VETAMIN D

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

VETAMIN D ist ein vor allem in der Tierneurologie verwendetes Akronym zur Einteilung von Krankheiten in acht ätiologische Gruppen. Das Akronym entstand in Anlehnung an Veterinär und Vitamin D. Man unterscheidet Vaskuläre Erkrankungen, Entzündungen, Traumatische Erkrankungen, Anomalien, Metabolisch-toxische Erkrankungen, Idiopathische Erkrankungen, Neoplasien und Degenerative Erkrankungen. Prinzipiell ist das Akronym auch bei anderen Organkrankheiten anwendbar.

Aus der großen Vielzahl der neurologischen Erkrankungen sollen in Folge nur die häufigeren dargestellt werden.

Vaskuläre Erkrankungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vaskuläre Erkrankungen (lat. vas = Blutgefäß) sind alle durch Gefäßkrankheiten wie Fehlbildungen von Gefäßen, Blutungen, Infarkte oder Ischämien verursachten neurologischen Erkrankungen. Sie sind bei Tieren, mit Ausnahme von Infarkten des Rückenmarks, relativ selten.

Häufigere vaskulär bedingte neurologische Erkrankungen bei Haustieren
Krankheit Vorkommen Bemerkungen
Ischämische Myopathie v. a. Katze Thrombose der Aorta mit Paraplegie der Hintergliedmaße
Fibrokartilaginöse Embolie v. a. Hund Infarkt des Rückenmarks durch Bandscheibenmaterial

Entzündungen mit neurologischen Krankheitsbildern können entweder durch infektiöse (durch Prionen, Viren, Bakterien, Pilze, Protozoen, Parasiten) oder durch krankhafte immunologische Vorgänge hervorgerufen werden. Einige von ihnen sind durch konsequente Tierseuchenbekämpfung und/oder Impfungen mittlerweile in Europa selten, z. B. Tollwut, Klassische Schweinepest. Einige Erkrankungen betreffen nicht spezifisch das Nervensystem (z. B. Feline infektiöse Peritonitis, Katzenseuche), haben aber eine sogenannte „nervöse Form“.

Häufigere entzündlich bedingte neurologische Erkrankungen bei Haustieren
Krankheit Vorkommen Bemerkungen
Prionen- und Virusbedingte neurologische Erkrankungen
Tollwut alle Haustiere Zoonose, anzeigepflichtig, Impfung v. a. bei Hund und Katze
Aujeszkysche Krankheit alle Haustiere, Hauptwirt Schweine
 
Staupe Hund Impfung möglich
Panleukopenie Katze Syn.: Katzenseuche, Impfung möglich
Feline infektiöse Peritonitis Katze  
EHV-1 Infektion Pferd nervöse Form (Paralytisches Syndrom) selten
Borna-Krankheit Pferd, Schaf  
BSE Rind anzeigepflichtig, Transmissible spongiforme Enzephalopathie
Scrapie (Traberkrankheit) Schaf anzeigepflichtig, Transmissible spongiforme Enzephalopathie
Maedi-Visna Schaf Visna ist die zentralnervöse Form dieser Viruserkrankung
Caprine Arthritis-Enzephalitis Ziege  
Klassische Schweinepest Schwein anzeigepflichtig
Ansteckende Schweinelähmung Schwein anzeigepflichtig, Syn.: Teschener Krankheit
Bakterielle Erkrankungen
Tetanus v. a. Pferd Zoonose, Impfung möglich (streng genommen keine Entzündung, sondern durch das Tetanospasmin hervorgerufene Intoxikation des ZNS)
Botulismus alle Tierarten Toxin-bedingte Erkrankung (streng genommen keine wirklich entzündlich bedingte, sondern durch das durch Clostridium botulinum gebildete Botulinumtoxin hervorgerufene Erkrankung des ZNS)
Meningitis alle Tierarten verschiedene Erreger (unter anderen Borrelia burgdorferi)
Listeriose v. a. Schaf Zoonose
Protozoäre Erkrankungen
Encephalitozoonose vor allem Kaninchen Erreger: Encephalitozoon cuniculi, Zoonose
Neosporose Hauptwirt Hund Erreger: Neospora caninum, bei Rindern Aborte
Parasitäre Erkrankungen
Strongylose Pferd Pferdepalisadenwurm (Strongylus vulgaris)
Parelaphostrongylose Schaf, Ziege Parelaphostrongylus tenuis
Coenurose Schaf Coenurus cerebralis, die Finne des Quesenbandwurms
Sonstige Entzündungen
Myasthenia gravis v. a. Hund Autoimmunerkrankung
Kaumuskelmyositis Hund Autoimmunerkrankung der Kaumuskulatur
Granulomatöse Meningoenzephalitis Hund v. a. ältere Hunde, vorwiegend Stammhirn betroffen
Meningitis-Arteriitis des Hundes Hund Ursache unbekannt

Traumatische Erkrankungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hier werden alle neurologischen Erkrankungen durch mechanische Einflüsse (Trauma) eingeordnet, die eine direkte oder indirekte (z. B. traumatisch bedingte Blutung, Bandscheibenvorfall) Schädigung hervorrufen. Die Erkrankungen treten meist akut nach Einwirkung von außen wirkender Kräfte (Verkehrsunfall, Stürze) auf.

Häufigere traumatisch bedingte neurologische Erkrankungen bei Haustieren
Krankheit Vorkommen Bemerkungen
Schädel-Hirn-Trauma v. a. Hund, Katze Gehirnerschütterung, Gehirnprellung, Gehirnquetschung
Rückenmark-Trauma v. a. Hund, Katze
Plexus-brachialis-Abriss v. a. Hund, Katze
Nervenquetschung alle Tierarten v. a. Fazialislähmung, Radialislähmung, Supraskapularislähmung, Obturatoriuslähmung

Durch Anomalien, also Fehlbildungen vor der Geburt, können neurologische Erkrankungen infolge genetischer Defekte oder durch intrauterine Infektionen der Feten, die zu Missbildungen führen, auftreten.

