St. Marien (Neunkirchen (Saar))

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
St. Marien, Neunkirchen(Saar), Turmfront mit Mariensäule
Die Pfarrkirche St. Marien in Neunkirchen, Blick von der Apsis über das Querhaus zum Turm

St. Marien ist die römisch-katholische Stadtpfarrkirche der saarländischen Kreisstadt Neunkirchen. In der Denkmalliste des Saarlandes ist das neoromanische Kirchengebäude als Einzeldenkmal aufgeführt.[1] Die Kirche ist dem Bistum Trier zugeordnet. Patroziniumstag ist das kirchliche Hochfest der Aufnahme der Jungfrau und Gottesmutter Maria in den Himmel am 15. August.

Das heutige Kirchengebäude ist der Nachfolgebau einer 1751 entstandenen barocken Saalkirche, die 1884 abgebrochen wurde.[2]

In den Jahren 1884–1885 entstand an Stelle der früheren barocken Kirche nach den Plänen des Architekten Ferdinand Schorbach (1846–1912) aus Hannover der bis heute bestehende neoromanische Neubau rheinischer Prägung. Schorbach war Schüler Georg Gottlob Ungewitters, einem der ersten Vertretern der Wiederbelebung gotischer Formen im historistischen Kirchenbau in Deutschland, gewesen. Seit dem Jahr 1862 arbeitete Schorbach im Architekturbüro Edwin Opplers, das in den Jahren 1877–1880 Schloss Halberg in Saarbrücken für den Neunkircher Industriellen Carl Ferdinand von Stumm-Halberg entwarf. Im Jahr 1872 wurde Schorbach Opplers Teilhaber, übernahm im Jahr 1880 das Büro vollständig und versuchte weiterhin, ganz im Sinne der Opplerschen Architekturauffassung tätig zu sein.[3][4]

Schorbachs neoromanische Stumm-Kirche in Brebach als Vorbild der Neunkircher Marienkirche; nach Profanierung durch die Evangelische Kirche im Rheinland in aktueller Nutzung als Schafstall

Bereits kurze Zeit vor dem neoromanischen Neunkircher Kirchenbau hatte Schorbach in den Jahren 1880 bis 1882 für Stumm in Brebach im gleichen Stil dessen private evangelische Kirche, die sogenannte Stumm-Kirche, in der Nähe von Schloss Halberg errichtet.

Die Oberbauleitung an der Neunkircher Marienkirche hatte Architekt Johann Heinrich Kastenholz (Hannover), die Ausführung erfolgte durch Nikolaus Zimmer (Heiligenwald) und Nikolaus Ballog. Auftraggeber und Teilfinanzier des Gotteshauses war Carl Ferdinand von Stumm-Halberg.[2]

Im Jahr 1930 erfolgte eine Restaurierung des Kircheninneren. In den Jahren 1945 bis 1947 erhielt das Innere bei einer weiteren Restaurierungsmaßnahme eine neue Farbfassung. Im Jahr 1954 erfolgte ein Umbau, bei dem Marien-Reliefs über den Portalen angebracht wurden. Mitte der 1960er Jahre wurde der Altarraum im Rahmen einer erneuten Restaurierung umgebaut.[2]

Die 1980er Jahre standen im Zeichen weiterer Restaurierungen. So wurde in den Jahren 1981 bis 1986 ein farbiger Innenanstrich durchgeführt, das nördliche Querhausportal zugemauert und ein neuer Eingang im südlichen Seitenschiff eingerichtet. In den Jahren 1986 bis 1989 erfolgte die Restaurierung von Dach, Apsis, Fassade und Turm.[2] Die Planungen dazu stammen überwiegend von Rudolf Maria Birtel.

