Susa Templin
Susa Templin (* 1965 in Hamburg) ist eine deutsche Künstlerin[1] deren Werk sich durch eine konzeptuelle Auseinandersetzung mit dem Medium Fotografie auszeichnet. Sie befragt seit ihrem Studium die Fotografie in raumgreifenden Installationen auf ihre drei- und vierdimensionalen Qualitäten. In immer neuen Werkgruppen de- und rekonstruiert die Künstlerin den fotografisch erfassten Raum analog und digital und untersucht ihn auf die dritte und die vierte Dimension.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von 1987 bis 1993 studierte Templin an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste – Städelschule in Frankfurt und an der Hochschule der Künste, Berlin. Ein Stipendium der Hessischen Kulturstiftung ermöglichte ihr einen mehrjährigen Arbeitsaufenthalt in New York, wo sie von 1996 bis 2005 lebte und ihr künstlerisches Grundthema in großen Installationen herausarbeitete: die Untersuchung des architektonischen Raumes und die Dimension Zeit im Verhältnis zur Fotografie. In den USA entwickelte sie auch ihren individuellen Umgang mit der Farbfotografie und erweiterte ihre kamerabasierte Arbeit plastisch in den Ausstellungsraum.
Neben ihrer künstlerischen Ausstellungstätigkeit realisiert Susa Templin regelmäßig Kunst-am-Bau-Projekte für öffentliche Gebäude.
Templin lebt in Berlin und Frankfurt am Main und unterrichtet Analoge Fotografie an der HFG (Hochschule für Gestaltung) Offenbach[2] und der HFG Karlsruhe.[3]
Werk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kennzeichnend für Susa Templins konzeptuelle Arbeiten ist ihr skulpturaler Umgang mit Fotografie. Sie entwirft Collagen, Modelle, kinetische Objekte und begehbare Installation im Innen- und Außenraum, die in einem inhaltlichen Dialog zueinander stehen. Bei ihren analogen Fotoarbeiten stehen Räume und deren physische und emotionale Erfahrbarkeit im Mittelpunkt. Templin eröffnet in ihren begehbaren Installationen eine visuelle Konzeption von Zeit, die in direkten Bezug zum Raum gesetzt wird.
Seit Beginn ihres Studiums beschäftigen sie Fragen zu einer Fotografie als künstlerisch-räumliches Medium in Abgrenzung zu einer abbildenden, die Wirklichkeit dokumentierenden Fotografie: Das Foto wird von der Künstlerin nicht mehr als Dokument verstanden, sondern als Material zur Erschaffung von eigenen Räumen und als dezidiert künstlerische Ausdrucksform. Die flächige fotografische Abbildung von Raum wird so in Templins Arbeiten zu einer räumlich begehbaren Erscheinung in der Zeit transformiert.
Der Fokus auf Fotografie-immanente künstlerische Fragestellungen zu Licht, Zeit und Raum zieht sich wie ein roter Faden durch ihre Arbeiten. Eine Besonderheit von Templins ist die allen Werkgruppen zugrundeliegende, handwerkliche Arbeit im eigenen analogen Farblabor zur Erzeugung ihrer fotografischen Unikate. Der konzeptionelle Einsatz von Farbe ist ein zentraler Aspekt ihrer Arbeit und verdeutlicht die malerisch-künstlerische Herangehensweise an die Fotografie. Durch formale oder thematische Analogien entstehen seit 1992 vielfältige Werkgruppen, die immer auch das Medium Fotografie selbst reflektieren. Templin arbeitet in Werkzyklen unter anderem an Landscaping,[4] Spatial Abstractions[5] oder dem Verhältnis von Licht, Raum und Zeit.[6]
Förderpreise und Auszeichnungen (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Förderpreis der Stiftung Kunstfonds zur Förderung der zeitgenössischen bildenden Kunst[7](2022)
- Förderpreis der Stiftung Kulturwerk[8] (2021)
- AAResidency des Auswärtigen Amtes Berlin[9] und des Landesverband Berliner Galerien (2019)
- Welde-Kunstpreis für Fotografie,[10] ausgewählt von Florian Ebner u. Luminita Sabau (2013)
