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Himbeere

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Himbeere

Himbeere (Rubus idaeus), Illustration aus Köhler’s Medizinalpflanzen

Systematik
Eurosiden I
Ordnung: Rosenartige (Rosales)
Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
Unterfamilie: Rosoideae
Gattung: Rubus
Art: Himbeere
Wissenschaftlicher Name
Rubus idaeus
L.

Die Himbeere[1][2] (Rubus idaeus) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Rubus innerhalb der Familie der Rosengewächse (Rosaceae).[3] Die vielfältige Nutzung durch den Menschen spiegelt sich in zahlreichen regionalen Volksbezeichnungen wider.

Unpaarig gefiedertes Laubblatt mit grüner Blattoberseite
Unpaarig gefiedertes Laubblatt mit weißer Blattunterseite der Sorte ‘Aroma Queen’
Blütenstand mit gestielten Blütenknospen und Blüten
Blüten und Blütenbesucher

Vegetative Merkmale

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Die Art Rubus idaeus und ihre Sorten wachsen als sommergrüne, bewehrte oder unbewehrte Sträucher oder sogenannte Scheinsträucher und erreicht Wuchshöhen von meist 1 bis 1,5 (0,5 bis zu 3) Metern.[1][2][3][4][5][6] Die fast aufrechten bis überhängenden,[5] im Querschnitt runden, also bleistiftförmigen Sprossachsen sind meist zweijährig.[1][2][3][4] Hauptsächlich im unteren Bereich ist die Sprossachse oft zerstreut bis dicht mit feinen, kurzen, zarten, bis zu 2 Millimeter langen, dunkelvioletten, aufrechten Stacheln besetzt; sie sind an ihrer Basis 1 bis 4 Millimeter breit.[1][2][3] An den Sprossachsen können auch Borsten vorhanden sein.[3] Die Rinde der Sprossachsen ist gelblich-braun[5] braun bis rötlich-braun, zuerst blau bereift, anfangs spärlich wollig, nicht drüsig, behaart und später mehr oder weniger kahl.[1][2][3][4] An den Sprossachsen können Trichome vorhanden sein, manchmal sind diese gestielt drüsig oder die Sprossachsen verkahlen.[3]

Die wechselständig an den Sprossachsen angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und -spreite gegliedert.[5] Der 3 bis 6 Zentimeter lange[4] Blattstiel kann behaart und bestachelt sein.[3] Die unpaarig gefiederten Blattspreiten bestehen aus meist drei, an jungen Pflanzenteilen fünf oder selten sieben Fiederblätter.[1][2][3][4] Die Fiederblätter sind unterseits auffallend dicht weißfilzig,[1][2] oberseits sind sie kahl bis fein behaart. Die mehr oder weniger sitzenden[3] seitlichen Fiederblätter sind eiförmigen bis elliptisch mit zugespitztem oberen Ende und gesägtem oder doppelt gezähntem Rand.[2][2] Das etwa 1 Zentimeter lang gestielte[4] Endfiederblatt ist 7 bis 15 Zentimetern 4 bis 11 Zentimetern eiförmig bis lanzettlich mit gerundeter bis herzförmiger Basis sowie spitzem bis zugespitztem oberen Ende und einfach oder doppelt gesägtem Rand.[3] Die Blattunterseite ist unbewehrt oder bestachelt und dicht weiß wollig behaart; die Trichome können drüsig sein.[3] Die Blattoberseite ist grün und kahl.[5] An der wollig behaarten Blattrhachis können wenige, winzige Stacheln vorkommen.[4] Die flaumig behaahrten Nebenblätter sind bei einer Länge von 5 bis 10 Millimetern linealisch bis fadenförmig.[3][4][5][7]

Generative Merkmale

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In endständigen behaarten, stacheligen, beblätterten, traubigen bis rispigen Blütenständen befinden sich meist drei bis vier (ein bis zwanzig)[2][3] oder manchmal zusätzlich wenige Blüten in Gruppen in den Blattachseln angeordnet.[4] Die kahlen bis spärlich flaumig behaarten, wobei die Trichome drüsig sein können, Blütenstiele sind 1 bis 2 Zentimeter lang[4] und unbewehrt oder es sind einige hakenförmige Stacheln vorhanden.[3]

