Seiboldsmühle
Seiboldsmühle Stadt Heideck
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Koordinaten: | 49° 8′ N, 11° 9′ O |
Höhe: | 395 m ü. NHN |
Einwohner: | 460 (25. Mai 1987)[1] |
Postleitzahl: | 91180 |
Vorwahl: | 09177 |
Seiboldsmühle ist ein Gemeindeteil der Stadt Heideck im Landkreis Roth (Mittelfranken, Bayern).[2] Seiboldsmühle liegt in der Gemarkung Laffenau.[3]
Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Dorf Seiboldsmühle liegt etwa 2 km nordöstlich des Ortskerns von Heideck an der Staatsstraße 2226 und an der Kleinen Roth. Eine Gemeindeverbindungsstraße führt nach Laffenau, ein Wirtschaftsweg nach Oberrödel.[4]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Seiboldsmühle, früher auch als Seypoltsmühle bezeichnet, war bis ins 19. Jahrhundert hinein ein einziges Anwesen; die Mühle wurde vom nächstens aufgestautem Wasser des Lochbächleins und einem Leitgraben der kleinen Roth angetrieben. Der ehemalige Mühlweiher ist heute mit der St 2226 überbaut, der Leitgraben zugeschüttet und das Lochbächlein wurde umgeleitet. Es fließt jetzt bereits 500 m weiter westlich der kleinen Roth zu.[5]
Zunächst im Besitz des edelfreien Geschlechts der Herren von Heideck, gelangte die Seiboldsmühle durch die Verpfändung des Amtes Heideck 1472 an Bayern. Nach dem Landshuter Erbfolgekrieg kam das Amt Heideck und damit auch die Seiboldsmühle 1505 zum neuerrichteten Fürstentum Pfalz-Neuburg.[6] Von 1542 bis 1585 war das Amt Heideck vom verschuldeten Neuburger Pfalzgrafen Ottheinrich an Nürnberg verpfändet; darnach gehörte das Amt Heideck und damit auch die Seiboldsmühle wieder zu Pfalz-Neuburg, wo inzwischen der neue, lutherische Glauben eingeführt worden war.[7][8] Noch 1542 führte Nürnberg im Auftrag des Pfalzgrafen im Amt Heideck die Reformation ein, so dass auch die Müllerfamilie auf der Seiboldsmühle den neuen Glauben annehmen musste. Die Wiedereinführung des alten Glaubens erfolgte mit der Rekatholisierung von Neuburg-Pfalz unter dem zur alten Kirche konvertierten Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm ab 1627;[9] hierzu war in Heideck eigens eine Jesuitenstation errichtet worden.
1711 erließ der Pfalzgraf Johann Wilhelm eine Mühlenordnung für sein Herrschaftsgebiet und damit auch für die Seiboldsmühle.[10] Am Ende des Alten Reiches saß auf der Seiboldsfamilie weiterhin eine einzige Untertanen-Familie. Grundherrschaftlich gehörte die Mühle dem pfalz-neuburgischen Landrichteramt Heideck und unterstand hochgerichtlich dem pfalz-neuburgischen Pflegamt Heideck. Gepfarrt war sie zur Filialkirche Selingstadt der katholischen Stadtpfarrei Heideck.[11] Die Gemarkung Seiboldsmühle war im 19. Jahrhundert 25 Hektar groß.[12]
Im Königreich Bayern (1806) wurde die Seiboldsmühle mit den zwei dort wohnenden Familien Teil des Steuerdistrikts Unterrödel[13] und bildete mit dem Dorf Laffenau, dem Weiler Höfen, der Fichtenmühle und der Einöde Waldhaus die Gemeinde Laffenau im Landgericht Hilpoltstein.[14]
Der Müller war, wie auch andernorts, gleichzeitig Bauer. So bestand die Seiboldsmühle 1873 aus vier Gebäuden, in denen auch zwei Pferde und zwölf Stück Rindvieh gehalten wurden. Zu dieser Zeit gehörte die Gemeinde Laffenau dem Bezirksamt Neumarkt in der Oberpfalz des Landgerichts Hilpoltstein an,[15] aus dem sie 1880 zum Bezirksamt (später Landkreis) Hilpoltstein kam.
Zum Zeitpunkt der Volkszählung 1900 wies das Mühlenanwesen drei Wohngebäude auf.[16] In den 1930er Jahren war der Mühlbetrieb schon seit längerer Zeit eingestellt, es wurde aber eine Gastwirtschaft betrieben.[17] 1937 wohnten in der Gemarkung Seiboldsmühle 14 Katholiken und fünf Protestanten; die Katholiken waren in die Stadtpfarrei Heideck gepfarrt, die Protestanten in die Pfarrei Alfershausen.[18] 1952 zählte man sieben Wohngebäude mit 65 Bewohnern; aus dem Weiler Seiboldsmühle war das Dorf Seiboldsmühle geworden. 1961 war die Einwohnerzahl auf 231,[19] 1970 auf 295 angestiegen,[20] nachdem hier die Bayerische Landessiedlungsgesellschaft 1956/57 und 1961 insgesamt 24 Wohnhäuser für Vertriebene errichtet hatte – mit großen Grundstücken zur Selbstversorgung.[14][21]
Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurde die Gemeinde Laffenau aufgelöst und deren Orte, also auch das Dorf Seiboldsmühle, zum 1. April 1971 nach Heideck im Landkreis Roth eingemeindet.[22] 1987 war durch eine weitere Siedlung und die Miteinbeziehung der Einwohner der Fichtenmühle die Einwohnerzahl auf 460 angestiegen.[1] Die Seiboldsmühle hat sich damit zu einem der größten Gemeindeteile von Heideck entwickelt.
Einwohnerentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1818: 8 (1 „Feuerstelle“ = Haushaltung; 2 Familien)[13]
- 1871: 9 (4 Gebäude)[15]
- 1875: 8[23]
- 1900: 7 (3 Wohngebäude)[16]
- 1937: 19[18]
- 1950: 65 (7 Wohngebäude)[24]
- 1961: 231 (43 Wohngebäude)[19]
- 1970: 295[20]
- 1987: 460 (133 Gebäude mit Wohnraum; 165 Wohnungen)[1]
Bahnhof Heideck
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als Baudenkmal gilt der ehemalige Bahnhof der 1883 bis 1887 errichteten „Gredlbahn“ (weil von Roth aus bis Greding führend), ein zweigeschossiger Sandsteinbau mit Nebengebäuden am heutigen „Gredl-Radweg“ auf der in den 1970er Jahren aufgelassenen Bahntrasse Hilpoltstein – Greding. Bis 1913 konnte man sich vom Heidecker Marktplatz aus mit einer Postkutsche zum Bahnhof bringen lassen. 2009 ging das Bahnhofsgelände von der Deutschen Bahn auf die Stadt Heideck über. 2013 wurde der neu gestaltete Bahnhofplatz – Parkplatz und Ausgangspunkt für den Radweg – eröffnet.[25]
Sonstiges
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am östlichen Ortsrand befindet sich ein Sühnekreuz, das Steinkreuz bei Seiboldsmühle.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Franz Xaver Buchner: Das Bistum Eichstätt. I. Band: Eichstätt 1937, II. Band: Eichstätt 1938
- Dieter Deeg: Heideck. Stadt und Landschaft, Nürnberg 1971
- Wolfgang Wiessner: Hilpoltstein (= Kommission für Bayerische Landesgeschichte [Hrsg.]: Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 24). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1978, ISBN 3-7696-9908-4 (Digitalisat).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Seiboldsmühle in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 13. September 2021.
- Seiboldsmühle in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 13. Oktober 2024.
- Seiboldsmühle im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie, abgerufen am 13. Oktober 2024.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 348 (Digitalisat).
- ↑ Gemeinde Heideck, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 13. Oktober 2024.
- ↑ Webkarte. ALKIS®-Verwaltungsgrenzen – Gemarkungen. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 13. Oktober 2024.
- ↑ Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 13. Oktober 2024 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
- ↑ Seiboldsmühle im BayernAtlas (Bayerische Uraufnahme)
- ↑ Wolfgang Wiessner: Hilpoltstein (= Kommission für Bayerische Landesgeschichte [Hrsg.]: Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 24). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1978, ISBN 3-7696-9908-4, S. 202 (Digitalisat).
- ↑ Buchner I, S. 467
- ↑ Wolfgang Wiessner: Hilpoltstein (= Kommission für Bayerische Landesgeschichte [Hrsg.]: Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 24). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1978, ISBN 3-7696-9908-4, S. 177 (Digitalisat).
- ↑ Wolfgang Wiessner: Hilpoltstein (= Kommission für Bayerische Landesgeschichte [Hrsg.]: Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 24). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1978, ISBN 3-7696-9908-4, S. 267 (Digitalisat).
- ↑ Deeg, S. 84
- ↑ Wolfgang Wiessner: Hilpoltstein (= Kommission für Bayerische Landesgeschichte [Hrsg.]: Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 24). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1978, ISBN 3-7696-9908-4, S. 233 (Digitalisat).
- ↑ Wolfgang Wiessner: Hilpoltstein (= Kommission für Bayerische Landesgeschichte [Hrsg.]: Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 24). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1978, ISBN 3-7696-9908-4, S. 38 (Digitalisat).
- ↑ a b Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 85 (Digitalisat).
- ↑ a b Wolfgang Wiessner: Hilpoltstein (= Kommission für Bayerische Landesgeschichte [Hrsg.]: Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 24). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1978, ISBN 3-7696-9908-4, S. 254 (Digitalisat).
- ↑ a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 889, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- ↑ a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1219 (Digitalisat).
- ↑ Vom Holzumschlageplatz zum größten Ortsteil. In: Donaukurier vom 17. Juni 2013
- ↑ a b Buchner I, S. 471
- ↑ a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 796 (Digitalisat).
- ↑ a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 180 (Digitalisat).
- ↑ Donaukurier vom 17. Juni 2013
- ↑ Deeg, S. 56
- ↑ Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 3. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1875), S. 144, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1084 (Digitalisat).
- ↑ Informationstafeln vor Ort; Als die Bahnstrecke zur Lebensader wurde. In: Donaukurier vom 29. Dezember 2014