Antoine de Saint-Exupéry

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Antoine de Saint-Exupéry (1942)

Antoine Marie Jean-Baptiste Roger de Saint-Exupéry (* 29. Juni 1900 in Lyon; † 31. Juli 1944 nahe der Île de Riou bei Marseille) war ein französischer Schriftsteller und Pilot. Er war schon zu seinen Lebzeiten ein anerkannter und erfolgreicher Autor, obwohl er selbst sich eher als einen nur nebenher schriftstellernden Berufspiloten sah. Seine märchenhafte Erzählung Der kleine Prinz gehört mit über 140 Millionen verkauften Exemplaren zu den erfolgreichsten Büchern der Welt.

Kindheit und Jugend

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Geburtshaus von Antoine de Saint-Exupéry in Lyon. Die Straße wurde nach ihm benannt.

Saint-Exupéry wurde 1900 in Lyon als drittes von fünf Kindern und als erster Sohn von Jean-Marc de Saint Exupéry (1863–1904) und Marie Boyer de Fonscolombe La Môle (1875–1972) geboren. Der Vater starb, als der Junge drei Jahre alt war.[1]

Saint-Exupéry wuchs zunächst in Lyon und auf Gütern der Familie in Südfrankreich auf. 1909 kam er mit seinem jüngeren Bruder in ein von Jesuiten geführtes Internat in Le Mans. Im Juli 1912 wurde er während der Sommerferien in Ambérieu-en-Bugey zum ersten Mal auf einen Flug vom Piloten und Konstrukteur Gabriel Salvez-Wroblewski mitgenommen, dem er vorgelogen hatte, eine Erlaubnis seiner Mutter für den Flug zu haben. Er war fasziniert vom Fliegen. Die letzten Gymnasialjahre (1915–17) verbrachten er und sein Bruder im Kollegium Heilig Kreuz,[2] einem Internat der Marianisten, in Freiburg/Schweiz.

Ausbildung und Wehrdienst

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Die Unterschrift von Antoine de Saint-Exupéry

Nach dem Abitur (Baccalauréat 1917) besuchte Saint-Exupéry am Lycée Saint-Louis in Paris die Vorbereitungsklassen (classes préparatoires) für die Aufnahmeprüfung (concours) der École navale, weil er Marineoffizier werden wollte. Er hatte jedoch keinen Erfolg bei der Prüfung, fiel zweimal im Fach Literatur durch und erhielt keinen der kontingentierten Studienplätze. Ein weiterer Schlag war der plötzliche Tod seines Bruders 1917, der an den Folgen einer Herzbeutelentzündung starb. Dieser Verlust erschütterte ihn zutiefst.

1920/1921 studierte er an der École nationale supérieure des beaux-arts in Paris Architektur, erwarb jedoch keinen Abschluss. Von 1921 bis 1923 absolvierte er seinen Wehrdienst bei der Kavallerie in Straßburg und wurde zum Flugzeugmechaniker ausgebildet. Die Armee verweigerte ihm eine Ausbildung zum Piloten, weil er den Vorbereitungskurs hierzu nicht absolviert hatte. Er absolvierte dann seine Pilotenausbildung, indem er privat Flugstunden nahm.

Erste Jahre als Pilot und Autor

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Danach hätte Saint-Exupéry als Berufsoffizier und -pilot bei den Luftstreitkräften bleiben können, doch war die adelige Familie seiner Verlobten Louise de Vilmorin, der Schwester eines Pariser Klassenkameraden, vehement gegen eine derart gefährliche Existenz ihres künftigen Schwiegersohns. In Erwartung der Eheschließung, zu der es dann aber doch nicht kam, arbeitete Saint-Exupéry als Angestellter bei Pariser Firmen. Nebenbei flog er, wann immer er konnte, und hatte im Salon einer adeligen Tante, Yvonne de Lestrange, Herzogin von Triest, erste Kontakte mit Pariser Literaten. 1923 war Saint-Exupéry völlig mittellos und begann erstmals als Pilot zu arbeiten, indem er Touristen zu fünfzehnminütigen Rundflügen über Paris mitnahm. 1925 trat er mit der Novelle L’Aviateur („Der Flieger“) erstmals als Autor hervor.

