Savagnin

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Savagnin
Synonyme Traminer, Clevner, Paien, Heida – für weitere siehe Abschnitt Synonyme
Savagnin
Art Edle Weinrebe (Vitis vinifera subsp. vinifera)
Beerenfarbe weiß
Verwendung
VIVC-Nr. 17636
Liste von Rebsorten
Savagnin Tradition und Savagnin „Naturé“

Der Savagnin oder Savagnin blanc, in Deutschland auch Traminer oder Weißer Traminer genannt, ist eine Weißweinsorte. Savagnin/Traminer kommt in mehreren Spielarten vor, die genetisch identisch sind: Savagnin blanc, Gewürztraminer und Savagnin rosé.

Der ethanolschwere, volle Weißwein des Savagnin ist meist goldgelb; geschmacklich erinnert er an Nuss, Vanille und Honig und hat bisweilen auch leicht rauchige Anklänge.[1] Er hat ein sehr ausgeprägtes Aroma und ist bekannt für seine Langlebigkeit: Man kann ihn ohne Bedenken bis zu 30 Jahre im Keller aufbewahren.

Die Rebsorte ist sehr anspruchsvoll, was Boden und Lage betrifft, aber kalkverträglich und wenig frostempfindlich. Die Erträge sind recht gering. Savagnin kann eine recht hohe Zuckerkonzentration erreichen und dabei ein ordentliches Säureniveau halten.[2]

Früher galten Traminer und Savagnin als unterschiedliche Rebsorten. Inzwischen konnte die Identität von Traminer und Savagnin molekularbiologisch nachgewiesen werden.[3] Traminer/Savagnin ist neben dem Heunisch eine der Stammsorten vieler europäischen Rebsorten.

Eine Flasche Traminer des Jahrgangs 2015 aus der Gespanschaft Međimurje, Nordkroatien

1998 belief sich der weltweite Bestand auf weniger als 1000 Hektar.

In Deutschland wird Traminer kaum noch angebaut. In Frankreich wurde eine Rebfläche von 472 Hektar erhoben,[4][5] überwiegend in der Region Jura. Hier wird aus dem Savagnin der berühmte, sehr oxidative Vin Jaune erzeugt. Darüber hinaus findet er Eingang in die Schaumweine der Appellation Crémant du Jura und bildet unter dem Namen Gringet einen Bestandteil des Crémant de Savoie.

Etwa 300 Hektar Traminer finden sich in Österreich, etwa im Kremstal oder der Südoststeiermark. Hier ist der Weinstil sehr fruchtbetont. Klöch (Vulkanland Steiermark) ist aufgrund einer geologischen Anomalie eine Traminerhochburg.

In der Schweiz wird er als Heida in besonders hohen Lagen des Wallis angebaut, u. a. auf dem höchsten Weinberg nördlich des Alpenhauptkammes beim Bergdorf Visperterminen. Die Rebfläche in der Schweiz beträgt 78 Hektar (Stand 2007).[6]

In Ungarn heißt die Sorte Fromentin. Weitere Anbaugebiete liegen in Tschechien, Slowenien, Bulgarien und Australien. In Kanada erzeugen Winzer neben trockenen, fruchtigen Weinen vereinzelt auch edelsüße Eisweine aus dem Savagnin.[7]

Die Herkunft des Traminers galt lange Zeit als umstritten. Früher wurde Südtirol als Ursprung vermutet, da der Name der Rebsorte von Tramin in Südtirol abgeleitet ist, wo sowohl weiße als auch rote Weine seit dem Jahr 1000 mit diesem Namen urkundlich erwähnt wurden. Der deutsche Botaniker Hieronymus Bock berichtet in seinem New Kreütter Bůch in der Ausgabe von 1546 von einer großen Verbreitung des Traminers in Südtirol, besonders in Tramin.[8]

Nach einer mittlerweile als unwahrscheinlich geltenden Theorie soll der Traminer und seine genetischen Zwillinge aus der Provinz Aserbaidschan im Nordwestiran und aus der west-kaspischen Weinregion Schirwan in Aserbaidschan stammen, wo sie eine Population von genetisch fast identischen Sorten bildeten. Synonyme wie Savagnin oder Servoyin sollen sich auf die Weinregion Servan, die persische Bezeichnung für Schirwan, beziehen.[9] Im Zuge der Wanderungsbewegungen um 550 v. Chr. soll der Traminer in die rätischen Gebiete der Südalpen und in die Latène-Kultur der Westalpen gebracht worden sein.

