Sergei Alexandrowitsch Kussewizki

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Sergei Alexandrowitsch Kussewizki

Sergei Alexandrowitsch Kussewizki (russisch Сергей Александрович Кусевицкий; wissenschaftl. Transliteration: Sergej Aleksandrovič Kusevickij; auch Serge Koussevitzky; * 14.jul. / 26. Juli 1874greg. in Wyschni Wolotschok; † 4. Juni 1951 in Boston) war ein russisch-US-amerikanischer Dirigent, Komponist und Kontrabassist.

Kindheit und Jugend

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Kussewizki stammte aus bescheidenen Verhältnissen aus einer jüdischen Familie. Er wuchs in Wyschni Wolotschok auf, einem kleinen Ort in der Oblast Twer, ca. 250 km nordwestlich von Moskau. Seine Eltern waren Berufsmusiker. Sie unterrichteten ihn auf Geige, Violoncello und Klavier. Im Alter von 14 Jahren verließ Kussewizki seinen Heimatort, um in Moskau Musik zu studieren.

Robert Sterl: Kussewitzky dirigiert, 1910

Förderer der russischen Musik

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Durch die Heirat mit der Tochter eines reichen Teehändlers erhielt er die Möglichkeit, seinen Traum vom Dirigieren zu verwirklichen. Seit ca. 1905 lebte Kussewizki in Berlin und gab am 23. Januar 1908 mit den Berliner Philharmonikern sein Debüt als Dirigent. Zur Aufführung kam u. a. das 2. Klavierkonzert von Rachmaninow, der bei dieser Aufführung selbst spielte. 1909 gründete Kussewizki den Musikverlag Editions Russes de Musique und veröffentlichte Werke von Strawinski, Rachmaninow, Prokofjew, Medtner und Skrjabin. Im Jahr 1910 mietete er zum ersten Mal ein Dampfschiff und spielte mit einem von ihm zusammengestellten und finanzierten Orchester an 19 Orten entlang der Wolga. Zwei weitere Tourneen folgten 1912 und 1914. Nach dem Krieg und der Revolution leitete Kussewizki für drei Jahre das Staatliche Symphonieorchester in Petrograd (heute: St. Petersburg), reiste aber Anfang der 1920er Jahre endgültig aus der Sowjetunion aus. Über Berlin kam er nach Paris, wo er 1921 die Konzertreihe Concerts Symphoniques Koussevitzky gründete. Auch hier widmete er sich vor allem den russischen Komponisten. Ein Meilenstein der Musikgeschichte war die Uraufführung der orchestrierten Fassung von Modest Mussorgskis Klavierzyklus Bilder einer Ausstellung, die Maurice Ravel im Auftrag Kussewizkis geschaffen hatte.

Förderer der amerikanischen Musik

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Kussewizki war von 1924 bis 1949 Musikdirektor des Boston Symphony Orchestra. 1943 gab er Béla Bartók den Auftrag für eine „composition for orchestra“. Bartók komponierte darauf sein Konzert für Orchester, dessen Uraufführung durch das Boston Symphony Orchestra am 1. Dezember 1944 in der Symphony Hall Boston unter Kussewizki ein enormer Erfolg war.

1937 gründete Kussewizki das Tanglewood Music Festival, eine der herausragenden Musikveranstaltungen in den USA. 1951 lud er den jungen Dirigenten Lorin Maazel nach Tanglewood ein. Hier startete unter anderem Leonard Bernstein seine Karriere, zu dem Kussewizki ein fast väterliches Verhältnis hatte.

