StepLag

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StepLag war ein Sonderlager des MWD für politische Gefangene. Diese Sonderlager mit verschärftem Regime waren in der Nachkriegszeit ab 1948 durch das Innenministerium MWD (ehem. NKWD) geschaffene spezielle Einrichtungen im allgemeinen Gulag-System in der Sowjetunion. Am 26. Juni 1954 kam es im Lager zum Kengir-Aufstand.

StepLag, russisch Степлаг, trug ursprünglich die Bezeichnung Ossoblag Nr.4, d. h. Sonderlager Nr.4 (aus особый лагерь №4, особлаг №4). StepLag stammt von Степной лагерь Stepnoi lager, d. h. Steppenlager, wie es in deutschen Quellen manchmal vorkommt; diese Bezeichnungen für die ursprünglich nummerierten Sonderlager wurden erst später und meist zufällig vergeben, als eine Art Code, meist ohne irgendeinen Bezug zur Realität. Степной d. h. „Steppen-“ (als Adjektiv) war allerdings auch der Telegraphen-Code, der am 10. Mai 1948 dem Lager zugeteilt wurde und – wie in zahlreichen anderen Fällen – dann als ein Tarnname übernommen wurde. Der volle Langname des Lagers lautete Степной ИТЛ für Степной исправительно-трудовой лагерь – Besserungs- und Arbeitslager Steppenlager.[1][2]

Das Lager StepLag wurde aufgrund des Dekrets Nr.00219 des Innenministeriums MWD vom 21. Februar 1948[3] gegründet und bestand von 28. Februar 1948 bis 24. April 1956; 1954 wurde es zu einem Besserungsarbeitslager (ITL) umgewandelt.[2]

Steplag wurde errichtet auf dem Gelände des Kriegsgefangenenlagers des MWD Spassosawod-Lager Nr.99, russisch Спасозаводский лагерь №99 (auch Lager Spassk 7099[4]), dem Hauptlager des großen Kriegsgefangenenkomplexes Karaganda (heute: Qaraghandy) in der Kasachischen SSR. Der Standort war Schesqasghan / Kengir.[2] 1952 gab es in StepLag fünf Lagerabteilungen (Lagerpunkte).[1]

Im Mai/Juni 1954 kam es im Lager zu einem der größten Aufstände in sowjetischen Sonderlagern, dem Kengir-Aufstand.

Zuständigkeiten

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Die Zuständigkeiten für das Lager lagen bei[2]:

  • GULAG (Hauptverwaltung der Besserungsarbeitslager und -kolonien) des MWD ab 28. Februar 1948
  • GTU (Hauptverwaltung der Gefängnisse) des MWD ab 28. März 1953
  • GULAG (Hauptverwaltung der Besserungsarbeitslager und -kolonien) des MWD ab 8. Februar 1954
  • UITLK (Verwaltung der Besserungsarbeitslager und -kolonien) des MWD der Kasachischen SSR ab 17. September 1955

Die Häftlinge wurden eingesetzt für[2]:

  • Arbeiten im Kupferkombinat Schesqasghan und in den kombinatseigenen Kohleschächten von Baikonur
  • in der Kupferhütte Balchasch (heute Balqasch) und in der Ostmine und Schächten von Balchasch
  • im Kohletagebau und im Kupferwerk Karsakpai
  • Bau von Wohngebäuden
  • Abbau von Manganvorkommen
  • in Steinbrüchen in der Siedlung Rudnik, Krestowski u. a.
  • Arbeiten im Ziegelwerk

und andere Tätigkeiten

Die Häftlingszahlen für das Lager StepLag:[2]:

  • 1948 – 5.713 (Quartaldurchschnitt)
  • 1. Januar 1949 – 18.572
  • 1. Januar 1950 – 27.855
  • 1. Januar 1951 – 18.572
  • 1. Januar 1952 – 23.089
  • 1. Januar 1953 – 20.869
  • 1. Januar 1954 – 21.090
  • 1. Januar 1955 – 10.481
  • 1. Januar 1956 – 7.603

Häftlinge nach Nationalität

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Die Häftlingszahlen nach Nationalitäten: [5]

Nr. Nationalität Anzahl Prozent Nr. Nationalität Anzahl Prozent
1 Ukrainer 9 596 46,36 % 18 Turkmenen 76 0,38 %
2 Litauer 2 690 13,0 % 19 Inguschen 56 0,27 %
3 Russen 2 661 12,86 % 20 Chinesen 55 0,27 %
4 Letten 1 074 5,19 % 21 Tadschiken 54 0,26 %
5 Belarussen 878 4,24 % 22 Koreaner 52 0,25 %
6 Esten 873 4,22 % 23 Kirgisen 50 0,24 %
7 Polen 379 1,83 % 24 Japaner 30 0,14 %
8 Deutsche 359 1,73 % 25 Rumänen 24 0,12 %
9 Kasachen 291 1,40 % 26 Griechen 21 0,10 %
10 Moldauer 208 1,0 % 27 Udmurten 20 0,10 %
11 Usbeken 204 0,99 % 28 Iraner 18 0,09 %
12 Juden 174 0,84 % 29 Finnen und Karelier 16 0,08 %
13 Armenier 154 0,74 % 30 Baschkiren 9 0,04 %
14 Georgier 132 0,64 % 31 Afghanen 8 0,04 %
15 Tataren 127 0,61 % 32 Türken 8 0,04 %
16 Tschetschenen 124 0,60 % 33 Mongolen 2 0,01 %
17 Aserbaidschaner 108 0,52 % 34 andere 167 0,81 %

Bekannte Häftlinge

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Einzelnachweise

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  1. a b Vladimír Bystrov: Únosy československých občanů do Sovětského Svazu v letech 1945-1955 (Entführungen tschechoslowakischer Bürger in die Sowjetunion 1945–1955). Edition Svědectví, hrsg. vom Úřad dokumentace a vyšetřování zločinů komunismu ÚDV, eine Einrichtung des Innenministeriums der Tschechischen Republik, Prag 2003, 343 Seiten, ISBN 80-7312-027-5, online auf: szcpv.org/..., Abschnitt xxxxx, Seite xxxxx.
  2. a b c d e f Д.Шкапов: СТЕПНОЙ ЛАГЕРЬ. In: M. B. Smirnow (Hrsg.): Система исправительно-трудовых лагерей в СССР (Das System der Besserungsarbeitslager in der UdSSR 1923–1960). Zwenja, 1998. Online auf Portal Мемориал (Memorial.ru) memo.ru/...; deutsche Fassung auf Portal MEMORIAL Deutschland e. V.: Dmitri Schkapow: STEPPENLAGER. Online auf: gulag.memorial.de/...
  3. Приказ МВД СССР № 00219 «Об организации особых лагерей МВД» (Verordnung Nr. 00219 über die Organisierung der Sonderlager des MWD). Online auf: alexanderyakovlev.org/...
  4. Kriegsgefangenenlager 7099/1. Online auf: spassk7099
  5. «Справка спецотдела Степного лагеря МВД о составе заключенных, содержащихся в лагере» (составитель начальник спецотдела полковник Савченко) ГА РФ Ф. 9414 Оп. 1, Д. 228. Л. 171—173. по публ. Кокурин А. И. Восстание в Степлаге. Отечественные архивы 1994. № 4 . с. 33-82. (с дополнением)

Koordinaten: 47° 50′ 28″ N, 67° 36′ 54″ O