Die globale Ausbreitung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern war ein Prozess, der mit der Erfindung der Druckpresse durch Johannes Gutenberg in Deutschland um 1450 begann und bis zur Einführung des Buchdrucks in allen Weltgegenden im 19. Jahrhundert andauerte. Genealogisch stellt Gutenbergs Druckerpresse den Urtyp des modernen Drucks mit beweglichen Lettern dar; praktisch alle heutigen Druckerzeugnisse können auf eine einzige Quelle zurückgeführt werden: Gutenbergs Druckpresse.
Es folgt eine Auswahl aus: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Aufl., 1888–1890, Eintrag „Buchdruckerkunst (Ausbreitung der Erfindung)“.[1] Die Mehrzahl der Angaben stammen aus diesem Eintrag, sofern nicht durch andere Quellen belegt.
1605 veröffentlicht Johann Carolus die deutschsprachige Relation aller Fuernemmen und gedenckwuerdigen Historien, die von der World Association of Newspapers als erste Zeitung der Welt anerkannt wird.[4]
Johann wurde vom Senat für fünf Jahre ein Monopol auf den Druck mit beweglichen Lettern gewährt, aber er starb kurze Zeit später.[10] 1469 entstand durch Speyer der lateinische Erstdruck der „Historiae naturalis libri XXXVII“.
Erster Druck von Notenblättern mit beweglichen Lettern.
Im 15. Jahrhundert wurden Druckereien in 77 italienischen Städten eingerichtet. Am Ende des folgenden Jahrhunderts gab es in Italien insgesamt 151 verschiedene Orte, in denen mindestens einmal gedruckt worden war, wovon 130 (86 %) nördlich von Rom lagen.[12] Im Lauf der beiden Jahrhunderte waren insgesamt 2894 Buchdrucker in Italien tätig, von denen nur 216 im südlichen Italien aktiv waren. Etwa 60 % der Druckereien im Land befanden sich in sechs Städten (Venedig, Rom, Mailand, Neapel, Bologna und Florenz), wobei die Konzentration von Druckern in Venedig besonders hoch lag (etwa 30 %).[13]
Das erste Werk, das auf ungarischem Boden gedruckt wurde, war das lateinische Geschichtsbuch Chronica Hungarum, das am 5. Juni 1473 veröffentlicht wurde.[15]
Die Druckerpressen waren besonders im Dienst der calvinistischen Sache aktiv, nachdem die Stadt während der Reformation zu einer Hochburg des Calvinismus in Ungarn geworden war.[17]
Instabile politische Verhältnisse im Land zwangen viele Drucker mehrmals den Standort zu wechseln, so dass im Lauf des 16. Jahrhunderts 20 Druckereien an 30 verschiedenen Orten aktiv waren.[17]
Das älteste Druckwerk in Polen ist der lateinische Calendarium Cracoviense (Krakauer Kalender), ein einseitiger astronomischer Almanach für das Jahr 1474. Obgleich Straube in Krakau bis 1477 tätig blieb, konnte sich der Buchdruck in Krakau und Polen erst nach 1503 endgültig etablieren.[19] 1491 druckte Schweipolt Fiol aus Franken das erste Buch auf Kyrillisch.[20]
Die erste Ausgabe der Trojanischen Chronik trägt zwar das Datum 1468, es wurde jedoch eine handschriftliche Vorlage gefunden mit gleichem Datum. Deshalb neigen die meisten Forscher zur späteren Datierung. Seit 1486 wurde auch in Brünn und etwas später in Olmütz auf Lateinisch gedruckt.[22]
Die ersten Drucke in England sind ein Ablass, der auf den 13. Dezember 1476 datiert ist (Datum handschriftlich vermerkt), und die Dicts or Sayings, die am 18. November 1477 fertiggestellt wurden. Zwischen 1472 und 1476 hatte Caxton bereits einige englischsprachige Werke auf dem Kontinent veröffentlicht.[23]
Von Ghemen druckte in Kopenhagen von 1493 bis 1495 und von 1505 bis 1510. In der Zwischenzeit war er im holländischen Leiden aktiv. Für 200 Jahre wurde der Buchdruck in Dänemark durch staatliche Politik größtenteils auf Kopenhagen beschränkt.[8]
Das erste im Land gedruckte Buch war der hebräische Pentateuch, der vom Juden Samuel Gacon in Südportugal gedruckt wurde, nachdem er aus Spanien vor der Inquisition fliehen musste.[24]
Laut der deutschen Wissenschaftlerin Horch ist der Sacramental das erste auf Portugiesisch gedruckte Buch und nicht Ludolphus de Saxonias Livro de Vita Christi von 1495 wie zuvor angenommen.[25]
Karweyse druckte das von Johannes Marienwerder geschriebene Das Leben der zeligen Frawen Dorothee. Es wurden aber insgesamt nur zwei Titel gedruckt.[19]
Baumgarten kam aus Süddeutschland und eröffnete eine Druckerei in Danzig. Wie viele Drucker damals, ging er auf berufliche Wanderschaft. − Weinreich entstammte einer alteingesessenen Danziger Familie. Er eröffnete 1523 eine Druckerei in Königsberg, behielt aber weitere Kontakte zu Danzig und andere Orte. – Rhode verlegte die Narratio Prima.
Albrecht von Brandenburg-Preußen sorgte ab 1519 für die Einrichtung einer Druckerei in Königsberg. Seit 1523 ist Johann Weinreich als hier tätiger Drucker festgestellt. – Der Ankauf von Büchern durch den Buchhandel war lange noch weit verbreitet. Besonders Lübeck, die Hauptstadt der Hanse, lieferte Bücher in den gesamten Ostseeraum. Erst 1549 erhielt der Buchdrucker Weinrauch Konkurrenz in Königsberg durch Hans Lufft, der aus Wittenberg kam und seine komplette Druckereiausstattung mitbrachte. Noch später kam Hans Daubmann hinzu.
Bis zum frühen 19. Jh. konnte sich die Druckerei aufgrund der politischen Verhältnisse (so u. a. osmanische Herrschaft) nicht entwickeln; der Druck serbischer Bücher und Zeitschriften fand vorwiegend in Venedig und Wien statt.
Bis zum Stichjahr 1501, also dem Erscheinungsjahr, an dem ein Druck aufhört, als Inkunabel zu gelten, wurden Druckereien in 236 verschiedenen europäischen Städten eingerichtet. Es wird geschätzt, dass in diesem Zeitraum in Europa 20 Millionen Bücher für eine Bevölkerung von vielleicht 70 Millionen Menschen gedruckt wurden.[3]
Die Druckerpresse wurde auf Initiative von Bischof Jón Arason importiert. Der erste bekannte einheimische Druck ist das lateinische Breviarium Holense von 1534.[26]
Bis zur Regierungszeit von Peter I. blieb der Buchdruck in Russland auf die von Fjodorow gegründete Moskauer Druckerei beschränkt. Im 18. Jahrhundert stieg die jährliche Buchproduktion von 147 Titeln 1724 auf 435 (1787), blieb aber in ihrer Entwicklung durch staatliche Zensur und weitverbreitetes Analphabetentum gehemmt.[31]
Zwischen 1539 und 1600 produzierten Druckerpressen 300 Ausgaben und im folgenden Jahrhundert stieg die Zahl der Titel auf 2007.[34] Im 16. Jahrhundert waren mehr als 31 % der vor Ort hergestellten Bücher in einheimischen Indianersprachen abgefasst, zumeist religiöse Texte oder Grammatiken und Wörterbücher von Amerindischen Sprachen. Im 17. Jahrhundert fiel ihr Anteil auf 3 % der gesamten Buchproduktion.[35]
