Sternbach zum Stock und Luttach
Die Freiherren von Sternbach zum Stock und Luttach sind ein österreichisches Hochadelsgeschlecht.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein aus Tirol stammendes Geschlecht, dessen ursprünglicher Name Wenzel (Wenzl, Wentzl) war und sein Emporkommen vorzüglich den Bergwerken in Ahren zu Taufers im Pustertal und vorteilhaften Pfandschaften für geliehene Gelder an die Landesregierung verdankt. Die Wenzl erhielten 1571 einen Wappenbrief. Nach dem Absterben des Geschlechts der Edlen von Luttach (Lugdach, auch Luchedach, erstmals 1225 erwähnt), die in Stock zu Uttenheim ihren Sitz aufgeschlagen hatten, ging der Besitz zuerst an die Anich von Kortatsch, dann an die Freiherren von Spaur, schließlich 1619 an die Edlen von Wenzel über.[1] Letztere durften nach dem Kauf der Güter das Prädikat „von Luttach“ bzw. „Stock von Luttach“ führen und das Wappen jener Familie (ein Stück Stadtmauer) dem ihrigen beifügen.[2] Mathias von Wenzel errichtete im Turm des Schlosses die Heiligkreuz-Kapelle.
Mit Diplom Kaiser Leopold I. vom 12. Januar 1664 zu Regensburg wurde Johann Baptist Wentzl, Doktor beider Rechte, Kanonikus der Hochstifte Salzburg und Brixen sowie seine Brüder Stephan, Herr auf Kirchegg, Treuenstein und Ragen in Bruneck, Andreas Herr auf dem adligen Ansitz Stock zu Uttenheim, desgleichen k. k. Kammerrat und Oberkriegskommissar in Ober- und Niederschlesien, Christoph, Jakob und dessen Vettern der rittermäßige Adelsstand des Heiligen Römischen Reiches und der österreichischen Erblande zugesprochen und der bislang geschlossene Wappenhelm war nun geöffnet und gekrönt. Durch Diplom des Fürstbischofs Paulin von Brixen vom 18. November 1684 wurde dem Sohn des Andreas und seinen Brüdern erlaubt, sich von ihrem in der oberen Vorstadt zu Bruneck adeligen Ansitz Sternpach „Wentzl zu Sternpach“ zu nennen.[3] Die Eintragung in die Tiroler Adelsmatrikel erfolgte 1690.
Des Christoph Andreas Sohn, Franz Andreas († 24. April 1755), kaiserlicher Rat, wurde am 26. März 1698, in den Reichsfreiherrenstand mit dem Prädikat „von Sternbach“ erhöht. Das böhmische Freiherrendiplom folgte um 1700 für Andreas Wenzel von Sternbach, Oberster Kammergraf der ungarischen Bergstädte und oberösterreichischer Hofkammerrat.[4] Später ließen die Wenzel ihren ursprünglichen Familiennamen fallen und schrieben sich von „Sternbach zum Stock und Luttach“.
Oben genannter Franz Andreas war mit Maria Elisabeth Franziska Colonna Freiin von Völs (* 16. März 1690; † 27. Februar 1762) vermählt. Als Berg- und Gewerksherr zu beträchtlichen Reichtum gekommen, kaufte er 1709 den Ansitz Grabenstein in Innsbruck[5] und im Oktober 1730 das seit 1684 bestehende Pfandlehen Bludenz-Sonnenberg mit Schloss Geyenhofen.
Johann Georg Freiherr von Wenzel-Sternbach (1698–1774), über seine Gemahlin Maria Helene Gräfin Tannenberg mit den Grafen von Stachelburg verwandt, erhielt von jenen den Edelsitz Windegg in Innsbruck, Adamgasse 23, an der Nordostecke Wiltens.[6]
Das Oberst-Erbland-Falkenmeisteramt in Tirol wurde dem k.k. wirklichen Geheimen Rat Carl Matthias Freiherr von Sternbach zum Stock und Luttach am 2. August 1790 für sich und seine Nachkommen verliehen, nachdem dieses Amt 1789 durch das ohne männliche Nachkommenschaft erfolgte Ableben des Carl Grafen von Sonnberg und Freiherrn von Heindl erledigt worden war.