1926 wurde Saint-Exupéry von der Luftfrachtgesellschaft Latécoère in Toulouse eingestellt, zunächst beim Bodenpersonal. Bald kam er zu den Piloten und flog anfangs die Etappe Toulouse–Casablanca, dann Casablanca–Dakar. 1927/28 war er 18 Monate lang Chef des einsamen Zwischenlandeflugplatzes auf dem Cabo Juby mit dem Hauptort Tarfaya, das zur damaligen Kolonie Spanisch-Marokko gehörte, wo ein Denkmal an ihn erinnert. In seiner Funktion als Flugplatzchef hatte er öfter Probleme mit den kriegerischen Berbern der Gegend.

Mehrfach musste er auch in der Wüste notgelandete Kollegen retten. Für die Rettung von insgesamt 14 Piloten bekam er 1930 den höchsten Orden Frankreichs, der an Zivilisten vergeben wird, den „Chevalier de la Légion d'Honneur“ verliehen. Die meiste Zeit jedoch verbrachte er mit Warten auf das nächste Flugzeug. Hierbei schrieb er seinen ersten längeren Text, den kleinen Roman Courrier Sud („Südkurier“, 1928), der den letzten Flug eines Piloten samt einer eingeschobenen, ebenfalls traurigen Liebesgeschichte erzählt.

Die Zeit der Erfolge

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Consuelo de Saint Exupéry (1942)

1929 absolvierte Saint-Exupéry eine Fortbildung in Navigation bei den Marinefliegern in Brest und ging anschließend für seine Gesellschaft nach Argentinien, um in diesem damals reichsten Land Südamerikas Flugpost- und Luftfrachtlinien einzurichten. Seine Erlebnisse und Erfahrungen als Verantwortlicher für die ersten Nachtflüge, die trotz aller Gefahren pflichtgemäß durchgeführt wurden, verarbeitete er in dem Roman Vol de nuit („Nachtflug“, Dezember 1930), dessen Handlung um den tödlichen letzten Flug eines Piloten kreist. Das Werk wurde mit dem renommierten Prix Femina ausgezeichnet und brachte Saint-Exupéry den Durchbruch als Autor.

Im April 1931 heiratete er Consuelo Suncín Sandoval, eine jung verwitwete Malerin aus El Salvador. Die standesamtliche Hochzeit fand in Nizza statt, die kirchliche Trauung feierte das Paar in Agay, wo seine Familie einen Landsitz hatte. Saint-Exupéry ging danach wieder teils als Streckenpilot nach Westafrika, teils betätigte er sich als Versuchspilot für Wasserflugzeuge, wobei er einmal fast ertrank. 1934 wurde er von der neuen Air France eingestellt, zu der sich mehrere Luftfahrtgesellschaften zusammengeschlossen hatten.

Saint-Exupéry (rechts) mit Marcel Peyrouton in Tunis, 1935

In den nächsten Jahren arbeitete er als Flieger, Werbebeauftragter, Journalist und Autor. So flog er beispielsweise 1934 werbewirksam nach Saigon (damals Hauptstadt der damaligen französischen Kolonie Vietnam) und unternahm 1935 per Flugzeug eine Vortragsreise rund ums Mittelmeer. Im Mai 1935, als die französische und die sowjetische Regierung gerade einen Beistandspakt gegen das Deutsche Reich geschlossen hatten, besuchte er im Auftrag der Zeitung Paris-Soir Moskau und schrieb eine vielbeachtete Artikelserie über seinen Aufenthalt.

Saint-Exupéry nach seiner Bruchlandung in Ägypten 1935

Am 29. Dezember 1935 stürzte Saint-Exupéry bei einem Versuch, den Streckenrekord Paris–Saigon aufzustellen, 200 Kilometer vor Kairo in der ägyptischen Wüste ab, nachdem es bei schlechter Sicht zu einer Bodenberührung gekommen war. Saint-Exupéry und sein Mechaniker Prévot überlebten die Bruchlandung unverletzt, waren nun aber ohne ausreichenden Trinkwasservorrat Sonne und Hitze der Wüste ausgesetzt.[3] Nach einem fünftägigen Marsch durch die Wüste stießen sie auf eine Karawane und wurden gerettet.

