Ulay
Ulay (* 30. November 1943 in Solingen als Frank Uwe Laysiepen; † 2. März 2020 in Ljubljana) war ein wichtiger Vertreter der Performancekunst der 1970er Jahre in Deutschland.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ulay absolvierte eine Ausbildung zum Maschinenbauer und studierte von 1962 bis 1968 Fotografie. Bis 1975 arbeitete er in den Bereichen Experimentelle Fotografie, Film und Environment.[1] In Amsterdam fotografierte er zu Beginn der 1970er Jahre Menschen, die am Rand der Gesellschaft lebten, darunter Transgeschlechtliche, Drogenabhängige und Obdachlose. Mit Polaroidfotos bearbeitete er das Thema Tätowierungen, das zu dieser Zeit ebenfalls als randständig wahrgenommen wurde.[2] Besonders bekannt sind Ulays körperbezogene Performances in den 1970er Jahren mit seiner damaligen Lebensgefährtin Marina Abramović, von der er sich 1988 mit der "Großen Abschiedswanderung" auf der Chinesischen Mauer trennte. 2010 besuchte er ihre Dauer-Performance The Artist is Present im MoMA in New York[3], verklagte sie 2015 und gewann den Rechtsstreit wegen Urheberrechtsverletzungen[4], um sich 2017 wieder zu versöhnen.[5][6]
Er besuchte die Kölner Werkschulen und lebte und arbeitete u. a. in Australien und China. Zuletzt lebte er in Amsterdam und Ljubljana.[7] Maßgeblich in all seinen Werken ist das Beziehungsgeflecht zwischen Körper, Raum und Gesellschaft.
1976 stahl er in der Kunstaktion Da ist eine kriminelle Berührung in der Kunst das Gemälde Der arme Poet von Carl Spitzweg aus der Neuen Nationalgalerie, um es im Anschluss in der Wohnung einer türkischen Gastarbeiterfamilie in Kreuzberg aufzuhängen. Nach 30 Stunden gab er es im Künstlerhaus Bethanien zurück und stellte sich der Polizei. Die Aktion, die die Lebensumstände der Gastarbeiter mit den Konventionen des etablierten Kunstbetriebs konfrontierte, wurde von Wilma Kottusch und Mike Steiner auf Video dokumentiert.[8][9] Ulay wurde wegen Diebstahls zu einer Geldstrafe verurteilt. Er bezahlte die Strafe nicht, sondern verließ Deutschland. Nach seiner Rückkehr zwei Jahre später wurde er zwecks Verbüßung der Ersatzfreiheitsstrafe festgenommen, kam aber wieder frei, nachdem Freunde die Geldstrafe bezahlt hatten.[10][11][12][13]
Ulay nahm 1982 an der Documenta 7 und 1987 an der Documenta 8 teil. Von 1999 bis 2004 war er Professor für Performance an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe.
Ausstellungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 2016: Ulay Life-Sized, Schirn Kunsthalle, Frankfurt am Main.[7][14]
- 2016: Ulay – Body of Pain, Body of Love, Body of Wisdom, GNYP Gallery, Berlin.[15]
Öffentliche Sammlungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Australien
- Art Gallery of New South Wales, Sydney
- Museum of Contemporary Art Sydney
Deutschland
- Kunstpalais Erlangen
- Kunsthalle zu Kiel der Christian-Albrechts-Universität
- Museum Ludwig, Köln
Finnland
Frankreich
Niederlande
- Netherlands Media Art Institute – Time Based Arts, Amsterdam
- Van Abbemuseum, Eindhoven
- Museum het Domein, Sittard
Schweden
- The Wanas foundation, Knislinge
Spanien
- ARTIUM Centro-Museo Vasco de Arte Contemporáneo, Vitoria-Gasteiz
USA
- The Progressive Art Collection, Mayfield Village (Ohio)
- San Francisco Museum of Modern Art – SFMOMA
Preise und Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1982: ars-viva-Preis[16] des Kulturkreises im Verband der Deutschen Industrie, zusammen mit Marina Abramović
- 1984: San-Sebastian-Video-Preis
- 1985: Lucano-Video-Preis
- 1986: Polaroid-Video-Preis
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Maria Rus Bojan, Alessandro Cassin: Whispers: Ulay on Ulay. Valiz, Amsterdam 2014, ISBN 978-90-78088-72-1.
- Samantha Krukowski: Performing History: Walking Along Ulay and Abramovic’s The Lovers. Ph.D Dissertation, Department of Art and Art History University of Texas at Austin, 1999 (Einleitung online).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Ulay im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Ulay bei IMDb
- Biographie mit Verweisen auf seine Werke
- Ulay zu Gast am ZKM
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Biographische Details auf den Seiten von medienkunstnetz.de, abgerufen am 20. Juli 2022.
- ↑ Künstler Frank Uwe Laysiepen mit 76 Jahren gestorben, Artikel auf nau.ch vom 5. März 2020.
- ↑ Video auf YouTube
- ↑ Ben Quinn: Marina Abramović ex-partner Ulay claims victory in case about joint works. In: theguardian.com. 21. September 2016, abgerufen am 17. August 2017 (englisch).
- ↑ detektor.fm: Was wichtig wird – Marina Abramovic und Ulay versöhnen sich – "Mit 70 wird man vielleicht milder" – Kultur –. In: detektor.fm. 11. August 2017, abgerufen am 17. August 2017.
- ↑ Till Briegleb: Zum Tod des Künstlers Ulay – Der Alltagsweise. In: sueddeutsche.de. 2. März 2020, abgerufen am 2. März 2020.
- ↑ a b „Ich habe meine Haut nicht verkauft“. Interview von Carola Padtberg. Spiegel Online, 13. Oktober 2016, abgerufen am 27. Juli 2019.
- ↑ Video auf YouTube
- ↑ medienkunstnetz.de
- ↑ Marcus Woeller: Thomas Demand kuratiert Ausstellung zum Bilderklau. In: welt.de. 10. Juli 2016, abgerufen am 7. Oktober 2018.
- ↑ Kunstraub als Kunstwerk. SchirnMag, 1. November 2016, abgerufen am 11. März 2018.
- ↑ tagesspiegel.de
- ↑ kunstlich.blogspot.de
- ↑ Die Unwägsamkeiten der Existenz in Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 16. Oktober 2016, S. R5
- ↑ Ulay in der GNYP Gallery. In: Art in Berlin. Abgerufen am 28. Juli 2020 (deutsch).
- ↑ kulturkreis.eu: Namhafte ars viva-Preisträger / 1982 Marina Abramovic / Uwe Laysiepen ( vom 5. Oktober 2015 im Internet Archive) (abgerufen am 13. August 2015)
Personendaten | |
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NAME | Ulay |
ALTERNATIVNAMEN | Laysiepen, Uwe; Laysiepen, F. U.; Laysiepen, Frank Uwe (wirklicher Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Performancekünstler |
GEBURTSDATUM | 30. November 1943 |
GEBURTSORT | Solingen |
STERBEDATUM | 2. März 2020 |
STERBEORT | Ljubljana |