Die unscheinbaren, zwittrigen[1][3][8] Blüten sind radiärsymmetrisch und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Der flache Blütenboden ist im Zentrum leicht gewölbt. Die fünf innen dicht filzig behaarten Kelchblätter sind länglich-eiförmig mit zugespitzten oberen Ende und nach der Anthese zurückgeschlagen.[7] Die Kronblätter sind kürzer als Kelchblätter.[1] Die fünf freien, unscheinbaren, aufrechten, grünlich-weißen oder weißen[3] bis rosafarbenen, flaumig behaarten oder kahlen Kronblätter sind bei einer Länge von 5 bis 10 Millimetern schmal-oval[2] oder verkehrt-eiförmig bis spatelförmig[3] und kurz sowie breit genagelt;[4] sie fallen früh ab. Die vielen, relativ kurzen Staubblätter sind frei und fertil. Die Staubfäden sind fadenförmig oder an ihrer Basis etwas verbreitert sowie abgeflacht.[3][4] Es sind einige freie und oberständige, einkammerige Fruchtblätter vorhanden, die filzig[1] oder flaumig[3] grau[4] behaart sind. Die schlanken Griffeln sind kürzer als die Staubblätter.[4] Es ist ein Diskus vorhanden.

Unter jeder Sammelfrucht befindet sich die beständigen Kelchblätter, die während der Fruchtzeit zurückgeschlagen sind.[7] Die bei Reife roten[1] oder orangefarbenen,[4] bei Zuchtformen auch beispielsweise gelben oder schwarzen, weichen Früchte sind, anders als der Trivialname Himbeere suggeriert, botanisch gesehen keine Beeren, sondern Sammelsteinfrüchte. Die einzelnen Steinfrüchte bilden sich aus den einzelnen Fruchtblättern. Die Sammelsteinfrucht ist bei einem Durchmesser von meist 1 bis 1,8 (0,5 bis 2[3]) Zentimetern mehr oder weniger kugelig bis konisch[2][3] und dicht flaumig behaart.[4] Anders als bei der Brombeere ist die Frucht nur lose an den gewölbten, kegelförmigen Blütenboden gebunden und kann leicht abgezogen werden.[2][3] Die Sammelsteinfrüchte bestehen aus 10 bis 60 zusammenhängenden, einsamigen Steinfrüchten.[3] Die hellbraunen Steinkerne sind nierenförmig und texturiert.

Chromosomensatz

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Die Chromosomengrundzahl beträgt x = 7; es liegt Diploidie mit einer Chromosomenzahl von 2n = 14 vor.[1][2][4][8][9]

Ökologie und Phänologie

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Längsschnittsmodell einer Himbeere, Botanisches Museum Greifswald
Sprossachse mit Stacheln
Himbeere
Querschnitt; man sieht die Steinkerne in den Steinfrüchten

Bei Rubus idaeus handelt es sich um einen plurienn-pollakanthen, mesomorphen Pseudophanerophyten.[1][8] Rubus idaeus ist ein sommergrüner Scheinstrauch. Die aufrechten Sprossachsen werden alljährlich aus dem überwinternden Rhizom neu gebildet. Bei der Himbeere ist vegetative Vermehrung durch unterirdische Kriechsprosse (Wurzelsprosse) möglich. Dadurch ist die Himbeere eine typische Kahlschlagpflanze, die sich auch in Gärten sehr invasiv ausbreiten und so zum „Unkraut“ werden kann.[10] Sie blühen und fruchten im zweiten Jahr (selten bei einigen Kultursorten schon im ersten Jahr) und sterben nach der Fruchtreife ab. Im Gegensatz zu Brombeeren bewurzeln sich die Sprossachsen nicht am oberen Ende. Die dünnen, weichen Stacheln dienen nicht dem Klettern.[10]

