Schilddrüsenfunktionstest
Als Schilddrüsenfunktionstest werden Laborverfahren zur Überprüfung der Schilddrüsenfunktion bezeichnet.[1]
Schilddrüsenfunktionstests werden bei Verdacht auf eine Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) oder Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) oder zur Therapiesteuerung einer Substitution mit Schilddrüsenhormonen durchgeführt. Auch in Situationen, die mit einer Schilddrüsenerkrankung einhergehen können, wie Vorhofflimmern oder Angststörungen, können sie nützliche Informationen beitragen.
Übliche Schilddrüsenfunktionstests umfassen Bestimmungen des TSH-Spiegels und/oder peripherer Schilddrüsenhormone wie Thyroxin (T4) und Triiodthyronin (T3) aus dem Blutserum.
Schilddrüsenhormone
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Thyreotropin
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Thyreotropin-(TSH-)Spiegel ist im Falle einer primären Hypothyreose erhöht und erniedrigt im Falle einer primären Hyperthyreose.[2]
Patientengruppe | Untergrenze | Obergrenze | Maßeinheit |
Erwachsene - Referenzbereich |
0,3,[3] 0,4,[4] 0,5,[5] 0,6[6] | 3,0, 4,0,[3] 4,5,[4] 6,0[5] | mIU/l oder μIU/ml |
Erwachsene - Referenzbereich (Optimalbereich) |
0,3,[7] 0,5[6] | 2,0,[6] 3,0[7] | mIU/l oder μIU/ml |
Kinder | 1,3[8] | 19[8] | mIU/l oder μIU/ml |
Gesamt-Thyroxin
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gesamt-Thyroxin (Gesamt-T4) ist im Allgemeinen erhöht im Falle einer Hyperthyreose und erniedrigt bei einer Hypothyreose.[2] Aufgrund erhöhter TBG-Spiegel ist er üblicherweise in der Schwangerschaft leicht erhöht.[2]
Referenzbereiche:
Untergrenze | Obergrenze | Maßeinheit |
4,[9] 5,5[4] | 11,[9] 12,3[4] | μg/dL |
60[9][10] | 140,[9] 160[10] | nmol/l |
Freies Thyroxin
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Freies Thyroxin (Freies T4) ist in der Regel erhöht bei einer Hyperthyreose und erniedrigt im Falle einer Hypothyreose.[2]
Referenzbereiche:
Patientengruppe | Untergrenze | Obergrenze | Maßeinheit |
Normale Erwachsene | 0,7,[11] 0,8[4] | 1,4,[11] 1,5,[4] 1,8[12] | ng/dL |
9,[3][13] 10,[9] 12[10] | 18,[3][13] 23[10] | pmol/l | |
Kinder 0–3 T | 2,0[11] | 5,0[11] | ng/dL |
26[13] | 65[13] | pmol/l | |
Kinder 3–30 T | 0,9[11] | 2,2[11] | ng/dL |
12[13] | 30[13] | pmol/l | |
Kinder/Jugendliche 31 T – 18 J |
0,8[11] | 2,0[11] | ng/dL |
10[13] | 26[13] | pmol/l | |
Schwangere | 0,5[11] | 1,0[11] | ng/dL |
6,5[13] | 13[13] | pmol/l |
Gesamt-Triiodthyronin
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gesamt-Triiodthyronin (Gesamt-T3) ist im Allgemeinen erhöht im Falle einer Hyperthyreose und erniedrigt bei einer Hypothyreose.[2]
Referenzbereiche:
Test | Untergrenze | Obergrenze | Maßeinheit |
Gesamt-Triiodthyronin | 60,[4] 75[9] | 175,[9] 181[4] | ng/dL |
0,9,[3] 1,1[9] | 2,5,[3] 2,7[9] | nmol/l |
Freies Triiodthyronin
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Freies Triiodthyronin (Freies T3) ist im Allgemeinen erhöht bei einer Hyperthyreose und erniedrigt im Falle einer Hypothyreose.[2]
Referenzbereiche:
Patientengruppe | Untergrenze | Obergrenze | Maßeinheit |
Normale Erwachsene | 0,2[9] | 0,5[9] | ng/dL |
3,1[14] | 7,7[14] | pmol/l | |
Kinder 2–16 y | 0,1[15] | 0,6[15] | ng/dL |
1,5[14] | 9,2[14] | pmol/l |
Übersicht
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Funktionslage / Erkrankung | TSH | T3 | T4 | Anmerkung |
