Sumatra-Erdbeben vom Oktober 2010

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Sumatra-Erdbeben vom Oktober 2010
Sumatra-Erdbeben vom Oktober 2010 (Sumatra)
Sumatra-Erdbeben vom Oktober 2010 (Sumatra)
Datum 25. Oktober 2010
Uhrzeit 14:42:22 UTC
Intensität IV auf der MM-Skala
Magnitude 7,7 MS
Tiefe 20,6 km
Epizentrum 3° 27′ 50″ S, 100° 5′ 2″ OKoordinaten: 3° 27′ 50″ S, 100° 5′ 2″ O
Land Indonesien

Betroffene Orte

Mentawai-Inseln

Tsunami ja
Tote 435, > 100 vermisst

Das Sumatra-Erdbeben vom Oktober 2010 war ein schweres Erdbeben mit der Magnitude 7.7 Ms,[1] das sich am 25. Oktober 2010 um 21:42 Uhr Ortszeit (14:42 Uhr UTC) vor der Westküste der indonesischen Insel Sumatra ereignete.[2] Das Erdbeben ereignete sich an derselben Verwerfung, die das Seebeben im Indischen Ozean 2004 hervorgerufen hat. Es wurde in weiten Teilen der Provinzen Bengkulu und Westsumatra gespürt und erzeugte einen lokalen Tsunami, der die Mentawai-Inseln traf.[3]

Viele Dörfer auf den Inseln waren von der Flutwelle betroffen, die eine Höhe von bis zu drei Metern erreichte und bis zu 600 Meter weit ins Landesinnere schwappte. Der Tsunami verursachte Zerstörungen, durch die mehr als 20.000 Personen obdachlos wurden. 435 Opfer der Naturkatastrophe wurden bestätigt, mehr als einhundert vermisst.[4] Der folgende Rettungs- und Nothilfeeinsatz wurde zunächst durch schlechtes Wetter[5] und die Abgelegenheit der Inseln behindert, was auch zum zögerlichen Bekanntwerden der Opferzahlen beitrug.[6]

Tektonischer Überblick

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Karte mit den früheren Erdbebengebieten in der Nähe des Erdbebens vom Oktober 2010

Das Epizentrum des Erdbebens lag etwa 240 km westlich von Bengkulu und 280 km südlich von Padang in der Nähe der Mentawai-Inseln, südwestlich von Südpagai. Zunächst gab der United States Geological Survey (USGS) an, dass sich das Hypozentrum in einer Tiefe von 33 km befand,[2] korrigierte jedoch später diese Angabe auf 20,6 km.[1] Die Intensität des Erdbebens betrug MM IV in Bengkulu und MM III in Padang.[7]

Die Insel Sumatra liegt oberhalb des Sunda-Megathrusts, der Zone, in der sich die abtauchende Australische Platte und die sich überschiebende Sunda-Platte begegnen. Die Bewegung in dieser Subduktionszone ist verantwortlich für eine Reihe von großen Megathrust-Erdbeben. Die letzte Sequenz großer Erdbeben in dem Gebiet begann mit dem Seebeben im Indischen Ozean 2004 und schließt das Seebeben vor Sumatra 2005 und die Sumatra-Erdbeben vom März und vom September 2007 ein.[8][9] Das Erdbeben vom Oktober 2018 war wohl das Ergebnis einer Überschiebung an oder in der Nähe der Plattengrenze. Gemessen an dem Potential seismischen Risikos kann der Sundagraben in mehrere Segmente unterteilt werden. Das südliche Segment liegt auf der Südseite der Insel Siberut. Die Rißzone des Erdbebens vom 25. Oktober 2018 liegt innerhalb dieses südlichen Segmentes. Historische Erdbeben in diesem Abschnitt waren unter anderen das Sumatra-Erdbeben von 1797 und das Sumatra-Erdbeben von 1833 mit einer Magnitude von Mw ~ 9,0.[1][10]

Im Gegensatz zum Jahr 2004 richtete sich das ausgelöste Tsunami nicht westwärts und betraf somit nicht eine Reihe weiterer Anliegerstaaten des Indiks. Es wurde auch angemerkt, dass das Erdbeben ein starkes Nachbeben der viel größeren Sumatra-Erdbeben vom September 2007 sein könnte.[11]

Das Erdbeben ereignete sich rund sieben Stunden nach der Eruption des Merapi auf der indonesischen Insel Java. Aufgrund der Entfernung zwischen dem Epizentrum und dem Vulkan stehen die beiden Ereignisse vermutlich nicht in direkter Verbindung.[12]