Die Blüten und reifenden Früchte werden von verschiedenen Insekten besucht

Die Blütezeit reicht von Mai bis Juni,[1][8] bis Juli[2] oder sogar bis August. Es findet normale sexuelle Vermehrung statt.[10] Blütenökologisch handelt es sich um Scheibenblumen mit völlig verborgenem Honig im Zentrum der Blüte.[1][8] Die Blüten sind homogam, dabei sind die männlichen und weiblichen Blütenorgane gleichzeitig fertil.[1][8] Die duftlosen Blüten bieten als Belohnung für Bestäuber reichlich Pollen und Nektar an.[1][8][10] Der Nektar enthält 46 % Zucker.[10] Blütenbesucher sind häufig Bienen aller Art (Bienenweide) sowie Schmetterlinge.[10]

Rubus idaeus ist xenogam, Fremdbefruchtung ist erforderlich.[1][8] Es ist gametophytische Selbstinkompatibilität vorhanden, bei der zwar alle Pollenkörner auf der Narbe keimen, das Wachstum des Pollenschlauchs stoppt aber im Griffel, wenn das im haploiden Pollen exprimierte Allel einem der Allele im Griffel gleicht. Selbstbefruchtung und Samenansatz wird also durch einen genetisch festgelegten Mechanismus verhindert.[1] Bei einer Blüte sind viele freie Fruchtblätter (chorikarpes Gynözeum) vorhanden.[1]

Fruchtreife erfolgt von Juni bis September.[10] Je nach Sorte können Himbeeren von Juni an bis zu den ersten Frösten im Spätherbst geerntet werden. Die Sammelsteinfrüchte lösen sich im Unterschied zu anderen Arten der Gattung Rubus leicht vom Blütenboden ab.[10] Die Sammelsteinfrucht besteht aus vielen Steinfrüchten. Die Diasporen sind die einzelnen Steinfrüchte.[1] Die Ausbreitung der Diasporen erfolgt nach Schlucken und Passage des Verdauungstraktes (Endochorie).[1] So ist eine Verdauungsausbreitung durch größere und kleinere Säugetiere und durch Vögel möglich. Als Nutzpflanze wird die Himbeere auch durch den Menschen ausgebreitet.[10] Die Hauptgeruchskomponente der Himbeere ist das Himbeerketon.[10]

Die Himbeere „beherbergt“ ähnlich wie Schlehe und Brombeere 54 Arten von Schmetterlingsraupen.[11]

In der subalpinen Stufe der subadriatischen Dinariden wachsen Himbeeren truppweise in schneebeeinflussten Vertiefungen oberhalb der Waldgrenze; hier im Opuvani do in der Bijela gora auf 1600 Meter.

Die wilde Himbeere ist im gemäßigten bis borealen Europa und Westsibirien weit verbreitet. In der mediterranen Zone wird sie nach Süden hin zunehmend seltener und ist an die montanen bis subalpinen Höhenstufe der Gebirge gebunden. In den Alpen steigt sie bis in eine Höhenlage von etwa 2000 Metern, beispielsweise in den Allgäuer Alpen am Walmendinger Horn bis 1930 Meter.[12] Im Kanton Wallis erreicht sie sogar eine Höhenlage von etwa 2200 Meter und in Graubünden 2350 Meter.[7]

Eingebürgerte Vorkommen gibt es im östlichen Nordamerika, in Grönland und in Neuseeland.