---|---|---|---|---|
manifeste Hyperthyreose | meist < 0,1 mU/l | n oder ↑ | n oder ↑ | T3 und/oder T4 ↑ |
latente Hyperthyreose | ↓ | n | n | |
Euthyreose | n | n | n | |
latente Hypothyreose | ↑ | n | n | |
manifeste Hypothyreose | meist > 10 mU/l | n oder ↓ | n oder ↓ | T3 und/oder T4 ↓ |
sekundäre Hypothyreose meist Hypophyseninsuffizienz |
n oder ↓ | ↓ | ↓ | selten |
sekundäre Hyperthyreose meist TSH-produzierendes Hypophysenadenom |
n oder ↑ | ↑ | ↑ | selten |
periphere Schilddrüsenhormonresistenz | verschiedene Konstellationen | selten | ||
ausgeprägter Jodmangel | n | ↑ | ↓ | keine thyreostatische Behandlung[16] |
n: normal – ↑: erhöht – ↓: erniedrigt |
Berechnete Indizes freier Hormonspiegel
- Freier T4-index (FT4I)
- Freier T3-index (FT3I)
Transportproteine
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein Anstieg des Spiegels von Thyroxinbindendem Globulin (TBG) erhöht die Spiegel an Gesamt-Thyroxin und Gesamt-Triiodthyronin, ohne dass die Produktion an Schilddrüsenhormonen wirklich angestiegen wäre. Der Referenzbereich beträgt 12–30 mg/l.[4]
Für Thyreoglobulin beträgt der Referenzbereich 1,5–30 pmol/l bzw. 1–20 μg/l.[9]
Andere Bindungsproteine sind Transthyretin (Thyroxinbindendes Präalbumin) und Albumin.
Diagnostik der Proteinbindungsfunktion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schilddrüsenhormon-Uptake
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Schilddrüsenhormon-Uptake (T4-uptake oder T3-uptake) ist ein Maß für das ungebundene (also nicht mit Schilddrüsenhormonen gesättigte) Thyroxinbindende Globulin im Blutplasma.[2] Das ungesättigte TBG steigt bei erniedrigten Schilddrüsenhormonspiegeln an. Trotz des Namens T3-uptake ist es nicht vom T3-Spiegel abgeleitet.[2]
Referenzbereiche:[2]
Patientengruppe | Untergrenze | Obergrenze | Maßeinheit |
Frauen | 25 | 35 | % |
In der Schwangerschaft | 15 | 25 | % |
Männer | 25 | 35 | % |
Andere Bindungstests
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Schilddrüsenhormonbindungsquotient (Thyroid hormone binding ratio, THBR)
- Thyroxin-Bindungsindex (TBI)
Gemischte Parameter
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Freier T4-index
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der freie Thyroxin-Index (FTI oder T7) resultiert aus der Multiplikation des Gesamt-T4-Spiegels mit dem T3-Uptake.[2] Der FTI wird bei Störungen der Plasmaproteinbindung von Iodothyroninen als relativ zuverlässig angesehen.[2]
Der FTI ist erhöht im Falle einer Hyperthyreose und erniedrigt bei einer Hypothyreose.[2]
Referenzbereiche:[2]
Patientengruppe | Untergrenze | Obergrenze | Maßeinheit |
Frauen | 1,8 | 5,0 | |
Männer | 1,3 | 4,2 |
Strukturparameter
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei speziellen Fragestellungen, z. B. für die Diagnostik des Euthyroid-Sick-Syndroms oder sekundärer Hypothyreosen liefern berechnete Strukturparameter, die konstante Eigenschaften der Schilddrüsenhomöostase beschreiben, nützliche Zusatzinformationen.[17][18][19][20]
Die Sekretionsleistung der Schilddrüse (GT, auch als SPINA-GT bezeichnet) definiert die maximale stimulierte Menge an Thyroxin, welche die Schilddrüse in einer Sekunde ausschütten kann.[21] GT ist erhöht im Falle einer Hyperthyreose und reduziert bei einer Hypothyreose.[22] Ihr Referenzbereich beträgt 1,41–8,67 pmol/s.[21]
