Thomas Kaminsky

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Thomas Kaminsky (2014)

Thomas Kaminsky (* 4. Oktober 1945 in Dresden) ist ein deutscher Maler, Grafiker und Druckkünstler, der in Wien und Köln lebt und arbeitet.

Leben und Wirken

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Kaminsky ging von 1952 bis 1962 zur Schule. Anschließend absolvierte er bis 1964 eine Malerlehre. Eine persönliche Begegnung mit dem Maler Curt Querner in Börnchen beeindruckte ihn tief.[1] Noch im Jahr 1964 zog er nach Ost-Berlin, um seine Chancen, einmal als als freischaffender Maler wirken zu können, auszuloten. Er probierte verschiedene Maltechniken aus und knüpfte Kontakte zu Gleichgesinnten wie Horst Bartnig, Hans Brosch, Achim Freyer, Thomas Körner, Horst Sagert, Karlheinz Schäfer und Joachim Walther. Außerdem absolvierte er ein Praktikum in den Theaterwerkstätten des Deutschen Theaters Berlin und arbeitete dort und am Berliner Ensemble als Bühnenmaler.[2] Gleichzeitig war er als Bühnenarbeiter an der Staatsoper Unter den Linden tätig.

Da er in der DDR keine Perspektive für sich sah, floh er 1969 über den Balkan in den Westen und ließ sich in West-Berlin nieder. Es entstand die Serie der Weißen Bilder. Von 1970 bis 1976 studierte er an der Hochschule der Künste Berlin bei dem Informel-Maler und Grafiker Hann Trier und wurde dessen Meisterschüler. Mit einem Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes ging er 1974 nach Paris. Seine erste Einzelausstellung mit „Schwarzen Bildern“ hatte er in der Galerie Tanit in München.[3] 1977 erhielt er als einer der ersten das Karl-Schmidt-Rottluff-Stipendium, ein Postgraduierten-Stipendium für herausragende künstlerische Leistungen.[4] 1978 zog er nach Köln und erhielt ein Jahr später den Ars-Viva-Kunstpreis, der jährlich vom Kulturkreis der deutschen Wirtschaft im im BDI vergeben wird. 1980 bezog er ein Atelier in Den Haag.

1981/1982 war er Stipendiat der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo, eine der wichtigsten Auszeichnungen für junge deutsche Künstler. Dort entstanden Handzeichnungen und Gemälde. 1984 wandte er sich, der bis dahin vor allem mit monochromen Bildern hervorgetreten war, der Farbe zu; 1986 entstanden auch Farbholzschnitte. In der Ausstellung La couleur seule, die Maurice Besset 1988 im Musée St. Pierre in Lyon zum Thema monochrome Malerei organisierte, zeigte er ein quadratisches schwarzes Bild. Für Kaminsky war dies eine Art Ritterschlag, waren doch dort so bedeutende Künstler wie Josef Albers, Hans Arp, Jean Dubuffet, Roy Lichtenstein, Gerhard Richter, Mark Rothko, Robert Rauschenberg, Frank Stella, Günther Uecker und Andy Warhol vertreten.[5]

An der Ausstellung Ausgebürgert. Künstler aus der DDR 1949 – 1989 beteiligte sich Kaminsky.[6] Im Studienjahr 1990/91 lehrte er als Gastprofessor an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe. Ab 1991 entstanden große mehrteilige Bilder, zwischen 1992 und 1996 gelbe Triptychen und 1997 große Aquarelle. Von 1995 bis 1997 hatte er eine Vertretungsprofessur an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz inne.[2] 1998 übersiedelte Kaminsky nach Wien und lebt zeitweise in Köln. Er gewann im gleichen Jahr einen Wettbewerb, Kunstwerke für die Residenz des deutschen Botschafters in Peking zu schaffen.

Kaminskys Arbeiten sind in bedeutenden Sammlungen und Ausstellungen in Deutschland und international vertreten. Er ist bekannt für seine großformatigen Holzschnitte, die oft symbolische Motive und Figuren enthalten, darunter auch Darstellungen von Kasimir Malewitsch und Lenin. Seine Werke beschäftigen sich häufig mit der Zeit vor und kurz nach der Russischen Revolution, in der kulturelle Produktion gedeihen konnte, bevor die Kämpfe und Spannungen der Sowjetzeit aufkamen. Er setzte sich mit dem Potential einer utopischen Gesellschaft auseinander. Der Einfluss des europäischen Abstrakten Expressionismus um 1950 durchdringt seinen Ansatz.

