Tunumiisut

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Tunumiisut
Ostgrönländisch

Gesprochen in

Ostgrönland, Gronland Grönland
Sprecher über 3000
Linguistische
Klassifikation

Tunumiisut ist der in Ostgrönland (Tunu) gesprochene der drei Hauptdialekte des Grönländischen. Das von den Tunumiit besiedelte Ostgrönland hat rund 3100 Einwohner, die mehrheitlich Tunumiisut sprechen.

Man geht davon aus, dass die Vorfahren der Tunumiit, die wie die Vorfahren der Kitaamiut der Thule-Kultur angehörten, zwischen 1300 und 1500 aus Alaska nach Nordgrönland einwanderten. Dort trafen sie auf die Mitglieder der Dorset-Kultur, die kurz darauf ausstarben. Durch den Sprachkontakt wandelte sich der Dialekt der späteren Tunumiit dahingehend, dass er zu einem i-Dialekt wurde, was das markanteste Merkmal des Dialekts gegenüber den in Westgrönland gesprochenen u-Dialekten ist. Die Gruppe zog anschließend ins unbevölkerte Ostgrönland, während ein kleiner Teil südwärts in den Distrikt Upernavik zog, wo der Upernavik-Dialekt als Mischdialekt aus West- und Ostgrönländisch entstand. Einige der Tunumiit zogen bis nach Südostgrönland, wo sie ebenfalls auf Westgrönländer trafen, sodass auch hier wie um Upernavik ein westgrönländischer i-Dialekt, das Südgrönländische entstand.[1]

Die Erforschung der Sprache begann Ende des 19. Jahrhunderts, als Gustav Frederik Holm mit der Frauenbootexpedition erstmals Ostgrönland erforschte. Mit an Bord waren der Katechet Johannes Hansen und sein Neffe Johan Petersen, der durch den Kontakt mit nach Südgrönland zugewanderten Tunumiit Ostgrönländisch sprach und verstand.[2][3] Anfang des 20. Jahrhunderts beschäftigte sich der Eskimologe William Thalbitzer intensiv mit den Tunumiit und ihrer Sprache.[4] In jüngerer Zeit galt Elisa Maĸe als Expertin des Tunumiisut.[5] Als bedeutendste und umfassendste Beschreibung des Dialekts gilt zudem die Arbeit von Pierre Robbe und Louis-Jacques Dorais aus den 1980er Jahren.[6]

Das ostgrönländische Vokalinventar entspricht dem des Westgrönländischen. Da es sich jedoch um einen i-Dialekt handelt, entspricht westgrönländisches ​/⁠u⁠/​ häufig ostgrönländischem ​/⁠i⁠/​. Hierbei sind deutliche Züge von Vokalharmonie erkennbar. ​/⁠u⁠/​ wird dann nicht zu ​/⁠i⁠/​, wenn es in der ersten Silbe des Wortes steht, im selben Morphem eine Silbe mit ​/⁠u⁠/​ folgt, in der vorherigen Silbe ein etymologisches ​/⁠u⁠/​ stand sowie nach einem bilabialen Konsonanten ​/⁠p⁠/​, ​/⁠v⁠/​ oder ​/⁠m⁠/​. Das ostgrönländische Wort tunumiit entspricht deswegen dem westgrönländischen tunumiut. Allerdings sorgt die Vokalharmonie auch zu entgegengesetzten Entwicklungen und Hyperkorrektur, sodass das ostgrönländische ulumaat „Axt“ dem westgrönländischen ulimaat entspricht. Ein weiterer Lautwandel ist der von ​/⁠ɜ⁠/​ zu ​/⁠ɑ⁠/​ in bestimmten Positionen wie in saneraq „Seite“ > sanarngaq.[7][8]

Labiale Alveolare/
Palatale
Velare Uvulare
sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl.
Plosive ​[⁠p(ː)⁠]​ ​[⁠t(ː)⁠]​, ​[⁠⁠]​ ​[⁠k(ː)⁠]​ ​[⁠q(ː)⁠]​
Frikative/Approximanten/Affrikaten ​[⁠v⁠]​ ​[⁠j⁠]​ ​[⁠s(ː)⁠]​, ​[⁠t͡ːs⁠]​ ​[⁠ɣ⁠]​ ​[⁠ʁ⁠]​
Nasale ​[⁠m(ː)⁠]​ ​[⁠n(ː)⁠]​ ​[⁠ŋ(ː)⁠]​ ​[⁠ɴ⁠]​
Flap ​/⁠ɾ⁠/​

