Seeschlange (Wellenkraftwerk)
Als Seeschlange (griechisch Pelamis) wird eine Bauform von Wellenkraftwerken bezeichnet, deren erster Prototyp 2004 vor der schottischen Küste in Betrieb genommen wurde.
Aufbau
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sie bestehen aus mehreren Stahlrohrsegmenten, die über Gelenke gekoppelt sind. An den Gelenken sind hydraulische Pumpen befestigt, die einen Generator antreiben. Sie können – ähnlich wie Windenergieparks – zur Gewinnung regenerativer Energien aus dem Meer verwendet werden. Der existierende Prototyp hat eine Länge von 150 Metern, besteht aus vier Segmenten mit je 3,5 Meter Durchmesser und erzeugt eine maximale Leistung von 750 kW. Im Jahresmittel werden laut Hersteller aber nur 25–40 % dieses Wertes erreicht. Zur Vermeidung ökologischer Risiken muss sichergestellt sein, dass die verwendete Hydraulikflüssigkeit gut biologisch abbaubar ist.
Bei bisherigen Wellenenergieanlagen war ein Hauptproblem die Robustheit gegenüber „Monsterwellen“. Bei der jetzigen Konstruktion soll dieses Problem umgangen werden, indem die Auftriebskörper durch zu große Wasserwellen hindurchtauchen.
Vorteile gegenüber Windkraftwerken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- keine Kräne zur Aufstellung erforderlich
- keine Fundamente erforderlich, lediglich ein Anker mit Kette
- da Wellen am Rand von Ozeanen auch dann auftreten, wenn örtlich kein Wind weht, können Wellenkraftwerke den bestehenden Mix aus erneuerbaren Energien sinnvoll ergänzen, indem sie Schwankungen bei der Gesamtmenge an erzeugter Energie verringern
Stillgelegte Anlagen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Aguçadoura I Wave Farm (Portugal)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Über viele Jahre entwickelte und betrieb die schottische Pelamis Wave Power einen Prototyp mit 750 kW Leistung. Mit der portugiesischen Enersie (wurde später von Babcock & Brown übernommen) einigte man sich auf den Bau der Wellen-Farm vor der portugiesischen Westküste. Im April 2006 trafen drei in Schottland gefertigte Anlagen in Einzelteilen auf einem Frachter im Hafen von Peniche (80 km nördlich von Lissabon) ein. Inbetriebnahme und Tests zogen sich jedoch über zweieinhalb Jahre hin. Erst im Sommer 2008 wurden die drei Anlagen mit je 750 kW Leistung Richtung Porto geschleppt. Bei Póvoa de Varzim wurden sie 5 km vor der Küste in 40 m Wassertiefe verankert. Die Anlage mit der Nummer 002 ging dann am 15. Juli 2008 in Betrieb und speiste den ersten Strom ins portugiesische Netz ein. Am 24. September 2008 wurde die komplette Wellen-Farm vom portugiesischen Wirtschaftsminister eingeweiht.
Ein halbes Jahr später wurden die drei Anlagen jedoch wegen technischer und finanzieller Probleme gestoppt und in den Hafen von Porto geschleppt. Es liegen momentan keine Angaben zur Wiederinbetriebnahme vor.
Das „WaveRoller“ Wellenkraftwerk arbeitet nach einem ganz anderen Prinzip. Es befindet sich momentan nördlich von Peniche vor Portugal im Testbetrieb.
Aguçadoura II
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Aguçadoura II sollte als Nächstes vor Portugal in Betrieb gehen. Nachdem man erst 34 Anlagen installieren wollte, waren es dann noch 25 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 18,75 MW. Die Kosten wurden mit etwa 70 Millionen Euro veranschlagt.
Westwave
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]15 km vor Hayle (Großbritannien, Nordküste Cornwalls), 7 Anlagen mit zusammen 5 MW Leistung, Fertigstellung 2009.
Anlagen in der Planung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein Modell, dessen Schwimmkörper überwiegend aus gummi-artigem Material besteht, wird Anaconda genannt und befindet sich in der Phase der Erforschung und Planung.[1][2]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Strom von der Seeschlange. energieportal24.de
- Website des Herstellers ( vom 21. Dezember 2014 im Internet Archive) (englisch)
- Galerie Agucadoura Farm ( vom 16. Mai 2010 im Internet Archive)
- Rebekka Borsch: Stählerne Seeschlange spuckt Strom, Der Spiegel, 1. Juni 2004
- Artikel zu Anaconda Wellenkraftwerken. New Scientist, 4. Juli 2008 (englisch)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Artikel zu Anaconda Wellenkraftwerken. New Scientist, 4. Juli 2008 (englisch)
- ↑ anderer Artikel dazu bei Renewable Energy World (15. Juli 2008)