Diese Annahme kann durch neuere Arbeiten nicht bestätigt werden. Neuere Studien zeigen ein anderes Bild. Die Herkunft von Traminer dürfte nördlich der Alpen liegen.[10][11] Dies belegen auch Analysen von Traubenkernfunden.[12] Ein Genabgleich von Edelsorten, Wildreben und verwilderten Reben ergibt ein ähnliches Bild.[13] Zur Namensgebung des ursprünglich auch von Johann Bauhin als Edeltraube oder Fränkisch bezeichneten Sorte dürfte es, vor allem aufgrund der Doppelbenennung von Muskateller Sorten gekommen sein. Bei der von Hieronymus Bock bezeichneten Sorte Traminer Traube dürfte es sich um den echten Gelben Muskateller gehandelt haben, der in der weinbaulichen Gunstzeit des späten Mittelalters über die Alpen gewandert ist. Gleichzeitig war im südlichen Deutschland die heutige Rebsorte Roter Veltliner vorhanden, die dort (wie auch in Österreich) damals den Namen Muskateller besaß. Aufgrund der Namensgleichheit dürfte der heutige Rote Veltliner den Namen gewechselt haben und nahm ursprünglich den Namen Großer Roter Traminer an. Erst später übernahm er vom heutigen Roten Zierfandler den Namen Veltliner. Aufgrund der ähnlichen Beerenform, -farbe und -konsistenz dürfte auch der heutige Rote Traminer den Namen gewechselt haben. Von ursprünglich Rotfränkisch/Edeltraube zu (Kleiner) Roter Traminer. Roter Veltliner hatte auch das Synonym Fleischtraube, wegen seiner fleischigen Textur. Roter Traminer hieß ähnlich, nämlich Fleischweiner, daher kam es auch zu Verwechslungen, wie z. B. bei Sebastian Georg Helbling von Hirzenfeld 1777. Aufgrund der Tatsache, dass der Rote Veltliner aus dem Wiener Raum stammte, ist es nicht verwunderlich, dass auch der Rote Traminer das Synonym Wienertraube hatte. Erst später wechselte auch der Weiße Fränkische seinen Namen und erhielt die heutige Bezeichnung Gelber oder Weißer Traminer oder auch Savagnin. Die historische Rebsorte der Römer Uva aminea oder auch Vitis aminea hat höchstwahrscheinlich mit unserem heutigen Traminer nichts zu tun, obwohl immer wieder aufgrund des ähnlichen Namens darauf verwiesen wurde.[11]

Nach einer anderen Theorie in einer Arbeit über historische Rebsorten könnte der Name der Weinsorte Traminer (Herkunftswein ohne eigentlichen Rebsortenanteil Traminer) im Raum Württemberg auf die Rebsorte Traminer übergesprungen sein. Hier besteht allerdings die Unklarheit, warum dies vorerst nur auf den Roten Traminer zutraf. Des Weiteren bleibt bei dieser Theorie die Frage offen, um welche Sorte es sich bei Hieronymus Bocks Traminer-Traube handelte.[10]

Ampelographische Sortenmerkmale

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  • Die Triebspitze ist offen. Sie ist weißwollig behaart. Die Triebspitze ist weißgrünlich mit karminrotem Anflug gefärbt. Die Jungblätter sind leicht wollig behaart und von gelblicher Farbe.
  • Die kleinen Blätter sind meist ganz (allerdings selten fünflappig und tief gebuchtet). Die Stielbucht ist lyrenförmig und nur leicht offen. Das Blatt ist stumpf gezahnt, die Zähne sind im Vergleich zu anderen Sorten mittelgroß.
  • Die walzenförmige Traube ist klein und dichtbeerig, die rundlichen Beeren sind klein und von weißlicher Farbe. Der Geschmack der Beeren ist neutral. Die Beerenschale ist dickwandig.

Die mäßig wuchskräftige Rebsorte reift ca. 20 Tage nach dem Gutedel, sie gilt somit als spät reifend. Die Erträge sind meist gering, durch Reberziehung wird eine Ertragssteigerung erreicht. Der dicken Beerenschale wegen ist die Sorte kaum anfällig für Rohfäule, sie kann daher bis in den Dezember am Rebstock bleiben. Anfällig ist die Sorte für Echten Mehltau.