Das ostgrönländische Konsonanteninventar unterscheidet sich vom Westgrönländischen durch den Mangel an stimmlosen Frikativen, die alle zu Plosiven geworden sind (​/⁠⁠/​ > ​/⁠⁠/​, ​/⁠⁠/​ > ​/⁠⁠/​, ​/⁠çː⁠/​ > ​/⁠⁠/​ und ​/⁠χː⁠/​ > ​/⁠⁠/​).

Die intervokalischen kurzen Plosive ​/⁠t⁠/​, ​/⁠k⁠/​ und ​/⁠q⁠/​ sind hingegen zu ​/⁠ɾ⁠/​, ​/⁠ɣ⁠/​ und ​/⁠ʁ⁠/​ lenisiert worden, während ursprüngliches ​/⁠ɣ⁠/​ und ​/⁠ʁ⁠/​ zu ​/⁠ŋ⁠/​ und ​/⁠ɴ⁠/​ nasaliert worden sind.

Die Phoneme ​/⁠s⁠/​ und ​/⁠l⁠/​ weisen im Ostgrönländischen spezielle Entwicklungen auf. Das westgrönländische ​/⁠s⁠/​ ist wortinitial zu ​/⁠⁠/​ affriziert worden, während das westgrönländische ​/⁠⁠/​ vor ​/⁠i⁠/​ im Ostgrönländischen nicht affriziert wird. ​/⁠ʃ⁠/​, das im Westgrönländischen bei den meisten Sprechern mit ​/⁠s⁠/​ zusammengefallen ist, ist wie ​/⁠t⁠/​ zu ​/⁠ɾ⁠/​ geworden. Die gelängten Formen ​/⁠⁠/​ und ​/⁠ʃː⁠/​ entsprechen hingegen ​/⁠t͡ːs⁠/​ und ​/⁠⁠/​. Das kurze ​/⁠l⁠/​ ist ebenfalls zu ​/⁠ɾ⁠/​ geworden. ​/⁠ɬː⁠/​ ist wie ​/⁠ʃː⁠/​ zu ​/⁠⁠/​ geworden, wenn es etymologisch aus ​/⁠l⁠/​ entstanden ist, während etymologisches ​/⁠ɬ⁠/​ zu ​/⁠t͡ːs⁠/​ oder nach uvularisiertem Vokal zu ​/⁠⁠/​ geworden ist.

Weiterhin hat im Laufe der Sprachgeschichte im Ostgrönländischen ein starker Konsonantenschwund stattgefunden. Zwischen zwei gleichen Vokalen schwinden ​/⁠n⁠/​, ​/⁠ŋ⁠/​ (auch < ​/⁠ɣ⁠/​) und ​/⁠ɴ⁠/​ (auch < ​/⁠ʁ⁠/​) sowie ​/⁠j⁠/​ oft, weswegen inuk „Mensch“, ingerlavoq „er geht“, tiguaa „sie nimmt es“, nerivoq „er isst“ und pujortaat „Pfeife“ auf Tunumiisut iik, eertavoq, tiivaa, niivoq und poortaat lauten.[7][8][1]

Im Ostgrönländischen unterscheidet sich das Nominalsystem dadurch, dass Vokalstämme zu schwachen q-Stämmen geworden sind, die jedoch im Gegensatz zu den ursprünglichen schwachen q-Stämmen nicht geminieren. Da die auslautenden Konsonanten meist nicht ausgesprochen werden, muss die westgrönländische Nebenform des Ablativs als Standardform genutzt werden. Instrumentalis, Lokativ und Allativ werden jedoch häufig völlig gleich ausgesprochen. Weitere Unterschiede ist der fehlende Zusammenfall von Absolutiv und Ergativ Plural sowie der Zusammenfall von Vialis Singular und Plural. Im Folgenden ist das Flexionsparadigma des Wortes itteq „Haus“ (westgrönländisch illu) angegeben.[9]

