Spickzettel
Ein Spickzettel, auch Spicker, Schwindel-, Pfusch- oder Schummelzettel, ist ein Zettel, der bei einer Prüfung, Klausur, Abfrage oder einem Test von dem Prüfling in verbotener Weise benutzt wird, um die Fragen oder Aufgaben besser beantworten zu können.
Die Nutzung von Spickzetteln oder vergleichbaren Hilfsmitteln erfüllt im deutschen Schul- und Prüfungsrecht den Tatbestand des (veraltet ausgedrückt) „Unterschleifs“[1] bzw. der Unterschlagung und führt bei Entdeckung während oder nach einer Prüfung zur Aberkennung der kompletten erbrachten Prüfungsleistung oder/und ihrer schlechtestmöglichen Benotung.
Verwendung von Spickzetteln
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schüler werden zeitweise von Lehrern angehalten, als Lernmethode Spickzettel zu erstellen, um diese als Lernhilfe zu verwenden. Durch das Erstellen eines solchen Zettels soll das Lernen begünstigt werden. Allerdings darf dieser nicht bei der Leistungsprüfung eingesetzt werden.
Spickzettel werden auch als alltägliche Erinnerungshilfen eingesetzt, z. B. für Einkaufslisten, einfache Kochrezepte, Darstellung von Arbeitsabläufen in Einzelschritten u. Ä.
An Universitäten/Hochschulen gibt es zuweilen die Erlaubnis, einen Zettel mit selbst gewähltem Inhalt mit in eine Klausur zu nehmen. Dabei kann es sich z. B. um wichtige, aber schwierig zu merkende Formeln oder Skizzen handeln, die zur Lösung einer komplizierteren Aufgabe nötig sind. Ohne gelernt zu haben, sind solche Spickzettel fast nutzlos; sie dienen nur dazu, dass untergeordnetes Wissen schnell zur Hand ist, um sich mit der gestellten Aufgabe befassen zu können. Da die Menge durch das Papierformat beschränkt ist und die Zettel oft handschriftlich angefertigt werden müssen, hat das auch zur Folge, dass sich die Studenten beim Zusammenstellen des Spickzettels erneut mit dem Stoff auseinandersetzen.
Arten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es gibt viele verschiedene Arten von Spickzetteln, die grundsätzlich alle den Zweck haben, die Informationen möglichst gut zu verstecken, andererseits aber auch gut ablesbar zu halten. Der Druck der Informationen in sehr kleiner Größe ist dabei die wohl meist verwendete Methode. Dabei optimierte der Einsatz von Computer und (Laser-)Drucker die Lesbarkeit stark und machte einige ausgefallene Arten von Spickzetteln möglich. Eine umfangreiche Sammlung zeigt eine Spickzettel-Ausstellung im Berufskolleg St. Michael, Ahlen (Westfalen), die der dortige Schulseelsorger Diakon Johannes Gröger in den Jahren seiner Tätigkeit zusammengetragen hat. Die gesammelten „Schummelzettel“ zeigt die Schule in der Ausstellung VertrauensBlicke.[2]
Eine spezielle Art von „Spickzetteln“ sind die Kanontafeln in der tridentinischen Messe der Katholischen Kirche, die dem zelebrierenden Priester zu gewissen Zeiten, an gewissen Stellen des Altares, den umständlicheren Blick ins Messbuch ersparen sollen.
Berühmter Spickzettel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein Spickzettel des ehemaligen Fußballnationaltorwarts Jens Lehmann erreichte internationale Aufmerksamkeit. Am 30. Juni 2006 beim Viertelfinalspiel der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 steckte Torwarttrainer Andreas Köpke Lehmann einen handgeschriebenen Spickzettel mit Informationen über die Schützen der argentinischen Mannschaft zu (siehe Weblinks). Lehmann hielt zwei Elfmeter gegen Argentinien und wurde als Matchwinner gefeiert. Er stellte den Zettel später der Aktion Ein Herz für Kinder zur Verfügung. Bei einer Versteigerung erwarb das Unternehmen EnBW den Zettel für eine Million Euro und überließ ihn dem Haus der Geschichte in Bonn.[3]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Günter F. Hessenauer: Erwischt! Alles über Spickzettel & Co. Rowohlt Taschenbuch, Reinbek bei Hamburg 2009, ISBN 978-3-499-62506-0.
- Thomas Brockmann: Das große Buch vom Schummeln. Eichborn-Verlag, Frankfurt/Main 1990, ISBN 3-8218-3008-5.
- Susanne Lettenbauer: Galerie des Schummelns: Kleine Zettel, große Wirkung. In: Spiegel Online („Schulspiegel“), 8. Juni 2007: Übergabe von 5.000 Spickzetteln an die Universität Erlangen-Nürnberg zu Forschungszwecken.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Dokument "Lehmann-Zettel" auf der Website des Hauses der Geschichte
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Duden: Unterschleif, online unter duden.de
- ↑ Ausstellung VertrauensBlicke ( des vom 1. Juli 2010 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (Bezirksregierung Münster, Schulabteilung, 2009).
- ↑ WM-Spickzettel im Haus der Geschichte. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 19. Juni 2007, abgerufen am 28. März 2022.