Im Frühjahr 1937 verbrachte Saint-Exupéry für Paris-Soir einen Monat als Reporter im Spanien des Bürgerkriegs, den er von der republikanischen Seite her schilderte, die von der neuen französischen Volksfront-Regierung halbherzig unterstützt wurde. Mitte Februar 1938 machte er den Versuch eines Rekordfluges New York City nach Feuerland in Südargentinien, stürzte aber in Guatemala beim Start nach einer Zwischenlandung ab und wurde schwer verletzt. Mehrere Autoren behaupten, dass die Kolonialstadt Antigua und ihre Umgebung mitsamt dem Atitlán-See Inspirationsquellen für den Kleinen Prinzen (z. B. für die Vulkane) gewesen seien.

Während seiner Genesung stellte er in New York den Sammelband Terre des hommes (Wind, Sand und Sterne, in neuerer Übersetzung auch unter dem Titel Die Erde des Menschen veröffentlicht) zusammen, dessen teils neue und teils ältere Texte vor allem ein Hohelied der Kameradschaft unter Männern, der Pflichterfüllung und des Idealismus sowie der Solidarität und Menschlichkeit singen. Das Werk traf bei seinem Erscheinen Anfang 1939 den Nerv der Zeit und hatte großen Erfolg. Es erhielt den Grand Prix du Roman de l’Académie française; auch die amerikanische Übersetzung unter dem Titel Wind, Sand and Stars verkaufte sich bestens und wurde preisgekrönt.

Saint-Exupéry war gerade von einer Reise zu seinem amerikanischen Verleger zurückgekehrt, als Anfang September 1939 der Zweite Weltkrieg ausbrach. Er wurde eingezogen und diente zunächst als Ausbilder für Piloten. Später wurde er selbst Pilot bei einem Aufklärungsgeschwader und im Mai/Juni 1940 Zeuge, wie Nordostfrankreich nach dem deutschen Angriff, dem Blitz allemand, im Chaos versank. Den Waffenstillstand am 25. Juni und die anschließende Demobilisierung der französischen Streitkräfte erlebte er in Algerien, danach hielt er sich zunächst auf dem Landgut einer Schwester in Agay in Südfrankreich auf. Hier schrieb er an einem schon 1936 begonnenen größeren philosophisch-moralistischen, lyrisch-erzählerischen Werk: Citadelle („Die Stadt in der Wüste“), dessen Fragment erst postum erschien.

Ende 1940 reiste Saint-Exupéry über Marokko und das neutrale Portugal in die USA, wo sich seine amerikanischen Autorenhonorare angehäuft hatten. In New York fühlte er sich aber nicht wohl, weil er Probleme mit den dortigen Franzosen hatte, die – anders als er selbst – meist mit Marschall Pétain und dessen soeben etabliertem rechtsautoritären Regime sympathisierten. Bei einem längeren Besuch in Kalifornien, wo der dort im Exil lebende Regisseur Jean Renoir sein Werk Terre des hommes verfilmen wollte, verfasste Saint-Exupéry 1941 das seine Kriegserlebnisse verarbeitende Werk Pilote de guerre („Kriegsflieger“; dt. Titel Flug nach Arras). Es erschien 1942 zunächst in englischer Übersetzung (Flight to Arras), ebenso im französischen Original unter dem Titel Pilote de Guerre. Auch in Frankreich durfte das Buch zunächst veröffentlicht werden. Die deutschen Zensoren unterbanden nur einen Teilsatz, in dem Hitler genannt wurde. Nachdem sich die Presse ausgiebig mit dem Werk auseinandergesetzt hatte, wurde es von den Deutschen auf den Index gesetzt; dennoch zirkulierte das Buch weiter im Untergrund.

Anfang des Jahres 1943 brachte Saint-Exupéry in New York zwei kürzere Texte heraus: Lettre à un otage („Brief an eine Geisel“) und Le petit prince (Der kleine Prinz). Der Lettre ist ein fiktiver Brief an einen jüdischen Freund mit lyrischen, essayistischen und erzählerischen Passagen, durch den Saint-Exupéry die Franzosen in aller Welt zur Solidarität mit Frankreich aufzurufen versuchte, das kurz zuvor im November 1942 gänzlich von deutschen Truppen besetzt worden war. Le petit prince, der sein bekanntester Text wurde (bis heute wurde das Werk weltweit in über 140 Sprachen übersetzt), ist eine märchenähnliche Erzählung um einen in der Wüste notgelandeten Piloten, der hier auf einen kleinen Jungen trifft, den es von einem Asteroiden auf die Erde verschlagen hat. Der reale und surreale Elemente mischende Text liest sich insgesamt wie eine verzweifelte Auseinandersetzung des Autors mit der ihn bedrückenden Situation des geknebelten Frankreichs, seinem Unbehagen im utilitaristisch denkenden Amerika und nicht zuletzt seinem schlechten Gewissen gegenüber seiner in Frankreich zurückgelassenen Frau – der „Rose“ des „kleinen Prinzen“. An Le petit prince erinnert heute im südfranzösischen Ort Agay ein Brunnendenkmal, das einen Schlüsselsatz aus dem Büchlein trägt. Im selben Jahr wurde Saint-Exupéry als Ehrenmitglied in die American Academy of Arts and Letters gewählt.[4]

