Taler auf den Bau von Schloss Moritzburg in Zeitz
Der Taler auf den Bau von Schloss Moritzburg in Zeitz, auch als Taler von Sachsen-Zeitz bezeichnet, ist eine Gedenkmünze des albertinischen Herzogs Moritz (1656–1681), des Begründers der Linie Sachsen-Zeitz, mit der Jahreszahl 1667. Moritz ist der vierte Sohn des sächsischen Kurfürsten Johann Georg I. (1611–1656). Die Vorderseite des Talers zeigt sein geharnischtes Brustbild, die Rückseite den Innenhof seines neu erbauten Schlosses Moritzburg in Zeitz.[1][2]
Münzgeschichtliche Zusammenhänge
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als Kurfürst Johann Georg I. am 8. Oktober 1656 auf seinem Residenzschloss in Dresden starb, hinterließ er ein am 20. Juli 1652 verfasstes Testament. Darin war als schwerwiegender Punkt die Teilung des Landes unter seinen vier Söhnen vorgesehen. Nach den Bestimmungen dieses väterlichen Testaments folgte ihm der älteste Sohn als Kurfürst Johann Georg II. (1656–1680). Sein zweiter Sohn, Herzog August, wurde Stammvater der Herzöge von Sachsen-Weißenfels, die 1746 ausstarben. Sein dritter Sohn, Herzog Christian, wurde Stammvater der Herzöge von Sachsen-Merseburg, die 1738 erloschen.[3]
Der vierte Sohn, Herzog Moritz, seit 1653 Administrator des Stiftes Naumburg-Zeitz, residierte von 1653 bis 1663 in Naumburg, dann in Zeitz auf der von ihm erbauten Moritzburg. Er war der Begründer der Linie Sachsen-Zeitz.[4]
Sein Schloss ließ er auf den Grundmauern des im Dreißigjährigen Krieg zerstörten Bischofsschlosses erbauen.[5]
Am 1. Juli 1663, so Tentzel, hielt Moritz Einzug in das neu erbaute Schloss. Der Erbauung von Schloss Moritzburg wurde jedoch erst im Jahr 1667 mit dem Gedenktaler gedacht, da erst in jenem Jahr
Die in den Turmknopf gelegte, von Tentzel als Medaille bezeichnete Gedenkmünze, ist der Gedenktaler von 1667 auf den Bau von Schloss Moritzburg. Zur Umschrift des Gepräges schreibt Tentzel:
„ARCE MAVRITIOBVRGENSI AD FASTIGIVM EXTRVCTA Fieri Fecit Anno 1667 Mense SEPtemb. Nachdem der Bau der Hoch-fürstlichen Residenz Moritz-Burg [errichtet] und der Knopf aufgesetzt wurde, ist dieses [Stück] auf Hochfürstl. Befehl verfertiget worden. Anno 1667, im Monat September.“[7]
Moritz starb am 4. Dezember 1681 in Zeitz. Die Nebenlinie des Kurhauses Sachsen war von 1656 bis 1718 präsent.[8] Der letzte Spross der Linie, Moritz Adolf Karl von Sachsen-Zeitz-Neustadt, starb 1759 im geistlichen Stand.[9]
Münzbeschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Taler zum Gedenken an den Bau von Schloss Moritzburg in Zeitz von 1667 ist ein silberner Gedenk- oder Schautaler, den Tentzel als eine „zum Gedächtniß verfertigte Medaille“ bezeichnet. Der Durchmesser des im Reichstalergewicht von 29,04 Gramm geprägten Stücks beträgt 45 Millimeter. Der Taler hat weder ein Münzmeisterzeichen noch eine Signatur des Medailleurs.
Die Prägung ist nach Katalogangaben auch im doppelten Reichstalergewicht bekannt. Das Museum des Schlosses Moritzburg besitzt darüber hinaus auch Dreifachtaler und Vierfachtaler. Alle Stücke haben einen Durchmesser von 45 Millimeter. Die Mehrfachtaler sind im mehrfachen Reichstalergewicht ausgebracht worden. Andere Gepräge des Herzogs existieren nicht.[10][11]
Vorderseite
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Vorderseite zeigt das geharnischte Brustbild des Herzogs Moritz von Sachsen-Zeitz mit großer barocker Perücke.
- Umschrift: MAURITIUS D(ei) G(ratia) DUX SAX(oniae) I(uliaci) C(liviae) ET MONT(ium) POST(ulatus) ADM(inistrator) EPISC(opatus) NUMB(urgensis)[12]
- Übersetzung: Moritz von Gottes Gnaden Herzog von Sachsen, Jülich, Cleve und Berg, postulierter Administrator des Stiftes Naumburg[13]
Rückseite
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Rückseite zeigt den Innenhof der neuerbauten Moritzburg, „über welcher“, so Tentzel, „der Genius einen Lorber-Crantz und Palmen-Zweig als Zeichen beständigen Flores und einträchtigen Friedens hält“.[14]
- Umschrift: ARCE MAURITIOBURGENSI AD FASTIGIU(m) EXTRUCTA F(ieri) F(ecit) A(nno) 1667 M(ense) SEP(temper)
- Übersetzung: Nachdem der Bau der hochfürstlichen Residenz Moritzburg (fertig war) und der Knopf aufgesetzt wurde, ist dieses (das Gedenkstück) auf hochfürstlichen Befehl verfertigt worden. Anno 1667, im Monat September.[15]
Medaille oder Münze
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zur Zeit Tentzels wurde mitunter zwischen den Begriffen „Gedenkmünze“ und „Medaille“ nicht unterschieden. Das hohe Relief sowie fehlende andere Münzen von Moritz bestätigen jedoch eher Tentzels Bezeichnung als Medaille. Ein Beispiel dafür, dass im Talergewicht geprägte Münzen Medaillen sein können, bezeugen die Locumtenenstaler Friedrich des Weisen, die sowohl als Guldengroschen (Taler), als auch als Medaillen mit höherem Relief, aber ebenfalls im Talergewicht geprägt vorkommen. Von Bedeutung dazu ist auch, dass Tentzel den Gedenktaler auf die Einnahme von Gotha als Taler und nicht als Medaille bezeichnet.
