Sing Tao Daily
Sing Tao Daily (chinesisch 星島日報, Pinyin Xīngdǎo Rìbào, W.-G. Hsingtao Jihpao, Yale: Sing1 dou2 jat6 bou3; Sīngdóu Yahtbou, auch Sing Tao Jih Pao) ist die älteste chinesischsprachige Zeitung und die zweitgrößte chinesische Zeitung von Hongkong. Sie gehört zur Sing Tao News Corporation von Kwok Ying Shing (chinesisch 郭英成). Die englische Schwester-Zeitung ist The Standard. Sing Tao unterhält auch die Nachrichten-Website singtao.com.
Die Zeitung gibt 16 'Übersee-Editionen' heraus, welche von neun News Bureaus gestaltet werden und in 100 Städten in China und weltweit vertrieben werden. Die Toronto-Ausgabe von Sing Tao ist teilweise im Besitz der Star Media Group, dem Herausgeber des Toronto Star, einem Unternehmen der Torstar Corporation.[1]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sing Tao Daily ist die älteste chinesischsprachige Tageszeitung in Hongkong. Die erste Ausgabe erschien am 1. August 1938.[2]
Die erste Übersee-Edition wurde 1963 in San Francisco herausgegeben, wo die Mediengruppe im Mai 1964 auch das erste Overseas Office gründete.[2] 1965 richtete der Konzern Büros in New York City und Los Angeles ein, dann in Toronto (1978), Vancouver, Calgary, London und Sydney.
Im Jahr 1992 gründete Sing Tao Daily angesichts finanzieller Schwierigkeiten eine gemeinsame Publikation mit der International Culture Publishing Corporation, laut Alex Joske einer Frontorganisation des chinesischen Ministeriums für Staatssicherheit.[3]
1998 wurden Mitglieder des Managementteams schuldig befunden, die Auflagenzahlen der Schwesterzeitung The Standard zu fälschen. Die Regierung von Hongkong entschied die Chefin Sally Aw aufgrund „öffentlicher Vorteile“ („public benefit“) nicht abzustrafen. Daraus entwickelte sich ein Skandal für das Rechtssystem von Hongkong und in der Folge kam es zu den Anti-„Article 23“-Märschen am 1. Juli 2003. 1999 zwangen finanzielle Probleme Aw ihre Aktien von Sing Tao Holdings zu veräußern.
Bis 2002 war die Muttergesellschaft von Sing Tao Daily „Sing Tao Holdings“. Seither gehört das Blatt der Sing Tao News Corporation.[4]
Im Juni 2021 erwarb die Tochter eines Immobilienmagnaten vom chinesischen Festland eine Mehrheitsbeteiligung an dem Unternehmen.[5]
2021 wurden die US-amerikanischen Zweige von Sing Tao auf Anordnung des amerikanische Justizministeriums als „foreign agents“ unter dem Foreign Agents Registration Act registriert.[5][6]
Politische Ausrichtung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sing Tao hat eine lange regierungsnahe Geschichte. Vor der Wiedervereinigung Hongkongs mit China unterstützte das Blatt die Kuomintang und die Regierung von British Hongkong. Sobald Hongkong an China zurückgegeben worden war wandelte sich die Berichterstattung in Unterstützung der Regierung in Beijing.[7][8][9][10][11] Die Berichterstattung deckt sich nun mit derjenigen der Staatlichen Medien aus Beijing.
