Smeatonian Society of Civil Engineers

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Die Smeatonian Society of Civil Engineers, 1771 von John Smeaton, Robert Mylne und fünf weiteren Ingenieuren als Society of Civil Engineers in London gegründet, war die weltweit erste Vereinigung von Ingenieuren und ist daher heute auch die älteste.[1] In der Literatur wird sie häufig kurz als „Society“ bezeichnet in Abgrenzung zur jüngeren Institution of Civil Engineers, welche kurz als „Institution“ bezeichnet wird. In den USA gibt es die American Society of Civil Engineers, die sich im Namen an die Smeatonian Society of Civil Engineers anlehnt. Eine ähnliche Organisation in Deutschland ist der Verein Deutscher Ingenieure, der allerdings erst 1856 gegründet wurde.

Das erste bekannte offizielle Treffen der Ingenieure in Großbritannien fand am 15. März 1771 statt in der Kings’s Head Tavern in Holborn in London. Sieben führende Ingenieure beschlossen, eine Gesellschaft für „civil engineers“ zu gründen. Führender Kopf der Gesellschaft war John Smeaton, der erste Ingenieur der sich selbst als „civil engineer“ (im Deutschen meist als Bauingenieur übersetzt) bezeichnete, um sich von den „Militäringenieuren“ abzugrenzen, die an der Royal Military Academy Woolwich ausgebildet wurden.[2] Die anderen Gründungsmitglieder waren Thomas Yeoman, Robert Mylne, Joseph Nickalls, John Grundy, John Thompson und James King. Im ersten Jahr stießen noch John Golborne, William Black, Robert Whitworth und Hugh Henshall hinzu. Diese elf Personen gelten als die ursprünglichen Gründungsmitglieder.[3] Die Anzahl der Mitglieder blieb bis 1800 eher klein: Sie lag bei maximal 52. Der berufliche Hintergrund war vielfältig. Sie stammten aus dem Mühlenbau, dem Instrumentenbau, dem Vermessungswesen, der Kartographie, der Uhrmacherei, dem Bauhandwerk oder der Architektur. Alle Mitglieder hatten sich in verschiedenen Bereichen zu führenden Ingenieuren emporgearbeitet. Eine formalisierte Ausbildung oder Studiengänge gab es noch nicht. Die meisten waren als beratende Bauingenieure bei größeren Bauprojekten tätig. Elf waren auch Mitglied der Royal Society.[4]

John Smeaton wollte mit der Society die Ingenieure zu einer gesellschaftlich anerkannten Berufsgruppe machen. Auf dem europäischen Festland verstand man unter einem Ingenieur vor allem Personen in leitender Position; im englischsprachigen Raum kann "Engineer" auch Mechaniker oder Handwerker bedeuten. Die technischen Truppen des Militärs werden bis heute als Engineers bezeichnet, im deutschen als Pioniertruppe.[5] Außerdem wollte Smeaton, dass die Ingenieure eine Vermittlerposition einnehmen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, sowie zwischen Auftraggeber und Kunde. Deshalb nahm die Society nur Personen auf die sich einen hervorragenden Ruf erarbeitet hatten und auch über gehobene Bildung und Umgangsformen verfügten. Die Mitglieder hatten damit den Status eines britischen Gentlemen inne.[6]

Der erste Name der Gesellschaft lautete „Society of Civil Engineers“ (Gesellschaft der Civil Engineers). Als William Chadwell Mylne 1822 begann die Protokollbücher zu führen, verwendete er die Bezeichnung „Engineers’ Society“ (Ingenieursgesellschaft) in den Berichten über die Zusammenkünfte. 1869 änderte er sie in „Smeatonian Society“. Die 1830 beschlossenen Regularien enthielten erstmals den Namen „Smeatonian Society of Civil Engineers“, was seither der Name ist.[7] Als erster Militäringenieur wurde 1774 Major Henry Watson aufgenommen.[7]

Die Gesellschaft war de facto mehr eine Kombination aus wissenschaftlicher Gesellschaft sie die Royal Society und einem Honoratioren-Club der führenden Ingenieure. Die wenigen Mitglieder blieben lieber unter sich und kümmerten sich wenig um ihre Berufsgruppe als Ganzes oder die Förderung einzelner Mitglieder. Ihre Bedeutung nahm daher im 19. Jahrhundert ab. Eine Gruppe junger Ingenieure gründete 1818 die Institution of Civil Engineers, die weniger elitär war und ihren Mitgliedern mehr zu bieten hatte. Die Society und ihr Organisationsprinzip mit der privilegierten Mitgliedschaft in mehreren Rangstufen und dem Prinzip vor allem verdiente Ingenieure aufzunehmen war etwa 200 Jahre lang Vorbild für spätere Ingenieurorganisationen in Großbritannien und teilweise auch in den USA. Sie legten daher mehr Wert auf die beruflichen Leistungen der Mitglieder. In Deutschland und Frankreich dagegen war der formale Abschluss (beispielsweise Diplom-Ingenieur) wichtiger. Aus dem regelrechten Misstrauen gegenüber einer theoretischen Ausbildung resultierte auch die relativ späte Gründung britischer und amerikanischer Ausbildungsstätten für Ingenieure. In Frankreich dagegen wurde die Ecole Polytechnique und weitere Schulen gegründet die zu den deutschen Technischen Hochschulen führten.[8]

