Tomondo

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Tomondo
Die Tomondo mit Leichtern längsseits Kaiser Wilhelm II (1908).
Die Tomondo mit Leichtern längsseits Kaiser Wilhelm II (1908).
Schiffsdaten
Flagge Deutsches Reich Deutsches Reich
Schiffstyp Heckraddampfer
Bauwerft Josef L. Meyer, Papenburg
Baunummer 232
Kiellegung 1908
Verbleib Am 9. Oktober 1916 selbstversenkt.
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 24,75 m (Lüa)
21,2 m (KWL)
Breite 5,00 m
Seitenhöhe 0,85 m
Tiefgang (max.) 0,32 m
Vermessung 27 BRT
Maschinenanlage
Maschine Dampfmaschine
Maschinen­leistung 155 PS (114 kW)
Höchst­geschwindigkeit kn (15 km/h)
Propeller keiner, zwei Heckräder

Die Tomondo war ein Heckraddampfer des kaiserlichen Gouvernements von Deutsch-Ostafrika, der als Raddampfschlepper eingesetzt wurde.

Das Schiff wurde 1908 mit der Baunummer 232 auf der Meyer-Werft in Papenburg für den Einsatz auf dem Rufiji in Deutsch-Ostafrika gebaut.[1] Finanziert wurde der Bau des Schiffes aus Mitteln des Kommunalverbandes Mohoro. Es wurde in Einzelteilen mit einem Schiff der DOAL in die Kolonie befördert und dort wieder zusammengesetzt.[2]

Als flachgehendes Schiff konnte die Tomondo über das Delta des Rufiji hinaus den Fluss aufwärts fahren. Die Tomondo fuhr ab November 1908 Dörfer und Plantagen am Unterlauf an. Zweimal pro Monat pendelte sie zwischen Salale im Rufiji-Delta und Utete. Sie stellt damit die Anbindung des Küstenverkehrs mit dem näheren Hinterland her.[3] Auf der Fahrt landeinwärts wurden unter anderem Maschinenteile befördert. Auf der Rückfahrt zur Mündung transportierte sie teilweise Baumwolle.[4] Die geringe Fahrwassertiefe beschränkte dabei die Ladefähigkeit der Tomondo, sodass man zwei Stahlleichter längsseits neben dem Schiff herschleppte, die zusätzliche Ladung beförderten (jeweils 15 Tons mit 80–100 Personen Beförderungskapazität). Die Leichter hatten eine Länge von 20 Metern, eine Breite von 4,5 Metern und – bei maximaler Ladung – einen Tiefgang von 0,275 Metern.[5] Der Schiffsführer war berechtigt, weitere kleine Boote (Einbäume) gegen Gebühr in Schlepp zu nehmen.[6]

Die Tomondo selbst war zum Schleppen bestimmt und konnte nur wenige Personen oder Lasten aufnehmen.[7] Der Schiffskörper bestand aus sechs wasserdichten Abteilungen. Die Höchstgeschwindigkeit des Heckraddampfers betrug 8 kn.[5] Mit dem Strom und zwei voll beladenen Leichtern konnte er 5,29 kn erreichen und gegen den Strom 2,45 kn.[4] Die Besatzung bestand aus einem europäischen Maschinisten und afrikanischem Personal.[2]

Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges im August 1914 wurde die Tomondo ab September 1914 zur Versorgung des im Rufiji liegenden Kreuzers Königsberg genutzt.[8]

Am 9. Oktober 1916 wurde die Tomondo im Rufiji selbstversenkt, um nicht in die Hände der in die Kolonie vorrückenden britischen Truppen zu fallen. Im August 1923 wurde das Wrack vom Tanganyika Territory Government zum Abbruch angeboten.[9] 1929 wurde die Tomondo von einem afrikanischen Werftunternehmen erworben und wieder fahrtüchtig gemacht. Der Rufiji war aber inzwischen so stark verlandet, dass er selbst für flachgehende Schiffe zu seicht war.[10] Über das Endschicksal des Schiffes ist nichts Genaues bekannt.

  • Erich Gröner: Die deutschen Kriegsschiffe 1815–1945. Band 7, Bernard & Graefe, Koblenz 1990, S. 220 f.
  • Wilhelm Methner: Meereskunde – Die Häfen Deutsch-Ostafrikas. Heft 170, Band XV, E. S. Mittler & Sohn, Berlin 1927, S. 13 f.

Einzelnachweise

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  1. Fritz W. Achilles: Seeschiffe im Binnenland – Der kombinierte Binnen-Seeverkehr in Deutschland. Kabel, Hamburg 1985, ISBN 978-3-921-90924-9, S. 605.
  2. a b Reichstag (Hrsg.): Heckraddampfer. In: Verhandlungen des Reichstages, Band 271, Berlin 1911, S. 406 f. (Digitalisat).
  3. Eschrich: Das Verkehrswesen im ehem. Deutsch-Ostafrika (= D.O.A.). In: Westdeutsche Arbeitsgemeinschaft der Sammler Deutscher Kolonial-Postwertzeichen (Hrsg.): Berichte für Kolonialmarkensammler, Heft Nr. 11, Mai 1955, S. 161–165 (hier: S. 162), PDF (ca. 5,5 MB) online unter kolonialmarken.de.
  4. a b Ohne Verfasser: Deutsch-Ostafrika. In: Marine-Rundschau, Band 21, Teil 1, 1910, S. 396.
  5. a b Josef L. Meyer: Heckraddampfer für den Rufidji-Fluß in Ost-Afrika. In: Schiffbau. Zeitschrift für die gesamte Industrie auf schiffbautechnischen und verwandten Gebieten. Nr. 4, X. Jahrgang (1908), S. 140.
  6. Albrecht von Rechenberg: Tarif des Heckraddampfers Tomondo. In: Amtliche Anzeigen für Deutsch-Ostafrika. XI. Jahrgang, Ausgabe Nr. 33 vom 2. Oktober 1910, S. 1.
  7. Kurt von Schleinitz (Hrsg.): Militärisches Orientierungsheft für Deutsch-Ostafrika. Deutsch-Ostafrikanische Rundschau, Daressalam 1911, Kap. X, S. 7 (Digitalisat: Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, Frankfurt am Main 2018).
  8. Reinhard K. Lochner: Kampf im Rufiji-Delta – Das Ende des Kleinen Kreuzers »Königsberg«. Die deutsche Marine und Schutztruppe im Ersten Weltkrieg in Ostafrika. Heyne Verlag, München 1987, ISBN 3-453-02420-6, S. 203.
  9. A. Bertram Smith: General Notice No. 704. In: Kenya Gazette, Band XXV, Ausgabe Nr. 902 vom 2. September 1923, S. 736 (Google Books).
  10. Kjell J. Havnevik: Tanzania – The Limits to Development from Above. Nordic Africa Institute, Uppsala 1993, ISBN 91-7106-335-8, S. 75.