Stainzer Hartgneis
Der Stainzer Hartgneis ist ein Baugestein, das in Österreich auch als Stainzer Platte oder Stainzer Plattengneis, Stainzer Gneisplatte[1][2] und in den Niederlanden als Noricum bekannt ist. Er wird in der Nähe von Stainz, aber auch in einer Reihe von anderen Steinbrüchen im Koralmgebiet in der Steiermark in Österreich gebrochen. Es handelt sich um ein metamorphes Gestein, ein Umwandlungsgestein.
Entstehung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Gestein entstand durch einen Gebirgsdruck von 8 bis 10 Kilobar und einer Temperatur zwischen 550 und 645 °C während tektonischer Bewegungen im Laufe der alpinen Gebirgsbildung. Es wird wegen seiner ausgewalzten Schichten auch als Gneismylonit bezeichnet.[3] Seine Entstehung ist wissenschaftlich untersucht,[4][5] es sind im Koralpengebiet acht Plattengneiskomplexe dokumentiert.[6]
Gesteinsbeschreibung und Mineralbestand
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vermutlich handelt es sich um einen Orthogneis, obwohl sein Aussehen allerdings den Paragneisen gleicht[7]. Seine Farbe ist bräunlichgrau mit weißen Streifungen. Dieser Gneis zeigt ein schiefriges Gefüge, in dem helle und dunkle Lagen wechseln. Es treten auch Lagen von Pegmatit auf, die andere Mineralien enthalten, z. B. Granat oder Turmalin. Es können auch dünne Lagen von Eklogit oder Eklogitamphibolit, Marmor oder Kalksilikatlinsen eingeschlossen sein.[3] Eisengehalt bewirkt, dass das Gestein, wenn es im Freien verlegt wird, nach einigen Jahren rostrote Färbungen annehmen kann.
Das plane schiefrige Gefüge dieses Hartgesteins aus hellen Quarz- und dunklen Biotitlagen erlaubt die Gewinnung von 3 bis 6 cm dicken Platten, allerdings ist auch die Gewinnung von Platten in beliebiger Dicke möglich.
Beispiele für das Gestein finden sich an vielen Stellen der Koralpe und sind mit Erläuterungen im Geopark Glashütten ausgestellt.[3] Als Typuslokalität für den Stainzer Plattengneis im Gamser Plattengneis-Komplex wird der Steinbruch Prettner bei Gams bezeichnet.[8]
Verwendung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dieser Gneis wird als Naturwerkstein in Österreich vor allem im Außenbereich zu Verblendungen, Mauersteinen, Bodenplatten, Treppenbelag und Pflasterbelag mit Spaltflächen als Ansicht verwendet.
Nur in wenigen Fällen ist es in polierter Form zur Anwendung gekommen, beispielsweise an den Bauten des Rundfunksenders Dobl bei Graz.[2]
Das Gestein bildet durch Verwitterung Stapel aus Gesteinsplatten, die Öfen genannt werden. Beispiele befinden sich in der mittleren Koralpe, so die Öfen auf der Handalm, Gemeinde Osterwitz. „Ofen“ ist (neben der Feuerstelle) eine Bezeichnung für mehr oder weniger zerklüftete Felsen bzw. ‑trümmer, die für sich keine Berge oder sonstige markante Formen bilden.[9] Das Wort kommt auf der Kor- und Saualpe häufig vor, vgl. Bärofen, Großofen auf der Koralpe, Mannagetta-Ofen.[10]
Der in der Katastralgemeinde Oberwald bei Ligist gewonnene plattige Gneis fand ähnliche Anwendung und wurde als Lagengneis oder Ligister Plattengneis bezeichnet.[1][11]
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Plattengneis als Baumaterial
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Plattengneis mit eingelagertem Eklogitamphibolit und beginnendem Rost, Geopark Glashütten
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Ofen auf der Handalm
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Gesteinsstapel aus Plattengneis (Öfen) sind in der mittleren Koralpe häufig
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Peter Beck-Mannagetta, Martin Kirchmayer: Die Quarz-, Glimmer- und Feldspatkorngefüge in den acht Plattengneis-Komplexen der Koralpe. In: Jahrbuch der Geologischen Bundesanstalt. Band 131, Wien 1988, S. 505–532 (PDF; 2,2 MB).
- Friedrich Müller: Internationale Natursteinkartei (INSK). 10 Band, Ebner Verlag, Ulm 1987.
- Inge Wimmer-Frey: Gefüge- und Metamorphoseuntersuchungen am Plattengneis der zentralen Koralm, West-Steiermark. Dissertation an der Universität Wien, formal- und naturwissenschaftliche Fakultät, Wien 1984.
- H. von Platen, Herbert Holler: Experimentelle Anatexis des Stainzer Plattengneises von der Koralpe, Steiermark, bei 2, 4, 7 und 10 Kilobar H2O-Druck. In: Neues Jahrbuch für Mineralogie – Abhandlungen. Band 106, E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, 1966, ISSN 0077-7757, S. 106–130.
- Haymo Heritsch: Institut für Mineralogie und Petrographie der Universität Graz. Exkursion in das Kristallin der Koralpe. In: Mitteilungen des naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark. Band 93, 1963, S. 178–198 (zobodat.at [PDF; 1,8 MB]).
- Peter Beck-Mannagetta: Zur Tektonik des Stainzer- und Gamser-Plattengneises in der Koralpe (Steiermark). In: Jahrbuch der Geologischen Bundesanstalt. 90. Jahrgang, Wien 1945, S. 151–180 (PDF; 1,4 MB).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b August Hanisch, Heinrich Schmid: Österreichs Steinbrüche. Verlag Carl Graeser&Co. Wien 1901, S. 94–95.
- ↑ a b Alois Kieslinger: Gesteinskunde für Hochbau und Plastik. Österreichischer Gewerbeverlag. Wien 1951, S. 155.
- ↑ a b c Walter Postl: Geopark Glashütten. Ein Führer durch die Gesteinswelt der Koralpe. Verlag der Geologischen Bundesanstalt und der Gemeinde Gressenberg. Wien/Gressenberg 2009. ISBN 978-3-85316-051-0, S. 18.
- ↑ Peter Beck-Mannagetta: Tektonik.
- ↑ Franz Pacher, Karl Riepl: Über die chemische Zusammensetzung von Gneisen und Glimmerschiefern der Koralpe. In: Mitteilungen des naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark. Band 108. Graz 1978, S. 45–54 (zobodat.at [PDF; 2,3 MB]).
- ↑ Peter Beck-Mannagetta, Martin Kirchmayer: Korngefüge, S. 506, 520–530.
- ↑ Müller: Internationale Natursteinkartei. Gesteinsnr. 10.3.10 (siehe Literatur).
- ↑ Führungen und Fachausflüge 1970. Abschnitt B. 16. Wandertagung der Geologischen Gesellschaft in Wien: „Tertiär, Vulkanismus und Randgebirge der südlichen Steiermark.“ In: Mitteilungen der Geologischen Gesellschaft in Wien. 63. Band, Wien 1970, S. 275–298 (Peter Beck-Mannagettas Erläuterungen zum Exkursionstag am 9. Mai 1970 auf S. 284, zobodat.at [PDF; 2,3 MB]).
- ↑ Jakob und Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. Band 13 N-Quurren. Leipzig 1889. Stichwort „Ofen“ Punkt 6). Spalte 1158 Zeile 21: Das Wort wird dort für die bairisch-österreichische Gebirgsmundart als gemeingermanisch für Felsenhöhle, durchklüftetes Felsstück, wirr durcheinander liegende Felstrümmer behandelt (Wurzeln bis ins Sanskrit).
- ↑ Mannagetta-Ofen 46° 55′ 45″ N, 15° 10′ 28″ O .
- ↑ Felix Karrer: Führer durch die Baumaterial-Sammlung des k.k. Naturhistorischen Hofmuseums. Wien 1892, S. 122.