Als 1994 Präsident Noel Ordman in Westminster Abbey eine Statue von Smeaton enthüllte, wurde dies in den Medien als „Triumph der Smeatonian Society“ beschrieben.[9][10][11]

Die Society existiert bis heute hauptsächlich als Diskussionsrunde von etwa sechzig berufserfahrenen Ingenieuren, die sich „durch ihre Arbeit in Theorie oder Praxis auf den Gebieten der Entwicklung, Konstruktion, Produktion oder des Managements besonders hervorgetan haben“, sowie bis zu achtzehn emeritierten Mitgliedern und bis zu fünfzehn Ehrenmitgliedern.[2]

Das lateinische Motto „Omnia in numero, pondere et mensura“ wurde 1793 eingeführt. Es wurde dem biblischen Buch der Weisheit entnommen: „Du aber hast alles nach Maß, Zahl und Gewicht geordnet.“ Der Vorschlag von William Whewell, der seit 1836 Ehrenmitglied war, „Τεχνη κρατουμεν ὢν φυσει νικωμεθα“ griechisch für „Durch Technik beherrschen wir was uns beherrscht“ wurde 1843 angenommen. Der Satz geht möglicherweise auf Aristoteles zurück. Beide sind noch in Gebrauch.[7]

Historische Rangstufen der Mitglieder

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Ab 1793 setzte sich die erneuerte Society das Ziel, „das Wissen, welches für die verschiedenen Gebiete der öffentlichen und privaten Arbeit auf dem Gebiet des Bauingenieurwesens wichtig und nützlich ist, zu befördern und zu verbreiten“.[7] Es gab drei verschiedene Stufen der Mitgliedschaft:

  • „First Class“ (erste Klasse) – für „diejenigen die tatsächlich auf verschiedenen Gebieten der Ingenieurwissenschaften beschäftigt sind, wie der Konstruktion oder der Produktion“
  • „Second Class“ (zweite Klasse) – für „Männer der Wissenschaft und Gentlemen von besonderm Ruf“ (Ehrenmitglieder)
  • „Third Class“ (dritte Klasse) – „Verschiedene Techniker/Künstler (‚Artists‘) deren Beruf und Arbeit notwendig und nützlich sind und mit dem Bauingenieurwesen verbunden sind“ (Ehrenmitglieder)

Im 21. Jahrhundert wurden die ersten Frauen Mitglieder in der bis dahin ausschließlich männlichen Gesellschaft. Die ersten Frauen waren Jean Venables (2003), Joanna Kennedy (2006) und Julia Elton als Ehrenmitglied (2010).

Die nachfolgende Liste stellt alle Präsidenten der Society dar mit ihrem Antrittsjahr. Ehrenmitglieder sind kursiv geschrieben. 1793 wurde die Society ohne Präsident neu gegründet. Der Präsident wurde von 1841 an jährlich gewählt:[7]

Einzelnachweise

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  1. Society of Civil Engineers, bei Dictionary of National Biography, abgerufen am 20. Februar 2015
  2. a b Gwilym Roberts: From Kendal’s Coffee House to Great George Street. Thomas Telford, 1995, ISBN 0-7277-2022-8, S. 1.
  3. A. W. Skempton: Early members of the Smeatonian Society of Civil Engineers. In: Transactions [Newcomen Society]. 44. Jahrgang, 1971, S. 23–47 (tandfonline.com [abgerufen am 31. Dezember 2019]).
  4. Kees Gispen: Der gefesselte Prometheus: Die Ingenieure in Großbritannien und in den Vereinigten Staaten 1750–1945, S. 128f. in: Walter Kaiser, Wolfgang König (Hrsg.): Geschichte des Ingenieurs. München : Hanser, 2006, S. 127–178.
  5. Kees Gispen: Der gefesselte Prometheus: Die Ingenieure in Großbritannien und in den Vereinigten Staaten 1750–1945, S. 127. in: Walter Kaiser, Wolfgang König (Hrsg.): Geschichte des Ingenieurs. München : Hanser, 2006, S. 127–178.
  6. Kees Gispen: Der gefesselte Prometheus: Die Ingenieure in Großbritannien und in den Vereinigten Staaten 1750–1945, S. 128f. in: Walter Kaiser, Wolfgang König (Hrsg.): Geschichte des Ingenieurs. München : Hanser, 2006, S. 127–178.
  7. a b c d e Garth Watson: The Smeatonians: The Society of Civil Engineers. Thomas Telford, 1989, ISBN 0-7277-1526-7.
  8. Kees Gispen: Der gefesselte Prometheus: Die Ingenieure in Großbritannien und in den Vereinigten Staaten 1750–1945, S. 129 in: Walter Kaiser, Wolfgang König (Hrsg.): Geschichte des Ingenieurs. München : Hanser, 2006, S. 127–178.
  9. John Smeaton Westminster-Abbey.org abgerufen am 26. Juni 2015.
  10. Civil Honour, 7. November 1994, S. 16. Abgerufen am 26. Juni 2015 
  11. Westminster Abbey – Robert Stephenson. Abgerufen am 26. Juni 2015.