Typ 92 Bataillonsgeschütz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Typ 92 Bataillonsgeschütz


Ein Typ 92 7-cm-Infanteriegeschütz im Steilfeuermodus, ohne Schutzschild, ausgestellt in Fort Sill, Oklahoma.

Allgemeine Angaben
Militärische Bezeichnung 九二式歩兵砲
Entwickler/Hersteller Arsenal Osaka
Entwicklungsjahr 1932
Produktionszeit 1932 bis 1945
Stückzahl 2.776
Waffenkategorie Infanteriegeschütz
Technische Daten
Rohrlänge 0,79 m
Kaliber 70 mm
Kaliberlänge L/11
Gewicht in
Feuerstellung
213 kg
Höhenrichtbereich −11° bis +70 Winkelgrad
Seitenrichtbereich 45°
Ausstattung
Verschlusstyp Schraubverschluss
Ladeprinzip einzeln

Das Typ 92 7-cm-Infanteriegeschütz (japanisch 九二式歩兵砲 Kyūni-shiki Hoheihō, deutsch ‚Typ 92 Bataillonsgeschütz‘) war ein leichtes Infanteriegeschütz im Kaliber 70 mm, das von 1932 (Kōki 2592, daher die Typbezeichnung) bis 1945 vom Kaiserlich Japanischen Heer eingesetzt wurde.

Normalerweise wurden Waffen mit Schraubenverschluss, sprich Geschütze, beim Kaiserlich Japanischen Heer nicht auf Bataillonsebene zugeteilt, doch bildete das Typ 92 Bataillonsgeschütz die Ausnahme. Den meisten Divisionen wurden jeweils zwei Typ 92 der Feuerunterstützungskompanie in einem Bataillon zugewiesen.[1] Manche Bataillone erhielten sogar vier Typ 92 pro Feuerunterstützungskompanie. Dabei spielte das relativ geringe Gewicht der Waffe, seine Kompaktheit und seine Zerlegbarkeit eine entscheidende Rolle. Das Geschütz konnte, in sechs Teile zerlegt, von Soldaten oder Packtieren transportiert werden.[2] Auf eine maximale Reichweite von 2800 Metern konnten Spreng-, Hohlladungs-, Rauch- und Beleuchtungs-Granaten verschossen werden. Die Ziele konnten entweder direkt, mit niedriger Rohrausrichtung, oder indirekt, mit erhöhter Rohrausrichtung im Steilfeuer, wie bei Haubitzen üblich, bekämpft werden.[3]

Das Typ 92 Bataillonsgeschütz war bei der Truppe wegen seiner Zuverlässigkeit und Robustheit sehr beliebt und blieb bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges im Einsatz.

Experimentelle Fallschirmjägerversion des Typ 92 Battalionsgeschützes in niedrigstmöglicher Position zum Direktbeschuss

Für die Luftlandetruppen wurde ab 1942 eine spezielle, leichtere Version unter der Bezeichnung Raku-Go 7-cm-Batallionsgeschütz entwickelt. Diese nutzte weitestgehend die Baugruppen des Typ 92 Geschützes, konnte jedoch in mehrere Abwurfbehälter verladen werden. Dazu wurden an die Holme Scharniere montiert, um diese zusammenklappen zu können. Zudem verwendete man die speziellen, zerlegbaren Räder der Raku-Go 37-mm-Kanone. Zu einer Einführung kam es aber nicht mehr.[4]

Technische Daten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Kaliber: 70 mm[5]
  • Rohrlänge: 0,79 m
  • Höhenrichtbereich: −11° bis +70
  • Seitenrichtbereich: 45°
  • Geschützgewicht: 213 kg
  • Geschossgewicht: 3,8 kg
  • Mündungsgeschwindigkeit V0 = 198 m/s
  • Maximale Reichweite: 2800 m
Herstellungszahlen des Typ 92 7-cm-Infanteriegeschütz[6]
Jahr 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 Insgesamt
Stückzahl 171 384 04 037 096 248 363 624 259 250 236 087 017 2.776

Internationaler Vergleich

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dem Typ 92 vergleichbare Waffen wurden auch in zahlreichen anderen Staaten erprobt. Zur Einführung gelangte in Deutschland das 7,5-cm-leichtes Infanteriegeschütz 18, von dem jedes Infanterieregiment sechs Stück erhielt. Auch in der Sowjetunion entwickelte man die vergleichbare 76mm Feldkanone 27 (76-мм полковая пушка обр. 1927 год), die indessen mit 6,7 km erheblich weiter schoss, aber mit ca. 600 kg Gewicht in Feuerstellung auch erheblich schwerer war. Alle anderen Staaten führten vergleichbare Waffen nicht ein, sondern stattdessen Granatwerfer mit Kalibern zwischen 50 und 160 mm.

  • Christopher F. Foss: Towed Artillery. Jane's Pocket Book 18. 1. Auflage. Mac Donald and Janes' Publishers Ltd, London 1977, S. 22.
  • Gordon L. Rottman: Japanese Army in World War II 1941–42. Osprey Publishing, Oxford 2005, ISBN 1-84176-789-1.
  • David Miller: Fighting Men of World War II, Axis Forces. Uniforms, Equipment & Weapons of Axis Forces. 1. Auflage. Stackpole Books, 2007, ISBN 978-0-8117-0277-5, Japan, S. 296.
  • Leland S. Ness: Rikugun: Guide to Japanese Ground Forces 1937–1945 - Volume 2: Weapons of the Imperial Japanese Army & Navy Ground Forces. Helion & Company, Solihull 2015, ISBN 978-1-909982-75-8 (englisch).
  • TM–E 30–480 Handbook on japanese military Forces. In: US-Department of War (Hrsg.): War Department technical Manual. TM–E 30–480. Washington D.C. 15. September 1944, OCLC 5039485, S. 219–220 (Textarchiv – Internet Archive).
  • Sayama Jirō: Artillerie, Infanteriegeschütze, Panzerabwehrgeschütze und so weiter der japanischen Armee: Eine tiefergehende Studie japanischer Waffen (= Kojinsha NF Bunko). 1. Auflage. Kojinsha, Tokyo 2011, OCLC 763073645 (japanisch: 日本陸軍の火砲步兵砲対戦車砲他 : 日本の陸戦兵器徹底研究.).
Commons: Typ 92 7-cm-Infanteriegeschütz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Type 92 70mm Infantry Gun. Taki’s Homepage, abgerufen am 21. Dezember 2014.
  2. Rottman: Japanese Army in World War II 1941–42. S. 48.
  3. Rottman: Japanese Army in World War II 1941–42. S. 47.
  4. Sayama Jirō: Artillerie, Infanteriegeschütze, Panzerabwehrgeschütze und so weiter der japanischen Armee: Eine tiefergehende Studie japanischer Waffen. S. 158–162.
  5. Leland Ness: Rikugun: Guide to Japanese Ground Forces 1937–1945. S. 113.
  6. Leland Ness: Rikugun: Guide to Japanese Ground Forces 1937–1945. S. 110.