Kasus Singular Plural Singular Plural
Absolutiv -(i)t itteq „Haus“ itti-t „Häuser“
Relativ -(vi)p -vit itti-(vi)p „des Hauses“ itti-vit „der Häuser“
Instrumentalis („mit“) -mik -nik itti-mik „mit dem Haus“ itti-nik „mit den Häusern“
Lokativ („in, an, auf“) -mi -ni itti-mi „im Haus“ itti-ni „in den Häusern“
Allativ („hin zu“) -mut -nut itti-mut „zum Haus“ itti-nut „zu den Häusern“
Ablativ („von her“) -minngaanii -ninngaanii itti-minngaanii „vom Haus“ itti-ninngaanii „von den Häusern“
Vialis („durch, über“) -kkut/-kkit -kkut/-kkit itti-kkut „über das Haus“ itti-kkut „über die Häuser“
Äqualis („wie, als“) -sut -sut itti-sut „wie das Haus“ itti-sut „wie die Häuser“

Wie im Westgrönländischen können auch im Tunumiisut alle Substantive possessiv flektiert werden. Hier ist der phonologisch bedingte Zusammenfall der einzelnen Flexionsformen noch deutlicher.[10]

Possessor Absolutiv Relativ Instrumentalis/Lokativ/Allativ/Ablativ Vialis Äqualis
Sg. Pl. Sg. Pl. Sg. Pl. Sg. Pl. Sg. Pl.
1. Sg. Poss. itti-nga
„mein Haus“
itti-kka
„meine Häuser“
itti-ma
„meines Hauses“
itti-mma
„meiner Häuser“
itti-nni
„in meinem Haus/meinen Häusern“
itti-kkut
„über mein Haus/meine Häuser“
itti-sut
„wie mein Haus“
itti-kkasut
„wie meine Häuser“
1. Pl. Poss. itte-rput
„unser Haus“
itti-vut
„unsere Häuser“
itti-tta
„unseres Hauses/unserer Häuser“
itti-ttinni
„in unserem Haus/unseren Häusern“
itti-ttingit
„über unser Haus/unsere Häuser“
itti-ttisut
„wie unser Haus/unsere Häuser“
2. Sg. Poss. itti-t
„dein Haus“
itti-lit
„deine Häuser“
itti-vit
„deines Hauses/deiner Häuser“
itti-nni
„in deinem Haus/deinen Häusern“
itti-kkut
„über dein Haus/deine Häuser“
itti-sut
„wie dein Haus“
itti-liisut
„wie deine Häuser“
2. Pl. Poss. itti-si
„euer Haus/eure Häuser“
itti-si
„eures Hauses/eurer Häuser“
itti-tsinni
„in eurem Haus/euren Häusern“
itti-tsingit
„über euer Haus/eure Häuser“
itti-tsisut
„wie euer Haus/eure Häuser“
3. Sg. Poss. itti-(v)a
„sein Haus“
itti-(v)at
„seine Häuser“
itti-(v)ala
„seines Hauses/seiner Häuser“
itti-(v)ani
„in seinem Haus“
itti-(v)anni
„in seinen Häusern“
itti-(v)asingit
„über sein Haus/seine Häuser“
itti-(v)asut
„wie sein Haus/seine Häuser“
3. Pl. Poss. itti-(v)at
„ihr Haus/ihre Häuser“
itti-(v)ala
„ihres Hauses/ihrer Häuser“
itti-(v)anni
„in ihrem Haus/ihren Häusern“
itti-(v)asingit
„über ihr Haus/ihre Häuser“
itti-(v)asut
„wie ihr Haus/ihre Häuser“
4. Sg. Poss. itti-ni
„sein eigenes Haus/seine eigenen Häuser“
itti-mii
„seines eigenen Hauses/seiner eigenen Häuser“
itti-mii
„in seinem eigenen Haus/seinen eigenen Häusern“
itti-mii
„über sein eigenes Haus/seine eigenen Häuser“
itti-misut
„wie sein eigenes Haus/seine eigenen Häuser“
4. Pl. Poss. itti-li
„ihr eigenes Haus/ihre eigenen Häuser“
itti-mii
„ihres eigenen Hauses/ihrer eigenen Häuser“
itti-minni
„in ihrem eigenen Haus/ihren eigenen Häusern“
itti-mikkit
„über ihr eigenes Haus/ihre eigenen Häuser“
itti-misut
„wie ihr eigenes Haus/ihre eigenen Häuser“

Bei den Verben ist ebenfalls der Zusammenfall zahlreicher Formen gegenüber dem Westgrönländischen bemerkbar. Als Beispielwort ist hier der ambivalente Stamm tagi- „sehen“ (westgrönländisch taku-) angegeben.[11]

Als übergeordneter Modus kann der Indikativ nicht in der 4. Person flektiert werden.

