John Henry Patterson

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John Henry Patterson

John Henry Patterson, DSO (* 10. November 1867 in Forgney, Irland; † 18. Juni 1947 in Bel Air, Kalifornien, USA) war ein britischer Soldat, Ingenieur, Jäger, Autor und ein zionistischer Aktivist. Bekannt wurde er durch sein Buch The Man-Eaters of Tsavo, das detailliert seine Erlebnisse beim Aufbau einer Eisenbahnlinie in Kenia schildert.

Jugend und Aufstieg

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John Henry Patterson trat im Alter von 17 Jahren in die britische Armee ein, war unter anderem in Indien stationiert, stieg schnell auf und erreichte schließlich den Rang eines Oberstleutnants. 1898 wurde er durch die British East Africa Company beauftragt, den Bau einer Eisenbahnbrücke über dem Fluss Tsavo zu beaufsichtigen, und kam im März desselben Jahres in Afrika an.

Die Menschenfresser von Tsavo

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Der erste der beiden Menschenfresser-Löwen von Tsavo, erlegt von Patterson, 1898
Präparate der Menschenfresser von Tsavo im Field Museum of Natural History, Chicago

Kurz nach seiner Ankunft begannen die Angriffe zweier Löwen auf die Arbeiter; die Tiere zogen ihre Opfer nachts aus den Zelten und schleppten sie davon. Trotz einer Boma als Lagerzaun aus Dornensträuchern um das Lager, nächtlicher Feuer und strenger Sperrstunden steigerten sich die Angriffe so weit, dass der Brückenbau wegen der Angst der indischen Arbeiter, die mit den afrikanischen Verhältnissen nicht vertraut waren, schließlich zum Erliegen kam.

Neben den offensichtlichen finanziellen Konsequenzen der Arbeitsniederlegung wurde auch Pattersons Autorität von den abergläubischen und in zunehmendem Maße feindseligen Arbeitern in Frage gestellt. Die Arbeiter waren überzeugt, dass die Löwen böse Geister seien und gekommen wären, um jene zu bestrafen, die am Tsavo beim Brückenbau arbeiteten, und dass Patterson die Ursache des Unglücks sei, weil die Angriffe mit seiner Ankunft begonnen hatten.

Das menschenfressende Verhalten galt als in hohem Maße ungewöhnlich für Löwen. Für die meisten der kolportierten 135 Todesfälle liegen keine Unterlagen vor, die Bahnaufzeichnungen ordnen offiziell nur 28 Todesfälle den Löwenangriffen zu. Es wird aber auch berichtet, dass eine bedeutende Anzahl von Einheimischen getötet wurde, über die keine genauen Aufzeichnungen gemacht wurden. Heute gehen Forscher nach Analysen von Knochenmaterial der beiden Löwen von etwa 35 Opfern aus.[1] Während verschiedene Theorien vorgebracht wurden, um das Verhalten der Löwen zu erklären (schlechte Gesundheit der Zähne, Mangel an natürlichen Beutetieren usw.), wird heute auch vermutet, es könnte hauptsächlich an der mangelnden Beerdigungspraxis für tote Arbeiter in Tsavo gelegen haben: Eine beträchtliche Anzahl Arbeiter erlagen Krankheiten oder Verletzungen, es gab auch eine Sklavenroute, die durch das Gebiet führte. So wurde Colonel Patterson berichtet, dass Leichenteile unbeerdigt blieben oder Gräber nicht sachgemäß ausgehoben wurden. Es wurde vermutet, dass die Löwen sich diesem leicht verfügbaren Versorgungsmaterial anpassten und schließlich Menschen als ihre primäre Nahrungsmittelquelle betrachteten. Neuere Untersuchungen kamen zu dem Ergebnis, dass die Gebisse der Tiere krank und stark geschädigt waren. Es ist daher anzunehmen, dass sie Menschen jagten, weil sie ihre natürliche Beute wegen des zäheren Fleisches nicht mehr zerlegen konnten.

Mit der Erfahrung als Tiger­jäger, die Patterson sich während seines militärischen Einsatzes in Indien erworben hatte, stellte er sich der bedrohlichen Situation. Nach unzähligen Versuchen, die Löwen zur Strecke zu bringen, tötete er schließlich den ersten von ihnen in der Nacht vom 9. auf den 10. Dezember 1898 und den zweiten am Morgen des 29. Dezembers.[2] Die Löwen entstammten einer mähnenlosen Unterart, die im Tsavogebiet lebte; beide Exemplare waren außergewöhnlich groß. Jeder Löwe war von der Nase bis zum Schwanzende über 2,70 Meter lang und es erforderte acht Männer, sie zum Lager zu schleppen. 1924 verkaufte Patterson die beiden ausgestopften Tiere für 5000 Dollar an das Field Museum of Natural History in Chicago.[2]

Nach dem Abschuss der Löwen feierten Arbeiter und Einheimische Patterson als Helden und die Nachricht davon verbreitete sich schnell. Belege dafür sind erhaltene Glückwunschtelegramme, die er empfing. Das Ereignis wurde sogar im House of Lords des britischen Parlaments vom Premierminister Lord Salisbury erwähnt. Weil die Bedrohung beseitigt worden war, kehrten auch die Arbeitskräfte zurück, und die Tsavo-Eisenbahnbrücke wurde im Februar 1899 fertiggestellt, wo sie noch heute steht. Die Arbeiter, die ihn vorher bedroht hatten und sogar hatten töten wollen, ehrten Patterson mit einer silbernen Schale in Anerkennung für die Gefahren, die er auf sich genommen hatte. Ihre Inschrift lautete:

„Geehrter Herr,

Wir, Ihre Aufseher, Zeitnehmer, Jäger und Arbeiter, ehren Sie mit dieser Schale als Zeichen unserer Dankbarkeit für Ihre Tapferkeit bei der Tötung der zwei menschenfressenden Löwen trotz der großen Gefahr für Ihr eigenes Leben, dass Sie uns bewahrt haben, von diesen schrecklichen Monstern verschlungen zu werden, die allabendlich in unsere Zelte brachen und unsere Gefährten von unserer Seite nahmen. Wenn wir Sie mit dieser Schale ehren, fügen wir alle Sie in unsere Gebete ein und wünschen Ihnen ein langes Leben, Glück und Wohlstand. Wir bleiben überhaupt, geehrter Herr, Ihre dankbaren Bediensteten,

Baboo

Purshotam Hurjee Purmar,

Aufseher und Sekretär, im Namen Ihrer Arbeiter.

