Tricho-dento-ossäres Syndrom
Klassifikation nach ICD-10 | |
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Q82.4 | Sonstige angeborene Fehlbildungen der Haut
- Ektodermale Dysplasie |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Das Tricho-dento-ossäre Syndrom ist eine sehr seltene angeborene Erkrankung mit den Hauptmerkmalen Anomalien der Haare (trich-) und Zähne (dent-) kombiniert mit einer Osteosklerose (ossär). Sie gilt als Sonderform der ektodermalen Dysplasie.[1][2]
Synonyme sind: Haar-Zahn-Knochen-Syndrom; TDO-Syndrom; taurodentismus, kinky-hair-syndrome; Robinson-Miller-Worth-Syndrom
Die Namensbezeichnung bezieht sich auf den Erstautoren der Erstbeschreibung aus dem Jahre 1966 durch den kanadischen Pädiater Geoffrey Robinson und Mitarbeiter.[3]
Nicht zu verwechseln ist das Robinson-Miller-Bensimon-Syndrom.
Verbreitung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Häufigkeit wird mit unter 1 zu 1.000.000 angegeben, bislang wurde über mehr als 30 Patienten berichtet. Die Vererbung erfolgt autosomal-dominant, erstmals nachgewiesen von Lichtenstein et al.[4][2]
Ursache
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Erkrankung liegen Mutationen im DLX3-Gen auf Chromosom 17 Genort q21.33 zugrunde, welches für das Distal-Less Homebox-Gen 3 kodiert.[5]
Klinische Erscheinungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Klinische Kriterien sind:[1][2]
- gelockte/geknickte Haare („kinky hair“) bei Geburt in bis zu 80 %, teilweise später sich normalisierend,
- Schmelzhypoplasie mit Verfärbung,
- Taurodontie der Molaren,
- allgemein vermehrte Knochen-Mineraldichte, insbesondere in Ulna und Speiche, mit zunehmendem Alter auch in der Wirbelsäule,
- verdicktes Schädeldach.
Ferner wurden beschrieben: brüchige Fingernägel, Neigung zu Karies und Abszessen, später Zahndurchbruch, Dolichozephalie, fehlende Pneumatisation der Nasennebenhöhlen.
Einteilung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach den klinischen Befunden werden drei Typen unterschieden:[1][6]
- Typ I mit Haaranomalien im Kindesalter, Zahnanomalien mit Zahnverlust im 2.–3. Lebensjahrzehnt, Nagelanomalien, Gesichtsdysplasie mit Dolichozephalie, prämature Nahtsynostose mit Balkonstirn; Gesichtsasymmetrie und Osteosklerose der Schädelknochen und der Schädelbasis
- Typ II mit Haaranomalien von Geburt an, Zahnanomalien, Nagelanomalien, Gesichtsdysplasie mit Prognathie; prominenter Stirn, Osteosklerose der Schädelknochen und langen Röhrenknochen, verengte äußere Gehörgänge im männlichen Geschlecht
- Typ III mit Haaranomalien, Zahnanomalien, Nagelanomalien, Gesichtsdysplasien mit prominenter Stirn, viereckigem Kinn, Osteosklerose des Schädels, Makrozephalie
Diagnose
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Diagnose ergibt sich aus klinischen und radiologischen Befunden und kann durch den Mutationsnachweis gesichert werden.
Differentialdiagnose
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Differentialdiagnostisch abzugrenzen sind:
- Typ AIHHT der Amelogenesis imperfecta
- ODDD-Syndrom (Okulo-dento-digitale Dysplasie)
- autosomal-dominante Form der Osteopetrose.
Therapie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Behandlung erfolgt symptomatisch mit regelmäßiger Zahnkontrolle.
Heilungsaussicht
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Prognose gilt als günstig ohne vermehrte Frakturneigung.[2]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- P. Jain, R. Kaul, S. Saha, S. Sarkar: Tricho-dento-osseous syndrome and precocious eruption. In: Journal of Clinical and Experimental Dentistry. Band 9, Nummer 3, März 2017, S. e494–e497, doi:10.4317/jced.53348, PMID 28298997, PMC 5347304 (freier Volltext).
- O. B. Al-Batayneh: Tricho-dento-osseous syndrome: diagnosis and dental management. In: International journal of dentistry. Band 2012, 2012, S. 514692, doi:10.1155/2012/514692, PMID 22969805, PMC 3434396 (freier Volltext).
- M. Islam, A. G. Lurie, E. Reichenberger: Clinical features of tricho-dento-osseous syndrome and presentation of three new cases: an addition to clinical heterogeneity. In: Oral surgery, oral medicine, oral pathology, oral radiology, and endodontics. Band 100, Nummer 6, Dezember 2005, S. 736–742, doi:10.1016/j.tripleo.2005.04.017, PMID 16301156.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Bernfried Leiber (Begründer): Die klinischen Syndrome. Syndrome, Sequenzen und Symptomenkomplexe. Hrsg.: G. Burg, J. Kunze, D. Pongratz, P. G. Scheurlen, A. Schinzel, J. Spranger. 7., völlig neu bearb. Auflage. Band 2: Symptome. Urban & Schwarzenberg, München u. a. 1990, ISBN 3-541-01727-9.
- ↑ a b c d Eintrag zu Tricho-dento-ossäres Syndrom. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten)
- ↑ G. C. Robinson, J. R. Miller: Hereditary enamel hypoplasia: its association with characteristic hair structure. In: Pediatrics. Band 37, Nummer 3, März 1966, S. 498–502, PMID 5906373.
- ↑ J. Lichtenstein, R. Warson, R. Jorgenson, J. P. Dorst, V. A. McKusick: The tricho-dento-osseous (TDO) syndrome. In: American Journal of Human Genetics. Band 24, Nummer 5, September 1972, S. 569–582, PMID 5054226, PMC 1762186 (freier Volltext).
- ↑ Trichodontoosseous syndrome. In: Online Mendelian Inheritance in Man. (englisch)
- ↑ Altmeyers Enzyklopädie