Schwannomatose

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Klassifikation nach ICD-10
Q85.0 Neurofibromatose (nicht bösartig)
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ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Die Schwannomatose (SWN) ist eine sehr seltene angeborene Form einer Neurofibromatose und wird mit der Neurofibromatose Typ 1 (NF1) und Typ 2 (NF2) als Neurofibromatose-Spektrum-Erkrankungen zusammengefasst.[1][2] Gegenüber der NF1 ist die Schwannomatose wesentlich seltener. Typischerweise finden sich mehrere Schwannome ohne Mitbeteiligung des Nervus vestibulocochlearis und ohne Katarakt. Das Leitsymptom sind Schmerzen.[3]

Synonyme sind: Neurilemmomatose; Neurofibromatose Typ 3.

Die Erstbeschreibung (als Neurofibromatose Typ 3) stammt aus dem Jahre 1973 durch den japanischen Neurochirurgen Manabu Niimura.[4]

Die Häufigkeit wird mit 1 zu 69.000 angegeben und ist damit 20 × seltener als die NF1. Eine Schwannomatose tritt nur in 20 % familiär auf, meist handelt es sich um Neumutationen. Das Vererbungsmuster ist nicht bekannt.[1][3]

Bei der Schwannomatose sind verschiedene Genmutationen als Ursache beschrieben. Genetische Mosaike sind häufig.[1]

  • Am häufigsten sind Mutationen im NF2-Gen auf Chromosom 22 Genort q11.2, welches für das Tumorsuppressorprotein Merlin kodiert. Oft sind diese nur im Tumormaterial nachweisbar.
  • deutlich seltener sind Mutationen im SMARCB1-Gen auf Chromosom 22 an q11.23, welches für eine subunit of the SWI/SNF ATP-dependent chromatin-remodeling complex. kodiert.[5]

Mutationen in diesem Gen finden sich auch beim Coffin-Siris-Syndrom Typ 3, Rhabdoid-Prädispositions-Syndrom Typ 1 und dem Rhabdoidtumor[6]

  • häufiger sind Mutationen im LZTR1-Gen auf Chromosom 22 an q11.21[7]

Mutationen in diesem Gen finden sich auch beim Noonan-Syndrom 2 und 10.

Die Datenbank Orphanet führt folgende Formen der Erkrankung:

  • NF2-assoziierte Schwannomatose, Synonyme: Akustikusneurinom, bilaterales; NF2; NF2-bedingte Schwannomatose; Neurofibromatose Typ 2; Neurofibromatose, zentrale[8]
  • NF2-assoziierte Mosaik-Schwannomatose, Synonyme: MNF2; Mosaik-NF2; Mosaik-NF2-bedingte Schwannomatose; Mosaik-Neurofibromatose Typ 2[9]
  • Mosaik-Schwannomatose, Synonyme: MNF3; Mosaik-Neurilemmomatose; Mosaik-Neurofibromatose Typ 3; Mosaik-SWN[10]

Die Internationale Konsens-Empfehlung zur Nomenklatur von 2022.[11] schlägt folgende Einteilung vor nach nachgewiesener genetischer Veränderung:

  • NF2-related Schwannomatosis, vormals NF2
  • SMARCB1-related schwannomatosis
  • LZTR1-related schwannomatosis
  • 22q-related schwannomatosis
  • schwannomatosis-not otherwise specified (NOS)
  • schwannomatosis-not elsewhere classified (NEC)

Klinische Erscheinungen

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Sichere klinische Kriterien sind:[1][3]

  • Alter über 30 Jahre
  • Multiple, nicht in der intradermal gelegene Schwannome und gleichzeitig Fehlen von beidseitigen Vestibularisschwannomen, subkapsulärer Katarakt und keine NF2-Mutationen im Blut nachweisbar

oder ein histologisch gesichertes Schwannom und ein erstgradiger Verwandter mit einer Schwannomatose

  • Im Vordergrund stehen Schmerzen, meist keine sensomotorischen Ausfälle
  • Spinale Schwannome entstehen bei 2 von 3 Betroffenen

Zu vermutende Diagnose bei:

  • Alter unter 30 Jahren und sonst den genannten Kriterien

Eine maligne Transformation ist sehr selten. Multipe Meningeome können vorkommen.[12]

Die Diagnose ergibt sich aus der Kombination klinischer Befunde und kann durch humangenetische Untersuchung gesichert werden.