Viele der Werke sind unbetitelt. Die in Kunstauktionen vertretenen Arbeiten stammen hauptsächlich aus dem Zeitraum zwischen den 1970er und 1990er Jahren.[7]

Einzelausstellungen

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Die Ausstellungsliste bis zum Jahr 1998 folgt der in einem Ausstellungskatalog.[8]

  • 1976 Galerie Tanit
  • 1978:
    • Galerie Bossin, Berlin
    • Galerie art in progress, Düsseldorf
  • 1979:
    • Galerie Appel und Fertsch, Frankfurt
    • Galerie art in progress, Düsseldorf
    • Galerie Schlegel, Zürich
    • Kunstverein Gelsenkirchen
  • 1980: Galerie Bossin, Berlin
  • 1982:
    • Kunsthalle Mannheim[9]
    • Galerie Appel und Fertsch, Frankfurt
    • Galerie art in progress, Düsseldorf
    • Edition e., München
    • Galerie art in progress, München
  • 1983:
    • Kleiner Ausstellungsraum, Hamburg
    • Galerie Bossin, Berlin
  • 1984:
    • Kunstforum Lenbachhaus, München
    • Galerie Rupert Walser, München
  • 1985:
    • Galerie Walzinger, Saarlouis
    • Südwest Galerie, Karlsruhe
  • 1986:
    • Forum Kunst, Rottweil
    • Galerie Bossin, Berlin
    • Artothek, Köln
    • Galerie Hör, Nürnberg
    • Galerie artline, Den Haag
  • 1987:
    • Kunstverein, Freiburg
    • Galerie Appel und Fertsch, Frankfurt
    • Galerie Dr. Luise Krohn, Badenweiler
    • Galerie Rupert Walser, München
  • 1988: Galerie S 65, Alst
  • 1989: Galerie Kröner, Wiesbaden
  • 1990:
    • Städtische Galerie Lüdenscheid
    • Galerie artline, Den Haag
  • 1991:
    • Staatliche Kunsthalle, Karlsruhe
    • Galerie Suzanne Fischer, Baden-Baden
    • Galerie Winter, Bremen
  • 1992:
    • Galerie Appel und Fertsch, Frankfurt
    • Galerie Walzinger, Saarlouis
    • Galerie artline, Den Haag
    • Galerie S 65, Alst
    • Galerie Rupert Walser, München
  • 1995:
    • Via art Galerie, Prag
    • Galerie Rupert Walser, München
    • Galerie Appel und Fertsch, Frankfurt
    • Galerie artline, Den Haag
    • Galerie Walzinger, Saarlouis
  • 1996:
    • Galerie artline, Amsterdam
    • Galerie Winter, Bremen
  • 1997: Raum für Kunst bei Steffen Mismahl, Köln
  • 1998:
    • Galerie Appel und Troschke, Frankfurt
    • Hessen Kassel Heritage, Neue Galerie
    • Kunstraum Schloss Buchberg
    • Kunst- und Museumsverein im Von der Heydt-Museum, Wuppertal
    • Galerie Rupert Walser, München
    • Städtische Galerie Villa Zanders, Bergisch Gladbach
  • 2000: Atrium, Wien (Katalog)
  • 2001:
    • Kunstraum Fuhrwerkswaage, Köln (Katalog)
    • Galerie Walzinger, Saarlouis
  • 2002: Galerie Rupert Walser, München
  • 2003:
    • Kunstraum Schloss Buchberg (Katalog)
    • Galerie artline, Amsterdam
  • 2005:
  • 2006: Yoshi's Corner' Galerie für zeitgenössische Kunst, Wien
  • 2007: Kunstverein Grafschaft Bentheim, Neuenhaus[10]
  • 2008:
    • Galerie Rupert Walser, München
    • Galerie artline, Amsterdam
  • 2010:
  • 2015: Kunstmuseum Villa Zanders, Bergisch Gladbach, Zwischen Konkret und Utopie[11]

Arbeiten in öffentlichen Sammlungen

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Literatur (Auswahl)

