Volkmar von Anderten

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Die Ratsbibliothek in Hannover bereicherte Volkmar von Anderten 1476 durch seine Buchbestände

Volkmar von Anderten (* 1410 (?); † 9. März 1481[1] in Lübeck) war ein deutscher Geistlicher und Domherr in Lübeck. Seine testamentarische Bücherstiftung an die Ratsbibliothek Hannover ist eine der Keimzellen der Stadtbibliothek Hannover.

Volkmar von Anderten stammte aus einer seit 1301 bekundeten Familie in Hannover, die über mehrere Jahrhunderte Kaufleute und Ratsherren und Bürgermeister in der Stadt stellte. Er war ein Bruder des Bürgermeisters Diderik von Anderten (1425–1460).[2]

Wegen der häufigen Vergabe des Vornamens Volkmar in der Familie ist eine Abgrenzung manchmal schwierig. Ein Volkmar von Anderten wurde im Jahr 1410 geboren und 1426 an der Universität Leipzig immatrikuliert. Im Oktober 1444 findet sich die Immatrikulation eines Volkmarus Anderten an der Universität Rostock[3]; 1452 nennt auch die Matrikel der Universität Erfurt einen Träger dieses Namens. Welcher diese Einträge den späteren Lübecker Domherrn betrifft, ist nicht nachweisbar.[4]

Seit 1463 ist er als Domherr in Lübeck nachgewiesen und wird ab 1466 als Lizenziat des Kanonischen Rechts (licentiatus in decretis) bezeichnet. Seit 1467 war er Offizial des Bistums Lübeck und beglaubigte als solcher mehrfach diplomatische Urkunden durch Vidimus und Transsumpt.[5] Inschriftlich überliefert ist auch ein Kanoniker dieses Namens am Kollegiatstift der Heilig-Kreuz-Kirche (Hildesheim). Da dieser aber nach dem Verzeichnis der Kanoniker noch 1491 am Leben war, wird es sich dabei um einen Namensvetter handeln.[6]

Volkmar von Anderten stiftete 1479 seine Büchersammlung seiner Heimatstadt Hannover, „von der (als Bestandteil der sogenannten Ratsbibliothek) 19 Handschriftenbände u. 44 Inkunabeln überliefert sind“. Mit dem Vermächtnis war zugleich ein Stipendium verbunden, das über mehrere Jahrhunderte hinweg Bestand hatte.[2] Volkmar von Andertens Büchersammlung[7] bildete zusammen mit der Schenkung des Konrad von Sarstedt den Grundstock der Stadtbibliothek Hannover.[8] Weitere Stiftungen waren je eine Vikarie am Lübecker Dom und in der Kapelle seines Verwandten Arnold von Hesede auf dem Rathaus von Hannover.

Er wurde im Dom zu Lübeck unter einer Figurengrabplatte begraben. Sie befand sich ursprünglich im Querschiff vor dem nördlichen Eingang zum Chor und liegt heute stark abgetreten im Querschiff vor dem Lettner.[9]

  • Jürgen Busch: Die Ratsbibliothek in Hannover. Beiträge zur Geschichte der Stadtbibliothek vom 15. bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. In: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge 10 (1957), v. a. S. 180ff.
  • Helmut Zimmermann: Anderten, von. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 28f.
  • Brigide Schwarz: Volkmar von Anderten, Domherr und Offizial zu Lübeck. (Mit-)Begründer der Ratsbibliothek Hannover († 1481). In: Wolfenbütteler Notizen zur Buchgeschichte 24 (1999), S. 117–131.
  • Brigide Schwarz: Karrieren von Klerikern aus Hannover im nordwestdeutschen Raum in der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts. In: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte 73 (2001), S. 235–270, hier S. 257f.
Commons: Volkmar von Anderten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Sterbedatum nach der Grabplatte im Lübecker Dom, vergleiche Klaus Krüger: Corpus der mittelalterlichen Grabdenkmäler in Lübeck, Schleswig, Holstein und Lauenburg 1100–1600, Jan Thorbeke Verlag, Stuttgart 1999, S. 634 LÜDO187
  2. a b Helmut Zimmermann: Anderten ... (siehe Literatur)
  3. Eintrag im Rostocker Matrikelportal
  4. Dazu auch DI 58, Stadt Hildesheim, Nr. 192 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di058g010k0019205.
  5. Schleswig-Holstein-Lauenburgische Regesten und Urkunden Band 14/3, Nr. 1835 (1467 Februar 27); Hansisches Urkundenbuch Band 10, Nr. 255 (1473 Dez. 20);Hanserecesse II/6 (1431–1476), Leipzig: Duncker & Humblot 1890, S. 402
  6. Inschriftenkatalog: Stadt Hildesheim, abgerufen am 6. Juli 2015
  7. J. Busch: Die Ratsbibliothek ... (siehe Literatur)
  8. Hugo Thielen: Sarstedt, Konrad (auch Cord) von. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 535.
  9. Klaus Krüger: Corpus der mittelalterlichen Grabdenkmäler in Lübeck, Schleswig, Holstein und Lauenburg 1100–1600, Jan Thorbeke Verlag, Stuttgart 1999, S. 634 LÜDO187