Ob die im Reichstalergewicht geprägten Stücke tatsächlich Münzen sind, ist fraglich. Tentzels Bezeichnung als Medaille kann u. a. wegen des hohen Reliefs und der Seltenheit der Einzelstücke zutreffend sein.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Sächsische Münzgeschichte
- Schautaler zur Grundsteinlegung der Kapelle im Schloss Moritzburg bei Dresden
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Wilhelm Ernst Tentzel: Saxonia Numismatica oder Medaillen-Cabinett von Gedächtnismünzen und Schaupfennigen welche die Chur- und Fürsten der albertinischen Linie haben prägen und verfertigen lassen, Dresden, Frankfurt, Gotha 1714. 2. Buch, 3. Teil (Reprint Transpress Verlag, Berlin 1981). S. 647/649
- Wilhelm Ernst Tentzel: Saxonia Numismatica oder Medaillen-Cabinett von Gedächtnismünzen und Schaupfennigen welche die Chur- und Fürsten der albertinischen Linie haben prägen und verfertigen lassen, Dresden, Frankfurt, Gotha 1714. 3. Buch (Reprint Transpress Verlag, Berlin 1981), Tab. 94. P. 647, I. p. 648.
- Julius Erbstein, Albert Erbstein: Erörterungen auf dem Gebiete der sächsischen Münz- und Medaillen-Geschichte bei Verzeichnung der Hofrath Engelhardt’schen Sammlung, Dresden 1888
- N. Douglas Nicol, Colin R. Bruce: Standard Catalog of German Coins. 1601 to Present. Krause Publications, Iola (Wisconsin) 1998, S. 733
- Michael Lilienthal: Vollständiges Taler-Cabinet (Königsberg, Leipzig 1747), S. 500, Nr. 1438
- David Samuel Madai: Vollständiges Thaler-Cabinet, Erster Theil, Königsberg 1765, S. 465, Nr. 1438: „Gedächtniß-Münze auf die Erbauung des Schlosses zu Zeitz“
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Münzkabinett Dresden: Taler auf den Bau von Schloss Moritzburg in Zeitz
- ↑ David Samuel Madai: Vollständiges Thaler-Cabinet, Erster Theil, (1765), S. 465, Nr. 1438: „Gedächtniß-Münze auf die Erbauung des Schlosses zu Zeitz“
- ↑ Julius Erbstein, Albert Erbstein: Erörterungen auf dem Gebiete der sächsischen Münz- und Medaillen-Geschichte (1888), S. 117
- ↑ Julius Erbstein, Albert Erbstein: Erörterungen auf dem Gebiete der sächsischen Münz- und Medaillen-Geschichte (1888), S. 118
- ↑ Carol Schwyzer, MoneyMuseum: Architektur auf Münzen: Dem Fürsten eine standesgemäße Residenz
- ↑ Wilhelm Ernst Tentzel: Saxonia Numismatica, albertinische Linie, (1714). 2. Buch, 3. Teil: S. 648
- ↑ Wilhelm Ernst Tentzel: Saxonia Numismatica, albertinische Linie, (1714). 2. Buch, 3. Teil: S. 649
- ↑ Brockhaus’ Kleines Konversations-Lexikon, Leipzig 1911, S. 587: Sachsen-Zeitz
- ↑ Julius Erbstein, Albert Erbstein: Erörterungen auf dem Gebiete der sächsischen Münz- und Medaillen-Geschichte (1888), S. 118: Sachsen-Zeitz wurde 1717 an Kursachsen abgetreten
- ↑ N. Douglas Nicol, Colin R. Bruce: Standard Catalog of German Coins. 1601 to Present (1998), S. 733
- ↑ Museum Schloss Moritzburg Gedenk-Kuranttaler auf den Schlossbau zu Zeitz: Durchmesser 4,5 cm; 117g, 87g, 30g
- ↑ Michael Lilienthal: Vollständiges Taler-Cabinet (1747), S. 500 Nr. 1438 mit Bezug auf Tentzel
- ↑ Wilhelm Ernst Tentzel: Saxonia Numismatica, albertinische Linie, (1714). 2. Buch, 3. Teil: S. 647/649
- ↑ Wilhelm Ernst Tentzel: Saxonia Numismatica, albertinische Linie, (1714). 2. Buch, 3. Teil: S. 649: Der Genius hält einen Lorbeerkranz und Palmenzweig.
- ↑ Wilhelm Ernst Tentzel: Saxonia Numismatica, albertinische Linie, (1714). 2. Buch, 3. Teil: S. 649: lat./deutsch