Indikativ
Intransitiv Objekt
1. Sg. O. 1 Pl. O. 2. Sg. O. 2. Pl. O. 3. Sg. O. 3. Pl. O. 4. Sg. O. 4. Pl. O.
Subjekt 1. Sg. tagi-vua tagi-vakkit tagi-vatsi tagi-varnga tagi-vakka
1. Pl. tagi-vuut tagi-vatsi tagi-vatsi tagi-varput tagi-varput
2. Sg. tagi-vulit tagi-varma tagi-vatsinga tagi-vat tagi-valit
2. Pl. tagi-vusi tagi-vatsinga tagi-vatsinga tagi-vatsi tagi-vatsi
3. Sg. tagi-voq tagi-vaanga tagi-vaalingit tagi-vaalit tagi-vaasi tagi-vaa tagi-vaat
3. Pl. tagi-pput tagi-vaannga tagi-vaalingit tagi-vaalit tagi-vaasi tagi-vaat tagi-vaat
4. Sg.
4. Pl.

Der Interrogativ kann nur in der 2. Person sowie intransitiv in der 3. Person flektiert werden.

Interrogativ
Intransitiv Objekt
1. Sg. O. 1 Pl. O. 2. Sg. O. 2. Pl. O. 3. Sg. O. 3. Pl. O. 4. Sg. O. 4. Pl. O.
Subjekt 1. Sg.
1. Pl.
2. Sg. tagi-vit tagi-vinga tagi-visinga tagi-viik tagi-vingit
2. Pl. tagi-visi tagi-visinga tagi-visinga tagi-visiik tagi-visiik
3. Sg. tagi-va
3. Pl. tagi-ppat
4. Sg.
4. Pl.
Imperativ/Optativ
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Der Imperativ kann nur in der 1. Person Plural und in der 2. Person flektiert werden, während die übrigen transitiven Formen vom Optativ ersetzt werden. Hierbei muss das Derivationsmorphem NIAR genutzt werden.

Imperativ/Optativ
Intransitiv Objekt
1. Sg. O. 1 Pl. O. 2. Sg. O. 2. Pl. O. 3. Sg. O. 3. Pl. O. 4. Sg. O. 4. Pl. O.
Subjekt 1. Sg. tagi-niar-takkit tagi-niar-tatsi tagi-niar-tarnga tagi-niar-takka
1. Pl. tagi-niar-ta tagi-niar-tatsi tagi-niar-tatsi tagi-niar-tarput tagi-niar-tarput
2. Sg. tagi-nia-at tagi-nia-nnga tagi-niar-singa tagi-nia-ak tagi-nia-kkit
2. Pl. tagi-nia-atsi tagi-niar-singa tagi-niar-singa tagi-niar-siik tagi-niar-siik
3. Sg. tagi-niar-tinga tagi-niar-tilingit tagi-niar-tilit tagi-niar-tisi tagi-niar-tiik tagi-niar-tingit
3. Pl. tagi-niar-tinnga tagi-niar-tilingit tagi-niar-tittitik tagi-niar-tisi tagi-niar-tittik tagi-niar-titsiik
4. Sg.
4. Pl.

Daneben existiert noch ein vollständig neugebildeter Optativ.

Optativ
Intransitiv Objekt
1. Sg. O. 1 Pl. O. 2. Sg. O. 2. Pl. O. 3. Sg. O. 3. Pl. O. 4. Sg. O. 4. Pl. O.
Subjekt 1. Sg. tagi-iatsi-inga tagi-iatsi-ikkit tagi-iatsi-itsi tagi-iatsi-inga tagi-iatsi-ikkut
1. Pl. tagi-iatsi-ipput tagi-iatsi-itsi tagi-iatsi-itsi tagi-iatsi-ipput tagi-iatsi-ipput
2. Sg. tagi-iatsa-ngit tagi-iatsi-imma tagi-iatsi-itsinga tagi-iatsa-ngit tagi-iatsi-ilit
2. Pl. tagi-iatsi-itsi tagi-iatsi-itsinga tagi-iatsi-itsinga tagi-iatsi-itsi tagi-iatsi-itsi
3. Sg. tagi-iatsa-ngaa tagi-iatsa-ngaanga tagi-iatsa-ngaalingit tagi-iatsa-ngaalit tagi-iatsa-ngaasi tagi-iatsa-ngaat tagi-iatsa-ngat
3. Pl. tagi-iatsa-ngaat tagi-iatsa-ngaannga tagi-iatsa-ngaalingit tagi-iatsa-ngaalit tagi-iatsa-ngaasi tagi-iatsa-ngaat tagi-iatsa-ngat
4. Sg.
4. Pl.