Epizentrum in Relation zu Nord- und Südpagai

Die Auswirkungen des Erdbebens waren am stärksten auf den Sumatra vorgelagerten Mentawai-Inseln zu spüren. An der Insel Südpagai erreichte der dem Erdbeben folgende Tsunami eine Höhe von drei Metern und schwappte bis 600 Meter ins Landesinnere. Nach Angaben indonesischer Behördenvertreter wurden in den mehr als zwanzig von dem Tsunami getroffenen Ortschaften mehr als 20.000 Bewohner obdachlos,[12] wobei etwa 4000 Haushalte betroffen sind. Das Küstendorf Betu Monga auf Südpagai wurde durch die Flutwelle zerstört und viele seiner Bewohner werden vermisst.[5] Auch viele Bewohner der Dörfer Peurogat und Beleerakso wurden als vermisst gemeldet.[12] Achtzig Prozent der Häuser in dem Dorf Muntei Baru auf Nordpagei wurden beschädigt oder zerstört.[13]

Ein Sprecher der Indonesian Agency for Meteorology, Climatology and Geophysics (BMKG) gab bekannt, dass das Erdbeben auch in mehreren Städten auf Sumatra gespürt wurde, jedoch keine Sachschäden oder Opfer gemeldet wurden.[14] Die Mentawai-Inseln haben die Küste Sumatras von der vollen Wucht des Tsunamis abgeschirmt.[13]

Am 30. Oktober wurde die Zahl der Todesopfer durch Erdbebenauswirkungen und Tsunami mit 435 angegeben, 110 weitere galten noch als vermisst, wobei man davon ausgeht, dass viele von ihnen durch die Flutwelle auf das Meer hinaus gespült wurden.[4]

Aufgrund schlechten Wetters und rauer See konnten Katastrophenhelfer das Gebiet zunächst nicht erreichen. Das indonesische Militär wurde in Marsch gesetzt, und auch internationale Hilfsorganisationen haben Hilfsmaßnahmen eingeleitet.[5][12] Die ersten Hilfsmannschaften trafen zwei Tage nach dem Erdbeben am 27. Oktober vor Ort ein.[13]

Probleme mit dem Tsunami-Frühwarnsystem

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Die BMKG gab eine auf seismographischen Daten beruhende Tsunamiwarnung aus.[15] Der Alarm wurde vom Radio ausgestrahlt und über Lautsprecher von Moscheen ausgerufen, was auf Sumatra Tausende zur Flucht auf höher liegendes Land veranlasste.[11] Der Alarm wurde später widerrufen; einige Behördenvertreter gaben jedoch an, dass das nach dem Seebeben 2004 installierte Tsunamiwarnsystem nicht vollkommen funktionierte. Zwei der Bojen auf See waren vandalisiert worden und funktionierten nicht.[16] Diese Behauptungen wurden von deutscher Seite dementiert. Der Leiter des German Indonesian Tsunami Early Warning System (GITEWS) erklärte, das System habe „sehr gut gearbeitet“, nur einer der Sensoren sei ausgefallen und sein Versagen habe das Funktionieren des Systems nicht beeinträchtigt.[17] Allerdings war das Epizentrum des Erdbebens so nahe an den Inseln, dass eine Warnung jedenfalls zu spät war, da der Tsunami nur fünf bis zehn Minuten brauchte, um die Inseln zu erreichen.[5]

Seit dem ursprünglichen Erdbeben wurden mehrere Nachbeben verzeichnet, von denen die signifikantesten die folgenden sind:

  • 5,0 – 25. Oktober 15:21:12 UTC[18]
  • 6,1 – 25. Oktober 19:37:30 UTC[19]
  • 4,9 – 25. Oktober 22:10:03 UTC[20]
  • 6,2 – 25. Oktober 22:59:53 UTC[21]
  • 5,3 – 26. Oktober 10:51:25 UTC[22]
  • 5,3 – 26. Oktober 11:33:21 UTC[23]
  • 5,0 – 26. Oktober 19:40:41 UTC[24]
  • 5,0 – 26. Oktober 23:09:47 UTC[25]
  • 5,8 – 26. Oktober 23:45:38 UTC[26]