Rubus idaeus tritt als Waldpionier auf Kahlflächen auf. Sie gedeiht am besten auf kali-[13] und nitratreichen Böden an sonnigen bis halbschattigen Standorten, zum Beispiel auf Waldlichtungen und an Waldrändern mit hoher Luftfeuchtigkeit sowie kühlen Sommertemperaturen. Rubus idaeus verträgt keine Staunässe, da sie empfindlich gegenüber Wurzelkrankheiten sind.[14]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 3w (mäßig feucht aber mäßig wechselnd), Lichtzahl L = 3 (halbschattig), Reaktionszahl R = 3 (schwach sauer bis neutral), Temperaturzahl T = 3 (montan), Nährstoffzahl N = 4 (nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental).[2]

Pflanzensoziologisch ist Rubus idaeus in Mitteleuropa eine Charakterart des Rubetum idaei aus dem Verband Sambuco-Salicion.[9]

Die Erstveröffentlichung von Rubus idaeus erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus I, S. 492.[15][16][17][18] Das Artepitheton idaeus leitet sich vom Wort ide für „Waldung“ ab. Als Lectotypusmaterial wurde LINN-653.1 durch Chater et al. in Edees und Newton: Brambles Brit. Isles, 18, 1988 festgelegt.[18] Synonyme für Rubus idaeus L. sind: Batidaea idaea (L.) Greene, Rubus frambaesianus Lam. nom. illeg., Rubus fragrans Salisb. nom. illeg. non Rubus fragrans (Focke) Gand.[16]

Je nach Autor gibt es Rubus idaeus wenige Unterarten:[15][16][4][3]

Die Art Rubus idaeus gehört zur Untergattung Idaeobatus (Focke) Focke in der Gattung Rubus.[15]

Der von Carl von Linné 1753 erstveröffentlichte[17] wissenschaftliche Name Rubus idaeus lässt sich bis zum Werk De materia medica[19] (entstanden ca. 50 bis 68 n. Chr.) von Pedanios Dioskurides zurückverfolgen, geht aber wahrscheinlich auf den griechischen Arzt Krateuas (um 100 v. Chr.) zurück.[20] Plinius der Ältere nennt den Namen in seinem Werk Naturalis historia (ca. 77 n. Chr.) an zwei Stellen und schreibt, dass die Griechen die Pflanze „Idaeus rubus“ nannten,[21] weil sie nur im Ida wachsen würde.[22] Wahrscheinlich ist die Art nach dem Ida-Gebirge in der Troas benannt, weil nur dieses Gebirge im Verbreitungsgebiet der Himbeere liegt, während die Art im weiten Umkreis des auch „Ida“ genannten Psiloritis-Gebirges Kretas fehlt.[23]

Der deutschsprachige Trivialname der Himbeere[24] (durch Lautangleichung hervorgegangen aus der althochdeutschen Bezeichnung Hintperi) leitet sich aus der altnordischen und angelsächsischen Vokabel hind (Hirschkuh) ab, bedeutet also Beere der Hirschkuh.[25]

Für den Begriff Himbeere gab und gibt es im Volksmund vielfältige Bezeichnungen. Häufig wurde das Wort Himbeere so abgewandelt, dass die entstandenen Formen an Begriffe wie Honig, Hummel oder Imme angelehnt sind. Ebenso entfiel des Öfteren der Konsonant H der Himbeere. Beispiele hierfür sind Imbere (Eifel), Imper (Tirol, Elsass), Himmere (Göttingen), Humbel (bergisch), Himpelbeere (Schlesien), Hindlbeer (Oberösterreich), Hummelbeer (Vorarlberg), Holbeer (bayr.-österreichisch, schwäbisch). Die schweizerischen Bezeichnungen Haarbeeri und Sidebeeri beziehen sich auf die seidige Behaarung der Blattunterseite und der Früchte.[23] Die schweizerische Vereinigung für Vegetarismus führt auf ihrer Homepage noch die Bezeichnung Hohlbeere als Synonym an.[26] Dies ist auch eine ältere deutschsprachige Bezeichnung, ebenso wie Katzenbeere, Grollbeere, Hexenschmierbeere, Mollbeere oder Ambas etc.[27]

Die Sorte ‘Poranna Rosa’
Pflückreife Himbeeren in einer Plantage
Geerntete Himbeerfrüchte
Himbeere auf dem Wochenmarkt