Der Kausativ und der Iterativ können in allen vier Personen flektiert werden.

Kausativ
Intransitiv Objekt
1. Sg. O. 1 Pl. O. 2. Sg. O. 2. Pl. O. 3. Sg. O. 3. Pl. O. 4. Sg. O. 4. Pl. O.
Subjekt 1. Sg. tagi-ngama tagi-ngakkit tagi-ngatsi tagi-ngakku tagi-ngakkut tagi-ngakku tagi-ngakkut
1. Pl. tagi-ngatta tagi-ngatsiit tagi-ngatsi tagi-ngattingit tagi-ngattingit tagi-ngattingit tagi-ngattingit
2. Sg. tagi-ngavit tagi-ngamma tagi-ngatsinga tagi-ngakkit tagi-ngakkit tagi-ngakkit tagi-ngakkit
2. Pl. tagi-ngatsi tagi-ngatsinga tagi-ngatsinnga tagi-ngatsiik tagi-ngatsiik tagi-ngatsiik tagi-ngatsiik
3. Sg. tagi-mmat tagi-mmanga tagi-mmalingit tagi-mmalit tagi-mmasi tagi-mmangi tagi-mmangit tagi-mmangi tagi-mmangit
3. Pl. tagi-mmala tagi-mmannga tagi-mmalingit tagi-mmalit tagi-mmasi tagi-mmattik tagi-mmattik tagi-mmangi tagi-mmattik
4. Sg. tagi-ngami tagi-ngaminga tagi-ngamilingit tagi-ngamisit tagi-ngamisi tagi-ngamiik tagi-ngamingit
4. Pl. tagi-ngamik tagi-ngaminnga tagi-ngamilingit tagi-ngamisit tagi-ngamisi tagi-ngamikki tagi-ngamikkit

Der Konditionalis kann in allen vier Personen flektiert werden. Er kann auch mit dem Suffix -iar- vor der Endung gebildet werden, um die Bedeutung „wenn“ zu unterstreichen, und -iatsa-, um die Bedeutung „falls“ zu unterstreichen.

Kausativ
Intransitiv Objekt
1. Sg. O. 1 Pl. O. 2. Sg. O. 2. Pl. O. 3. Sg. O. 3. Pl. O. 4. Sg. O. 4. Pl. O.
Subjekt 1. Sg. tagi-nguma tagi-iar-ngikkit tagi-iar-ngitsi tagi-iar-ngikku tagi-iar-ngikkut tagi-iar-ngikku tagi-iar-ngikkut-
1. Pl. tagi-ngutta tagi-iar-ngitsiit tagi-iar-ngitsi tagi-iar-ngittingit tagi-iar-ngittingit tagi-iar-ngittingit tagi-iar-ngittingit
2. Sg. tagi-nguit tagi-iar-ngimma tagi-iar-ngitsinga tagi-iar-ngikkit tagi-iar-ngikkit tagi-iar-ngikkit tagi-iar-ngikkit
2. Pl. tagi-ngutsi tagi-iar-ngitsinga tagi-iar-ngitsinnga tagi-iar-ngitsiik tagi-iar-ngitsiik tagi-iar-ngitsiik tagi-iar-ngitsiik
3. Sg. tagi-ppat tagi-iar-panga tagi-iar-palingit tagi-iar-palit tagi-iar-pasi tagi-iar-pangi tagi-iar-pangit tagi-iar-pangi tagi-iar-pangit
3. Pl. tagi-ppala tagi-iar-pannga tagi-iar-palingit tagi-iar-palit tagi-iar-pasi tagi-iar-pattik tagi-iar-pattik tagi-iar-pangi tagi-iar-pattik
4. Sg. tagi-nguni tagi-iar-ngininga tagi-iar-nginilingit tagi-iar-nginisit tagi-iar-nginisi tagi-iar-nginiik tagi-iar-nginingit
4. Pl. tagi-ngunik tagi-iar-ngininnga tagi-iar-nginilingit tagi-iar-nginisit tagi-iar-nginisi tagi-iar-nginikki tagi-iar-nginikkit