Einzelnachweise

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  1. a b c Magnitude 7.7 – KEPULAUAN MENTAWAI REGION, INDONESIA. In: earthquake.usgs.gov. USGS, 25. Oktober 2010, archiviert vom Original am 28. Oktober 2010; abgerufen am 27. Oktober 2010 (englisch).
  2. a b Major earthquake strikes off Indonesia. In: BBC News. British Broadcasting Corporation, 25. Oktober 2010, abgerufen am 1. November 2010 (englisch).
  3. Tsunami Bulletin. Pacific Tsunami Warning Center, 25. Oktober 2010, abgerufen am 1. November 2010 (englisch).
  4. a b Bayo Ismoyu: Death Toll From Indonesian Disasters Tops 400. In: The Jakarta Globe. 30. Oktober 2010, archiviert vom Original am 25. September 2012; abgerufen am 30. Oktober 2010 (englisch).
  5. a b c d Indonesia tsunami: Death toll soars to 282. BBC News Online, 27. Oktober 2010, abgerufen am 1. November 2010 (englisch).
  6. John Nedi: Indonesia tsunami kills 113; scores more missing. Christian Science Monitor, 26. Oktober 2010, abgerufen am 1. November 2010 (englisch).
  7. (Memento vom 28. Oktober 2010 im Internet Archive)
  8. K. Sieh: The Sunda megathrust: past, present and future. (PDF; 769 kB) Archiviert vom Original am 1. August 2010; abgerufen am 26. Oktober 2018 (englisch).
  9. R. Bürgmann: Imperfect dominoes. In: Nature Geoscience. 2. Jahrgang, 2009, S. 78–88 (caltech.edu [PDF; abgerufen am 26. Oktober 2010]).
  10. http://igpphome.ucsd.edu/~shearer/Files/Sumatra_Papers/deshon_grl05.pdf
  11. a b Sumatra earthquake and tsunami could herald bigger quake. In: The Great Beyond. Nature, 27. Oktober 2010, abgerufen am 1. November 2010 (englisch).
  12. a b c d Toni O'Loughlin in Jakarta, Robert Booth and Matthew Weaver: Indonesia death toll reaches 300 with more feared after twin disasters. In: The Guardian. 27. Oktober 2010 (englisch, Online [abgerufen am 28. Oktober 2010]).
  13. a b c We Couldn’t Outrun Killer Wave: Villager. The Jakarta Globe, 28. Oktober 2010, archiviert vom Original am 30. Oktober 2010; abgerufen am 28. Oktober 2010 (englisch).
  14. 108 dead, 500 missing after tsunami hits Indonesia. channelnewsasia.com, 26. Oktober 2010, archiviert vom Original am 22. Oktober 2012; abgerufen am 27. Oktober 2010 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.channelnewsasia.com
  15. Tsunami warning relaxed after Indonesia quake. Reuters, 25. Oktober 2010, abgerufen am 26. Oktober 2010 (englisch).
  16. Indonesian tsunami warning system 'was not working'. Daily Telegraph, 27. Oktober 2010, abgerufen am 1. November 2010 (englisch).
  17. Death Toll From Indonesian Disasters Tops 400. In: NPR. 28. Oktober 2010 (englisch, Online [abgerufen am 28. Oktober 2010]).
  18. https://earthobservatory.nasa.gov/images/46607/77-magnitude-quake-off-sumatra
  19. Agence France-Presse: Major 7.7 quake strikes Indonesia. 25. Oktober 2010, abgerufen am 27. Oktober 2010.
  20. Magnitude 4.9 – KEPULAUAN MENTAWAI REGION, INDONESIA. In: earthquake.usgs.gov. USGS, 25. Oktober 2010, archiviert vom Original am 28. Oktober 2010; abgerufen am 27. Oktober 2010.
  21. Magnitude 6.2 – KEPULAUAN MENTAWAI REGION, INDONESIA. In: earthquake.usgs.gov. USGS, 25. Oktober 2010, archiviert vom Original am 27. Oktober 2010; abgerufen am 27. Oktober 2010.
  22. Magnitude 5.3 – SOUTHWEST OF SUMATRA, INDONESIA. In: earthquake.usgs.gov. USGS, 26. Oktober 2010, archiviert vom Original am 29. Oktober 2010; abgerufen am 27. Oktober 2010.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/earthquake.usgs.gov
  23. Magnitude 5.3 – KEPULAUAN MENTAWAI REGION, INDONESIA. In: earthquake.usgs.gov. USGS, 26. Oktober 2010, archiviert vom Original am 29. Oktober 2010; abgerufen am 27. Oktober 2010.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/earthquake.usgs.gov
  24. Magnitude 5.0 – SOUTHWEST OF SUMATRA, INDONESIA. In: earthquake.usgs.gov. USGS, 26. Oktober 2010, archiviert vom Original am 29. Oktober 2010; abgerufen am 27. Oktober 2010.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/earthquake.usgs.gov
  25. Magnitude 5.0 – SOUTHWEST OF SUMATRA, INDONESIA. In: earthquake.usgs.gov. USGS, 26. Oktober 2010, archiviert vom Original am 30. Oktober 2010; abgerufen am 27. Oktober 2010.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/earthquake.usgs.gov
  26. Magnitude 5.8 – KEPULAUAN MENTAWAI REGION, INDONESIA. In: earthquake.usgs.gov. USGS, 26. Oktober 2010, archiviert vom Original am 30. Oktober 2010; abgerufen am 27. Oktober 2010.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/earthquake.usgs.gov