Baubeschreibung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Blick ins Innere der Kirche
Köln, St. Kunibert als gestalterische Inspirationsquelle der Neunkircher Marienkirche

Die Kirche wurde im Stil der Neuromanik errichtet. Bei der architektonischen Grundform des Kirchengebäudes handelt es sich um eine Basilika, mit kreuzförmigem Grundriss. Das Langhaus, unterteilt in ein Mittelschiff und zwei Seitenschiffe ist unterteilt in vier Joche. An das Langhaus schließt sich ein Querhaus an, daran der Chor mit abschließender halbrunder Apsis. Die Decke des Mittelschiffes wird von Kreuzrippengewölben geformt, die der Seitenschiffe von Kreuzgratgewölben. Der neospätromanische Innenraum von St. Marien ist stark von der Innenraumgestaltung der Kölner Kirche St. Kunibert aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts inspiriert. Das Kirchenäußere weist starke Ähnlichkeiten zur rekonstruierten Gestaltung des Metzer Domes zur Zeit der Romanik gegen Ende des 12. Jahrhunderts auf.[5]

Das Kircheninnere

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An den Seitenwänden des Chorraumes und im nördlichen Arm des Querschiffes befinden sich szenische Darstellungen des Kunstmalers Franz Schilling (München) von 1930. Die Mitte der 1960er Jahre erfolgte Ausmalung der Kirche in Grau mit wenigen Farbtupfern an den Kapitellen wurde von Restaurator Mrziglod (Tholey) durchgeführt. Zur gleichen Zeit wurde der Altarraum umgebaut. Dabei entstand ein neues Tabernakel und Ambo durch den Architekten Rudolf Maria Birtel (Neunkirchen).[6]

Zur Ausstattung der Kirche gehören auch eine Kreuzigungsgruppe und eine Pietà in Form von bildhauerischen Werken. Sie befinden sich in den westlichen Abschnitten der beiden Seitenschiffe. Daneben finden sich im Inneren der Kirche auch ein Gnadenbild in Form einer Marienikone und ein großes Altarkreuz.

Das Kirchenäußere

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf dem Kirchenvorplatz steht eine Mariensäule, die im Jahr 1954 vom Bildhauer Hans Bogler (Neunkirchen) angefertigt wurde. Es handelt sich um Grauguss aus dem Neunkircher Eisenwerk.[7] Das Bildwerk wurde aus Anlass des von Papst Pius XII. verkündeten Marianischen Jahres errichtet und erinnert an das Jahrhundert-Jubiläum der feierlichen Verkündigung des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis (Immaculata) im Jahr 1854 durch Papst Pius IX. sowie an das von Pius XII. im Jahr 1950 verkündete Dogma von der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel.

Die Flachreliefs mit Themen der Marienverehrung in den Tympanon-Feldern über den 4 Portalen sind im Jahr 1954 von Pfarrer Johannes Schmitt (Neunkirchen) konzipiert worden. Ausgeführt wurden die Reliefs von Willi Hahn.[7]

Im Turm der Kirche befindet sich ein Geläut von vier Glocken. Von diesen wurden die drei größten im Jahr 1952 vom Glockengießer Albert Junker aus Brilon (Westfalen) in Bronze gegossen. Die kleinste Glocke stammt aus dem Jahr 1924 von Junker & Edelbrock, ebenfalls aus Brilon.[8]

Die Kirche besaß zwei Vorgängergeläute, die auch jeweils aus vier Glocken bestanden. Das erste stammte von 1885 und wurde von Andreas Hamm aus Frankenthal geliefert und musste 1917 im Ersten Weltkrieg komplett abgegeben werden. Vom zweiten Geläut, das von der Glockengießerei Junker & Edelbrock (Brilon/Westfalen) stammte, wurden während des Zweiten Weltkrieges im Jahre 1942 die drei größten Glocken beschlagnahmt. Lediglich die kleinste Glocke verblieb bis heute im Turm.[8]

Nr. Name Ton Inschrift
1 Christus b0 „O rex gloriae veni cum pace!“
(Ö König der Herrlichkeit komm mit deinem Frieden!)
2 Maria des1 „Regina in caelum assumpta, ora pro nobis!“
(Du Königin, in den Himmel aufgenommen, bitte für uns!)
3 Joseph es1 „Hl. Joseph, Vorbild der Arbeiter, Stützer der Familien, Schutzherr der hl. Kirche, bitte für uns!“
4 Andreas f1 „Hl. Andreas, Liebhaber des Kreuzes, bitte für uns!“
Orgelprospekt mit Rückpositiv

Die Orgel der Kirche stammt von der Orgelbaufirma Roethinger aus Straßburg und wurde in zwei Abschnitten, in den Jahren 1952 und 1954, nach einem Dispositionsentwurf des damaligen Organisten der St. Marienkirche, Alfons Erner,[9] erbaut.