Kreuzungen mit Traminer/Savagnin

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Molekularbiologische Untersuchungen deuten darauf hin, dass Traminer/Savagnin eine der mitteleuropäischen Ursorten ist. Von ihm stammen zahlreiche andere Rebsorten ab. Mittels DNA-Analysen konnten viele vermutlich durch natürliche Kreuzungen entstandene direkte Nachkommen ermittelt werden.[14] Einige der wichtigsten europäischen Sorten wie Riesling, Pinot noir (Spätburgunder), Sauvignon blanc sowie Teinturier du Cher und Verdelho sind eng mit Traminer verwandt und entstanden aus Kreuzungen mit einem Urtyp oder sind ein Elternteil von ihm.

Liste von Kreuzungen mit Traminer:[15]

Sortenname Kreuzungspartner
Adelfränkisch unbekannt
Alfrocheiro unbekannt
Aubin Blanc Heunisch (Gouais Blanc)
Berdomenel unbekannt
Béquignol unbekannt
Blauer Riesling unbekannt
Budelho unbekannt
Carrasquín unbekannt
Cserszegi Fűszeres Irsai Oliver
Chenin Blanc unbekannt
Devín Roter Veltliner
Duras Tressot Noir
Elbling Heunisch (Gouais Blanc)
Ezerfürtü Hárslevelü
Feridac unbekannt
Flora rose Sémillon
Folgasão unbekannt
Fütterer Heunisch (Gouais Blanc)
Generosa Ezerjó
Godello Castellana Blanca
Goldtraminer Garganega
Grüner Veltliner St. Georgen
Hartblau unbekannt
Hetera Roter Veltliner
Jubileum 75 Kövidinka
Lado unbekannt
Manzoni Rosa Trebbiano Toscano
Medea Müller-Thurgau
Mennas Heunisch (Gouais Blanc)
Mília Müller-Thurgau
Molar Prieto Picudo
Morava Bianca und Riesling
Neoplanta Dimiat
Noria Ezerjó
Pálava Müller-Thurgau
Panonia Riesling
Pátria Welschriesling
Perle von Alzey Müller-Thurgau
Petit Manseng unbekannt
Petit Meslier Heunisch (Gouais Blanc)
Räuschling Heunisch (Gouais Blanc)
Riton Villard Blanc
Rotgipfler Roter Veltliner
Septimer Müller-Thurgau
Siegerrebe Madeleine Angevine
Silvaner Österreichisch-Weiß
Süßschwarz unbekannt
Taminga Merbein 29-56
Traminette Joannès-Seyve 23-416
Trousseau noir unbekannt
Verdanel unbekannt
Verdejo Castellana Blanca
Verdesse unbekannt
Viosinho unbekannt
Vrboska Csaba Gyöngye
Würzer Müller-Thurgau

‘Adelfranke’, ‘Aida’, ‘Albarin Blanco’, ‘Auvernat Blanc’, ‘Banc Court’, ‘Blanc Brun’, ‘Blanc Court’, ‘Bon Blanc’, ‘Christkindlestraube’, ‘Dreifpeennigholz’, ‘Dreimanner’, ‘Edel Traube’, ‘Edeltraube’, ‘Edler Weiss’, ‘Feuille Ronde’, ‘Fleischweiner’, ‘Forment’, ‘Formentin’, ‘Formentin Blanc’, ‘Fourmenteau’, ‘Fraenkisch’, ‘Fränkisch’, ‘Fraentsch’, ‘Franken’, ‘Frankisch’, ‘Frenschen Weiss’, ‘Frentsch’, ‘Fromentais’, ‘Fromente’, ‘Fromente Blanc’, ‘Fromenteau’, ‘Fromentin’, ‘Furiant’, ‘Gelbedler’, ‘Gentil Blanc’, ‘Gentile Blanc’, ‘Grauer Printsch’, ‘Gringet’, ‘Gruenedl’, ‘Haida’, ‘Heida’, ‘Heidenwein’, ‘Kleinbraun’, ‘Kleiner Traminer’, ‘Malvoisie’, ‘Marzimmer’, ‘Meunier Blanc’, ‘Milleran’, ‘Millerantraube’, ‘Nature’, ‘Nature Blanc’, ‘Naturel’, ‘Naturel A Arbois’, ‘Noble Vert’, ‘Nurnberger’, ‘Paien’, ‘Plant Paien’, ‘Poligny’, ‘Princ Bily’, ‘Rauschling’, ‘Ryvola Bila’, ‘Salvagnin’, ‘Sauvagneux’, ‘Sauvagnien’, ‘Sauvagnin’, ‘Sauvagnun’, ‘Sauvanon’, ‘Sauvoignin’, ‘Savagnien Blanc’, ‘Savagnin’, ‘Savagnin Blanc’, ‘Savagnin Jaune’, ‘Savagnin Vert’, ‘Savoignin’, ‘Schleitheimer’, ‘Servoignier’, ‘Servoyen Blanc’, ‘Svenie’, ‘Tokayer’, ‘Tramin’, ‘Tramin Biely’; ‘Tramin Bily’, ‘Traminac Beli’, ‘Traminac Bijeli’, ‘Traminer’, ‘Traminer Alb Auriu’, ‘Traminer Bianco’, ‘Traminer Blanc’, ‘Traminer d'Ore’, ‘Traminer Dore’, ‘Traminer Weiss’, ‘Traminer Weisser’, ‘Traminer Weißer’, ‘Tramini Feher’, ‘Viclair’, ‘Vigne Blanche’, ‘Vigne du Marechal’, ‘Weiss Blaue’, ‘Weiss Frenschen’, ‘Weissedler’, ‘Weisser Gewuerztraminer’, ‘Weißer Gewürztraminer’, ‘Weisser Traminer’, ‘Weißer Traminer’, ‘Weisskloevne’.[16]