- Arbeitsstipendium des Landes Rheinland-Pfalz[11], Künstlerhaus Balmoral (2001)
- Arbeitsstipendium der Hessischen Kulturstiftung[12], New York (1996)
- Arbeitsstipendium des Landes Hessen[13] (1995)
- Kunstförderpreis der Frankfurter Künstlerhilfe[14] (1994)
Ausstellungen (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Biennale de l’Image – Paris ’98 – Einzelpräsentation kuratiert von Lewis Baltz, Paris (1998)
- Fishtank, Installation für die EXPO 2000, Hannover (Einzelausstellung, 1999)
- Einsiedler – Vorübergehend, Einzelpräsentation im Rahmen der Ausstellung, Museum Folkwang, Essen (2001)
- Landscaping, Goethe-Institut, Washington, D.C. (Einzelausstellung, 2001)
- Leuchtspur, in Zusammenarbeit mit dem Museum für Moderne Kunst, Frankfurt a. M., mit James Turrell, Joseph Kosuth, Dan Flavin (2002)
- Urbane Sequenzen, Kunsthalle Erfurt (2002)
- Berlin Barock, Berlinische Galerie – Museum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur[15], Berlin (Einzelausstellung, 2006)
- Mehr als das Auge fassen kann. Fotografie aus der Sammlung Deutsche Bank:
- Pabellón de las Bellas Artes, Buenos Aires, Argentina (2008)
- Museo de Arte de Lima (MALI), Lima (2007)
- Museo de Artes Visuales, Colección Santa Cruz – Yaconi, Santiago de Chile (2007)
- Museo de Arte Moderna (MAM), São Paulo, Brasilien (2007)
- Museo de Arte Contemporáneo (MARCO), Monterrey (2006)
- Antiguo Colegio de San Ildefonso, Mexico City (2006)
- Museo del Banco de la República, Bogota (2006)
- Balmoral Blend, Arp Museum, Remagen (2010)
- Home-Base: Das Interieur in der Gegenwart[16], Kunsthalle Nürnberg (2015)
- Landscaping, Kunsthalle Mannheim, Mannheim (2019)
- Nullpunkt der Orientierung, Kunststiftung DZ Bank,[17] Frankfurt a. M. (2019)
- Die vierte Dimension,[18] Museum für Photographie, Braunschweig (2016)
- Through the Backdoor to the Indoors, Fotogalleriet Format[19], Malmö, Schweden (Einzelausstellung, 2016)
- Room Service, Künstlerhaus Bethanien[20], Berlin (Einzelausstellung, 2015)
- Grundrisse,[21] Kunsthalle Lingen (Einzelausstellung, 2020)
- Das Licht, der Raum und die Zeit,[22] Museum für Konkrete Kunst, Ingolstadt (Einzelausstellung, 2021)
- Durchblick, Susa Templin und Lilly Lulay,[23] Kunststiftung DZ Bank, Frankfurt a. M. (2022)
- Zurück in die Gegenwart, Neue Perspektiven, Neue Werke – Die Sammlung von 1945 bis heute[24], Städel-Museum, Frankfurt a. M. (2023)
Werke in öffentlichen Sammlungen (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Sammlung des Städel Museum[25], Frankfurt a. M.
- Berlinische Galerie, Museum für Moderne Kunst[26], Berlin
- Sammlung Kunsthalle Mannheim[27], Mannheim
- Fotografische Sammlung des Museum Folkwang[28], Essen
- Sammlung Museum für Konkrete Kunst, Ingolstadt
- Sammlung Zeitgenössische Kunst des Bundes, Bonn
- Kunst-Sammlung Deutsche Bank / Palais Populaire[29], Berlin und Frankfurt a. M.
- Kunststiftung DZ Bank[30], Frankfurt a. M.
- Sammlung Fotografie des Historischen Museum, Frankfurt a. M.
Kunst am Bau
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Milk for you all, Gestaltung der Lobby der Finanzämter Frankfurt am Main, Land Hessen (1995)
- Fishtank, temporäre Kunst-am-Bau-Installation für Expo-Café Hannover (1999)
- Grünes Leuchten, Foto-Skulpturen, Polizeipräsidium Dillenburg, Land Hessen (2004)
- Geometrie im roten Garten, Wandarbeit für das Land Hessen, Universitätskliniken Frankfurt a. M. (2009)
- Raum Reformationen, temporäre Installation, Epiphaniaskirche, Frankfurt a. M., (2015)
- Mainschleifen, Polizeipräsidium Südhessen, Offenbach (2022)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Sabine Schmid: Templin, Susa. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 108, De Gruyter, Berlin 2020, ISBN 978-3-11-023274-5, S. 278.