Kontrabassvirtuose

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Weil Kussewizki ein Stipendium benötigte und ein solches nur noch für die Kontrabassklasse zur Verfügung stand, begann er ein Studium dieses Instruments. Sein Lehrer Josef Rambousek stammte aus Prag und war wie Franz Simandl oder Gustav Láska ein Schüler des Pädagogen Josef Hrabě. Kussewizki wurde nach dem Studium im Orchester des Bolschoi-Theaters als Kontrabassist engagiert und trat schon als Virtuose auf. 1903 gab er sein Debüt in Deutschland. Seine Soloprogramme bestanden aus Originalkompositionen für Kontrabass, z. B. von Giovanni Bottesini und Gustav Láska, und Bearbeitungen anderer Instrumentalkonzerte für Kontrabass, u. a. Mozarts Fagottkonzert KV 191 und Max Bruchs Kol Nidrei op. 47.

Er komponierte einige Stücke für Kontrabass, die bis heute sehr populär sind. Dabei handelt es sich um Andante cantabile und Valse miniature op. 1, Berceuse und Chanson Triste op. 2, das Konzert fis-Moll op. 3 (orchestriert von Wolfgang Meyer-Tormin) und die Humoreske op. 4.

Kussewizki besaß viele wertvolle Instrumente, darunter Kontrabässe von Maggini, Guarneri und Amati. Für seine solistischen Auftritte benutzte er aber meist einen Kontrabass der Firma Glässel & Herbig aus dem sächsischen Markneukirchen. Viel bekannter ist heute sein Amati-Kontrabass. Das im Jahr 1611 gebaute Instrument war einst im Besitz von Domenico Dragonetti. Nach dem Tode Kussewizkis gab seine Witwe, Olga, den Kontrabass an den amerikanischen Virtuosen Gary Karr weiter.

Mit seiner zunehmenden Beschäftigung als Dirigent trat die Virtuosenkarriere in den Hintergrund. Kussewizki trat aber weiterhin mit dem Kontrabass auf, wenn auch in geringerem Maße. Er war der erste Kontrabassist, der eine Schallplatte aufnahm. Anfang der 1920er Jahre spielte er eigene Kompositionen sowie Werke von Gustav Láska und Henry Eccles ein. 1929 gab er in Boston sein letztes öffentliches Konzert als Kontrabass-Solist. 1934 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewählt.

Werke (Auswahl)

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Werke mit Opuszahl

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Werke ohne Opuszahl

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  • Passacaille sur un thème Russe für Orchester, zwischen 1929 und 1931
  • Präludium und Fuge C-Dur, nach BWV 547 von Johann Sebastian Bach, Bearbeitung für Orchester, 1936
  • Fair Harvard für achtstimmigen gemischten Chor, arrangiert für Chor und Orchester, um 1936
  • Etüden für Kontrabass
  • Arrangements für Kontrabass und Klavier
  • Ingo Burghausen: Die Bedeutung Sergej Kussewitzkys als Kontrabassist und Komponist. Unveröffentlichte Diplomarbeit, Weimar 1988
  • Ingo Burghausen: Kontrabassist und Dirigent. Sergej Kussewitzky zum 40. Todestag am 4. Juni 1991. In: Das Orchester, 39. Jg. (1991), Heft 6, S. 691–694
  • David Heyes: The Boston Bassist. In: Double Bassist Nr. 2, Autumn/Winter 1996, S. 10–15
  • Susanne Kaulich: Spielen Sie, wenn ich die Luft oben berühre! Zum 50. Todestag des russischen Dirigenten Serge Koussevitzky. In: Das Orchester, 49. Jg. (2001), Heft 6, S. 8–14
  • Moses Smith: Koussevitzky. Allen, Towne and Heath, New York 1947
  • Friedrich Warnecke: Ad Infinitum. Der Kontrabass. Seine Geschichte und seine Zukunft. Probleme und deren Lösung zur Hebung des Kontrabaßspiels. Reprint, S. 44 f., edition intervalle, Leipzig 2005, ISBN 3-938601-00-0
  • Serge Kussevitzky in: Internationales Biographisches Archiv 24/1951 vom 4. Juni 1951, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
Commons: Serge Koussevitzky – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien