Jagow (Adelsgeschlecht)
Von Jagow ist der Name eines alten und bedeutenden altmärkischen Adelsgeschlechts.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Familie Jagow, möglicherweise ein Zweig der Uchtenhagen[1] erscheint erstmals 1268 urkundlich mit Arnoldus de Jagow, mit dem auch die Stammreihe beginnt. Den Namen erhielt das Geschlecht nach ihrem Hauptsitz Jagow, einem heutigen Ortsteil von Uckerland in der Uckermark, wo es 1250 schon erwähnt wurde. Es war in der Altmark, in Pommern, im Magdeburgischen und Lüneburgischen und in anderen Teilen Deutschlands beheimatet. Die Jagow waren Erbjägermeister (auch Erb–Jägermeister) der Kurmark Brandenburg seit dem 3. September 1798, erneuert am 15. Oktober 1840.[2] Erbjägermeister waren Friedrich Wilhelm Thomas Achatz von Jagow (1779–1854), dessen Sohn Karl von Jagow (1818–1888) und wieder dessen Sohn Günther von Jagow (1847–1928).
Zu den Besitzungen gehörte das Gut Scharpenhufe in Aland (Altmark), das nach der deutschen Wiedervereinigung von der Familie zurückgekauft wurde, die dort einen 600 Hektar großen Landwirtschaftsbetrieb führt. Calberwisch gehörte der Familie von 1524 bis zur Enteignung 1945, ferner von 1606 bis 1919 Krüden, von 1780 bis zur Enteignung 1945 Rühstädt. Außerdem Gut Dallmin bei Karstädt und Gut Quitzöbel (heute Legde/Quitzöbel).
Die von Jagow gehörten im 14. und 15. Jahrhundert, zusammen mit den Alvensleben, Bartensleben, Bismarck, von dem Knesebeck, Platen, Schenck (von Flechtingen und Dönstedt) sowie von der Schulenburg zu den acht schlossgesessenen Geschlechtern der Altmark, die unmittelbar dem Landeshauptmann unterstanden und vom Kaiser und den Markgrafen als zum Heeresstande gehörend das Prädikat Edle bekamen.
Wappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Schild zeigt in Silber ein sechsspeichiges rotes Rad. Auf dem Helm mit rot silbernen Decken schreitet ein natürlicher Dachs mit zwei silbernen Lilienpfeilen im Nacken. Nach dem Wappen sind sie eines Stammes mit den von Stülpnagel sowie bei der Wappenähnlichkeit und gemeinsamer Herkunftsregion wahrscheinlich auch mit den uckermärkischen von Gloeden, den von Uchtenhagen, den von Wedell und den von Wreech.
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Wappen der Familie von Stülpnagel
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Wappen der Familie von Gloeden (Uckermark)
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Wappen der Familie von Uchtenhagen
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Wappen der Familie von Wedel
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Wappen der Familie von Wreech
Am Schloss Vitzenburg befinden sich Allianzwappen derer von der Schulenburg-Heßler und derer von Jagow.
Bekannte Familienmitglieder
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Matthias von Jagow (1480–1544), Reformator und Bischof von Brandenburg
- Ludwig Friedrich von Jagow (1770–1825), preußischer Generalmajor, Oberstallmeister (seit 1810)
- Wilhelm von Jagow (1770–1838), preußischer Landrat des Kreises Osterburg, Bruder des Friedrich Wilhelm von Jagow
- Friedrich von Jagow (1802–1858), preußischer Landrat des Kreises Osterburg
- Friedrich Wilhelm von Jagow (1771–1857), preußischer General der Infanterie, Ehrenbürger von Erfurt (seit 1825) und Magdeburg (seit 1835), Bruder des Vorvorgenannten
- Adolf von Jagow (1811–1881), königlich-preußischer Kammerherr, Neffe des Friedrich Wilhelm von Jagow
- Gustav von Jagow (1813–1879), preußischer Beamter und konservativer Politiker
- Karl von Jagow (1818–1888), Gutsbesitzer und konservativer Politiker
- Günther von Jagow (1847–1928), Gutsbesitzer und preußischer Politiker, MdR
- Hermann von Jagow(-Scharpenhufe) (1848–1923), Gutsbesitzer und preußischer Politiker, MdR
- Gottlieb von Jagow (1863–1935), Diplomat
- Julius von Jagow (1825–1897), Landrat und Mitglied des Konstituierenden Reichstags des Norddeutschen Bundes, Bruder des Gustav von Jagow
- Traugott von Jagow (1865–1941), Polizeipräsident von Berlin
- Walther von Jagow (1867–1928), deutscher General der Kavallerie
- Bernhard von Jagow (1840–1916), Gutsbesitzer und preußischer Politiker; Neffe des Friedrich von Jagow, Cousin des Nachgenannten
- Eugen von Jagow (1849–1905), deutscher Schriftsteller[3]
- Clemens von Jagow (1903–1993), Präsident des Landgerichts von Lübeck von 1956 bis 1968
- Ernst von Jagow (1853–1930), preußischer Oberpräsident, Domherr zu Brandenburg, Bruder des Bernhard von Jagow
- Hans-Georg von Jagow (1880–1945), deutscher Generalleutnant, Bruder des Nachgenannten
- Dietrich von Jagow (1892–1945), deutscher Gesandter, SA-Obergruppenführer und Reichstagsabgeordneter der NSDAP, Neffe des Bernhard von Jagow und des Ernst von Jagow.
- Bettina von Jagow (1971), Literaturwissenschaftlerin
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Schloss Rühstädt um 1860
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Schloss Krüden um 1860
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Grabstätte der Familie von Jagow auf dem Friedhof Pollitz/Altmark
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Familien-Chronik:
- Die Jagow von 1243-1518. Original 1913. Reprint 2022. DNB DNB 1254524118
- von Jagow, für den Familienverein von Jagow bearbeitet, Aufl. 50 Stk., Selbstverlag, nach dem in Rühstädt ab 1880 geführten handschriftlichen Original.
- Geschichte des Geschlechtes von Jagow 1243-1993, Hrsg. Vorstand des Familienverbandes von Jagow, Verlag Ernst Knoth, Melle 1993. Erfassung KVK Bibliothek
- Torsten Foelsch (Bearb.): Chronik der Familie von Jagow. Groß Gottschow 1999.[4]
- Genealogisches Handbuch des Adels, (GHdA), Hrsg. Deutsches Adelsarchiv, C. A. Starke Verlag, Glücksburg/Ostsee, Limburg an der Lahn. ISSN 0435-2408
- GHdA, Adelslexikon. Band XVII: Nachträge, Band 144 der Gesamtreihe GHdA, Limburg an der Lahn, 2008, S. 347. ISBN 978-3-7980-0837-3.
- Gottfried Graf Finck von Finckenstein, Christoph Franke: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser, A (Uradel), Band XXIX, Band 142 der Gesamtreihe GHdA, Limburg an der Lahn 2007. S. 184–203. ISBN 978-3-7980-0842-7
- Walter von Hueck, Christoph Franke: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser, A (Uradel), Band XXIII, Band 106 der Gesamtreihe GHdA, Limburg an der Lahn 1994. ISBN 978-3-7980-0700-0.
- Walter von Hueck: GHdA, Adelslexikon. Band VI, Band 91 der Gesamtreihe GHdA, Limburg an der Lahn 1987, S. 17–18.
- Hans Friedrich von Ehrenkrook, Christian Thiedicke von Flotow, Friedrich Wilhelm Euler, Walter von Hueck: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser, A (Uradel), Glücksburg/Ostsee 1957. S. 254–268.
- Gotha/GGT. Justus Perthes, Gotha:
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser 1939. Teil A (Uradel), 38. Jahrgang, Gotha 1938. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft.
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Uradeligen Häuser 1917, Achtzehnter Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1916–11, S. 434 ff. (Digitalisat)
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Uradeligen Häuser 1908, Neunter Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1907, S. 353 ff. (Digitalisat)
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Der in Deutschland eingeborene Adel (Uradel) 1900, 1. Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1900–01, S. 444 ff. (Digitalisat).
- Marcelli Janecki (Red. zug.): Jahrbuch des Deutschen Adels. Hrsg. Deutsche Adelsgenossenschaft, Erster Band. W. T. Bruer’s Verlag, Berlin 1896, S. 838–855. (Digitalisat)
- Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon, Band 4, Friedrich Voigt, Leipzig 1863, S. 543–544. (Digitalisat)
- Hellmut Seier: Jagow, von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, ISBN 3-428-00191-5, S. 299 (Digitalisat).
Weitere Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staats. Erster Band, Verlag Carl Flemming, Glogau 1868, S. 209. (Digitalisat).
- Uchtenhagen, ein Geschlecht. In: Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Band 46, Leipzig 1745, Sp. 848 f. (u. a. Wappen-Identität)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Die von Jagow im Schlossarchiv Wildenfels ( vom 19. Dezember 2016 im Internet Archive)
- Die von Uchtenhagen (mittelaltergazette.de), Hrsg. Doris Kortmann, Mönchengladbach 2023.
- Georg von Jagow, Vorstand des Familienverbandes von Jagow: Geschichte des Geschlechts von Jagow 1243–1993, Verlag Ernst Knoth, Melle 1993. Nr. 222
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Christian Gahlbeck: Zur Herkunft und Zusammensetzung des neumärkischen Adels bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts. In: Landesherr, Adel und Städte in der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Neumark. Hrsg. Klaus Neitmann, Bibliothek der brandenburgischen und preußischen Geschichte, Band 14, BWV, Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2015, 115–181. ISBN 978-3-8305-3029-9.
- ↑ Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon. Band VI, C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1987, S. 17. ISBN 3-7980-0797-7.
- ↑ Christoph Schulte: Nietzsches Entartung 1892 – Max Nordau als früher Nietzsche-Kritiker. In: Werner Stegmaier u. a. (Hrsg.): Jüdischer Nietzscheanismus. de Gruyter, Berlin/New York 1997, S. 151 f. ISBN 978-3-11-015361-3.
- ↑ Mit Beiträgen von Sophie von Jagow, Anna von Jagow, Gottlieb von Jagow, Anna Schnurre, geb. von Jagow und Georg von Jagow sowie zwei Aufsätzen von Carl und Günther von Jagow