Am 29. Juni 1855 brachte der protestantische Missionar Kleinschmidt 300 Kopien von Luthers Katechismus im Khoekhoegowab heraus, welche die ersten Druckwerke in dieser Sprache darstellen. Unruhen scheinen jedoch weitere verlegerische Aktivitäten unterbunden zu haben. Die Druckerpresse wurde zwar noch 1868 funktionsfähig vorgefunden, aber ob der Druckbetrieb damals wieder aufgenommen wurde, ist unbekannt.[39]
Erste Presse zum Drucken auf Arabisch im osmanischen Reich eingerichtet, gegen starken Widerstand der Kopisten und teilweise moslemischer Religionsgelehrter. Die Druckerei blieb bis 1742 in Betrieb und gab ausschließlich nicht-religiöse Werke heraus, insgesamt siebzehn an der Zahl.[41]
Erfolgloser Versuch, den Buchdruck wieder aufzunehmen[42]
Aufgrund religiöser Einwände verbot Sultan Bayezid II. 1483 das Drucken auf Arabisch im Osmanischen Reich bei Todesstrafe. Lediglich von der jüdischen (1515 Saloniki, 1554 Adrianopel, 1552 Belgrad, 1658 Smyrna) sowie der griechischen und armenischen Gemeinschaft wurde der Buchdruck in den jeweiligen Alphabeten betrieben. 1727 erteilte Sultan Ahmed III. seine Erlaubnis für die Errichtung der ersten Druckerpresse mit arabischen Lettern, die einige säkulare Werke auf Osmanisch herausgab (das Drucken religiöser Schriften blieb weiterhin untersagt).[41]
Die ersten Pressen wurden von westlichen Priestern für ihre Missionsarbeit aus Europa und Amerika herangeschafft. Das älteste bekannte Exemplar, eine Albionpresse, wurde in der portugiesischen Kolonie Macao aufgestellt und später nach Kanton und Ningbo gebracht.[43]
Die erste Druckerpresse wurde aus Japan zur Publikation von Koreas erster koreanischsprachiger Zeitung Hansong Sunbo importiert. Nachdem die Presse von Konservativen zerstört wurde, kehrte Inoue mit einer neuen aus Japan zurück und legte die Zeitung nun unter dem Namen Hansong Chubo auf. 1885, 1888 und 1891 eröffneten auch westliche Missionare Druckereien in Seoul.[44] Koreas allererste Druckerpresse scheint freilich bereits 1881 im Vertragshafen von Pusan von Japanern aufgestellt worden zu sein, um die erste Zeitung des Landes zu drucken, die zweisprachige Chosen shinpo.[45]
Albert A. Altman: Korea’s First Newspaper: The Japanese Chosen shinpo. In: The Journal of Asian Studies. Band43, Nr.4, August 1984, S.685–696.
Klaus Appel: Die Anfänge des Buchdrucks in Russland in der literaturfähigen Nationalsprache. In: Gutenberg-Jahrbuch. Band62, 1987, S.95–103.
Normann F. Blake: Dating the First Books Printed in English. In: Gutenberg-Jahrbuch. Band1978, 1978, S.43–50.
Gedeon Borsa: Druckorte in Italien vor 1601. In: Gutenberg-Jahrbuch. Band1976, 1976, S.311–314.
Gedeon Borsa: Drucker in Italien vor 1601. In: Gutenberg-Jahrbuch. Band1977, 1977, S.166–169.
Gedeon Borsa: Die volkssprachigen Drucke im 15. und 16. Jahrhundert in Ungarn. In: Gutenberg-Jahrbuch. Band62, 1987, S.104–108.
Richard Clogg: „An Attempt to Revive Turkish Printing in Istanbul in 1779“, in: International Journal of Middle East Studies, Bd. 10, Nr. 1 (1979), S. 67–70
Erik Dal: Bücher in dänischer Sprache vor 1600. In: Gutenberg-Jahrbuch. Band62, 1987, S.37–46.
Konrad Haebler: Die deutschen Buchdrucker des 15. Jahrhunderts im Ausland. München 1924.
Rosemarie Erika Horch: Zur Frage des ersten in portugiesischer Sprache gedruckten Buches. In: Gutenberg-Jahrbuch. Band62, 1987, S.125–134.