Im Mai 1943 begab sich Saint-Exupéry in das inzwischen von anglo-amerikanischen Truppen kontrollierte Algerien und wurde wieder Pilot bei den Luftstreitkräften. Seine Flugkünste hatten aber nach der langen Pause gelitten. Als er im Juli bei der Rückkehr von einem seiner ersten Flüge eine Bruchlandung hinlegte, wurde er unter Hinweis auf sein Alter und seine diversen Verletzungen ausgemustert. Er beschäftigte sich daraufhin in Algier mit technischen Problemen der neuen Düsentriebwerke (er besaß bereits einige flugtechnische Patente), schrieb aber auch weiter an Citadelle. Dank seiner Bekanntheit gelang es ihm, sich für eine begrenzte Zahl von Aufklärungsflügen reaktivieren zu lassen. Diese unternahm er zuerst vom inzwischen amerikanisch besetzten Sardinien aus, dann vom zurückeroberten Korsika.

Seine Beziehungen zu den Anhängern des Oberhaupts der Forces françaises libres, Charles de Gaulle, waren in dieser Zeit von gegenseitigem Misstrauen geprägt. Saint-Exupéry nahm den Gaullisten übel, dass sie auf die Machtergreifung fixiert waren. Er ging davon aus, dass sie eine allzu strenge Säuberung (épuration) durchführen würden, was er für kontraproduktiv hielt.[5]

Eine Lockheed F-5 (Aufklärerversion der Lockheed P-38), der Typ, mit dem Saint-Exupéry am 31. Juli 1944 zu seinem letzten Flug startete

Der letzte Flug

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Am 31. Juli 1944 startete Saint-Exupéry morgens vom Flughafen Bastia auf Korsika zu seinem planmäßig letzten Aufklärungsflug in einer Lockheed F-5, der Aufklärervariante der zweimotorigen Lockheed P-38 Lightning (Registriernummer 42-68223) in Richtung Grenoble, kehrte aber nicht zurück und galt seitdem als verschollen. Als Ursache seines Verschwindens wurden verschiedene Möglichkeiten ins Auge gefasst: Abschuss, technischer Defekt, aber auch Suizid, denn Saint-Exupéry war schwer depressiv, wie Briefe aus dieser Zeit belegen. Als weitere Möglichkeit galt bewusstes Abweichen vom vorgegebenen Kurs, um bessere Ergebnisse zu erzielen und sich für weitere Verwendung zu empfehlen.[6]

Aufklärung der Todesumstände

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Saint-Exupérys Silberarmband, das 1998 gefunden wurde

Im Sommer 1948 meldete sich bei Saint-Exupérys deutschem Verleger ein Student, der während des Zweiten Weltkriegs Angehöriger des Kommandos der Luftwaffe in Italien gewesen war. Er behauptete, „eine Abschrift der militärischen Protokolle, in welchen alle Kampfkontakte deutscher Flugzeuge mit dem Gegner festgehalten wurden“, zu besitzen. Diese enthielten „unter dem Datum vom 31. Juli eine Eintragung, daß ein französisches Flugzeug in den ersten Nachmittagsstunden nicht weit von der Küste Korsikas abgeschossen wurde“.

Freunde Saint-Exupérys konnten das fragliche Dokument in Deutschland einsehen und kamen zu folgender Einschätzung: „Der Zeitpunkt und der Ort des Luftkampfes stimmten genau mit den Einzelheiten von Saint-Exuperys letztem Flug überein. Der Apparat wurde von einer deutschen Focke-Wulff-Maschine (sic!) des Flugzeugstützpunktes von Avignon abgeschossen und muß demnach ins Meer gestürzt sein.“ Daraufhin gab es Pressemeldungen, wonach Saint-Exupérys Tod geklärt sei.[7] Die angebliche Absturzstelle stimmt jedoch nicht mit dem Fundort des im Jahr 2000 gefundenen Flugzeugwracks überein.