Die Himbeere ist bereits seit dem Altertum als Heilpflanze bekannt. Der Gehalt an Vitamin C, Kalium und Fruchtsäuren soll die Abwehrkräfte und die Wundheilung fördern. Im Mittelalter wurde sie vor allem in Klöstern kultiviert. Bereits im Jahre 1601 hat Clusius zwischen roten und gelben Arten unterschieden.[25]

Grundsätzlich wird bei der Himbeere zwischen zwei Sorten-Typen unterschieden: Sommerhimbeeren und Herbsthimbeeren (remontierende Sorten). Remontierende Sorten fruchten mehrmals jährlich. Meist werden – aus betriebstechnischen Gründen – bei Herbsthimbeeren nach der Ernte alle Sprossachsen abgeschnitten, was im Folgejahr zu Neutrieben und zu einer einmaligen Ernte im Herbst führt. Bei Sommerhimbeeren werden die Neutriebe belassen und so eine Ernte Ende Juni/Anfang August herbeigeführt. Wichtige Himbeersorten sind beispielsweise:[28][29]

  • ‘Tulameen’: sehr aromatische Sorte, groß, nach unten hin spitz zulaufend, Probleme mit Neutriebbildung, anfällig für die Pilzkrankheit „Phytophthora
  • ‘Glen Ample’: früh, groß
  • ‘Himbotop’: Herbsthimbeere, Schweizer Züchtung, groß, feste Früchte, sehr stark wachsend
  • ‘Autumn Bliss’: Herbsthimbeere, Reife Anfang August, aromatisch, resistent gegen Wurzelkrankheiten
  • ‘Polka’: Herbsthimbeere, aromatisch, groß, Reife Mitte August
  • ‘Schönemann’: spät reifende deutsche Sorte mit länglichen, festen, etwas sauren Früchten
  • ‘Zefa’: Herbsternte, feste Früchte
  • ‘Lloyd George’: alte Sorte, dunkelrote Früchte
Himbeerernte und -anbaufläche in Deutschland von 2007 bis 2011

Da die Samen bei der Himbeere nicht innerhalb einer festgelegten Periode keimen, wird im Gartenbau eine Keimbeschleunigung angewandt.

Einmaltragende Himbeer-Sorten (Sommerhimbeeren) werden meist entlang eines Drahtrahmens gezogen. Dabei werden etwa zehn Fruchtruten pro Laufmeter belassen und am Draht angebunden. Während und nach der Fruchtreife wachsen aus den Wurzeln neue Ruten nach. Der Schnitt von Sommerhimbeerkulturen erfolgt direkt nach der Ernte. Dabei werden die abgetragenen Ruten bodeneben abgeschnitten und die Neutriebe aufgebunden. Remontierende Himbeeren (Herbsthimbeeren) werden nach der Ernte (November) bodeneben abgeschnitten. Im Frühjahr bilden sich neue Fruchtruten, welche wiederum im Herbst fruchten. Werden die abgetragenen Ruten über den Winter belassen, ist auch ein kleiner Frühertrag (Juni) möglich. Dieser sollte jedoch drei Wochen nach Erntebeginn abgebrochen werden, um den Spätertrag nicht zu gefährden.[14] Himbeeren benötigen gleichmäßige Nährstoffversorgung bei ausreichender Wasserversorgung. Es wird empfohlen, die Pflanzreihe mit Mulchmaterial wie Stroh oder Rindenkompost abzudecken.[30]

Im Jahr 2011 wurden deutschlandweit in landwirtschaftlichen Betrieben 4778,4 Tonnen Himbeeren auf einer Anbaufläche von 1118 Hektar geerntet. Das entspricht einem Ertrag von 4,27 Tonnen je Hektar.[31] Im Jahr 2020 wurden in der Schweiz auf 171 Hektar Himbeeren angebaut und laut einer voraussichtlichen Schätzung 2070 Tonnen (zusätzlich 80 t Bio) geerntet. Der Selbstversorgungsgrad der Schweiz lag bei 30 Prozent.[32]

