Stud. chem. Helene Willfüer

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Stud. chem. Helene Willfüer ist ein Roman von Vicki Baum von 1926. Er erschien erstmals 1928 und machte die Autorin bekannt.

Die Chemiestudentin Helene Willfüer will in Heidelberg ihre Dissertation fertigstellen. Sie ist schwanger mit einem Kind von dem Medizinabsolventen Rainer, das sie vergeblich versucht abtreiben zu lassen. Rainer verübt Suizid, sie bekommt das Kind und bemüht sich weiter um den Abschluss ihrer Dissertation. Danach arbeitet sie in einem Labor in München, wo sie an der Entwicklung eines Verjüngungsmittels maßgeblich beteiligt ist. Sie schafft es, durch selbstbewusste Forderungen, die Leitung einer Abteilung und ein hohes Gehalt zu bekommen. Am Ende heiratet sie ihren ehemaligen Professor.

Der Roman beeindruckt vor allem durch seine präzisen Beschreibungen von Alltagssituationen und von Menschen mit ihren Nöten und Schicksalen.[1] Er beschreibt die Möglichkeiten und Probleme der neuen Frauen in den 1920er Jahren. Dabei werden Konfliktbereiche wie das Abtreibungsverbot und das Selbstbestimmungsrecht von jungen Frauen ausführlich dargestellt.[2] Helene Willfüer schafft es, durch Zähigkeit und einen starken Willen, in der beruflichen Karriereleiter aufzusteigen, was in der Realität für Frauen in dieser Zeit meist noch utopisch war.

Die österreichische jüdische Autorin Vicki Baum schrieb für den Ullstein Verlag in Berlin Bücher sowie zahlreiche Zeitschriftenartikel. Der Roman Stud. chem. Helene Willfüer war ihr einziges Auftragswerk für diesen. Sie stellte ihn 1926 fertig. Der Verlag brachte ihn aber erst nach der Abmilderung der Strafen für Schwangerschaftsabbruch nach Paragraph 218 von 1927 heraus.[3] Er erschien zuerst als Fortsetzungsroman in der Berliner Illustrirten Zeitung von 28. Oktober 1928 bis 13. Januar 1929, wobei die Auflagenstärke der Zeitschrift kontinuierlich um je 200.000 Exemplare erhöht werden musste, bis sie etwa zwei Millionen erreicht hatte.[4] Danach erschien er als Buch, in mehreren Auflagen in über 100.000 Exemplaren.

Der Roman stud. chem. Helene Willfüer wurde ein großer Erfolg und machte die Autorin Vicki Baum bekannt.

„Wohl kein Roman ist in den letzten Jahren in Fortsetzungen der Berliner Illustrirten Zeitung von Hunderttausenden so verschlungen und kritisiert worden wie dieser.“[5]

Er wurde von vielen Leserinnen als ein Prototyp einer erfolgreichen neuen Frau wahrgenommen, die die Probleme ihres Lebens einigermaßen meistert und im Beruf Erfolg hat. Es gab aber auch Kritik von konservativen Lesern, denen die Grundansichten und Beschreibungen des Romans zu freizügig waren.[6] Die Zigarettenfirma Greiling-Kolibri warb 1929 mit einem Foto von stud. chem. Helene Willfüer für eine Schlankheitszigarette, die diese entwickelt haben soll.[7]

Vicki Baum veröffentlichte 1929 ihren nächsten Roman Menschen im Hotel, der sie noch berühmter machte, sodass sie in der Folge eine der bekanntesten Autoren ihrer Zeit wurde. 1933 wurden alle ihre Werke verboten.

Der Roman wurde in das Englische, Französische, Italienische, Spanische, Portugiesische, Niederländische, Schwedische, Finnische, Tschechische, Ungarische, Serbokroatische und Hebräische übersetzt.[8] Es gab zwei deutsche Verfilmungen 1930 und 1955 und eine französische 1936.

  • Berliner Illustrirte Zeitung, Oktober 1928 – Januar 1929
  • Stud. chem. Helene Willfüer, Ullstein, Berlin 1929 kurze Auszüge, mehrere Neuauflagen
  • Stud. chem. Helene Willfüer, 21. Auflage, Heyne, München, 1983, letzte feststellbare deutschsprachige Taschenbuchauflage
  • Kerstin Barndt: Sentiment und Sachlichkeit. Der Roman der Neuen Frau in der Weimarer Republik. Böhlau, Köln, Weimar Wien, 2003, S. 65–122; ausführliche Darstellung
  • Huang Chaoran: Die Wandlungen des Stadtlebens der Neuen Frauen in der Weimarer Republik am Beispiel von Vicki Baums Stud. chem. Helene Willfüer. In: Literaturstraße. Deutsch-chinesische Zeitschrift für Sprach- und Literaturwissenschaft. 2019, 2, S. 195–207 Digitalisat

Einzelnachweise

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  1. Stud. chem. Helene Willfüer Literaturgeflüster, mit einigen detaillierten Inhaltsbeschreibungen
  2. Dagmar Švarcerová, Entwürfe der Neuen Frau im Roman der Weimarer Republik untersucht an Texten von Vicki Baum, Irmgard Keun und Marieluise Fleißer, Masaryková Univerzitá, Brno, 2006, S. 50–65 PDF, mit ausführlicher Inhaltsanalyse
  3. Huang Chaoran, 2019, S. 200, mit weiterer Forschungsliteratur
  4. Kerstin Barndt, Sentiment und Sachlichkeit, 2003, S. 65; nach Lynda J. King, Best-seller by design. Vicki Baum and the House of Ullstein, 1988, S. 82, 112, zur Entstehungsgeschichte des Romans
  5. Vereinigung der Sortimentsbuchhändler von Mannheim-Ludwigshafen, Stud. chem. Helene Willfüer, in Börsenblatt für den deutschen Buchhandel, vom 7. Februar 1929, S. 152 Digitalisat, kurze Erklärung, auch Volltextsuche mit weiteren Erwähnungen des Romans
  6. Vicki Baum, Es war alles ganz anders, Autobiographie, mit einigen Erinnerungen
  7. Berliner Illustrirte Zeitung vom 31. März 1929; abgebildet in Lynda J. King, Best-sellers by design. Vicki Baum and the House of Ullstein, 1988, S. 125; dort auch einige Angaben zu den Umständen der Entstehung des Buches
  8. Literatur von und über Stud. chem. Helene Willfüer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek