Trillkloster

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Das Trillkloster war ein Kloster der Celliten, danach ein Hospital und ein Armenhaus in Halberstadt vom 14. bis zum 19. Jahrhundert.

Halberstadt, 1900, das Trillkloster befand sich am unteren Ende der Trillgasse (links vom T) im nordöstlichen Teil der Altstadt

Das Trillkloster befand sich im nordöstlichen Teil der mittelalterlichen Stadt Halberstadt, im Westendorf, nördlich des Klosters St. Nicolai und des Doms, an der jetzigen Trillgasse Ecke An den Weiden 1.[1]

Zum Kloster gehörten eine Kapelle, mehrere weitere Gebäude und ein kleiner Garten sowie zeitweise das Maria-Magdalena-Hospital.[2] Die Gebäude sind nicht erhalten.

Cellitenkloster

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Historische Entwicklung

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1375 erhielten die armen Brüder den Hof mit der steinernen Pforte in Halberstadt zur Nutzung.[3][4] (Dieser blieb der Standort bis in das 19. Jahrhundert.) Von 1540 ist die letzte mittelalterliche Quelle über sie bekannt, der Konvent bestand aber möglicherweise weiter bis nach 1574.[5][6] Bald danach hörte er auf, in der bisherigen Form zu bestehen.[7]

Sie wurden 1375 als arme Brüder und willige arme Knechte bezeichnet, 1420 als Trullebrodern[8], 1485 als willige arme und Cellenbroderen[9], 1500 als Celliten oder Lollarden,[10] und 1574 als Trolbrüder.[11] Dieses waren die üblichen wechselnden Bezeichnungen für die Laienbrüdergemeinschaft der Celliten bzw. Alexianer, die zunächst mit einer eigenen Ordnung in einem Konvent zusammenlebten, seit 1472 als anerkannter Orden. Es sind die Namen von einigen Brüdern aus dem 14. und 15. Jahrhundert bekannt, darunter ungewöhnlicherweise 1375 auch ein Priester.[12]

Sie wurden von einem Prokurator des Augustiner-Chorherrenstiftes St. Johannis kontrolliert. 1471 war der Augustiner Johannes Busch bei einer solchen Visitation anwesend.[13] Die Brüder widmeten sich vor allem der Krankenpflege.

Maria-Magdalenen-Hospital

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1500 erhielten die Brüder ein Grundstück, auf dem sie das Maria-Magdalenen-Hospital gründeten.[14][15] Dieses befand sich in der späteren Trillgasse etwa in der Mitte, nur wenige Häuser nördlich vom Trillkloster.

1754 gab es an dessen Stelle einen unbebauten Maria-Magdalenen-Platz.[16]

Die Entwicklung in den nächsten Jahrzehnten ist unbekannt. 1640 wurde erstmals das Trüllkloster genannt, neben anderen Häusern, ohne Angaben zur Nutzung.[17] Spätestens seit 1669 wurde dieses als Hospital und Stiftung genutzt.[18][19] Wahrscheinlich 1712 wurde der Regierungspräsident Melchior von Ruck dort bestattet.[20]

Um 1805 bestand das Trillkloster noch als Hospital, um 1810 wurde es wie die meisten anderen Halberstädter Klöster und Hospitäler offenbar aufgelöst. 1816 verkaufte es die Stadt an Aron Meyer. Dabei wurden der Altar mit Altarblatt (Altarbild), eine Kanzel, Kirchenbänke und weiteres Inventar der Kapelle erwähnt. Diese wollte der Käufer abreißen, sollte aber die darin befindlichen Begräbnisplätze erhalten.[21] 1853 wurde das Hospital als abgebrochen bezeichnet.[22]

1860 und 1875 war das Trillkloster dann das Armenhaus mit den höchsten staatlichen finanziellen Zuwendungen der Stadt.[23] 1902 wurde eine solche Nutzung nicht mehr erwähnt.[24]

Quellen
  • Landesarchiv Sachsen-Anhalt, Halberstadt 01.02.01. U 8, 09, 1–17 (Cellenbrüder) und A 15 O (Trüllkloster)
  • Gustav Schmidt (Hrsg.): Urkundenbuch der Stadt Halberstadt. 2 Bände. Halle 1879, besonders Band 2. S. 516 (Hof zur steinernen Pforte), 534 (Celliten), Register mit Urkundennummern und Zeilen
Sekundärliteratur

Einzelnachweise

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  1. Grundriss von Halberstadt, 1754, Nr. 21 PDF (unten)
  2. Ludwig Ferdinand Niemann: Die Stadt Halberstadt und die Umgegend derselben. Halberstadt 1824. S. 80; zum Bestand 1816
  3. Gustav Schmidt (Hrsg.): Urkundenbuch der Stadt Halberstadt. Band 1. 1878. S. 464 Nr. 575; und weitere Urkunden über den Hof mit der steinernen Pforte und den Brüdern bis 1485 im Urkundenbuch der Stadt Halberstadt, Band 1 und 2, siehe Register Band 2, S. 516
  4. Klaus Militzer, Peter Przybilla: Stadtentstehung, Bürgertum und Rat. Quedlinburg und Halberstadt bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts. 1980, S. 196 Nr. 3, erwähnten kurz diese Urkunde
  5. Alfred Berg: Georg Torquatus als Halberstädter Topograph (1574), in Mittheilungen des Vereins für Erdkunde zu Halle/S. 25, 1901, S. 17–47, hier S. 33, 3, IV PDF; 1574 wurden sie noch als Trolbrüder bezeichnet, neben den anderen Klöstern und Stiften, sie bestanden also offenbar zu dieser Zeit noch (?)
  6. Landesarchiv Sachsen-Anhalt, Halberstadt A 8, 09, 17 (Nr. 09 aufklappen +); zu 1540
  7. Domkapitel und geistliche Stiftungen in Halberstadt (Nachträge) Landesarchiv Sachsen-Anhalt A 15 O; gibt eine Aufhebung in der Reformationszeit an, diese dauerte in Halberstadt von etwa 1540 bis nach 1578 (Wahl des ersten evangelischen Dompropstes); diese Aussage bezog sich wahrscheinlich auf die letzte bekannte Erwähnung der Cellenbrüder 1540
  8. Gustav Schmidt (Hrsg.): Urkundenbuch des Hochstifts Halberstadt. Band 4. S. 610 Nr. 3390
  9. UB Stadt Halberstadt, Band 2, S. 308 Nr. 1052 Zeilen 4 und 15; =Cellenbrüder
  10. UB Stadt Halberstadt, 2, S. 436 Nr. 1223; Cellitarum sive Lollardum
  11. Alfred Berg: Georg Torquatus als Halberstädter Topograph (1574), in Mittheilungen des Vereins für Erdkunde zu Halle/S. 25, 1901, S. 17–47, hier S. 33, 3, IV PDF; auch als fratres tyronum
  12. UB der Stadt Halberstadt, 1, S. 464 Nr. 575; prestere Bartolde Wilden van Aschersleve (Priester Bartold Wilde aus Aschersleben); die willigen Armen waren ansonsten meist nur Laien
  13. Grube: Des Augustinerpropstes Johannes Busch Chronicon Windeshemense, 1886, S. 554, unten (in lateinischer Sprache); Johannes Busch war 1571 in Halberstadt und erwähnte die Visitation ohne weitere Einzelheiten
  14. UB der Stadt Halberstadt, 2, Nr. 1223, mit Urkunde; keine weiteren Urkunden über dieses Hospital bekannt
  15. Trüllkloster Inschriften Halberstadt, Nr. 86, 46; mit Literaturangaben
  16. Grundriss von Halberstadt, 1754, Nr. 21 PDF (unten); über der Nr. 21 (Nr. 44/45?)
  17. A 14, 592 Landesarchiv Sachsen-Anhalt, Halberstadt, Deutsche Digitale Bibliothek
  18. Landesarchiv Sachsen-Anhalt, Trüllkloster 1669–1773
  19. Caspar Abel: Halberstadt, 1754, S. 66; führte es nicht mehr unter den noch bestehenden Klöstern und Stiften auf
  20. Ludwig Ferdinand Niemann: Die Stadt Halberstadt und die Umgebung derselben, 1824, S. 80
  21. Niemann, S. 80
  22. Klamer Wilhelm Frantz: Geschichte des Bisthums, nachmaligen Fürstenthums Halberstadt, 1853 1853, S. 139
  23. Anlage über die Stenographischen Berichte der Verhandlungen des Hauses der Abgeordneten während der 2. Session, Band 2. 1875, S. 1626; auch bereits in Anlage zum Staatshaushalts-Etat für das Jahr 1860, III. Band, Berlin [o. J.], S. 141, Nr. 23
  24. Oskar Doering: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Kreise Halberstadt Land und Stadt. Halle 1902. S. 219f.

Koordinaten: 51° 53′ 51,6″ N, 11° 2′ 39,8″ O