Gudrun Kvaran: Die Anfänge der Buchdruckerkunst in Island und die isländische Bibel von 1584. In: Gutenberg-Jahrbuch. Band72, 1997, S.140–147.
Melvin McGovern: Early Western Presses in Korea. In: Korea Journal. 1967, S.21–23.
Walter Moritz: Die Anfänge des Buchdrucks in Südwestafrika/Namibia. In: Gutenberg-Jahrbuch. Band1979, 1979, S.269–276.
William J. Watson: „İbrāhīm Müteferriḳa and Turkish Incunabula“, in: Journal of the American Oriental Society, Bd. 88, Nr. 3 (1968), S. 435–441
Wieslaw Wydra: Die ersten in polnischer Sprache gedruckten Texte, 1475-1520. In: Gutenberg-Jahrbuch. Band62, 1987, S.88–94.
↑Krzysztof Migoń: Der frühe Buchdruck in Polen (XV.-XVII. Jh.) als Spiegel ethnischer, konfessioneller und kultureller Verhältnisse, World Library and Information Congress: 69th IFLA General Conference and Council, 1-9 August 2003, Berlin (PDF) (Memento vom 5. November 2003 im Internet Archive)
↑Vgl. auch Gottfried Mälzer: Würzburg als Bücherstadt. In: Karl H. Pressler (Hrsg.): Aus dem Antiquariat. Band 8, 1990 (= Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel – Frankfurter Ausgabe. Nr. 70, 31. August 1990), S. A 317 – A 329, hier: S. A 320.
↑Helmut Schippel: Die Anfänge des Erfinderschutzes in Venedig. In: Uta Lindgren (Hrsg.): Europäische Technik im Mittelalter. 800 bis 1400. Tradition und Innovation. 4. Auflage. Mann, Berlin 2001, ISBN 3-7861-1748-9, S.540f.
↑ abcdefghijklmHensley C. Woodbridge, Lawrence S. Thompson: Printing in Colonial Spanish America. Whitson Publishing, Troy/NY 1976, zitiert in: Hortensia Calvo: The Politics of Print: The Historiography of the Book in Early Spanish America. In: Book History. Bd. 6, 2003, S. 277–305 (278)
↑Magdalena Chocano Mena: Colonial Printing and Metropolitan Books: Printed Texts and the Shaping of Scholarly Culture in New Spain. 1539–1700. In: Colonial Latin American Historical Review 6, Nr. 1, 1997, S. 71–72, zitiert in: Hortensia Calvo: The Politics of Print: The Historiography of the Book in Early Spanish America. In: Book History. Bd. 6, 2003, S. 277–305 (296)
↑Magdalena Chocano Mena: Colonial Printing and Metropolitan Books: Printed Texts and the Shaping of Scholarly Culture in New Spain: 1539–1700. In: Colonial Latin American Historical Review 6, Nr. 1, 1997, S. 73 und 76, zitiert in: Hortensia Calvo: The Politics of Print: The Historiography of the Book in Early Spanish America. In: Book History. Bd. 6, 2003, S. 277–305 (279)
↑Pedro Guibovich: The Printing Press in Colonial Peru: Production Process and Literary Categories in Lima, 1584–1699. In: Colonial Latin American Review 10, Nr. 2, 2001, S. 173, zitiert in: Hortensia Calvo: The Politics of Print: The Historiography of the Book in Early Spanish America. In: Book History. Bd. 6, 2003, S. 277–305 (296)
↑Rubén Darío: La Literatura en Centro-América. In: Revista de artes y letras. Band11, 1887, ZDB-ID 1103449-X, S.589–597, hier S. 591 (spanisch, gob.cl – La imprenta estaba entonces en sus principios por aquellos lugares. Desde la publicación del primer libro centro-americano, un Tratado sobre el cultivo del añil, impreso con tinta azul.).
↑ abChristopher A. Reed: Gutenberg in Shanghai: Chinese Print Capitalism, 1876–1937, University of British Columbia Press, Vancouver 2005, ISBN 0-7748-1041-6, S. 25–87 (69)