In einem Artikel der Jamestown Foundation aus dem Jahr 2001 wurde behauptet, dass zwei der Eigentümer von Sing Tao (Charles Ho, Vorsitzender der Sing Tao News Corp Ltd. und seine Vorgängerin Sally Aw) Mitglieder der Politischen Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes waren und ein Redakteur zuvor für China Daily gearbeitet hatte.[12][13]
Einfluss der Chinesischen Kommunistischen Partei
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einem Bericht der Hoover Institution zufolge wurde Sing Tao im Mai 2001 von einem Peking-freundlichen Geschäftsmann gekauft, der sich kurz darauf mit der Nachrichtenagentur Xinhua zusammengeschlossen hatte. Es entstand das Joint Venture Xinhua Online.[14]
Im Jahr 2013 schrieb ein Analyst von Freedom House in einem dem Center for International Media Assistance vorgelegten Bericht, dass das Management und die Eigentümer von Sing Tao in den letzten Jahrzehnten begonnen hätten, „Selbstzensur“ zu praktizieren und „hochriskanten“ Mitarbeitenden sei gekündigt worden. Journalisten verließen das Unternehmen aufgrund einer „unangenehmen Redaktionspolitik“ (unpalatable editorial policy). Themen wie die Proteste und das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens 1989, die Menschenrechte in Tibet und die Unabhängigkeit Taiwans wurden minimiert oder vermieden.[15]
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Tom Blackwell: Inside Canada’s Chinese-language media: 'Beijing has become the mainstream,' says ex-Sing Tao editor. In: National Post. 3. Dezember 2020, abgerufen am 5. Dezember 2020 (englisch).
- ↑ a b Sing Tao Holdings Ltd Annual Report. Profile of the Group. www1.hkexnews.hk 2002.
- ↑ Alex Joske: Spies and Lies: How China’s Greatest Covert Operations Fooled the World. Hardie Grant Books 2022: S. 55. ISBN 978-1-74358-900-7 oclc=1347020692
- ↑ Announcements and Circulars. Sing Tao News Corporation Limited. singtaonewscorp.com. Archivlink
- ↑ a b Lachlan Markay: DOJ brands Chinese-owned U.S. newspaper a foreign agent. In: Axios. 25. August 2021, abgerufen am 26. August 2021 (englisch).
- ↑ Selina Cheng: US edition of Hong Kong newspaper Sing Tao forced to register as foreign agent. In: Hong Kong Free Press. 26. August 2021, abgerufen am 27. August 2021 (englisch).
- ↑ Sing Tao Daily. Chinese Advertising Agencies, Inc., abgerufen am 14. Februar 2014 (englisch).
- ↑ Editor Dismissed Over Pro-Beijing Edits, Say Sources. Canada Free Press, abgerufen am 14. Februar 2014 (englisch).
- ↑ Jess Macy Yu: Hong Kong Newspapers, Pro- and Anti-Beijing, Weigh In on Protests. In: The New York Times. 6. Oktober 2014, abgerufen am 11. August 2019 (englisch).
- ↑ Beijing’s 'Invisible Hand' at Work Ahead of Hong Kong Election. In: Radio Free Asia. 7. Februar 2017, abgerufen am 12. August 2019 (englisch).
- ↑ Zheping Huang: China is using Hong Kong’s media to broadcast its smear campaigns. In: Quartz. 2. August 2016, abgerufen am 13. August 2019 (englisch).
- ↑ Archived copy. Abgerufen am 26. Mai 2020 (englisch).
- ↑ Duzhe, Mei. China Brief Vol1, Issue 10. How China’s Government is Attempting to Control Chinese Media in America. Jamestown Foundation. 2001. Archivlink
- ↑ Larry Diamond, Orville Schell: China’s Influence & American Interests: Promoting Constructive Vigilance. In: Hoover Institution. 29. November 2018, abgerufen am 20. Februar 2024 (englisch).
- ↑ Sarah Cook: The Long Shadow of Chinese Censorship: How the Communist Party’s Media Restrictions Affect News Outlets Around the World. Center for International Media Assistance, 22. Oktober 2013, archiviert vom am 9. Februar 2014; abgerufen am 1. Oktober 2017 (englisch).
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- John Manthorpe: Claws of the Panda: Beijing’s Campaign of Influence and Intimidation in Canada. Cormorant Books, 2019, ISBN 978-1-77086-539-6, S. 171 (englisch, google.com).