Datiert bei Tsavo, 30. Januar 1899.“

Patterson erzählte später, wenn er die Schale betrachte, werde ihm bewusst, dass sie die am härtesten zu gewinnende Trophäe seines Lebens war. 1907 veröffentlichte er sein erstes Buch, The Man Eaters of Tsavo, das seine Abenteuer während seiner Zeit vor Ort dokumentierte. Dieses Buch war auch die Grundlage für vier Filme; Bwana Devil (1953), Killers of Kilimanjaro (1959), Der Geist und die Dunkelheit (1996) mit Val Kilmer (als Patterson) und Michael Douglas in den Hauptrollen und Prey (2007).

Späteres Leben

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Von 1907 bis 1909 war Patterson Chefaufseher im Ostafrika-Protektorat, eine Erfahrung, von der er in seinem zweiten Buch Im Griff von Nyika (1909) erzählt. Während einer Jagdsafari mit Korporal Audley Blythe kam dieser bei letztlich ungeklärten Umständen durch eine Schussverletzung zu Tode. Zeugen bestätigten, dass Patterson, als der Schuss fiel, nicht im Zelt Blythes, sondern bei dessen Ehefrau war, die – wie berichtet wurde – schreiend zum Zelt ihres Mannes lief. Es wurde vermutet, dass Patterson und Mrs. Blythe eine Affäre hatten und Blythe sich deshalb selbst erschossen habe. Patterson ließ Blythe in der Wildnis begraben und dann zur Überraschung aller Beteiligten die Expedition fortsetzen, ohne wie üblich den Unfall beim nächstgelegenen Dienstposten zu melden. Kurz danach kehrte Patterson mit Mrs. Blythe nach England zurück. Obwohl er wegen des Todes Blythes nie angeklagt wurde, blieben die Gerüchte, dass er Blythe umgebracht habe.

Anschließend kämpfte Patterson im Burenkrieg und im Ersten Weltkrieg. Obgleich er selbst Protestant war, wurde er eine Hauptfigur des Zionismus als Kommandant des Zion-Maultier-Korps und des 38. Bataillons der königlichen Füsiliere (Jüdische Legion der britischen Armee), die in der Geschichte der jüdischen Streitkräfte in Palästina zu einer Grundlage der späteren israelischen Streitkräfte wurde. Patterson wurde 1917 zum Oberst befördert und von der britischen Armee im Jahr 1920 nach 35 Jahren Militärdienst pensioniert. Seine letzten zwei Bücher über die Zionisten bei Gallipoli (1916) und die Juden in Palästina (1922) basieren auf seinen Erfahrungen während dieser Zeit (Schlacht von Gallipoli). Nach seiner militärischen Karriere setzte Patterson seine Unterstützung für die Zionisten als Fürsprecher für einen jüdischen Staat im Nahen Osten fort. Ein Jahr nach seinem Tod, am 14. Mai 1948, wurde der Staat Israel gegründet.

Nachdem er 1924 mit dem Museum in Chicago, Illinois, gesprochen hatte, war Patterson damit einverstanden, die Tsavo-Löwenhäute und -schädel für die damals beträchtliche Summe von $ 5000 an das Museum zu verkaufen. Die Löwen wurden dann präpariert und sind jetzt auf dauerhafte Weise mit den ursprünglichen Schädeln ausgestellt. Die Löwenreproduktionen sind allerdings kleiner als ursprünglich, weil die Häute 26 Jahre lang von den Pattersons als Wolldecken benutzt worden waren. Durch den verhältnismäßig schlechten Zustand der Häute konnte die ursprüngliche Größe der Tiere nicht mehr hergestellt werden.

Patterson und seine Frau Francis (Francie) Helena lebten mehrere Jahre in einem bescheidenen Haus in La Jolla, Kalifornien. Als seine Frau medizinische Betreuung benötigte und seine eigene gesundheitliche Konstitution nachließ, zog er mit seiner Frau auf das Anwesen von Marion Travis in Bel Air, Kalifornien. Er starb 1947 im Alter von 79 Jahren im Schlaf; seine Frau starb sechs Wochen später in einem Pflegeheim in San Diego.

1906 benannte der britische Naturforscher Richard Lydekker die Unterart Taurotragus oryx pattersonianus der Elenantilope nach John Henry Patterson.[3]

  • The Man-eaters of Tsavo (1907)
  • In the Grip of Nyika (1909)
  • With the Zionists at Gallipoli (1916)
  • With the Judeans in Palestine (1922)
Commons: John Henry Patterson – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Löwenduo tötete weniger Menschen als gedacht Der Spiegel vom 3. November 2009
  2. a b "Menschen sind zweibeinige Proteinquellen" Der Spiegel vom 17. Januar 2003
  3. Bo Beolens, Michael Grayson, Michael Watkins: The Eponym Dictionary of Mammals. Johns Hopkins University Press, 2009; S. 309; ISBN 978-0-8018-9304-9.