Die Summenaktivität peripherer Deiodasen (GD, auch SPINA-GD) korreliert mit dem TSH-Spiegel[23]. Sie ist reduziert im Falle eines Non-Thyroidal-Illness-Syndroms mit Hypodeiodierung.[18][19] Ihr Referenzbereich beträgt 20–40 nmol/s.[21]
Mit Hilfe des von Jostel eingeführten TSH-Index (TSHI)[24] und des darauf basierenden standardisierten TSH-Index (sTSHI)[25] kann die thyreotrope Funktion des Hypophysenvorderlappens quantitativ abgeschätzt werden. Der Referenzbereich für den TSH-Index liegt bei 1,3–4,1.[24]
Der Thyrotroph Thyroid Hormone Sensitivity Index (TTSI, auch: Thyrotroph T4 Resistance Index oder TT4RI) wurde für die Screening-Diagnostik auf eine Schilddrüsenhormonresistenz entwickelt.[26][27] Er wird wie der TSH-Index aus Gleichgewichtsspiegeln für TSH und FT4 errechnet. Der Referenzbereich liegt bei ca. 100 bis 150.
Bei Hunden und Katzen gibt der K-FT4-Index (auch als K-Wert bezeichnet) nach Larsson die Wahrscheinlichkeit für eine Hypothyreose an. Er wird mit K = 0,7 * FT4 (pmol/l) - Cholesterin (mmol/l) berechnet. Bei einem K-Wert über 1 ist eine Hypothyreose ausgeschlossen, bei einem Wert unter −4 ist sie wahrscheinlich, dazwischen liegt ein Graubereich.[28] Mit modernen Assays ist die Berechnung des K-Wertes möglicherweise entbehrlich.[29]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- SPINA Thyr. Open-Source-Software zur Berechnung von GT und GD
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ C. M. Dayan: Interpretation of thyroid function tests. In: Lancet. Band 357, Nr. 9256, Februar 2001, S. 619–624, doi:10.1016/S0140-6736(00)04060-5, PMID 11558500.
- ↑ a b c d e f g h i j k l m Military Obstetrics & Gynecology > Thyroid Function Tests. ( vom 1. November 2013 im Internet Archive) In turn citing: Operational Medicine 2001, Health Care in Military Settings, NAVMED P-5139, May 1, 2001, Bureau of Medicine und Surgery, Department of the Navy, 2300 E Street NW, Washington, D.C., 20372-5300
- ↑ a b c d e f Reference range list from Uppsala University Hospital ("Laborationslista"). Artnr 40284 Sj74a. Issued on April 22, 2008.
- ↑ a b c d e f g h i Normal Reference Range Table Normal Reference Range Table from The University of Texas Southwestern Medical Center at Dallas. Used in Interactive Case Study Companion to Pathologic basis of disease.
- ↑ a b Blood Test Results - Normal Ranges ( des vom 2. November 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Bloodbook.Com
- ↑ a b c Mary Shomon: The TSH Reference Range Wars: What’s “Normal?”, Who is Wrong, Who is Right... ( des vom 11. April 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. About.com. Updated: June 19, 2006. About.com Health’s Disease und Condition
- ↑ a b Press releases: Thyroid Imbalance? Target Your Numbers ( vom 3. März 2008 im Internet Archive) Contacts: Bryan Campbell, American Association of Clinical Endocrinologists
- ↑ a b Laurence M. Demers, Carole A. Spencer: LMPG: Laboratory Support for the Diagnosis und Monitoring of Thyroid Disease. National Academy of Clinical Biochemistry (USA), 2002, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 20. November 2008; abgerufen am 13. April 2007. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. – see Section 2. Pre-analytic factors
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- ↑ Abgeleitet von einer Molmasse von 776,87 g/mol
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