1998 fand der Marseiller Fischer Jean-Claude Bianco beim Säubern seiner Netze Saint-Exupérys Silberarmband im Meer östlich der Île de Riou (Karte),[8] südlich von Marseille.[9] Es trägt die Gravur mit seinem Namen und den seiner Frau Consuelo sowie Namen und Adresse seiner Verleger Reynal & Hitchcock in New York.[10]

Erst im Jahr 2000 wurden von Luc Vanrell, einem Marseiller Taucher und Unterwasserforscher, Teile der Maschine auf dem Grund des Mittelmeers in der Nähe der Île de Riou geortet, im Herbst 2003 geborgen und 2004 anhand der im Turbolader eines der beiden Motoren eingravierten Nummer „2734“ eindeutig identifiziert. Die Fundstelle liegt weit westlich der vorgegebenen Flugroute von Saint-Exupérys Aufklärungsflug. Vermutlich wollte Saint-Exupéry eigenmächtig Aufklärungsfotos von Marseille machen und so eine weitere Verwendung bei den Luftstreitkräften erzwingen. Die Wrackteile wurden im Juni 2004 dem Musée de l’air et de l’espace in Le Bourget übergeben und sind dort zusammen mit dem 1998 gefundenen Silberarmband ausgestellt.

Recherchen von Luc Vanrell und Jacques Pradel zufolge (2008 auf Französisch und von Claas Triebel und Lino von Gartzen auf Deutsch veröffentlicht) soll der deutsche Jagdflieger Horst Rippert, späterer Sportberichterstatter beim ZDF, als Angehöriger der Jagdgruppe 200 die Maschine Saint-Exupérys abgeschossen haben.[11]

Ein offizieller Abschussbericht liegt allerdings nicht vor, da Abschussberichte seiner Einheit ab Juni 1944 beim Rückzug der Wehrmacht verlorengingen. Auch eine nach Ripperts Angaben erst später angefertigte Karteikarte weist am fraglichen Tag keinen Abschuss aus.[12] Rippert erklärte, er habe weder Stolz noch Ehre hinsichtlich dieses Abschusses empfunden – dies könnte dessen Verschweigen erklären. Des Weiteren waren Bedingungen für einen bestätigten Abschuss insofern nicht gegeben, als Rippert allein flog und so keinen Zeugen hatte.

Die von Saint-Exupéry geflogene zweimotorige P-38 hatte, auf sich allein gestellt, als schwerer Begleitjäger ebenso wie das deutsche Gegenstück Messerschmitt Bf 110 nahezu keine Chance gegen einen wendigen einmotorigen Abfangjäger wie die Bf 109. Deshalb wurde die P-38 in Europa nach schweren Verlusten aus der Rolle des Begleitjägers herausgenommen und nur noch als schneller hochfliegender Aufklärer Lockheed F-5 eingesetzt, so wie ihn auch Saint-Exupéry auf seiner letzten Mission flog. In den Aufzeichnungen von Saint-Exupéry kann man deutlich seine persönliche Abneigung gegen diese Bauart von schnellen und leistungsfähigen Jagdflugzeugen herauslesen. Er flog noch Jahre zuvor Doppeldecker und fühlte sich im Cockpit einer solchen modernen, anspruchsvollen Hochleistungsmaschine wie der P-38J nicht besonders wohl.

