Sammlung Sieglin
Die Sammlung Ernst von Sieglin ist die Antikensammlung des Stuttgarter Unternehmers und Mäzens Ernst von Sieglin, der eine umfangreiche Sammlung von Objekten aus dem pharaonischen und griechisch-römischen Ägypten zusammenbrachte.
Die Sammlung befindet sich heute aufgeteilt im Landesmuseum Württemberg in Stuttgart, in der Antikensammlung der Universität Tübingen, im Antikenmuseum der Universität Leipzig und in der Antikensammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ernst von Sieglin ließ in den Jahren 1898 bis 1902 im Bereich von Alexandria von dem Leipziger Ägyptologen Theodor Schreiber umfangreiche Ausgrabungen vornehmen, insbesondere bei der bedeutendsten römischen Nekropole im Alexandrias, Kôm-Esch-Schukâfa, dem Serapeion, auf dem Gebiet des Königspalastes und im Stadtteil Hadra. Einen Teil der Objekte schenkte Sieglin nach Abschluss der Arbeiten den Kulturinstitutionen seines Heimatlandes Königreich Württemberg. Von 1909 bis 1914 fand eine zweite Expedition statt. Unter Leitung des Leipziger Ägyptologen Georg Steindorff wurden von 1909 bis 1914 unter anderem der Totentempel des Chephren, östlich der zweitgrößten Pyramide in Gizeh freigelegt. Ebenfalls in Gizeh kam die Opferkammer des Seschemnefer III., eines hohen Beamten, der um 2350 v. Chr. lebte, zutage.
Durch die Ausgrabungen und Ankäufe gelangte Sieglin in den Besitz einer großen Sammlung, die er noch zu Lebzeiten dem König von Württemberg, den Universitäten Tübingen und Leipzig und dem Albertinum in Dresden stiftete. Die Sammlungsstücke befinden sich heute im Landesmuseum Württemberg in Stuttgart, in der Antikensammlung der Universität Tübingen, im Antikenmuseum der Universität Leipzig und in der Antikensammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.
Die genaue Provenienz vieler der Funde lässt sich aufgrund der Tagebuchaufzeichnungen und Beschriftungen des Archäologen Rudolf Pagenstecher nachweisen. Er vermaß die Stücke und fertigte kleine Zeichnungen derselben. Zwar geben die Herkunftsangaben und Sondagen nicht die exakte Lage und Position des jeweiligen Fundes an, doch grenzen sie die Funde auf das jeweilige Stadtgebiet Alexandrias ein.[1] Die Konkordanzliste nach Laube umfasst für Tübingen 66, für Stuttgart 46 und für Dresden 150 Objekte.[2]
Sammlung in Stuttgart
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Innerhalb des Landesmuseums Württemberg wird die Sammlung Sieglin in einem runden Pavillon in der Antikensammlung im ersten Obergeschoss des Stuttgarter Alten Schlosses gezeigt, allerdings nur ein Bruchteil des vorhandenen Bestandes, die meisten Stücke befinden sich im Depot. In der Sammlung besonders häufig sind kleine Figuren aus Terrakotta und Bronze sowie marmorne Bildwerke vertreten.
- Ausgestellte Objekte
Die 59 ausgestellten Objekte der Sammlung Sieglin werden in 12 Vitrinen im Inneren des runden schwarzen Pavillons in der Antikensammlung des Landesmuseums Württemberg präsentiert. Die Zählung der Vitrinen erfolgt ab dem Eingang von links nach rechts. Zwischen Vitrine 4 und 5 hängt ein Porträtrelief von Ernst von Sieglin (siehe Titelbild).
Vitrine 1: Karikaturen und Grotesken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Begriffe Karikaturen und Grotesken können nicht immer scharf voneinander getrennt werden. Sie umfassen „eine Fülle von verschiedenen Typen, die durch körperliche Deformationen aller Art, phantastische Körpermerkmale und karikierte bzw. übertriebene Gesichtszüge geprägt sind.“[3]
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Vitrine 2: Herrscherporträts
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Vitrine 3: Ptolemäerporträts
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Vitrine 4: Herrscherporträts
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Vitrine 5: Götterwelt
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Vitrine 6: Götterwelt
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Vitrine 7: Ptolemäerporträt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kopfteil einer Statue aus Buto im Nildelta. Die Vitrine zeigt die Vorderseite des Kopfs und auf der anderen Seite die Rückseite mit dem Ende des Rückenpfeilers der Statue.