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  • Maurice Besset: Katalog Galerie Bossin, Berlin 1978
  • Thomas Kaminsky: Mappe: Mit 4 Radierungen. Edition E, Feldkirchen 1979 (8 Blatt).
  • Klaus Heinrich Kohrs (Hrsg.): Thomas Kaminsky: Ausstellungshallen Mathildenhöhe Darmstadt 18. März – 22. April 1979. Karl-Schmidt-Rottluff-Förderungsstiftung, Berlin 1979 (32 S.).
  • Kaminsky, Thomas: Ausstellung: 18.8.–24.9.1982. Galerie Appel und Fertsch, Frankfurt/Main 1982 (20 S.).
  • Thomas Kaminsky: Gouachen und Zeichnungen ; Städtische Kunsthalle Mannheim, 15. Oktober – 21. November 1982. Städtische Kunsthalle, Mannheim 1982 (58 S.).
  • Thomas Kaminsky: Handzeichnungen 1974–1984. Städt. Galerie im Lenbach-Haus, München 1984, ISBN 3-88645-049-X (106 S.).
  • Matthias Bleyl: Essentielle Malerei in Deutschland: Wege zur Kunst nach 1945. Verlag für moderne Kunst, Nürnberg 1988, ISBN 3-922531-56-3 (252 S.).
  • Petra Weigle (Hrsg.): Thomas Kaminsky: 19. April bis 12. Juli 1998, Staatliche Museen Kassel, Neue Galerie ; 14. Juni bis 30. August 1998, Kunst- und Museumsverein im Von-der-Heydt-Museum, Wuppertal ; 24. Oktober 1998 bis 3. Januar 1999, Städtische Galerie Villa Zanders, Bergisch Gladbach. Verlag für moderne Kunst, Nürnberg 1998, ISBN 3-931787-06-0 (157 S.).
  • Lorenz Dittmann: Klangflächen. arthistoricum.net, Heidelberg 2017 (Online-Ressource).[18]
  • Thomas Kaminsky. In: o. T. 1978, Eitempera/Lwd., 150 x 160 cm. Rupert Walser, abgerufen am 15. September 2024.

Einzelnachweise

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  1. Scharteke VIII Die Beerdigung des Quadrats. Kultur Aktiv e.V. / buchlabor edition raute, Dresden, 2016, abgerufen am 15. September 2024.
  2. a b Petra Weigle (Hrsg.): Thomas Kaminsky: 19. April bis 12. Juli 1998, Staatliche Museen Kassel, Neue Galerie ; 14. Juni bis 30. August 1998, Kunst- und Museumsverein im Von-der-Heydt-Museum, Wuppertal ; 24. Oktober 1998 bis 3. Januar 1999, Städtische Galerie Villa Zanders, Bergisch Gladbach. Verlag für moderne Kunst, Nürnberg 1998, ISBN 3-931787-06-0, S. 151 (157 S.).
  3. Galerie Tanit. 2024, abgerufen am 15. September 2024.
  4. Klaus Heinrich Kohrs (Hrsg.): Thomas Kaminsky: Ausstellungshallen Mathildenhöhe Darmstadt 18. März - 22. April 1979. Karl-Schmidt-Rottluff-Förderungsstiftung, Berlin 1979 (32 S.).
  5. La couleur seule. e-arttexte, abgerufen am 15. September 2024.
  6. Werner Schmidt (Hrsg.): Ausgebürgert: Künstler aus der DDR und aus dem sowjetischen Sektor Berlins ; 1949–1989 ; Ausstellung Albertinum Dresden, vom 7. Oktober bis 12. Dezember 1990 ; Kleine Deichtorhalle Hamburg, vom 10. Januar bis 1. März 1991. Argon, Berlin 1990, ISBN 3-87024-160-8 (205 S.).
  7. Thomas Kaminsky. artnet, 2024, abgerufen am 15. September 2024.
  8. Petra Weigle 1998, S. 152 f., s. Literatur (Auswahl)
  9. Joachim Heusinger von Waldegg (Hrsg.): Thomas Kaminsky: Gouachen und Zeichnungen ; Städtische Kunsthalle Mannheim, 15. Oktober - 21. November 1982. Städtische Kunsthalle, Mannheim 1982 (54 S.).
  10. Thomas Kaminsky: Bilder, Objekte und Wandmalereien. 17. März 2007, abgerufen am 15. September 2024.
  11. Zwischen Konkret und Utopie. 10. September 2015, abgerufen am 17. März 2024.
  12. Thomas Kaminsky: Sperrholzflösse vor Cap Horn. In: Archiv. Kunstverein Horn, 29. September 2019, abgerufen am 15. September 2024.
  13. Kaminsky im Dialog mit Petritsch und Isolde Charim. In: Archiv. Kunstverein Horn, 17. März 2024, abgerufen am 15. September 2024.
  14. Thomas Kaminsky. In: Datenbank der Sammlung. Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland, abgerufen am 15. September 2024.
  15. Anneliese Schröder (Hrsg.): Kunst für den Bund: 24. November '81 – 10. Januar '82, Städtisches Kunstmuseum Bonn ; [Erwerbungen seit 1970]. Städtisches Kunstmuseum; Bundesminister des Innern, Bonn 1981 (270 S.).
  16. Kunstraum Buchberg – Schloss Buchberg am Kamp. Gertraud und Dieter Bogner, abgerufen am 15. September 2024.
  17. Villa Zanders. Galerie + Schloß e.V. – Gesellschaft zur Förderung von Tradition und Moderne in Bergisch Gladbach, 2024, abgerufen am 15. September 2024.
  18. Lorenz Dittmann: Klangflächen. (PDF) In: Originalveröffentlichung Thomas Kaminsky: Klangflächen. Köln 1994, o. S. 1994, abgerufen am 15. September 2024.