Nachlass und Rezeption

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Antoine de Saint-Exupéry (Porträt auf einer 50-Francs-Banknote)
Rückseite der Banknote
  • Saint-Exupéry hinterließ kein Testament. Dadurch ging das Erbe, entsprechend der damaligen Regelung, an seine Mutter und die Schwestern. Seine Frau ging leer aus und bestritt diese Regelung. Der Konflikt ist auch heute zwischen den Erbengemeinschaften La Succesion Antoine de Saint-Exupéry-d’Agay und Consuelo de Saint-Exupéry nicht gelöst.[13] Die Autorenrechte lagen bei den Nachkommen der Schwestern von Antoine de Saint-Exupéry.[14] Sie wurden verwaltet von dem französischen Verlag Gallimard.
  • 1975 wurde der Asteroid 2578 nach Saint-Exupéry benannt. Seit dem Jahr 2000 trägt der Flughafen Lyon Saint-Exupéry seinen Namen. Ebenfalls 2000 erschienen aus Nachlasspapieren zusammengestellte Erinnerungen seiner Witwe Mémoires de la rose (deutsch: Die Rose des kleinen Prinzen).
  • In der letzten Banknotenserie des Französischen Franc vor der Einführung des Euro war Saint-Exupéry die 50-Francs-Note gewidmet.[15]
  • Im Konversionsgebiet Gateway Gardens nahe dem Flughafen Frankfurt Main ist eine Straße nach Saint-Exupéry benannt, ebenso in der Schweizer Stadt Freiburg im Üechtland, wo er einen Teil seiner Jugendjahre verbracht hatte.
  • Am 3. Dezember 2016 wurde ein vom Autor mit Widmung und Zeichnung versehenes Exemplar der Originalausgabe Le Petit Prince von 1943 in Paris versteigert.[16]
  • In Die Widerspenstigkeit. Ein Märchen (2017) beschäftigt sich Mirko Bonné mit Saint-Exupérys Flugzeugabsturz in der Nord-Sahara im Jahr 1935. Auf der Suche nach dessen Flugzeugwrack begegnet dem Erzähler in der Wüste ein Fuchs, mit dem er ins Gespräch kommt.
  • 2019 wurde Der kleine Prinz mit dem Retro Hugo Award 1944 in der Kategorie Best Novella (Bester Kurzroman) ausgezeichnet.
Denkmal für Antoine de Saint-Exupéry am Flughafen Bastia
Nachtflug. Vorwort André Gide, Deutsch Hans Reisiger, S. Fischer, Berlin 1932, weitere Auflagen im arisierten S. Fischer Verlag 1933 bis 1943. Nach dem Ende des Nationalsozialismus viele weitere Auflagen im S. Fischer Verlag, Frankfurt. Zuletzt als Tb. 2015 unter der ISBN 978-3-596-90594-2.
Neuauflage, Übersetzung Annette Lallemand. Rauch, Düsseldorf 2017. ISBN 978-3-7920-0072-4.
  • Terre des hommes. 1939. (Wind, Sand und Sterne. ISBN 3-7920-0030-X).
  • Lettre à un otage. 1941. (Bekenntnis einer Freundschaft. Rauch, Düsseldorf 1999, ISBN 3-7920-0031-8).
  • Pilote de guerre. 1942. (Flug nach Arras. Karl Rauch-Verlag, Düsseldorf 2002, ISBN 3-7920-0035-0).
  • Le petit prince. New York 1943. (Übersetzte Ausgabe Der kleine Prinz. Rauch-Verlag, Bad Salzig 1950.) Danach viele weitere deutsche Ausgaben. (DE: Gold (Kids-Award)Gold (Kids-Award)[17] für das Hörspiel zum Buch)
  • Citadelle. 1948 posthum, unvollendet. (Die Stadt in der Wüste. Karl Rauch-Verlag, Düsseldorf 2002, ISBN 3-7920-0037-7).
  • Antoine de Saint-Exupéry, Consuelo de Saint-Exupéry: Correspondance. 1930–1944. Herausgegeben von Alban Cerisier. Gallimard, Paris 2021, ISBN 978-2-07-293176-5.[18]