2019 betrug die Welternte 886.539 Tonnen. Das Land mit der größten Himbeerproduktion der Welt war Russland, das 22,3 % der weltweiten Ernte produzierte. Europa war für etwa 67,9 % der Welternte verantwortlich.[33]

Krankheiten und Schädlinge

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Die wichtigste Krankheit bei Himbeeren ist die Pilzkrankheit Phytophthora (Rote Wurzelfäule), welche zu verringerter Neutriebbildung und langfristig zum Absterben des „Stockes“ führt. Eine weitere wichtige Krankheit ist die Rutenkrankheit, die auf mehrere Erreger zurückzuführen ist. Während Phytophthora nur durch ein optimales Bodengefüge verhindert werden kann, kann die Rutenkrankheit mit Fungiziden bekämpft werden. Schädlinge an der Himbeere sind Blattläuse, Himbeergallmücken, Himbeerrutengallmücken, Himbeerkäfer, Kirschessigfliegen und Spinnmilben. Viruskrankheiten, die Zwergwuchs hervorrufen können oder zwergfrüchtige Ernten produzieren, sind ein weiteres Risiko im kommerziellen Anbau.[34]

Steinkernfunde bei Pfahlbauten aus dem Neolithikum zeigen, dass Himbeeren bereits seit der Steinzeit wichtige Obstpflanzen waren. Kultiviert wurden sie erst im 16. Jahrhundert.[35]

Rubus idaeus ist eine wegen ihrer Früchte beliebte Nutzpflanze. Die durch ihren hohen Vitamingehalt äußerst gesunden Früchte werden häufig roh verzehrt oder beispielsweise als Marmelade, Gelee, Kompott, Saft, Kuchenbelag, Kaltschale oder Fruchtgrütze vielfältig in der Küche verwendet.[36] Im Jahr 2011 wurden von den landwirtschaftlich geernteten Früchten 82,9 % als Tafelobst verwendet, 7,8 % als Industrie- oder Verwertungsobst. 9,2 % wurden nicht vermarktet.[37] In der Imkerei sind Himbeeren aufgrund des hohen Zuckergehalts (36–70 %) ihres Nektars und dessen hohen Zuckerwerts (0,18–3,80 mg Zucker/Tag je Blüte) eine geschätzte Nebentracht.[38] Die Beerenfrucht findet auch zum Aromatisieren von reinem Alkohol Verwendung. Die dabei entstehende Spirituose trägt die Bezeichnung Himbeergeist.[36] Die Beeren reifen nach der Ernte nicht nach. Sie zählen damit zu den nichtklimakterischen Früchten.

Nährwert/Inhaltsstoffe

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Aufgrund ihres geringen Zuckergehalts enthalten Himbeeren besonders wenig Nahrungsenergie.[39]

Vitamine pro 100 Gramm[40][41]
Vitamin B1 Vitamin B2 Vitamin B6 Vitamin C Vitamin E
0,02 mg 0,05 mg 0,08 mg 25 mg 0,91 mg


Mineralstoffe pro 100 Gramm[40][41]
Zink Eisen Kalium Calcium Magnesium Natrium
0,4 mg 1 mg 170 mg 40 mg 30 mg 1,3 mg

Beispiel: 100 Gramm Himbeeren enthalten 1300 mg Zitronensäure, 190 mg Kalium, 40 mg Äpfelsäure und 25 mg Vitamin C.[42]

Verwendung als Heilpflanze

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Heildrogen sind die getrockneten Himbeerblätter, Rubi idaei folium (DAC) und Himbeersirup aus den frischen Früchten zubereitet – Rubi idaei sirupus. Wirkstoffe sind in den Blättern Gerbstoffe (Gallotannine und Ellagitannine), Flavonoide und Vitamin C, in den Früchten Mineralstoffe, Vitamine, Fruchtsäuren, Farbstoff-Glykoside und Aromastoffe aus etwa 100 Komponenten.[43]