- Dorothee Linnemann: Susa Templin (1965, Hamburg – lebt und arbeitet in Frankfurt und Berlin). In: Dorothee Linnemann, Katharina Böttger, Ulrike May, Christina Ramsch, Bettina Schulte Strathaus (Hrsg.): Stadt der Fotografinnen. Frankfurt 1844–2024. Begleitbuch zur Ausstellung im Historischen Museum Frankfurt, 29. Mai–22. September 2024, Wienand, Köln 2024 (Schriften des Historischen Museums Frankfurt; 44), ISBN 978-3-86832-759-5, S. 208–211.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Website von Susa Templin
- Susa Templin auf der Website der Kunsthalle Mannheim
- Berlinische Galerie – Museum für Moderne Kunst, Berlin
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Templin, Susa - Künstler*innenverzeichnis - Künstlerförderung Frankfurt. Abgerufen am 20. März 2023 (englisch).
- ↑ Experimentelles Analoges Fotolabor. Abgerufen am 20. März 2023.
- ↑ Seminar: Experimentelles analoges Farb-Labor | Eigene künstlerische Umsetzungen entwickeln. Abgerufen am 20. März 2023.
- ↑ Fokus Sammlung: Landscaping - Aspekte der Landschaftsdarstellung vom 19. bis zum 21. Jahrhundert. 12. September 2019, abgerufen am 20. März 2023.
- ↑ Museum Konkrete Kunst: Rückblick 2021. Abgerufen am 20. März 2023.
- ↑ Snoeck: Katalog Museum für Konkrete Kunst Ingoplstadt, Verlagsprogramm. Abgerufen am 20. März 2023.
- ↑ 1,7 Millionen Euro für bildende Künstler:innen. Abgerufen am 4. April 2023.
- ↑ Stiftung Kulturwerk - VG Bild-Kunst. Abgerufen am 4. April 2023.
- ↑ AA Residency Programm im Haus am Lützowplatz, Berlin: AArtist in Residence-Programm 2016 – 2020 : Haus am Lützowplatz. Abgerufen am 4. April 2023.
- ↑ Susa Templin erhält WeldeKunstpreis für Fotografie 2013 - Das FotoPortal. 16. April 2013, abgerufen am 20. März 2023 (deutsch).
- ↑ 1996 bis 2006 - Künstlerhaus Balmoral. Abgerufen am 4. April 2023.
- ↑ stipendiatin susa templin · Hessische Kulturstiftung. In: Hessische Kulturstiftung. Abgerufen am 4. April 2023 (deutsch).
- ↑ Arbeitsstipendien für Autorinnen und Autoren. Abgerufen am 4. April 2023.
- ↑ Chronik · Künstlerhilfe Frankfurt e.V. In: Künstlerhilfe Frankfurt e.V. Abgerufen am 20. März 2023.
- ↑ Susa Templin. Abgerufen am 4. April 2023.
- ↑ Homebase. Das Interieur in der Gegenwartskunst. Abgerufen am 4. April 2023 (deutsch).
- ↑ Interview Susa Templin - Ausstellung "Zurück in die Zukunft der Fotografie". Abgerufen am 4. April 2023 (deutsch).
- ↑ Die vierte Dimension Christine Erhard I Katharina Kiebacher I Susa Templin | Museum für Photographie. Abgerufen am 20. März 2023 (deutsch).
- ↑ Susa Templin - Through the Backdoor to the Indoors. In: Galleri Format. 20. Juni 2016, abgerufen am 4. April 2023 (amerikanisches Englisch).
- ↑ KB | Susa Templin. Abgerufen am 4. April 2023 (deutsch).
- ↑ Susa Templin – Grundrisse – Kunsthalle Lingen. Abgerufen am 20. März 2023 (deutsch).
- ↑ Museum Konkrete Kunst: Rückblick 2021. Abgerufen am 20. März 2023.
- ↑ Durchblick. Lilly Lulay und Susa Templin. In: Kunststiftung DZ BANK. Abgerufen am 4. April 2023 (deutsch).
- ↑ Zurück in die Gegenwart. Abgerufen am 4. April 2023.
- ↑ Zurück in die Gegenwart. Abgerufen am 4. April 2023.
- ↑ Susa Templin. Abgerufen am 4. April 2023.
- ↑ Fokus Sammlung: Landscaping - Aspekte der Landschaftsdarstellung vom 19. bis zum 21. Jahrhundert. 12. September 2019, abgerufen am 4. April 2023.
- ↑ Stale Session. Abgerufen am 4. April 2023.
- ↑ Exhibition Fotografie aus der Sammlung Deutsche Bank - artist, news & exhibitions - photography-now.com. Abgerufen am 4. April 2023.
- ↑ Interview Susa Templin - Ausstellung "Zurück in die Zukunft der Fotografie". Abgerufen am 4. April 2023 (deutsch).
Personendaten | |
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NAME | Templin, Susa |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Fotografin |
GEBURTSDATUM | 1965 |
GEBURTSORT | Hamburg |