Ulrich mit dem Bühel
Ulrich mit dem Bühel ist ein Märchen im vierten Band von Johann Karl August Musäus’ Volksmährchen der Deutschen, 1786.
Inhalt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Raubritter Egger Genebald befehdet seine Nachbarn, bis sie sich verbünden, ihn und die seinen erschlagen. Seine schwangere Frau entkommt mit einem Diener, er soll sie nach Tod ihres Mannes im Waldversteck töten und macht ihr stattdessen einen Antrag. Sie ersticht ihn und flieht. Eine Hexe pflegt sie im Wochenbett und hinterlässt ihr ein Huhn, das Goldeier legt. Sie lässt sich in Bamberg nieder, wird reich. Ihre schöne Tochter Lukrezia darf zur Kaiserin nach Goslar an den Hof. Dort wird sie eitel und bricht vielen Edlen das Herz. Ulrich mit dem Bühel verliert seine Grafschaft in vergeblichem Werben mit teuren Geschenken an sie. So zurückgewiesen, beginnt er eine Wallfahrt. In Tirol öffnet er sein Herz der heilkundigen Dottorena, die ihn von seinem Buckel erlöst. Der Rivale will das auch, ist aber unbescheiden, wofür sie seine Ungestalt noch vermehrt. Lukrezia heiratet Ulrich scheinbar in Armut. Dann erst offenbart sie ihm das Geheimnis des Goldhuhns, denn sie wollte nur seine Liebe prüfen.
Quellen und Nachwirkung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]„Unweit des Fichtelberges, an der böhmischen Grenze“ soll Egger Genebald zur Zeit Kaiser Heinrich IV. gelebt haben.[1] Nach Bamberg ist die Kaiserpfalz Goslar dann Schauplatz der Handlung. „Bühel“ heißt Buckel.
Harlinda Lox sieht viele Parallelen zu französischen Feenmärchen, so Charles Perraults und Mlle Bernards Riquet à la houppe und Mlle L’Héritiers Ricdin-Ricdon.[2] Von Äsop ist Die Gans mit den goldenen Eiern. Die Bestrafung des neidischen Nachahmers mit einer Entstellung, in Europa meist ein Buckel, ist als Erzählmotiv verbreitet.[3]
Die alte Hexe hat rote Augen,[4] wie später in Grimms Jorinde und Joringel. Die Bestrafung des hochmütigen Nachahmers gibt es in Die Geschenke des kleinen Volkes und Fingerhütchen (ATU 503). Ulrich missachtet auf seiner Rückreise Kaiser Augustus’ Spruch „Eile mit Weile!“,[5] vgl. Der Nagel.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Johann Karl August Musäus: Märchen und Sagen. Parkland. Köln 1997. ISBN 3-88059-881-9, S. 675–734.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Johann Karl August Musäus: Märchen und Sagen. Parkland. Köln 1997. ISBN 3-88059-881-9, S. 675.
- ↑ Harlinda Lox: Musäus, Johann Karl August. In: Enzyklopädie des Märchens. Band 9. Walter de Gruyter, Berlin/New York 1999, S. 1025–1030.
- ↑ Hans-Jörg Uther: Gaben des kleinen Volkes. In: Enzyklopädie des Märchens. Band 5. Walter de Gruyter, Berlin/New York 1987, S. 637–642.
- ↑ Johann Karl August Musäus: Märchen und Sagen. Parkland. Köln 1997. ISBN 3-88059-881-9, S. 681.
- ↑ Johann Karl August Musäus: Märchen und Sagen. Parkland. Köln 1997. ISBN 3-88059-881-9, S. 723.