Dokumentarfilme

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  • Der Himmel, das Meer… Antoine de Saint-Exupéry. Dokumentarfilm, Deutschland, 2014, 44 Minuten, Buch und Regie: Birgitta Ashoff, Produktion: Bayerischer Rundfunk, Reihe: Lido, Erstsendung: 11. Januar 2014 beim BR, Inhaltsangabe. In: Bayerischer Rundfunk. 10. September 2015, archiviert vom Original am 10. November 2017;.
  • Romantische Oper: Der kleine Prinz für Soli, Chor und Orchester von Nikolaus Schapfl, 2000 (Orchestersuite 1996: UA Shanghai 1997; Uraufführung konzertant: Salzburg 2003, Titelrolle: Yvonne Moules; Uraufführung szenisch: Badischen Staatstheater Karlsruhe, 23. März 2006; Titelrolle: Robert Crowe)
  • Rock-Oper: B612 von Riccardo Romano Land nach 'Der kleine Prinz' von Saint-Exupéry, Marakash Records, 2017
  • Andreas Willscher: Der kleine Prinz. 15 Orgelstücke nach Gedichten von Klaus Lutterbüse. Butz-Verlag 2019, Verlagsnr. BU 2896
  • Walter Bauer: Der Gesang vom Sturmvogel. Über Saint-Exupery. Trüjen, Bremen 1949.
  • René Delange, Léon Werth: Unser Freund Antoine de Saint-Exupéry. Rauch, Bad Salzig/Düsseldorf 1952.
  • Marcel Migeo: Saint-Exupéry. Sein Leben. Wunderlich, Tübingen 1958
  • Maria de Crisenoy: Antoine de Saint-Exupéry. Mensch, Dichter und Pilot. Rex, Luzern/München 1964
  • John Phillips, Charles-Henri Favrod: Poet and Pilot: Antoine de Saint-Exupery. Scalo Publishers, 1994, ISBN 978-1-881616-23-8. Der Bildband thematisiert die Fliegertätigkeit von Antoine de Saint-Exupéry.
  • Paul Webster: Antoine de Saint-Exupéry. Leben und Tod des Kleinen Prinzen. Übers. Theresia Übelhör. Metamorphosis, München 1994, ISBN 3-928692-11-9.
  • Stacy Schiff: Saint-Exupéry. Eine Biographie. Übers. Eva Brückner-Tuckwiller. Knaus, München 1995, ISBN 3-8135-1247-9.
  • Nathalie des Vallières, Roselyne de Ayala: Man sieht nur mit dem Herzen gut. Antoine de Saint-Exupéry. Eine illustrierte Biografie. Übers. Bernadette Ott. Knesebeck, München 2003, ISBN 3-89660-184-9.
  • Karlheinrich Biermann: Antoine de Saint-Exupéry. Rowohlt, Reinbek 2012, ISBN 978-3-499-50547-8.
  • Léon Werth: Mein bester Freund. Erinnerungen an Antoine de Saint-Exupéry. Übers. Christel Gersch. Aufbau, Berlin 2012, ISBN 978-3-351-03514-3.
  • Joseph Hanimann: Antoine de Saint-Exupéry. Der melancholische Weltenbummler. Eine Biografie. Orell Füssli, Zürich 2013, ISBN 978-3-280-05508-3.
  • Alain Vircondelet (Hrsg.): Antoine de Saint Exupéry in Bildern und Dokumenten. Edition Olms, Oetwil am See 2013, ISBN 978-3-283-01170-3.
  • Der Prinz und die Rose : Antoine & Consuelo de Saint-Exupéry, Briefwechsel 1930-1944, herausgegeben und kommentiert von Alban Cerisier; mit Vorworten von Martine Martinez Fructuoso und Olivier d'Agay; aus dem Französischen von Romy und Jürgen Ritte, Düsseldorf : Karl Rauch, 2023, ISBN 978-3-7920-0082-3
Commons: Antoine de Saint-Exupéry – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise

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  1. Family tree of Jean-Marc de SAINT-EXUPÉRY. Abgerufen am 11. April 2021 (englisch).
  2. Freiburg Tourismus: Saint-Exupéry und Freiburg
  3. Peter Rawert: Im Bann des Durstes. In: FAZ.net. 12. Juni 2009, abgerufen am 13. Oktober 2018.
  4. Honorary Members: Antoine de Saint-Exupéry. American Academy of Arts and Letters, abgerufen am 20. März 2019.
  5. A. de Saint Exupéry: Oeuvres complètes. Bibliothèque de la Pléiade, Editions Gallimard, 1999, S. 926, 953, 969, 978.
  6. Vor 75 Jahren stirbt der Vater des „Kleinen Prinzen“. In: AERO International Nr. 7/2019, S. 80
  7. Saint-Exupérys Tod geklärt. Das tragische Ende des Dichters, der ein Kampfflieger war. In: Weltpresse. Unabhängige Nachrichten und Stimmen aus aller Welt / Weltpresse, 9. August 1948, S. 3 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/dwp
  8. Landkarte von Marseille und Umgebung auf Commons
  9. „Saint-Exupéry beging Selbstmord“ sagt der Taucher, der das Flugzeugwrack fand, laut Cyber Diver News Network, 7. August 2004. – Zusatz 2008: Bei dem zitierten „Taucher“ handelt es sich um Luc Vanrell, der im weiteren Verlauf des Artikelabschnitts erwähnt wird. Die von ihm zuerst favorisierte Suizid-Hypothese wird dabei zurückgenommen.
  10. abtauchen.com: Saint-Exupérys Silberarmband (Memento vom 8. Dezember 2015 im Internet Archive)
  11. Claas Triebel und Lino von Gartzen: Der Prinz, der Pilot und Antoine de Saint-Exupéry. Herbig, München 2008, ISBN 978-3-7766-2569-1. Dieses Werk führt die unterschiedlichen Erkenntnisstände über den Tod Saint-Exupérys zusammen und kommt zu dem Schluss, dass nichts gegen die Darstellung Ripperts spricht, der im Jahr 2006 seine Aussage erstmals gegenüber Lino von Gartzen getroffen hatte. Rippert wird darin wie folgt zitiert: „Sie können aufhören zu suchen, ich habe Saint-Exupéry abgeschossen. Es ist in der Nähe von Toulon passiert, er flog unter mir. Ich war über der See auf einem Aufklärungsflug.“ Er habe das französische Hoheitszeichen am Flugzeug gesehen, sei eine Kurve geflogen und habe sich hinter den französischen Flieger gesetzt, dann habe er ihn abgeschossen. Natürlich, so Rippert heute, habe er dies nachträglich sehr bedauert, denn er habe den Autor sehr verehrt. Vgl. Interview vom 17. März 2008 in der FAZ Nr. 65, S. 9, und Lino von Gartzen, In die Geschichte abgetaucht. In: FAZ, 18. März 2008, Nr. 66, S. 7; auch Interview mit von Gartzen in der Süddeutschen Zeitung vom 18. März 2008, S. 11: Rippert sagt die Wahrheit.
  12. Georg Bönisch, Romain Leick: Gelassen in den Tod. In: Der Spiegel. Nr. 13, 22. März 2008 (online). Einen Überblick über die skeptische Aufnahme der neuen Rechercheergebnisse in Frankreich gibt Jürg Altweg: Aus Erfahrung skeptisch: Französische Zweifel an Saint-Exupérys Abschuss durch Horst Rippert. In: FAZ, 28. März 2008, Nr. 32, S. 44. Laut einem Leserbrief von Hermann Schreiber in der Süddeutschen vom 7. April 2008, S. 33 unter dem Titel Freispruch von einer Gewissenslast gehörte Saint-Exupérys Maschine zu einer US-amerikanischen Staffel und trug nicht französische, sondern amerikanische Hoheitszeichen. Dieser Leserbrief bezieht sich jedoch auf die Meldung vom 17. März, nicht auf die ausführliche Darstellung vom 18. März. Zudem schildert Rippert in einem Interview, die Hoheitszeichen seien übermalt gewesen. Es liegt also kein Widerspruch vor.
  13. Joseph Hanimann: Antoine de Saint-Exupéry. Der melancholische Weltenbummler. Eine Biografie. Zürich 2013. Seite 281 ff
  14. „Lorsqu'Antoine de Saint-Exupéry disparait le 31 juillet 1944, n’ayant pas eu d’enfant, il avait désigné sa famille comme dévolutaire des droits sur son œuvre et son nom. Entre son frère François (1902–1917) et ses trois sœurs Marie-Madeleine (1896–1927), Simone (1897–1979) et Gabrielle (1903–1986), seule la cadette eu une descendance. Aujourd’hui, ses quatre neveux, sont les héritiers et ayant droits de son œuvre.“ (Gabrielle, dite Didi (1903–1986). antoinedesaintexupery.com)
  15. Tagesschau (Memento vom 19. Februar 2012 im Internet Archive) Letzter Tag für den geliebten Franc (ARD) abgerufen am 17. Februar 2012.
  16. „Der kleine Prinz“ für knapp 90.000 Euro versteigert. In: orf.at. 4. Dezember 2016, abgerufen am 4. Dezember 2016.
  17. Auszeichnungen für Musikverkäufe: DE
  18. Carsten Hueck: Jürgen Ritte zum Briefwechsel von Antoine [und] Consuelo Exupéry. In: Büchermarkt. Deutschlandfunk, 27. März 2023, abgerufen am 27. März 2023 (der Titel ist wohl unvollständig).
  19. Antoine de Saint-Exupéry. In: prisma. Abgerufen am 2. Mai 2021.