Das Instrument ist auf der (Süd-)West-Empore über dem Eingang der Kirche aufgestellt und besitzt einen freistehenden Spieltisch. Die Windladen sind Schleifladen mit elektrischer Spiel- und Registertraktur.[10] Die Gesamtzahl der Orgelpfeifen beträgt 3090. Die aus Zink bestehenden Prospektpfeifen wurden mit Gold- und Silberbronze verschieden lackiert, sodass optisch unterschiedlich getönte Pfeifengruppen entstehen.[9]

Das Instrument verfügt über 40 Register verteilt auf 3 Manuale und Pedal. Darüber hinaus gibt es 9 Extensionen bzw. Transmissionen im Pedal. Im Zuge der Innenrenovierung der Kirche im Jahr 1985 wurde die Orgel von der Firma Hugo Mayer Orgelbau (Heusweiler) einer Generalüberholung unterzogen, bei der eine teilweise Umintonierung (Verstärkung des Schwellwerkes) und der Neubau des Spieltisches erfolgte. Darüber hinaus wurden die originalen Sub- und Superkoppeln des Rückpositivs und Schwellwerkes entfernt.[9]

Ein Klangdokument der Orgel liegt mit der CD-Einspielung Die Roethinger-Orgel der Marienkirche zu Neunkirchen / Saar – Christoph Keller spielt Werke der französischen Spätromantik von Christoph Keller vor.[11]