Häufigere durch Anomalien bedingte neurologische Erkrankungen bei Haustieren
Krankheit Vorkommen Bemerkungen
Taubheit v. a. Hund bei bestimmten Rassen gehäuft
Kongenitales Vestibularsyndrom Hund, Katze
Hydrocephalus v. a. Hund, Katze, Pferd
Atlanto-axiale Subluxation Hund Fehlbildung des unteren Kopfgelenks, v. a. kleine Rassen
Infektionen v. a. Wiederkäuer Blauzungenkrankheit, BVD, Border Disease

Metabolisch-toxische Erkrankungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Metabolisch-toxisch bedingte Erkrankungen werden durch Stoffwechselstörungen, endokrine Störungen (Über- oder Unterproduktion von Hormonen), Mangel an Nährstoffen, Vitaminen und Spurenelementen hervorgerufen.

Häufigere Metabolisch-toxisch bedingte neurologische Erkrankungen bei Haustieren
Krankheit Vorkommen Bemerkungen
Hepatoenzephalopathie v. a. Hund durch portosystemischen Shunt, beschrieben auch bei älteren Hunden mit chronischen Lebererkrankungen
Hypothyreose v. a. Hund Beim Hund sind u. a. Gehirnnervenerkrankungen, Krampfanfallsleiden und Paresen anderer peripherer Nerven mit einer Hypothyreose in Verbindung gebracht worden
Thiaminmangel-Enzephalopathien Katze (Thiaminmangel-Enzephalopathie der Katze)
Wiederkäuer (Zerebrokortikalnekrose)
Pelztiere (Chastek-Paralyse)
Polioencephalomalazie
Metabolische Enzephalopathie
Kreuzverschlag Pferd Syn. paralytische Myoglobinurie, Lumbago
Enzootische Ataxie Schaf, Ziege Kupfer-Mangel
Ketose Rind, Schaf

Idiopathische Erkrankungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als idiopathische Erkrankungen werden Funktionsstörungen ohne erkennbare Ursache bezeichnet.

Häufigere idiopathische neurologische Erkrankungen bei Haustieren
Krankheit Vorkommen Bemerkungen
Fazialislähmung v. a. Hund, Katze eine Lähmung des Nervus facialis kann auch traumatisch, entzündlich oder metabolisch bedingt sein
Polymyositis v. a. Hund, Katze
Epilepsie v. a. Hund, Katze, Araber
Kehlkopfpfeifen v. a. Pferd Halbseitige Lähmung des Kehlkopfs durch Schädigung des Nervus laryngeus recurrens
Vestibularsyndrom Hund, Katze, Pferd Störung des Gleichgewichtsorgans

In diesen Komplex werden Neubildungen (Neoplasie), also alle Tumorerkrankungen eingeordnet. Dies können Tumoren der Nervenzellen sein, wobei bei Tieren nahezu ausnahmslos Tumore der Gliazellen (Gliome) vorkommen. Eine zweite Gruppe sind Tumoren, die von mesenchymalen Geweben ausgehen.

Häufigere neoplastisch-neurologische Erkrankungen bei Haustieren
Krankheit Vorkommen Bemerkungen
Schwannom-Neurofibrom v. a. Hund, Katze
Paraneoplastische Neuropathie Hund
Chondrosarkom v. a. Hund, Katze v. a. Chondrosarkome des Felsenbeins
Plexuspapillom Rind, Hund Papillom des Plexus chorioideus
Malignes Lymphom der Katze v. a. Katze bei Lokalisation im Epiduralraum, virusbedingt
Retikulose
Hypophysentumor
Meningiom Hund, Katze häufigster diagnostizierter Gehirntumor der geriatrischen Katze, häufigster extraaxialer Gehirntumor des Hundes
Gliome v. a. beim Hund diagnostiziert hierzu zählen u. a. Astrozytome und Oligodendrogliome

Degenerative Erkrankungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Degenerative Erkrankungen sind bei Tieren meist durch Abnutzungserscheinungen der Bandscheiben bzw. der Wirbelsäule bedingt, die sekundär zu Rückenmarksschädigungen führen.

Häufigere degenerative neurologische Erkrankungen bei Haustieren
Krankheit Vorkommen Bemerkungen
Bandscheibenvorfall v. a. Hund Prädisposition einiger Rassen durch Knorpelgewebsschwäche (Dackellähme)
Degenerative lumbosakrale Stenose v. a. Hund „Cauda-equina-Syndrom“
Degenerative Myelopathien v. a. Hund nur die der älteren Hunde sind relativ häufig
Wobbler-Syndrom Hund, Pferd kann auch durch Anomalie oder Ernährungsstörung verursacht sein
  • K. G. Braund, C. H. Vite: Braund’s Clinical Neurology in Small Animals. Localization, Diagnosis and Treatment (www.ivis.org, last updated 24 Nov 2006).
  • André Jaggy: Atlas und Lehrbuch der Kleintierneurologie. Schlütersche, Hannover 2005, ISBN 3-87706-739-5.
  • Michael D. Lorenz, Joe N. Kornegay: Handbook of Veterinary Neurology. 4. Auflage. Saunders, St. Louis MO 2004, ISBN 0-7216-8986-8.
  • Marc Vandevelde u. a.: Veterinärmedizinische Neurologie. Ein Leitfaden für Studium und Praxis. 2. neubearbeitete und erweiterte Auflage. Paul Parey Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-8263-3224-5.