Sublineare Funktion
Eine sublineare Funktion oder sublineare Abbildung ist in der linearen Algebra eine reellwertige Funktion auf einem reellen oder komplexen Vektorraum, die positiv homogen und subadditiv ist. Sublineare Funktionen stellen damit eine gewisse Verallgemeinerung von linearen Funktionen dar, die als jeweils stärkere Anforderungen homogen und additiv sein müssen. Jede sublineare Funktion ist insbesondere konvex; umgekehrt ist jede positiv homogene und konvexe Funktion sublinear. Sublineare Funktionen spielen in der Funktionalanalysis im Satz von Hahn-Banach eine zentrale Rolle.
Definition
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine reellwertige Funktion auf einem Vektorraum über den reellen oder komplexen Zahlen heißt sublinear, wenn für alle positiven reellen Zahlen und für alle Vektoren die folgenden beiden Bedingungen erfüllt sind:[1]
Die hierbei geforderte Homogenität ist vom Grad eins. Die Einschränkung von auf die positiven reellen Zahlen in der Definition ist wichtig, denn subadditive und für alle reelle Zahlen homogene Funktionen sind bereits additiv und damit linear.[2]
Beispiele
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Reellwertige lineare Funktionen sind sublinear; gleiches gilt auch für den Betrag reell- oder komplexwertiger linearer Funktionen.
- Normen und Halbnormen sind sublinear; ebenso Minkowski-Funktionale auf konvexen und absorbierenden Mengen.
- Für beschränkte komplexwertige Folgen ist der Limes superior der Realteile der Folgenglieder eine sublineare Abbildung.[1]
Eigenschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nullstellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Nullpunkt besitzt eine sublineare Funktion immer den Wert Null, was aus der positiven Homogenität durch Setzen von über
folgt. Daher kann die Forderung der positiven Homogenität auch auf die nichtnegativen reellen Zahlen erweitert werden. Eine sublineare Funktion kann aber auch noch weitere Nullstellen haben; insbesondere ist die Nullfunktion sublinear.
Positivität und Negativität
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sublineare Funktionen können grundsätzlich negative Werte annehmen. Ist aber an einer Stelle , so muss aufgrund von
an der Stelle gelten, dass ist. Eine sublineare Funktion nimmt also an mindestens so vielen Stellen positive Werte an, wie sie negative Werte annimmt.
Konvexität
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jede sublineare Funktion ist konvex, was für reelle aus der Subadditivität und der positiven Homogenität direkt über
folgt. Umgekehrt ist jede positiv homogene und konvexe Funktion subadditiv und damit sublinear, was durch Setzen von mittels
gezeigt werden kann.[3] In der obigen Definition kann also die Subadditivität auch durch Konvexität ersetzt werden.
Anwendung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine wichtige Anwendung von sublinearen Funktionen findet sich im Satz von Hahn-Banach. Demnach besitzt ein lineares Funktional auf einem Untervektorraum eines reellen Vektorraums, das von einer sublinearen Funktion beschränkt wird, eine lineare Fortsetzung auf dem Gesamtraum, die ebenfalls durch diese sublineare Funktion beschränkt wird. Als Konsequenz stellt der Satz von Hahn-Banach die Existenz von genügend vielen stetigen und linearen Funktionalen auf einem normierten Raum sicher und bildet somit eine zentrale Grundlage für die Funktionalanalysis.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Dirk Werner: Funktionalanalysis. Springer, Berlin 2007, ISBN 978-3-540-72533-6.
- Peter Kosmol: Optimierung und Approximation. de Gruyter, 2010, ISBN 978-3-11-021814-5.