Die Familie blühte in mehreren Linien in Tirol und Vorarlberg.
Als eines von neun freiherrlichen Geschlechter erhielt die Familie einen erblichen Sitz im Herrenhaus, dem Oberhaus des österreichischen Reichsrates.
Besitztümer
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Unter den Besitzungen derselben sind vor allem Stock und Luttach zu nennen, von welchen Ansitzen die Prädikate des Geschlechts stammen. Beide liegen im Pustertal. Den Ansitz Stock in Uttenheim bei Gais – nicht zu verwechseln mit der Liegenschaft „am Stock“ in Luttach – erwarben die Wenzl 1619 von den Freiherren von Spaur; er ist bis heute im Familienbesitz; hier wird auch der Großteil des Freiherrlich Sternbach’schen Archivs verwahrt, das mit Vorurkunden bis 1290 zurückreicht.[7]
Der andere Besitz war Luttach in Pfalzen. Der dreigeschossige rechteckige Bau mit viereckigem Eckturm und geschwungenem Pyramidendach wurde 1689 erworben.[8]
Schloss Wolfsthurn im Mareitertal bei Sterzing, welches 1700 von den Herren Grebmer von Wolfsthurn gekauft und zwischen 1727 und 1741 von Franz Andreas Freiherr von Sternbach zum einzigen Barockschloss Südtirols umgebaut wurde, befindet sich bis heute im Besitz der Familie. Ihr gehörte auch die Burgruine Sonnegg und der Hof „Meier am Hof“ zu Dietenheim bei Bruneck, welchen 1700 Anton Wenzel Freiherr von Sternbach neu erbaute.
Der einst gräflich Welspergische Ansitz zu Bruneck (Palais Sternbach) und die Herrschaft Bludenz mit dem Schloss Gayenhofen und Sonnenberg in Vorarlberg wurden 1684 als Pfandlehen erworben. Schloss Gayenhofen ließ Freiherr Franz Andreas von Sternbach (1675–1755) neu erbauen; es wurde 1936 verkauft.
Die ältere Linie besaß um Anfang des 20. Jahrhunderts die Güter Ober-Falkenstein, Groppenstein, Deutschnoven und Taur. Das Haupt dieser Linie führte den Titel Oberst-Erbland-Falkenmeister in Tirol und seine Brüder Erbland-Falkenmeister in Tirol. Die jüngere Linie ist in die Mareiter, Sterzinger, Bludenzer und Pustertaler Äste geteilt. Der Mareiter Ast besaß Wolfsthurn, der Sterzinger Ast die Herrschaften Landstein in Böhmen und Triesch in Mähren und der Bludenzer Ast Schloss Gayenhofen in Bludenz und Sonnenberg.
Im Innsbrucker Stadtteil Mühlau gehört der Ansitz Sternbach zum Familienbesitz.[9]
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Schloss Wolfsthurn, Südtirol
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Palais Sternbach in Bruneck
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Schloss Gayenhofen, Vorarlberg
Wappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1571: Schwarzes Schild, in demselben ein wellenförmig gezogener, schrägrechter, silberner Balken, der links oben und rechts unten je von einem sechsstrahligen, goldenen Stern begleitet ist.
1698: Quadriertes Schild, mit einem gekrönten schwarzen Mittelschild und in demselben ein wellenförmig gezogener, schrägrechter, silberner Balken, der links oben und rechts unten je von einem sechsstrahligen, goldenen Stern begleitet ist. 1 und 4 in Rot ein frei schwebendes, schwarz ausgefugtes, silbernes Mauerstück von vier Schichten, welches oben mit drei spitzigen Zinnen versehen ist (Luttach). 2 und drei, ebenfalls in Rot, drei silberne Querbalken (Groppenstein). Auf dem Schild ruht die Freiherrenkrone, darüber befinden sich drei offene, gekrönte Helme. Die Helmdecken sind rot-silbern.[4]
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Wappen von Wenzel (Stammwappen Sternbach) 1571
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Wappen der Reichsritter von Sternbach 1664
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Wappen der Freiherrn von Sternbach
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Wappen der Freiherren von Sternbach in Böhmen
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Wappen des Reichsritters Ferdinand von Sternbach, 19. Jh.
Bedeutende Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Leopold Freiherr von Sternbach (* 21. Mai 1819 in Innsbruck; † 24. März 1887 ebenda) war der Sohn des Maria-Theresien-Ritters Eduard Freiherr von Sternbach und Vater des Tiroler Genealogen Hans von Sternbach.[10]
- Paul Freiherr von Sternbach (1869–1948) war ein Südtiroler Politiker, der wegen seines Patriotismus mehrmals verfolgt wurde.
- Therese von Sternbach, Schwiegertochter von Carl Freiherr von Sternbach und Witwe des 1808 verstorbenen Freiherrn Franz Andreas, welche sich 1809 um die Landesverteidigung Tirols verdient machte und für ihre patriotische Gesinnung und Handlungen am 25. Dezember 1820 von Kaiser Franz I. von Österreich höchste Anerkennung erfuhr.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Johann Friedrich Gauhe: Des Heiligen Römischen Reichs Genealogisch-Historisches Adels-Lexikon. Band I, 1719, S. 2452.
- Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser. Band 16, Verlag Justus Perthes, Gotha 1866.
- Genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser. 1864, S. 816–821 und 1866.
- Ernst Heinrich Kneschke: Die Wappen der deutschen freiherrlichen und adeligen Familien. Band II, Leipzig 1855, S. 421–423.
- Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. Band 8, Leipzig 1868, S. 18.
- Leopold von Ledebur: Adelslexikon der preußischen Monarchie. Band II, Berlin 1856, S. 483–484.
- Wappen Buch des Königreichs Bayern. IV. 19 und von Wölckern, Abteilung 4. S. 43–44.
- Constantin von Wurzbach: Sternbach, die Freiherren, Genealogie. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 38. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1879, S. 250 f. (Digitalisat).
- Constantin von Wurzbach: Sternbach, die Freiherren, Wappen. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 38. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1879, S. 251 f. (Digitalisat).
- Sternbach, ein Freyherrliches Geschlecht. In: Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Band 39, Leipzig 1744, Sp. 1972 f. (aus handschriftlichen Quellen)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Die erloschenen Edelgeschlechter Tirols. Erste alphabetische Reihenfolge. Mit einer Wappentafel. In: Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum (Hrsg.): Neue Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg. 11. Band. Wagner, Innsbruck 1845, S. 121 (zobodat.at [PDF]).
- ↑ Franz Anton Sinnacher: Beyträge zur Geschichte der bischöflichen Kirche Säben und Brixen in Tyrol. Band 5, Ausgabe 3, Aloys Weger’sche Schriften, Brixen 1828, S. 490.
- ↑ Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser. Band 16, Verlag Justus Perthes, Gotha 1866, S. 904 ff.
- ↑ a b Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. 9. Band, Friedrich Voigt’sche Buchhandlung, Steinhaus – Zwierlein, Leipzig 1870, S. 18 f.
- ↑ Eintrag zu Ansitz Grabenstein (Sternbach) in der privaten Datenbank Alle Burgen. Abgerufen am 16. September 2015.
- ↑ Rudolf Granichstaedten-Czerva: Alt-Innsbrucker Stadthäuser und ihre Besitzer, Sensen-Verlag, Wien 1962, Abschnitt „Adamgasse 23 – Windegg“.
- ↑ Martin Bitschnau, Hannes Obermair: Tiroler Urkundenbuch, II. Abteilung: Die Urkunden zur Geschichte des Inn-, Eisack- und Pustertals. Bd. 1: Bis zum Jahr 1140. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 2009, ISBN 978-3-7030-0469-8, S. Einl. S. 34.
- ↑ Ansitz Luttach in Pfalzen (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juni 2022. Suche in Webarchiven)
- ↑ Josef Bertsch: Drei rotgedeckte Türme auf drei grünen Hügeln … – Fakten und Vermutungen zum Thaurer Gemeindewappen. In: der Schlossbichler, Gemeindezeitung Thaur, Nr. 32/8. Jahrgang, April 2012, S. 3 ff (pdf, thaur.tirol.gv.at)
- ↑ Rudolf Granichstaedten-Czerva: Nord-Tirol – Bürger- und Edelgeschlechter (= Schlern-Schriften. Band 131). Wagner, Innsbruck 1954.