Der positive und negative Kontemporativ können nicht in der 3. Person flektiert werden, da hierfür der Partizipialis eintritt. Das Subjekt wird transitiv nicht markiert, da es durch das Subjekt des übergeordneten Verbs impliziert ist.

Kontemporativ
Intransitiv Objekt
1. Sg. O. 1 Pl. O. 2. Sg. O. 2. Pl. O. 3. Sg. O. 3. Pl. O. 4. Sg. O. 4. Pl. O.
Subjekt 1. Sg. tagi-ttua tagi-ttua tagi-ttula tagi-ttulit tagi-ttusi tagi-ttungu tagi-ttungut tagi-ttuni tagi-ttulik
1. Pl. tagi-ttula
2. Sg. tagi-ttulit
2. Pl. tagi-ttusi
3. Sg.
3. Pl.
4. Sg. tagi-ttuni
4. Pl. tagi-ttulik
Negativer Kontemporativ
Intransitiv Objekt
1. Sg. O. 1 Pl. O. 2. Sg. O. 2. Pl. O. 3. Sg. O. 3. Pl. O. 4. Sg. O. 4. Pl. O.
Subjekt 1. Sg. tagi-nanga tagi-nanga tagi-nala tagi-nalit tagi-nasi taku-nagu taku-nagit tagi-nani tagi-nalik
1. Pl. tagi-nata
2. Sg. tagi-nalit
2. Pl. tagi-nasi
3. Sg.
3. Pl.
4. Sg. tagi-nani
4. Pl. tagi-nalik

Der Partizipialis kann mit Ausnahme der 3. Person Objekt nicht in der 4. Person flektiert werden, da hierfür der Kontemporativ eintritt.

Partizipalis
Intransitiv Objekt
1. Sg. O. 1 Pl. O. 2. Sg. O. 2. Pl. O. 3. Sg. O. 3. Pl. O. 4. Sg. O. 4. Pl. O.
Subjekt 1. Sg. tagi-lua tagi-ngikkit tagi-ngitsi tagi-nginga tagi-ngikkut tagi-ngini tagi-ngittik
1. Pl. tagi-luut tagi-ngitsiit tagi-ngitsi tagi-ngipput tagi-ngipput tagi-ngittinni tagi-ngittik
2. Sg. tagi-lulit tagi-ngimma tagi-ngatsinga tagi-ngit tagi-ngilit tagi-ngini tagi-ngattik
2. Pl. tagi-lusi tagi-ngitsinga tagi-ngatsinga tagi-ngitsi tagi-ngitsi tagi-ngaatsinni tagi-ngattik
3. Sg. tagi-loq tagi-ngaanga tagi-ngaalingit tagi-ngaalit tagi-ngaasi tagi-ngaa tagi-ngaat tagi-ngaanni tagi-nganni
3. Pl. tagi-lut tagi-ngaannga tagi-ngaalingit tagi-ngaalit tagi-ngaasi tagi-ngaat tagi-ngaat tagi-ngaattik tagi-ngattik
4. Sg. tagi-nginni tagi-ngini
4. Pl. tagi-ngittik tagi-ngittik

Im Bereich der Syntax besteht der Unterschied, dass im Ostgrönländischen der Gebrauch der 4. Person Poss. für Objekte verpflichtend ist, weswegen der westgrönländische Satz Piitaq orninniarpaa „Er möchte zu Peter gehen“ zu Piitani orninniarpaa wird.[8]

Eine Reihe häufiger westgrönländischer Wörter werden im Ostgrönländischen nicht verwendet. Das Totentabu der Kultur der Tunumiit verbot es, während der Trauerzeit Wörter zu benutzen, die eine Verbindung mit verstorbenen Personen aufweisen, ebenso wie die Personennamen selbst nicht gesagt werden durften.[8] Zahlreiche Wörter mussten dadurch umschrieben werden:[12]

