Steffen Klävers
Steffen Klävers (geboren am 10. April 1983 in Hannover)[1] ist ein deutscher Literaturwissenschaftler und Antisemitismusforscher.[2]
Leben und Wirken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]An der Universität Göttingen studierte Steffen Klävers die Fächer Komparatistik, Englische Philologie und Philosophie. Nach dem Magister-Abschluss begann er mit einer Dissertation zunächst an der Universität Frankfurt am Main.[1] Das Promotionsstudium schloss er jedoch am Zentrum für Antisemitismusforschung an der Technischen Universität Berlin ab. In seiner Doktorarbeit erforschte er die in den letzten Jahren zunehmende postkoloniale Perspektive auf den Holocaust. Die Anfertigung der Arbeit erfolgte in den Jahren 2012 bis 2017. Betreuer und Gutachter waren die Professorinnen Stefanie Schüler-Springorum und Nikita Dhawan. Die Dissertationsschrift wurde 2019 unter den Titel Decolonizing Auschwitz? Eine kritische Rekonstruktion komparativ-postkolonialer Ansätze in der Holocaustforschung publiziert.[3]
Seit Veröffentlichung seiner Dissertation hat Klävers weiter zu dem in seiner Doktorarbeit behandelten Thema publiziert. Der größere Kontext, in dem seine Arbeit relevant ist, ist die sogenannte Katechismusdebatte (auch Historikerstreit 2.0).[4] In seinen Texten bemüht sich Klävers, einerseits die Aufarbeitung des Kolonialismus zu würdigen. Anderseits kritisiert er, dass ein Teil der postkolonialen Positionen die Sonderstellung des Holocaust relativieren – auch wenn mitunter unbeabsichtigt. Klävers weist warnend darauf hin, dass manche postkoloniale Argumentationen sogar ihrerseits wieder Antisemitismus potenziell Vorschub leisten.[5] Als Beispiel hierfür nennt Klävers die Texte von A. Dirk Moses.[6]
Besondere Aktualität hat die Arbeit von Steffen Klävers seit der Diskussion um die Documenta Fifteen erhalten sowie seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel 2023.[7]
Veröffentlichungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 2023: Postkoloniale Holocaustdeutungen und der Historikerstreit 2.0. In: Andreas Stahl, Jakob Hoffmann, Marc Seul, Stephan Grigat (Hrsg.): Erinnern als höchste Form des Vergessens. Berlin, Verbrecher Verlag, ISBN 9783957325709, S. 289–316.[8]
- 2023: Post-Kolonialismus und der Angriff auf die Shoah. In: RIAS Hessen/Susanne Urban (Hrsg.): Documenta Fifteen – „Es wurde eine dunkelrote Linie überschritten“. Marburg: RIAS Hessen (Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Hessen am Demokratiezentrum der Philipps-Universität Marburg), ISBN 978-3-00-074614-7, S. 75–82.[9]
- 2022: Paradigm Shifts – Critical Reflections on the Historikerstreit 2.0, the Catechism-Debate, and their Precursors. In: Society; Vol. 59, No. 1 (2022-02), ISSN 0147-2011, S. 16–24.
- 2021: Vergleichsgeschichten – postkolonialtheoretische Deutungen des Holocaust. In: Hallische Jahrbücher (2021), 1, ISSN 2750-543X, S. 73–84.
- 2019: Decolonizing Auschwitz? komparativ-postkoloniale Ansätze in der Holocaustforschung. Berlin: De Gruyter Oldenbourg, 2019, ISBN 9783110600414 (Dissertationsschrift)
- 2018: Postkoloniale Normalisierung – Anmerkungen zur Debatte um eine koloniale Qualität von Nationalsozialismus und Holocaust. In: Zeitschrift für kritische Sozialtheorie und Philosophie; Vol. 5, No. 1(2018-04-1), ISSN 2194-5640, S. 103–116.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Interview von Anastasia Tikhomirova mit Steffen Klävers in der TAZ: Steffen Klävers über Antisemitismus – Decolonizing Auschwitz?
- Vortrag auf dem Youtube-Kanal des Deutschen Koordinierungsrats der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit: Über blinde Flecken in der postkolonialen Holocaustforschung
- Podiumsgespräch auf dem Youtube-Kanal des Jüdischen Forums für Demokratie und gegen Antisemitismus, Thomas Thiel und Steffen Klävers: Kolonialismus als Wegbereiter des Holocaust?
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Online-Lexikon Literaturwissenschaft. Begriffe - Autoren - Werke. Abgerufen am 11. Dezember 2023 (deutsch).
- ↑ Steffen Klävers | A Change Is Gonna Come. Abgerufen am 10. Dezember 2023.
- ↑ Steffen Klävers: Dank. In: Decolonizing Auschwitz? De Gruyter Oldenbourg, 2019, ISBN 978-3-11-060041-4, S. 245–246, doi:10.1515/9783110600414-008/html (degruyter.com [abgerufen am 10. Dezember 2023]).
- ↑ Steffen Klävers: Decolonizing Auschwitz? de Gruyter, Berlin 2019, ISBN 978-3-11-059762-2 (hsozkult.de [abgerufen am 10. Dezember 2023]).
- ↑ Martin A. Hainz: Black holocaust? - Steffen Klävers‘ Band „Decolonizing Auschwitz?“ untersucht die mitunter unglückseligen Beiträge der postcolonial studies zur Holocaustforschung : literaturkritik.de. Abgerufen am 11. Dezember 2023 (deutsch).
- ↑ Alessandro Barberi: VERGLEICHEN, GLEICHSETZEN, VERKENNEN – ZUR KOLONIALEN UMDEUTUNG DES HOLOCAUST IM HISTORIKERSTREIT 2.0 VON STEFFEN KLÄVERS. In: Die Zukunft. 3. Februar 2022, abgerufen am 10. Dezember 2023 (deutsch).
- ↑ philomag: Der blinde Fleck - Teile der Linken und der Antisemitismus | Philosophie Magazin. 29. November 2023, abgerufen am 10. Dezember 2023.
- ↑ Erinnern als höchste Form des Vergessens? (Um-)Deutungen des Holocaust und der "Historikerstreit 2.0" – Verbrecher Verlag. Abgerufen am 10. Dezember 2023 (deutsch).
- ↑ RIAS-Broschüre zum Antisemitismus rund um die documenta 2022: „Es wurde eine dunkelrote Linie überschritten“ – Beratungsnetzwerk Hessen Demokratiezentrum. Abgerufen am 11. Dezember 2023 (deutsch).
Personendaten | |
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NAME | Klävers, Steffen |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Literaturwissenschaftler und Antisemitismusforscher |
GEBURTSDATUM | 10. April 1983 |
GEBURTSORT | Hannover |