Einzelnachweise

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  1. https://www.traubenshow.de/informationen-zu-rebsorten/ertragsrebsorten-auswahl-in-deutschland-a-z/525-t/savagnin-blanc-weisser-traminer#, abgerufen am 14. März 2022.
  2. https://www.falstaff.de/sd/r/savagnin-blanc/, abgerufen am 15. März 2022.
  3. https://glossar.wein.plus/traminer, abgerufen am 14. März 2022.
  4. LES CEPAGES BLANCS DANS LE VIGNOBLE (PDF) (Memento vom 23. März 2012 im Internet Archive), Statistik zu weißen Rebsorten je Großregion, Teil 1, Veröffentlichung des OFFICE NATIONAL INTERPROFESSIONNEL DES FRUITS, DES LEGUMES, DES VINS ET DE L’HORTICULTURE – kurz ONIVINS, Stand 2008
  5. LES CEPAGES BLANCS DANS LE VIGNOBLE (PDF) (Memento vom 23. März 2012 im Internet Archive), Statistik zu weißen Rebsorten je Großregion, Teil 2, Veröffentlichung des OFFICE NATIONAL INTERPROFESSIONNEL DES FRUITS, DES LEGUMES, DES VINS ET DE L’HORTICULTURE – kurz ONIVINS, Stand 2008
  6. Quelle: Office fédéral de l'agriculture OFAG. Das Weinjahr 2008 (PDF) (Memento des Originals vom 24. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.blw.admin.ch, Herausgeber Office fédéral de l'agriculture OFAG
  7. https://www.falstaff.de/sd/r/savagnin-blanc/, abgerufen am 15. März 2022.
  8. https://www.lebensmittellexikon.de/t0000040.php, abgerufen am 15. März 2022.
  9. Andreas Jung: Alte Weinberge – Alte Rebsorten: Einblicke in eine ganz andere Weinbautradition Teil 4, abgerufen am 1. März 2023.
  10. a b Christine Krämer: Rebsorten in Württemberg: Herkunft, Einführung, Verbreitung und die Qualität der Weine vom Spätmittelalter bis ins 19. Jahrhundert. Thorbecke, Ostfildern 2006, ISBN 978-3-7995-5507-4.
  11. a b Johannes Friedberger: Die Geschichte der Namensgebung der Veltliner Rebsorten. In: der-winzer.at. Januar 2022, abgerufen am 25. Februar 2023.
  12. Erika Maul: Nie vermuteter Sortenreichtum. In: Das Deutsche Weinmagazin. Band 2021, Nr. 26. Fachverlag Fraund, Mainz 24. Dezember 2021, S. 26-.
  13. Gabriele Magris et al.: The genomes of 204 Vitis vinifera accessions reveal the origin of European wine grape. In: www.nature.com. Dezember 2021, abgerufen am 1. März 2023 (englisch).
  14. https://www.lebensmittellexikon.de/t0000040.php, abgerufen am 15. März 2022.
  15. https://glossar.wein.plus/traminer, abgerufen am 15. März 2022.
  16. 22. Dezember 2015 Savagnin in der Datenbank Vitis International Variety Catalogue des Instituts für Rebenzüchtung Geilweilerhof (englisch)
Commons: Savagnin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien