Täbris
Täbris | ||
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Skyline von Täbris | ||
Basisdaten | ||
Staat: | Iran | |
Provinz: | Ost-Aserbaidschan | |
Koordinaten: | 38° 5′ N, 46° 17′ O | |
Höhe: | 1363 m | |
Einwohner: | 1.558.693 (Volkszählung 2016[1]) | |
Vorwahl: | 41 | |
Postleitzahl: | 51368 | |
Zeitzone: | UTC+3:30 | |
Webseite: | www.tabriz.ir |
Täbris oder Tabris, geschrieben auch Täbriz persisch تبريز Tabriz, DMG Tabrīz, aserbaidschanisch توبریز /Təbriz), ist die Hauptstadt von Ost-Aserbaidschan im Norden Irans. Mit knapp 1,56 Mio. Einwohnern (2016) ist Täbris eines der größten kulturellen Zentren des iranischen Aserbaidschan (das antike Atropatene) und der iranischen Aserbaidschaner. Es war seit 1408 die Hauptstadt der turkmenischen Qara Qoyunlu, ab 1467 die der ebenfalls turkmenischen Aq Qoyunlu, und schließlich im 16. Jahrhundert Hauptstadt der Dynastie der Safawiden bis zu deren Umzug nach Qazvin 1548. Im frühen 20. Jahrhundert war Täbris die größte Stadt Persiens.[2]
(Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gründungsgeschichte der Stadt ist umstritten. Einige Quellen verweisen auf die Zeit der Sassaniden, andere sehen den Grundstein durch eine Frau des Kalifen Hārūn ar-Raschīds erst im 8. Jahrhundert gelegt.
Soweit unterstellt werden darf, dass Täbris bereits Teil des Sassanidenreiches war, wurde die Stadt, nach der Eroberung durch türkische und mongolische Nomaden, Hauptstadt des Reiches der Ilchane in Iran von etwa 1270 bis 1305, des Reiches der Aq Qoyunlu von circa 1469 bis 1502 und der Safawiden von 1502 bis 1548.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war Täbris für kurze Zeit Hauptstadt der sowjetisch beeinflussten Autonomen Republik Aserbaidschan, seit 1946 gehört es wieder zu Iran.
Wiederholte starke Erdbeben zerstörten die meisten historischen Monumente von Täbris. Erhalten blieb ein monumentaler Mauerrest der Zitadelle (Ark-e Tabriz oder Ark-e Alishah) aus dem 14. Jahrhundert. Die Blaue Moschee von Täbris (Masdsched-e Kabud) ist ein weiteres wichtiges Bauwerk der Stadt, oder auch das Rathaus, dessen Turm eine deutsche Uhr besitzt.
Am 8. Januar 1780 wurde die Stadt durch ein Erdbeben völlig zerstört, genau wie auch weitere 400 Dörfer im weiteren Umland. Die Zahl der Opfer wird insgesamt auf mindestens 50.000 Tote geschätzt und reicht bis zu 200.000.[3] Am 11. August 2012 ereignete sich in der Nähe der Stadt erneut ein schweres Erdbeben mit über 300 Toten. Das Epizentrum des Bebens lag nur etwa 60 Kilometer nordöstlich von Täbris und war in der Stadt deutlich zu spüren (siehe auch: Erdbeben von Täbris 2012).
Etymologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wann Täbris gegründet wurde, ist unklar. Verschiedene Quellen[4][5][6][7] bezeichnen die Stadt als den möglichen Ort des biblischen Garten Eden.
Gemäß der Encyclopedia Britannica leitet sich der Name der Stadt von „tap-riz“ ab.[8][9] In den iranischen Sprachen bedeutet Tap-riz Bringt Wärme zum Fließen. Der Grund könnten die vielen thermalen Quellen in der Region sein. Andere Quellen sagen, dass der armenische König Chosrau I. im Jahr 246 den sassanidischen König Ardaschir I. besiegte und aus Rache für den Tod seines Bruders den Namen der Stadt von Schahistan in Tauris umänderte.[10][11] Tauris würde dann in dem Fall vom Altarmenisch ta-vrezh Diese Rache kommen. Im Jahr 297 wurde es die Hauptstadt des Trdat III.[12]
Geographische Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Geographisch liegt Täbris auf 46° 08' östlicher Länge und 38° 48' nördlicher Breite bei einer Höhe von 1363 m über dem Meeresspiegel. Südlich befindet sich der Vulkan Sahand (3707 m Höhe) und nördlich der Berg Aynali (1700 m Höhe).
Klima
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Täbris hat ein trockenes und insgesamt kaltes Klima mit einem ständigen Wind. Der Winter ist relativ lang. Die durchschnittliche Höchsttemperatur im Sommer beträgt 32 °C und im Winter 2,7 °C. Die bisher höchste gemessene Temperatur in Täbris ist 42 °C und die niedrigste gemessene Temperatur ist −25 °C. Die Jahresniederschlagssumme liegt bei 288,9 Millimeter.
Täbris | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Täbris
Quelle: Homepage der iranischen Wetterbehörde 1961–2005; wetterkontor.de
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Wirtschaft und Infrastruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wirtschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der große Basar von Täbris ist einer der größten und eindrucksvollsten Irans. Er ist berühmt für seine große überdachte Bauweise, seine Vielfalt und Qualität des Kunsthandwerks und der Teppiche. Er befindet sich im Zentrum der Stadt. Nach der Stadt ist auch der feine handgeknüpfte Perserteppich Täbris benannt. Es finden sich in und um die Stadt viele Teppichwebereien.
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Täbriz ist seit jeher ein Verkehrsknotenpunkt, wo die Seidenstraße den Fluss Mehran-Rud kreuzt, wurden Lasttiere und Waren getauscht.
Die Verbindung zur iranischen Hauptstadt Teheran führt direkt über den Teheran-Täbris Highway, der in der anderen Richtung bis zur türkischen Grenze führt.
In Täbris treffen verschiedene Bahnstrecken aufeinander, nämlich die
- Bahnstrecke Teheran–Täbris
- Bahnstrecke Van–Täbris in die Türkei
- Bahnstrecke Täbris–Dscholfa in die aserbaidschanische Exklave „Autonome Republik Nachitschewan“
Universitäten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Universität Täbris
- Sahand University of Technology
- Tabriz University of Medical Sciences
- Azerbaijan University of Tarbiyat Moallem (Tabriz University of Tarbiat Moallem)
- Islamic Azad University of Tabriz
- Tabriz Islamic Arts University
- University College of Nabi Akram
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Aserbaidschan-Museum
- Kabud-Moschee (auch Blaue Moschee genannt)
- Saheb-ol-Amr-Moschee
- Zitadelle
- Historischer Basar (seit 2010 UNESCO-Welterbe)
- El-Goli-Park (auch Schāh-Goli-Park)
- Marienkirche von 1785 (Vorgängerbau vom 12. Jahrhundert)
- St.-Sarkis-Kirche von 1821
- Schoghakat-Kirche von 1940
- Johanneskirche (Sohrol) von 1840, etwa 25 km nördlich außerhalb der Stadt
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Schams-e Tabrizi (1164–unbekannt), persischer Mystiker und Lehrer Rumis
- Kamaleddin Behzad (1460–1535), Miniaturmaler aus Herat, leitete u. a. die königliche Universitätsbibliothek und das königliche Atelier in Täbris
- Sattar Khan (1868–1914), iranischer Revolutionär
- Karl Wustrow (1878–1920), deutsch-baltischer Diplomat, deutscher Konsul in Täbris (begraben auf dem dortigen Protestantischen Friedhof)
- Gaik Bschischkjan (1887–1937), russischer Militär, armenischer Herkunft
- Parvin E'tesami (1906–1941), Dichterin
- Seyyed Mohammad Hossein Behjat-Tabrizi - Schahriar (1907–1988), Autor und Poet
- Gholam Hossein Bigjekhani (1918–1987), Tarspieler
- Alexander Abian (1923–1999), US-amerikanischer Mathematiker
- Mohammed Rahnavardi (1927–2023), Gewichtheber, Zahnmediziner und Politiker
- Gholām-Hossein Sā'edi (* 1936), Psychiater, Schriftsteller und Übersetzer
- Mohammad Modschtahed Schabestari (* 1936), iranischer Reformer und Philosoph, schiitischer Theologe, Autor und Professor an der Universität Teheran
- Gholam Sehhati-Chafai (1937–2019), deutsch-iranischer Anästhesist, Intensivmediziner und Schmerztherapeut
- Hossein Khodaparast (1938–2021), Fußballspieler
- Hadi Khosroshahi (1938–2020), Kleriker, Diplomat und Autor
- Səməd Behrəngi (1939–1967), iranischer Schriftsteller, Lehrer, Journalist und Bürgerrechtler, aserbaidschanischer Herkunft
- Reza Parwaresch (1940–2005), iranisch-deutscher Hämatopathologe
- Said Manafi (* 1943), Regisseur und Kameramann
- Behrouz Rahbar (1945–2019), Radrennfahrer
- Javad Tabatabai (1945–2023), Philosoph und Autor
- Esmail Vasseghi (* 1946), Perkussionist
- Tahmineh Milani (* 1960), Filmregisseurin
- Maryam Motallebzadeh (* 1960), Künstlerin
- Reza Rahmani (* 1966), Politiker
- Proschat Madani (* 1967), Schauspielerin, aufgewachsen in Österreich, lebt in Berlin, bekannt u. a. durch die TV-Serie "Der letzte Bulle" oder "Das Traumhotel – Marokko"[13]
- Ali Samadi Ahadi (* 1972), iranisch-deutscher Filmregisseur
- Karim Bagheri (* 1974), Fußballspieler
- Rasoul Khatibi (* 1978), Fußballspieler
- Kaveh Mousavi (* 1985), Hammerwerfer
- Saeid Safarzadeh (* 1985), Radrennfahrer
- Mahdi Pirjahan (* 1999), Hürdenläufer
- Ali Labib (* 2002), Radrennfahrer
Städtepartnerschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Galerie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]-
Maschruteh-Haus
-
Schabestan der Freitagsmoschee
-
Hauptportal der Blauen Moschee
-
Zitadelle von Täbris
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Koofteh Tabrizi, eine kulinarische Spezialität der Stadt
- Tabrizi (Namenszusatz und Familienname)
- Flughafen Täbris
- Liste persischer Königsstädte
- Liste der Städte im Iran
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Täbris – Geschichte, Sehenswürdigkeiten und Persönlichkeiten
- Täbris aus "Encyclopaedia of the Orient"
- The Historical City of Tabriz
- Übersicht der Geschichte von Täbris
- Website über Täbris
- Erdbeben in Täbris
- Ein Dokumentarfilm von Täbris
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Statistical Centre of Iran: Tabrīz. Abgerufen am 20. September 2017.
- ↑ A History of Persia (1915), Seite 3: »The north-west province of Iran is Azerbaijan, with its chief centre, Tabriz, the largest city in Persia...«
- ↑ N. N. Ambraseys, C. P. Melville: A History of Persian Earthquakes. In: Cambridge Earth Science Series. Cambridge University Press, 2005, ISBN 0-521-02187-1, S. 54 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 25. Dezember 2016]).
- ↑ David Rohl: Legend: The Genesis of Civilisation, Arrow Books, Ltd., 1998, ISBN 0-7126-8229-5.
- ↑ Jeffery Donley: The Everything History of the Bible Book, Adams Media, 2006, ISBN 1-59337-556-5, S. 59.
- ↑ Etta B. Donaldson. "A Journey to the Garden of Eden", The American Magazine, Crowell-Collier Publishing Co., 1893, S. 439.
- ↑ Andrew Burke and Mark Elliott. Iran, Lonely Planet, 2004, ISBN 1-74059-425-8, S. 133.
- ↑ Gholam-Reza Sabri-Tabrizi. Iran: A Child's Story, a Man's Experience, International Publishers Co., 1989, S. 72, ISBN 0-7178-0682-0
- ↑ Encyclopedia Britannica. "Tabriz", Online Edition, 2007
- ↑ "Tabrīz." Microsoft Encarta 2007 [DVD]. Redmond, WA: Microsoft Corporation, 2006.
- ↑ Samuel Graham Wilson. Persian Life and Customs, Oliphant, Anderson and Ferrier, 1896, S. 323.
- ↑ Edward Backhouse Eastwick. Journal of a Diplomate’s Three Years’ Residence in Persia. Smith, Elder and Co., 1864, S. 327.
- ↑ Proschat Madani: Proschat Madani – Über mich. Abgerufen am 25. Dezember 2016 (Prochat Madani. Geboren am 11.09.1967 in Täbriz.).