I Hauptwerk C–g3

1. Prinzipal 16′
2. Prinzipal 8′
3. Gedackt 8′
4. Dulziana 8′
5. Oktave 4′
6. Nachthorn 4′
7. Quinte 223
8. Doublette 2′
9. Kornett V
10. Mixtur IV-VI
11. Basson 16′
12. Trompete 8′
13. Clairon 4′
II Positiv C–g3
14. Bordun 8′
15. Gemshorn 8′
16. Rohrflöte 4′
17. Flageolett 2′
18. Larigot 113
19. Sesquialtera II
20. Zimbel IV
21. Krummhorn 8′
III Schwellwerk C–g3
22. Quintadena 16′
23. Prinzipal 8′
24. Holzflöte 8′
25. Salizional 8′
26. Schwebung 8′
27. Oktave 4′
28. Blockflöte 4′
29. Nasard 223
30. Waldflöte 2′
31. Terz 135
32. Mixtur V
33. Dulzian 16′
34. Basson-Hautbois 8′
35. Regal 4′
Pedal C–f1
36. Prinzipal 16′
37. Subbaß 16′
Echobaß (= Nr. 22) 16′
38. Quintbaß 1023
Prinzipal (Oktavauszug Nr. 36) 8′
Spillpfeiffe (Oktavauszug Nr. 37) 8′
Choralbaß (Oktavauszug Nr. 36) 4′
Rohrflöte (Oktavauszug Nr. 37) 4′
Sopran (Oktavauszug Nr. 37) 2′
39. Mixtur VII
40. Posaune 16′
Dulzian (= Nr. 33) 16′
Trompete (Oktavauszug Nr. 40) 8′
Kornett (Oktavauszug Nr. 40) 4′
  • Koppeln:
    • Normalkoppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P
    • Suboktavkoppeln: II/I, III/I
    • Superoktavkoppeln: III/I, III/P
  • Spielhilfen: zwei freie Kombinationen, Tutti
  • Hans-Berthold Busse: Die Marienkirche in Neunkirchen in kunsthistorischer Sicht, in: Kirche aus lebendigen Steinen – 100 Jahre St. Marien, Festschrift zum 100-jährigen Bestehen der Pfarrkirche St. Marien, Neunkirchen 1886–1986, Neunkirchen 1986, S. 26–38.
  • Hans-Berthold Busse: Neunkirchen/Saarland, Pfarrkirche St. Marien, in: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte, Denkmalpflege im Bistum Trier, 42. Jahrgang, 1990, S. 459f.
  • Chronik von Neunkirchen, Beilage der Neunkircher Zeitung, hrsg. von Jakob Lehnen, Neunkirchen 1909–1912.
  • Das katholische Saarland, Heimat und Kirche, Hrsg.: L. Sudbrack und A. Jakob, Band IV, Saarbrücken 1955, S. 32.
  • Die Kunstdenkmäler der Kreise Ottweiler und Saarlouis, bearbeitet von Walter Zimmermann, 2. Auflage, Saarbrücken 1976, S. 72.
  • Handbuch des Bistums Trier, 20. Ausgabe, Trier 1952, S. 634.
  • Kirche aus lebendigen Steinen – 100 Jahre St. Marien, Festschrift zum 100-jährigen Bestehen der Pfarrkirche St. Marien, Neunkirchen 1886–1986, Neunkirchen 1986.
  • Bernhard Krajewski: Neunkirchen damals, Neunkirchen 1979, S. 74f.
  • Philipp de Lorenzi: Beiträge zur Geschichte sämtlicher Pfarreien der Diözese Trier, Trier 1887, S. 411ff.
  • Kristine Marschall: Sakralbauwerke des Klassizismus und des Historismus im Saarland, (Veröffentlichungen des Instituts für Landeskunde im Saarland, Bd. 40), Saarbrücken 2002, S. 289–291 und 526–528 und 623.
  • Kristine Marschall: Die Kirchenbauwerke des Carl Ferdinand Stumm – Stilwahl im Zeichen sozialpolitischer Ideologie?, in: Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend, Jahrgang 47, 1999, S. 302–330.
  • Willi Weyres und Albrecht Mann: Handbuch zur rheinischen Baukunst des 19. Jahrhunderts (1800–1880), Köln 1968, S. 197.
Commons: St. Marien (Neunkirchen (Saar)) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Denkmalliste des Saarlandes, Teildenkmalliste Landkreis Neunkirchen (PDF; 1,3 MB), abgerufen am 2. Juli 2012.
  2. a b c d Informationen zur Pfarrkirche St. Marien Auf: www.kunstlexikonsaar.de, abgerufen am 2. Juli 2012.
  3. Peter Eilitz: Leben und Werk des königlich hannoverschen Baurats Edwin Oppler, in: Hannoversche Geschichtsblätter 1971, S. 131–310, hier S. 143.
  4. Michael Imhof: Historistisches Fachwerk, Zur Architekturgeschichte im 19. Jahrhundert in Deutschland, Großbritannien (Old English Style), Frankreich, Österreich, der Schweiz und den USA, Bamberg 1996, S. 313.
  5. Pierre Edouard Wagner, Jean-Louis Jolin: 15 siècles d'Architecture et d'Urbanisme autour de la Cathédrale de Metz, Editions Serpenoise, Metz 1987.
  6. Informationen zur Innenausstattung der Pfarrkirche St. Marien Auf: www.kunstlexikonsaar.de, abgerufen am 2. Juli 2012.
  7. a b Informationen zum Außenbau der Pfarrkirche St. Marien Auf: www.kunstlexikonsaar.de, abgerufen am 2. Juli 2012.
  8. a b Die Glocken von St. Marien (PDF; 2,7 MB), abgerufen am 2. Juli 2012.
  9. a b c Die Roethinger-Orgel in St. Marien, Neunkirchen/Saar Auf: www.jan-broegger.de, abgerufen am 1. August 2012.
  10. Orgel der Kirche St. Marien (kath.) (Memento des Originals vom 27. Mai 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.saar-orgelland.de Infoseite des Webangebots Orgeln im Saarland, abgerufen am 2. Juli 2012.
  11. Die Roethinger-Orgel der Marienkirche zu Neunkirchen / Saar – Christoph Keller spielt Werke der französischen Spätromantik Auf: www.die-orgelseite.de, abgerufen am 1. August 2012.

Koordinaten: 49° 20′ 44,3″ N, 7° 10′ 44,9″ O