Die Laubblätter werden in der Volksheilkunde wie die Laubblätter von Brombeeren verwendet, so aufgrund ihres Gerbstoffgehalts als Tee bei leichten Durchfallerkrankungen, zu Gurgeln bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum, seltener auch zu Waschungen bei chronischen Hauterkrankungen. Fermentierte Himbeerblätter können an den Geschmack von Schwarzem Tee erinnern, sie sind daher häufig in Hausteemischungen enthalten. Der Sirup dient der Geschmacksverbesserung und der Färbung von Arzneimitteln, seit alters her wird er (verdünnt) gern als durstlöschendes Getränk bei Fieber gegeben.[43]

In der Naturheilkunde finden sowohl Früchte, Laubblätter, Blüten als auch unterirdische Pflanzenteile Anwendung.[44] Es werden beispielsweise die Himbeeren gekocht oder roh eingenommen oder die verschiedenen Pflanzenteile als Tees, Tinkturen oder Bäder angewandt.

Die Wirkung der Pflanze reicht von entzündungshemmend, blutreinigend, adstringierend bis zu beruhigend, fiebersenkend, harn- und schweißtreibend. Eingesetzt wird sie unter anderem bei geschwächtem Immunsystem, Rheuma, Halsentzündungen, Mundgeschwüren oder Verdauungsproblemen.[40]

Himbeerblättertee kann zyklusregulierend wirken und Menstruationsbeschwerden sowie ein vorhandenes prämenstruelles Syndrom (PMS) mindern.

Als altes Hausmittel wird Himbeerblättertee zur Geburtsvorbereitung verwendet.[45] Unter anderem soll er Wehen einleitend wirken sowie der Weitung des Gebärmutterhalses und Muttermundes dienen.[46] Wissenschaftlich ist die Wirkung jedoch nicht erwiesen und Nebenwirkungen nur wenig erforscht.[47]

  • Peter Schütt, Hans Joachim Schuck, Bernd Stimm (Hrsg.): Lexikon der Baum- und Straucharten. Das Standardwerk der Forstbotanik. Morphologie, Pathologie, Ökologie und Systematik wichtiger Baum- und Straucharten. Nikol, Hamburg 2002, ISBN 3-933203-53-8 (Nachdruck von 1992).
  • W. Scherer: Schäden an Himbeeren und Brombeeren erkennen, bestimmen – richtig handeln. Scherer, Augsburg 1989.
  • Marilena Idžojtić: Dendrology. Academic Press, 2019, ISBN 978-0-444-64175-5, S. 598.
  • Wilhelm Olbers Focke: Über Rubus melanolasius und andere Unterarten des Rubus Idaeus. In: Abhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins zu Bremen, Band 13, 1893–1894, S. 469–474 (zobodat.at [PDF]).

