turniers im Jahr 2010 zur Folge hatte.[10] Brennwald setzte sich zudem für die Förderung junger Schweizer Talente ein, indem er ihnen Wildcards für das Turnier gab. Brennwald wurde er 2024 mit dem «Lifetime Award» für sein bedeutendes Wirken für den Tennissport und die Stadt Basel geehrt.[11][4]

Roger Brennwald wuchs in Basel und lebt heute in Binningen. Er zeigte früh Interesse und Talent im Sport. In der Leichtathletik war er mehrfacher regionaler Juniorenmeister. Im Handball spielte er bereits mit 16 Jahren in der Nationalliga A beim RTV Basel und wurde neunfacher Schweizer Nationalspieler. Seine aktive Sportkarriere musste er aufgrund einer langwierigen Virusinfektion vorzeitig beenden. Brennwald ist Vater von zwei Töchtern. Sein Privatleben war von schweren Schicksalsschlägen geprägt. Innerhalb von drei Jahren verlor er seine Schwiegereltern und 1998 seine Frau Elisabeth nach langer Krankheit. Abseits des Sports schätzt er die Natur und unternimmt gerne Spaziergänge. Sein Führungsstil ist geprägt von Verlässlichkeit und einem Sinn für Teamarbeit. Brennwald betont die Bedeutung von Werten wie Freundschaft und Menschlichkeit in seiner Arbeit.[12]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Analyse: Swiss Indoors ist bedeutendster Sportevent. In: persoenlich.com. 21. Juli 2023, abgerufen am 2. November 2024.
  2. Philippe Fischer: SRG SSR und Swiss Indoors Basel verlängern ihre Partnerschaft. In: SRG SSR. SRG SSR, 26. Oktober 2017, abgerufen am 14. November 2024.
  3. Turnier-News. Swiss Indoors Basel, abgerufen am 2. November 2024.
  4. a b Brennwald: «Das Turnier wird auch ohne die Nummer 1 überleben». In: SRF Sport-Clip. 26. Oktober 2024, abgerufen am 2. November 2024.
  5. «Wir setzen alles daran, das Turnier in unserer Stadt fortführen zu können». In: bazonline.ch. 22. Oktober 2022, abgerufen am 2. November 2024.
  6. Sarah Huber: So herzig war Federer als Balljunge. In: Schweizer Illustrierte. 26. Oktober 2017, abgerufen am 2. November 2024 (Tennisstar Roger Federer als Balljunge im Jahr 1993 in Basel an den Swiss Indoors).
  7. Die Erinnerungen zum Jubiläum. Federer und die Swiss Indoors: eine Liebesgeschichte. In: SRF Sport. 20. Oktober 2018, abgerufen am 2. November 2024.
  8. Entwicklung der Swiss Indoors Basel since 1970. Swiss Indoors Basel, abgerufen am 2. November 2024.
  9. Bau-und Verkehrsdepartement Kanton Basel-Stadt: Eröffnung der sanierten St. Jakobshalle Basel. 15. Oktober 2018, abgerufen am 2. November 2024 (Medienmitteilung).
  10. Abschied vom Sponsor Davidoff. In: Neue Zürcher Zeitung. 10. August 2010, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 2. November 2024]).
  11. Manuela Humbel: Roger Brennwald für «bedeutendes Wirken» geehrt. In: baseljetzt.ch. 23. Januar 2024, abgerufen am 2. November 2024.
  12. Guido Meier: Roger Brennwald. In: Finanz und Wirtschaft. 27. September 2003, abgerufen am 2. November 2024.