Satz von Cayley-Bacharach
Der Satz von Cayley-Bacharach ist ein mathematischer Satz aus dem Gebiet der algebraischen Geometrie. Er macht eine Aussage darüber, dass in bestimmten Fällen algebraische Kurven, die durch einen Teil der Schnittpunkte zweier weiterer algebraischer Kurven gehen, bereits alle diese Schnittpunkte enthalten. Insbesondere enthält eine kubische Kurve, die durch acht von neun Schnittpunkten zweier weiterer Kubiken geht, auch den letzten Schnittpunkt. Formuliert und bewiesen wurde diese Aussage erstmals von Michel Chasles, benannt wird der Satz meist nach Arthur Cayley und Isaak Bacharach, die Verallgemeinerungen der Aussage vorschlugen oder bewiesen.
Aussage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Chasles’ Formulierung besagt der Satz das Folgende:[1]
Schneiden sich zwei kubische Kurven in der projektiven Ebene in neun verschiedenen Punkten, so enthält jede kubische Kurve, die durch acht dieser Punkte geht, auch den neunten.
Nach dem Satz von Bézout ist dabei 9 die maximal mögliche Zahl verschiedener Schnittpunkte, sofern die beiden Kurven keine gemeinsame Komponente besitzen. Über einem algebraisch abgeschlossenen Körper wird diese Maximalzahl immer erreicht, wenn die Punkte alle verschieden sind.
Eine Verallgemeinerung des Satzes stammt von Cayley.[2] In der ursprünglichen Fassung fehlen bei ihm allerdings wichtige Bedingungen, auch sein Beweis enthielt mehrere Lücken.[3] Bacharach konnte aufbauend auf Arbeiten von Alexander von Brill und Max Noether diese Mängel beheben und stellte in seiner Antrittsvorlesung 1881 eine korrekte Verallgemeinerung vor. In einer späteren Publikation formulierte er die Verallgemeinerung folgendermaßen:[4]
- Schneiden sich zwei algebraische Kurven der Ordnungen und in verschiedenen Punkten, so enthält jede algebraische Kurve der Ordnung mit , und , die durch alle bis auf dieser Punkte geht, auch diese restlichen Punkte; es sei denn, dass diese Punkte auf einer Kurve der Ordnung liegen.
Für ergibt sich gerade Chasles’ Satz.
Beweisidee
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ist eine Menge von Punkten der projektiven Ebene, so bilden die Polynome eines bestimmten Grades , die in allen Punkten von verschwinden, einen Vektorraum. Die Kodimension dieses Vektorraums im Vektorraum aller Polynome vom Grad gibt an, wie sehr die Wahl einer algebraischen Kurve vom Grad durch die Punkte einschränkt.
Für Punkte in allgemeiner Lage erwartet man, dass diese Kodimension mit der Zahl der Punkte übereinstimmt, denn jeder Punkt stellt eine lineare Bedingung an das Polynom.
Der Vektorraum aller homogenen Polynome in drei Variablen von Grad hat die Dimension , im Fall für Kubiken also Dimension 10. Bezeichnet die Menge der neun Schnittpunkte und eine 8-elementige Teilmenge, so erwartet man also für eine Kodimension von 8. Aber auch für ergibt sich eine Kodimension von maximal 8, da es mit den beiden Polynomen, die die beiden gegebenen Kubiken definieren, bereits zwei linear unabhängige Polynome gibt, die in allen Punkten von verschwinden.
Tatsächlich kann man zeigen, dass die Kodimension für und übereinstimmen und damit jede Kubik durch die Punkte von bereits durch alle Punkte von geht.
Anwendungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sätze von Pappos und Pascal
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sowohl der Satz von Pappos als auch der Satz von Pascal sind Spezialfälle des Satzes von Cayley-Bacharach. Sind sechs Punkte auf einem Kegelschnitt, so bilden die drei Geraden , und einerseits und , und andererseits zwei Kubiken, die sich in neun Punkten schneiden, nämlich in sowie in den drei Schnittpunkten , und . Der Kegelschnitt bildet zusammen mit der Geraden durch und ebenfalls eine Kubik, diese geht durch acht der Punkte, nach dem Satz von Cayley-Bacharach also auch durch . Damit sind , und kollinear, dies ist gerade der Satz von Pascal. Analog lässt sich auch der Satz von Pappos herleiten.
Gruppenoperation auf elliptischen Kurven
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit Hilfe des Satzes von Cayley-Bacharach lässt sich leicht das Assoziativgesetz für die Addition auf elliptischen Kurven beweisen: Seien , und drei Punkte auf einer elliptischen Kurve, der (in der Abb. im Unendlichen liegende) Punkt, der das neutrale Element darstellt. Dann bilden die drei Geraden , und eine Kubik, ebenso die drei Geraden , und . Die Schnittpunkte dieser beiden Kubiken sind , , , , , , (auf den Geraden und ), (auf den Geraden und ), sowie der Schnittpunkt von und . Die elliptische Kurve enthält die ersten acht Punkte, also auch den letzten. Dieser muss daher sein, womit gilt.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Michel Chasles: Traité des sections coniques. Gauthier-Villars, Paris, 1865. (Digitalisat)
- ↑ Arthur Cayley: On the Intersection of Curves. In: Cambridge Mathematical Journal. Volume 3, 1843. S. 211–213. (Digitalisat)
- ↑ David Eisenbud, Mark Green, Joe Harris: Cayley-Bacharach Theorems and Conjectures. In: Bulletin of the American Mathematical Society. Volume 33, Nr. 3, Juli 1996. (online, PDF)
- ↑ Isaak Bacharach: Ueber den Cayley’schen Schnittpunktsatz. In: Mathematische Annalen. Band 26, 1886. S. 275–299. (doi:10.1007/BF01444338)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eric W. Weisstein: Cayley-Bacharach Theorem. In: MathWorld (englisch).