Schuchow-Radioturm
Schuchow-Radioturm Шуховская башня
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Schuchow-Radioturm im April 2016 (bereits ohne Antenne)
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Basisdaten | |||||
Ort: | Donskoi im Südlichen Verwaltungsbezirk | ||||
Stadt mit Subjektstatus: | Moskau | ||||
Staat: | Russland | ||||
Koordinaten: 55° 43′ 2,6″ N, 37° 36′ 41,7″ O | |||||
Verwendung: | Fernmeldeturm | ||||
Zugänglichkeit: | Sendeturm öffentlich nicht zugänglich | ||||
Turmdaten | |||||
Bauzeit: | 1922 | ||||
Betriebszeit: | seit 1922 | ||||
Letzter Umbau (Turm): | März 2016 | ||||
Gesamthöhe: | 150 m | ||||
Daten zur Sendeanlage | |||||
Letzter Umbau (Antenne): | Herbst 2015 | ||||
Wellenbereich: | UKW-Sender | ||||
Sendetyp: | Mobilfunk | ||||
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Positionskarte | |||||
Der Schuchow-Radioturm (russisch Шуховская башня; Transkription: Schuchowskaja Baschnja), auch: Schabolowka-Radioturm, ist ein 150 Meter hoher hyperbolischer Stahlfachwerkturm in Moskau, der 1922 als Sendeturm für den sowjetischen Rundfunk errichtet und nach seinem Konstrukteur, Wladimir Schuchow (1853–1939), benannt wurde.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach der Oktoberrevolution 1917 erhielt Schuchow schon bald einen seiner größten Aufträge: die Errichtung eines 350 Meter hohen Sendeturms der Komintern-Radiostation an der Schabolowka-Straße in Moskau. Im Jahr 1919 legte Schuchow Entwurf und Berechnungen für einen Turm vor, der trotz größerer Höhe als der 1889 gebaute Eiffelturm lediglich ein Viertel von dessen Stahlmenge erfordert hätte. Da aber in Moskau zu der Zeit selbst diese 2200 Tonnen nicht verfügbar waren, unterschrieb Lenin im Sommer schließlich eine Verfügung zum Bau einer 150 Meter hohen Version. Der Turm war eine Weiterentwicklung der Wassertürme und bestand aus sechs übereinander gestellten Hyperboloiden. Die Basen der einzelnen Stockwerke wurden durch biegesteife Ringe gebildet. Diese Konstruktion ermöglichte überdies ein verblüffend einfaches Bauverfahren. Innerhalb des untersten Turmteils wurde das jeweils nächste Segment am Boden zusammengebaut und anschließend mithilfe von fünf einfachen Holzkränen in die Höhe gezogen. Der Bau des Turms löste im jungen Staat große Begeisterung aus. Schuchow hatte Berechnungen angestellt, dass mit drei Sendetürmen der ursprünglich vorgesehenen Höhe die ganze Sowjetunion hätte abgedeckt werden können. Es blieb allerdings beim Bau des einen, verkleinerten Turms.
Auf der Hälfte der Stahlprofile, die in der Konstruktion des Turmes verwendet wurden, befindet sich der Stempel der Firma Krupp. Der Schuchow-Radioturm ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Heute dient er als Mobilfunkmast. 2014 wurde der Abriss des Turms oder zumindest die Versetzung an einen anderen Standort geplant, angeblich wegen Schäden an der Konstruktion, wobei jedoch wohl eher eine lukrative Neubebauung des Geländes der Grund für diese Überlegungen war.[1] Nachdem internationale Denkmalpflegefachleute einen Protestbrief an Präsident Putin gerichtet hatten, beschloss das Moskauer Stadtparlament am 16. Juli 2014, den Abbau des Turms vorerst nicht durchzuführen.[2]
Der im Jahr 1991 angebrachte Antennenaufsatz wurde im Herbst 2015 entfernt. Durch diese Maßnahme schrumpfte der Turm von 160 auf 150 Meter. Im März 2016 wurde ein Stahlgerüst im Inneren des Turms zur Entlastung der Außenwände angebracht. Im Januar 2017 startete der russische Staatsrundfunk als Eigentümer eine Projektplanung zur Sanierung des Schuchow-Radioturms.
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Das erste Projekt des Schuchow-Radioturms, Höhe 350 Meter, 1919
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Briefmarke 1963
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Briefmarke 1979
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Abendansicht 2002
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Bei Nacht 2003
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Schuchow-Radioturm 2006
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Nachtaufnahme 2007
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Detail der Struktur
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Fundament
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Ansicht bei Nacht
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Ansicht bei Tag
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Klaus Bach, Murat Gappoev, Rainer Graefe, Ottmar Pertschi (Hrsg.): Vladimir G. Šuchov 1853–1939 – Die Kunst der sparsamen Konstruktion. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart, 1990, ISBN 3-421-02984-9.
- Elizabeth Cooper English: “Arkhitektura i mnimosti”: The origins of Soviet avant-garde rationalist architecture in the Russian mystical-philosophical and mathematical intellectual tradition. Dissertation, University of Pennsylvania, 2000 (Zusammenfassung, englisch)
- Daniel Engler: Vladimir Suchov. ( vom 5. Februar 2005 im Internet Archive) In: tec21. 41, 2004, S. 9–13 (PDF; 509 kB).
- Christoph Rauhut, Ekaterina Nozhova: Ein bedrohter Radioturm in Moskau. Symbol der jungen Sowjetunion. In: Neue Zürcher Zeitung. 29. März 2014
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Foundation Shukov Tower (russisch)
- Schuchow-Radioturm. In: Structurae
- Dr. Rainer Graefe erzählt über Dr. Wladimir Schuchow. Video auf Youtube.
- The Shukhov Tower is part of the World heritage. (MS Word; 588 kB)
- Schuchow und Gaudí ( vom 1. August 2013 im Internet Archive) (PDF; 887 kB)
- Der Turm ( vom 28. September 2007 im Internet Archive)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Christoph Rauhut und Ekaterina Nozhova: Ein bedrohter Radioturm in Moskau: Symbol der jungen Sowjetunion. Neue Zürcher Zeitung, 29. März 2014, abgerufen am 18. April 2014.
- ↑ taz.de