Westgrönländisch Ostgrönländisch
kissaviarsuk „Falke“ nappalikitseq „der Kurzhalsige“
ataata „Vater“ nakkivik „Herkunftsort“
anaana „Mutter“ annivik „Ausgang“
qamutit „Schlitten“ kaattuulit „Rutschmittel“
qajaq „Kajak“ saqqit „Fortbewegungsmittel“
umiaq „Frauenboot“ aattaarit „Jagdreisemittel“
qeqertaq „Insel“ immikkoortoq „die Abgesonderte“
kumak „Laus“ ujagaq „die Gesuchte“
taseq „See“ imeq „Wasser“
ameq „Haut“ uliivik „Abdeckort“

Die Schamanen Ostgrönlands benutzten früher eine spezielle Lexik, die sich durch eine Vielzahl von Archaismen bemerkbar machte, die synchron nicht mehr nachvollziehbar sind. Mit diesen Worten riefen die Schamanen die Hilfsgeister an.[8]

  • Pierre Robbe, Louis-Jacques Dorais: Tunumiit oraasiat (= Nordicana. Band 49). Centre d'études nordiques, Université Laval, 1986, ISBN 2-920197-49-5 (dänisch, englisch, französisch).
  • Philippe Mennecier: Le tunumiisut, dialecte inuit du Groenland oriental: description et analyse (= Collection Linguistique De La Societe De Linguistique De Paris. Band 78). Klincksieck, Paris 1994, ISBN 978-2-252-03042-4 (französisch).
  • Nicole Tersis: Forme et sens des mots du tunumiisut: lexique inuit du Groenland oriental: lexique tunumiisut-anglais-danois (= SELAF / Société d'Études Linguistiques et Anthropologiques de France. Band 445). Peeters Publishers, 2008, ISBN 978-90-429-2077-4 (französisch).

Einzelnachweise

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  1. a b Naja Blytmann Trondhjem: Grønlandske dialekter og retskrivningen. In: Nordlyd. Band 47, Nr. 2, 2023, S. 193–206 (Online).
  2. Hother Ostermann: Hansêraq. Dansk Biografisk Leksikon.
  3. Mads Lidegaard: Joh. Petersen. Dansk Biografisk Leksikon.
  4. Erik Holtved: William Thalbitzer. In: Tidsskriftet Grønland. Band 1958, Nr. 12, S. 456–461 (Online [PDF]).
  5. Jette Eistrup: Elisa Maqe. Dansk Kvindebiografisk Leksikon.
  6. Michael Fortescue: Reviewed Work: Tunumiit oraasiat. Tunumiut oqaasii. Det østgronlandske sprog. The East Greenlandic Inuit Language. La langue inuit du Groenland de l'Est. Collection Nordicana 49 by Pierre Robbe, Louis-Jacques Dorais. In: Études/Inuit/Studies. Band 10, Nr. 1/2, 1986, S. 395–398, JSTOR:42869564.
  7. a b Pierre Robbe, Louis-Jacques Dorais: Tunumiit oraasiat (= Nordicana. Band 49). Centre d'études nordiques, Université Laval, Québec 1986, ISBN 2-920197-49-5, S. xix–xxii.
  8. a b c d e Robert Petersen: Folkemål. In: Palle Koch (Hrsg.): Grønland. Gyldendal, Kopenhagen 1975, ISBN 978-87-00-69501-6, S. 194–204.
  9. Pierre Robbe, Louis-Jacques Dorais: Tunumiit oraasiat (= Nordicana. Band 49). Centre d'études nordiques, Université Laval, Québec 1986, ISBN 2-920197-49-5, S. 3.
  10. Pierre Robbe, Louis-Jacques Dorais: Tunumiit oraasiat (= Nordicana. Band 49). Centre d'études nordiques, Université Laval, Québec 1986, ISBN 2-920197-49-5, S. 3–8.
  11. Pierre Robbe, Louis-Jacques Dorais: Tunumiit oraasiat (= Nordicana. Band 49). Centre d'études nordiques, Université Laval, Québec 1986, ISBN 2-920197-49-5, S. 12–25.
  12. Robert Petersen: De grønlandske dialekters fordeling. In: Vort sprog – vor kultur. 1986, S. 113–122 (Online [PDF]).