Die Behandlung besteht in der Resektion schmerzender oder funktionseinschränkender Schwannome. Eine genetische Untersuchung des Resektates ist wesentlich.[1]

  • Patrick N. Harter, Katharina J Weber, Michael Ronellenfitsch: Histologische und molekularpathologische Besonderheiten von Tumoren des peripheren Nervensystems. In: Die Pathologie. 2023 doi:10.1007/s00292-023-01198-1.
  • Michael Brodhun, Verena Stahn, Anja Harder: Pathogenese und Molekularpathologie des Vestibularisschwannoms. In: HNO. 2016, Band 65, Nummer 5, S. 362–372 doi:10.1007/s00106-016-0201-3.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e S. Farschtschi, V. F. Mautner, A. C. Lawson McLean, A. Schulz, R. E. Friedrich und S. K. Rosahl: Neurofibromatosen. In: Deutsches Ärzteblatt International, Band 117, S. 354–360, 2020, DOI:10.3238/arztebl.2020.0354
  2. J. L. Kresak, M. Walsh: Neurofibromatosis: A Review of NF1, NF2, and Schwannomatosis. In: Journal of pediatric genetics. Band 5, Nummer 2, Juni 2016, S. 98–104, doi:10.1055/s-0036-1579766, PMID 27617150, PMC 4918700 (freier Volltext) (Review).
  3. a b c Eintrag zu Schwannomatose. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten)
  4. M. Niimura: Neurofibromatosis. In: Rinsho Derma, Band 15, S. 653–663, 1973.
  5. Schwannomatosis-1, susceptibility to. In: Online Mendelian Inheritance in Man. (englisch)
  6. Eintrag zu Rhabdoidtumor. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten)
  7. Schwannomatosis-2, susceptibility to. In: Online Mendelian Inheritance in Man. (englisch)
  8. Eintrag zu Schwannomatose, NF2-assoziierte. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten)
  9. Eintrag zu Mosaik-Schwannomatose, NF2-assoziierte. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten)
  10. Eintrag zu Mosaik-Schwannomatose. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten)
  11. S. R. Plotkin, L. Messiaen, E. Legius et al.: Updated diagnostic criteria and nomenclature for neurofibromatosis type 2 and schwannomatosis: An international consensus recommendation. In: Genetics in medicine : official journal of the American College of Medical Genetics. Band 24, Nummer 9, September 2022, S. 1967–1977, doi:10.1016/j.gim.2022.05.007, PMID 35674741.
  12. C. Bacci, R. Sestini, A. Provenzano, I. Paganini, I. Mancini, B. Porfirio, R. Vivarelli, M. Genuardi, L. Papi: Schwannomatosis associated with multiple meningiomas due to a familial SMARCB1 mutation. In: Neurogenetics. Band 11, Nummer 1, Februar 2010, S. 73–80, doi:10.1007/s10048-009-0204-2, PMID 19582488.
  • D. Gareth Evans: NF2-Related Schwannomatosis. In: M. P. Adam, G. M. Mirzaa, R. A. Pagon et al. (Herausgeber): GeneReviews®
  • Radhika Dhamija, Scott Plotkin, Alicia Gomes und Dusica Babovic-Vuksanovic: LZTR1- and SMARCB1-Related Schwannomatosis. In: M. P. Adam, G. M. Mirzaa, R. A. Pagon et al. (Herausgeber): GeneReviews®