Schloss Lorzendorf
Das Schloss Lorzendorf (polnisch Pałac Woskowice Małe) ist eine Schlossanlage im niederschlesischen Ort Woskowice Małe (deutsch Lorzendorf) im Powiat Namysłowski (Kreis Namslau).
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Gelände, auf dem das Schloss Lorzendorf steht, wurde bereits im 17. Jahrhundert bebaut. Der heutige Bau wurde 1800 auf dem Fundament des vorherigen Hauses errichtet, seit 1829 im Besitz des Johann Friedrich Loesch, er stammte aus Breslau. Von 1872 bis 1874 wurde der Herrensitz durch die spät nobilitierte Familie von Loesch erweitert, die zeitgleich zu Berlin den preußischen Adelsstand erhoben wurde. Bauherr war der Sohn des Vorgenannten, der kgl. preuß. Premierleutnant Julius Friedrich von Loesch, verheiratet mit Viktoria Salice-Contessa (1842–1866).[1] Erbe[2] wurde in direkter Folge Artur von Loesch, Landesältester, kgl. preuß. Referendar a. D. und Oberleutnant d. R. eines Dragoner-Regiments. Als Gutsherren waren die Loesch zugleich Patron der Kirchengemeinde.[3] Der Besitz umfasste 1907 etwa 755 ha. Der letzte Umbau des Herrenhauses geht auf das Jahr 1912 zurück, bei dem das Haus seinen heutigen neogotischen Stil erhielt.
Um 1937 betrug der Gesamtbesitz der Begüterung 696 ha, das Rittergut und das Vorwerk Klein Lorzendorf. Der Gutsbetrieb wurde von einem Ersten Beamten geführt.[4] Der Besitz wurde zu einem Familienfideikommiss bestimmt. Bekanntester Gutseigentümer[5] war Konrad von Loesch (1899–1939), liiert mit Ingeborg Gräfin von Zedlitz und Trützschler (1903–1948).[6] Frau von Loesch war Mitglied der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft.[7] Die Schwester des Lorzendorfer Gutsherrn, Sibylle (1900–1966), war die Ehefrau des bekannten Militärs Fritz-Erich von Leweinski, genannt von Manstein. Die Hochzeit fand 1920 auf Schloss Lorzendorf statt. Letzter Grundbesitzer wurde deren nächstjüngerer Bruder Friedrich-Botho von Loesch (1903–1973), der später in Österreich ein Gut besaß.
Die Schriftstellerin Maria Frisé (geb. 1926), Tochter des Konrad von Loesch, wuchs im Schloss Lorzendorf auf.
In den 1960er Jahren wurde das Herrenhaus in ein Drogentherapiezentrum umgewandelt. 1965 wurde der Schlossbau unter Denkmalschutz gestellt.[8]
Architektur und Ausstattung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Schlossbau hat einen rechteckigen Grundriss mit einem rechteckigen Turm im Osten und einem getreppten Blendgiebel. Die Hauptfassade besitzt ein Portikus und einen Erker. Im Keller und im Erdgeschoss befinden sich Tonnengewölbe. Im Inneren haben sich Stuckverzierungen und Vertäfelungen erhalten.
In direkter Nachbarschaft liegt ein Kornspeicher (Schüttboden genannt), der auf das Jahr 1894 zurückgeht.
Schlosspark
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Angrenzend an die östliche Seite liegt der Schlosspark mit einer Größe von 2 Hektar. Der Park besitzt eine Vielzahl an alten exotischen Bäumen. Dieser steht seit 1981 unter Denkmalschutz.[8]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen. Schlesien. Deutscher Kunstverlag, München u. a. 2005, ISBN 3-422-03109-X, S. 1031.
- Schloss Lorzendorf. In: Christine von Loesch-Lorzendorf, Susanne Petzold: Das machst du schon, Christine! Die Erinnerungen der Christine von Loesch. Hrsg. Hans-Christoph Stadel. Books on Demand, Norderstedt 2021, ISBN 978-3-7557-0391-4; google.de/books
- Lorzendorf. In: Alexander Duncker (Hrsg.): Die ländlichen Wohnsitze, Schlösser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preußischen Monarchie nebst den königlichen Familien-, Haus-, Fideicommiss- und Schattull-Gütern. Band 8. Duncker, Berlin 1865, Blatt 456 (zlb.de [Text zwei Seiten danach]).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Geschichte und historische Ansichten Schloss Lorzendorf. polska-org.pl (polnisch).
- Geschichte und Beschreibung Schloss Lorzendorf. palaceslaska.pl (polnisch).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Marcelli Janecki: von Loesch. In: Unter Förderung des Königlichen Herolds-Amtes (Hrsg.): Handbuch des Preußisches Adels. Band 1, Lorzendorf. Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1892, S. 357 ff. (google.de).
- ↑ Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Briefadeligen Häuser 1907. In: GGT. "Der Gotha". Briefadelige Häuser nach alphabetischer Ordnung. L. 1. Auflage. Loesch, Stammfolge. Justus Perthes, Gotha 1906, S. 496 f. (uni-duesseldorf.de).
- ↑ Hans Lutsch: Die Kunstdenkmäler der Landkreise des Reg.-Bezirks Breslau 1889. In: Verzeichnis der Kunstdenkmäler der Provinz Schlesien. Lieferung I. Auflage. Band II., Lorzendorf. Wilh. Gottl. Korn, Breslau 1889, S. 499 (google.de).
- ↑ Schlesisches Güter-Adreßbuch. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter sowie der größeren Landgüter der Provinzen Nieder- und Oberschlesien. 1937. In: GAB. 15. Reprint Klaus D. Becker Potsdam 2020 Auflage. Niederschlesien. Regierungsbezirk Liegnitz, Kreis Namslau. 1057. Lorzendorf. Wilhelm Gottlieb Korn, Breslau 1937, ISBN 3-88372-245-6, S. 149 (google.de).
- ↑ Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser 1938. In: GGT. „Der Gotha“. A (Uradel). Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. 111. Auflage. Zedlitz, Zedlitz und Trützschler. Justus Perthes, Gotha 1937, S. 656 (google.de).
- ↑ Walter von Hueck, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser B (Briefadel), Band XIII, Band 73 der Gesamtreihe GHdA. C. A. Starke Verlag, Limburg an der Lahn 1980, S. 255. ISSN 0435-2408
- ↑ Fritz Graf von Schwerin (Hrsg.): Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft. 36, 1 Auflage. Mitgliederverzeichnis. Selbstverlag, Wendisch-Wilmersdorf b. Thyrow und Berlin 1926, S. 72 (google.de).
- ↑ a b Denkmäler Woiwodschaft Opole, S. 105. (poln.)
Koordinaten: 51° 6′ 1,8″ N, 17° 51′ 37,8″ O