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Vitrine 8: Ptolemäerkulte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Serapis war ein Gott, der unter den Ptolemäern als Reichsgott etabliert wurde. In ihm verschmolzen ägyptische und griechisch-römische Hauptgottheiten. Der wichtigste Gott der Ptolemäer war Dionysos, der Gott des Weins und des Theaters. Zu seiner Verehrung begründete Ptolemaios IV. Philopator das Flaschenfest (Lagynophoria), zu dem jeder seine Flasche (Lagynos) und sein Essen mitbrachte.
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Vitrine 9: Mumienporträt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mumienporträts sind gemalte Porträts, die auf dünnen Holztafeln aufgebracht sind und in den Kopfteil von Mumien eingebunden wurden.
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Mumienporträt der Eirene, die am Hals die Inschrift trägt: „Eirene, Tochter des Silvanos, ihre Mutter ist Senpnoutis. Möge ihre Seele leben vor Osiris Sokaris, dem großen Gotte, dem Herrn von Abydos, ewiglich.“
Vitrine 10: Mumienporträts
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Vitrine 11: Mumienmasken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mumienmasken sind bemalte Masken, die am Kopfende der Mumien befestigt wurden, jedoch nicht das Gesicht der Mumie bedeckten. Die gezeigten Masken wurden aus Stuck gefertigt.
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Vitrine 12: Kanopen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vor der Mumifizierung eines Leichnams wurden im alten Ägypten die Eingeweide Magen, Leber, Gedärme und Lunge entnommen und in Keramikkrügen, den Kanopen beigesetzt. Die Köpfe der Schutzgötter der vier Organe wurden auf den Deckeln der Kanopen dargestellt: Duamutef als Schakal für den Magen, Amset als Mensch für die Leber, Kebechsenuef als Falke für die Gedärme und Hapi als Pavian für die Lunge.
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1. Schakal (Duamutef): Magen. 2. Mensch (Amset): Leber. 3. Falke (Kebechsenuef): Gedärme. 4. Pavian (Hapi): Lunge. |
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ernst von Sieglin (Hrsg.): Expedition Ernst von Sieglin. Ausgrabungen in Alexandria.
- Band 2: Die Griechisch-Ägyptische Sammlung Ernst von Sieglin.
- Band 2, 1A: Rudolf Pagenstecher: Malerei und Plastik. Giesecke & Devrient, Leipzig 1923 (Digitalisat).
- Band 2, 1B: Carl Watzinger: Malerei und Plastik. Giesecke & Devrient, Leipzig 1927 (Digitalisat).
- Band 2, 2: Joseph Vogt: Terrakotten. Giesecke & Devrient, Leipzig 1924.
- Band 2, 3: Rudolf Pagenstecher: Die Gefäße in Stein und Ton, Knochenschnitzereien. Giesecke & Devrient, Leipzig 1913 (Digitalisat).
- Band 2: Die Griechisch-Ägyptische Sammlung Ernst von Sieglin.
- Jutta Fischer: Griechisch-römische Terrakotten aus Ägypten : die Sammlungen Sieglin und Schreiber, Dresden, Leipzig, Stuttgart, Tübingen. Wasmuth, Tübingen 1994.
- Nina Willburger: Zeugnisse römischer Mumiendekoration aus Ägypten. Ernst von Sieglin und seine Sammlung. In: Daniel von Recklinghausen (Redaktion): Ägyptische Mumien. Unsterblichkeit im Land der Pharaonen. Große Landesausstellung Baden-Württemberg. Zabern, Mainz 2007, S. 228–254.
- Ingrid Laube: Skulptur des Hellenismus und der Kaiserzeit aus Ägypten : Expedition Ernst von Sieglin; die Sammlungen in Dresden, Stuttgart und Tübingen. Hirmer, München 2012, ISBN 978-3-7774-5691-1.
- Nina Willburger: Griechenland und Rom in Ägypten – Ernst von Sieglin und seine Sammlung. In: Nina Willburger: Wahre Schätze: Antike. Süddeutsche Verlagsgesellschaft Ulm im Jan Thorbecke Verlag, Ulm 2016, ISBN 978-3-7995-1140-7, S. 51–59.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Landesmuseum Württemberg, Digitaler Katalog, Suchbegriff: Sieglin.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ #Laube 2012, S. 50.
- ↑ #Laube 2012, S. 376–378.
- ↑ #Fischer 1994, S. 51.