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v Rubus idaeus L., Himbeere. auf FloraWeb.de
  2. a b c d e f g h i j k l m n o p Rubus idaeus L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 4. März 2023.
  3. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa Lawrence A. Alice, Douglas H. Goldman, James A. Macklin, Gerry Moore: Rubus Linnaeus. In: Flora of North America Editorial Committee: Flora of North America North of Mexico, Volume 9: Magnoliophyta: Picramniaceae to Rosaceae, 2014, Oxford University Press, Oxford und New York, ISBN 978-0-19-534029-7. Rubus idaeus Linnaeus. - textgleich online wie gedrucktes Werk.
  4. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t Lu Lingdi (Lu Ling-ti), David E. Boufford: Rubus. In: Wu Zhengyi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China, Volume 9: Pittosporaceae through Connaraceae. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 2003, ISBN 1-930723-14-8, S. 195–230. Rubus idaeus Linnaeus., S. 208 - textgleich online wie gedrucktes Werk.
  5. a b c d e f D. Tirmenstein, 1990: Rubus idaeus. In: Fire Effects Information System, U.S. Department of Agriculture, Forest Service, Rocky Mountain Research Station, Fire Sciences Laboratory.
  6. Eckehart J. Jäger (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. Begründet von Werner Rothmaler. 20., neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2011, ISBN 978-3-8274-1606-3, S. 424–425.
  7. a b c d Gustav Hegi, Herbert Huber: Familie Saxifragaceae. S. 295–299. In: Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 2. Auflage, Band IV, Teil 2, Verlag Carl Hanser, München 1961.
  8. a b c d e f g h Himbeere. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
  9. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 511.
  10. a b c d e f g h i j Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1, S. 675–676.
  11. Helmut Hintermeier: Der Liguster und seine Gäste. In: Allgemeine Deutsche Imkerzeitung. November 2008, S. 30, 31.
  12. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW, Eching 2004, ISBN 3-930167-61-1, S. 41–42.
  13. John Seymour: Das neue Buch vom Leben auf dem Lande. Erweiterte Ausgabe, Dorling Kindersley, München 2010, ISBN 978-3-8310-1577-1.
  14. a b Helmut Weiß, Christian Gosch, Andreas Fischerauer: Beerenobst. Sorten, Pflanzung, Pflege, Verarbeitung. Stocker, Graz 2001, ISBN 3-7020-0906-X.
  15. a b c d e Rubus idaeus im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 5. März 2023.
  16. a b c d e A. Kurtto, H. E. Weber, 2009+: Rubus. bei A. Kurtto (Hrsg.): Rosaceae. Datenblatt Rubus idaeus In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  17. a b Carl von Linné: Species Plantarum. Band 1, Lars Salvius, Stockholm 1753, S. 492 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fwww.biodiversitylibrary.org%2Fopenurl%3Fpid%3Dtitle%3A669%26volume%3D1%26issue%3D%26spage%3D492%26date%3D1753~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D)
  18. a b Rubus idaeus bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 11. März 2023.
  19. Dioscurides: De materia medica, übersetzte Textstelle.
  20. K. E. Hummer, J. Janick: Rubus Iconography: Antiquity to the Renaissance. In: Acta Horticulturae. Band 759, 2007, S. 89–106 (PDF; 1,65 MB).
  21. Plinius der Ältere, Naturalis historia 16,180 (online).
  22. Plinius der Ältere, Naturalis historia 24,123 (online).
  23. a b Heinrich E. Weber: Rubus. In: Heinrich Egon Weber (Hrsg.): Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Begründet von Gustav Hegi. 3., völlig neubearbeitete und erweiterte Auflage. Band IV, Teil 2A: Spermatophyta: Angiospermae: Dicotyledones 2 (2) (Hamamelidaceae – Rosaceae 1. Teil). Blackwell, Berlin u. a. 1995, ISBN 3-8263-3016-1, S. 309–315.
  24. Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Nikol, Hamburg 2005, ISBN 3-937872-16-7 (Nachdruck von 1996).
  25. a b Konrad Keipert: Beerenobst. Angebaute Arten und Wildfrüchte. Eugen Ulmer, Stuttgart 1981, ISBN 3-8001-5517-6.
  26. Feinschmecker-Fahrt:Guten Appetit, Übersicht von Gisela Schmidt auf vegetarismus.ch.
  27. Revista de Medicina, Lenguaje y Traducción. Band XII, Nr. 34, 2. Semester, Panace@ 2011, S. 191, online auf docplayer.es (Memento vom 1. August 2018 im Internet Archive), abgerufen am 1. August 2018.
  28. Reto Neuweiler: Beeren und besondere Obstarten. Landwirtschaftliche Lehrmittelzentrale, Zollikofen 2000, ISBN 3-906679-75-6.
  29. Thomas Rühmer: Obstsorten: praktische Porträts marktrelevanter Sorten. Österreichischer Agrarverlag, Wien 2006, ISBN 3-7040-2162-8.
  30. Georg W. Kröger (Hrsg.), Gustav Engel et al.: BdB Handbuch Teil VI, Obstgehölze. Fördergesellschaft "Grün ist Leben" Baumschulen, Pinneberg 1985.
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Wiktionary: Himbeere – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Himbeere (Rubus idaeus) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien