Vor dem Rühner Tor

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Vor dem Rühner Tor
Wappen
Wappen
Straße in Bützow
Vor dem Rühner Tor
Vor dem Rühner Tor
Vor dem Rühner Tor
(Fliegeraufnahme um 1930)
Basisdaten
Stadt Bützow
Bauwerke Fachwerk, Klassizismus – Architektur
Nutzung
Straßen­gestaltung Einbahnstraße

Die Straße Vor dem Rühner Tor, auch Poppiermöllerstraat genannt, ist eine Ausfallstraße der ehemaligen Bischofsresidenz und Universitätsstadt Bützow im Landkreis Rostock in Mecklenburg, sie liegt außerhalb der einstigen Wallanlage.

Geografische Lage

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Straße ist in eine Richtung befahrbar, der Fahrbahnbelag besteht aus Asphalt. Sie verbindet als Verlängerung der Langestraße und der Rühner Straße die Wismarsche Straße, als Teil der Landesstraße erster Ordnung L11.

1249 wurde die Stadt Bützow mit einer Wallanlage befestigt.[1] Die Befestigung bestand aus einer Stadtmauer mit zunächst hölzerner, später steinernen Toren mit Schanzen (Haupt- und Stadtthor der Bischofsburg, Rühner Thor, Rostocker Thor, Wolker Thor, Ausfalltor), zudem formte sich im Laufe der Zeit eine Holzwegung, die in- und außerhalb der Stadt verlief. Durch die Gründung des Benediktinerinnenkloster Rühn im 13. Jahrhundert wurde der Damm zur naheliegenden kleinen Siedlung Rühn wichtig. Die Straße wurde nach ihrer Lage und dem Stadttor benannt.[2][3][4]

Straßenname im Wandel der Zeit

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im ersten Beleg unter dem noch erhaltenen Archivmaterial wird die Straße in der Archivreihe Stift Schwerin aus dem Jahr 1502 unter „vorm Rüner Thore“[5] namentlich erwähnt und blieb bis heute unverändert.[6]

Straßenname im Volksmund

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch die Errichtung der Papierfabrik im Jahr 1586 erhielt die Straße im Volksmund auch die Mecklenburgisch-Niederdeutschen Namen:[7]

Poppiermöllerkolk

„Papiermüllergraben“

Poppiermöllerstraat

„Papiermüllerstraße“

Straßenverlauf

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Straße Vor dem Rühner Tor verlief bis 1924 vom Anfang des Hopfenwalls, Schützenhaus, Papierfabrik bis zum Aalfang, kreuzte dort zum einen die heutige Straße Am Forsthof mit der Großherzoglichen Oberförsterei Bützow, Stadtkrankenhaus bis zum ehemaligen Forsthof-Restaurant (heute Am Forsthof 20), zum anderen in Richtung Steinhägener Chaussee zum Sandkrug und der Frohnerei. Sie endete vor dem Wasserturm gegenüber des Friedhofs in Richtung Steinhagen. Dazu kam ein Gehöft hinter der Landesstrafanstalt Dreibergen, an der heutigen Kühlungsborner Straße.

Auf Beschluss der Ratsherren der Stadt Bützow, wurden am 18. August 1924 die Abzweigungen der Straße „Vor dem Rühner Tor“ umbenannt. Die Abzweigung hinter dem Warnowarm Aalfang in Richtung Steinhagen und Wismar erhielt den Namen Wismarsche Straße. Die Abzweigung in Richtung Rühn erhielt den Namen Am Forsthof.[8]

An der Straße stehen zumeist zwei- bis dreigeschossige Wohn- und Geschäftshäuser. Bis 1900 waren folgende Häuser gebaut und Hausnummern vergeben. (Die Denkmalplakette kennzeichnet die Baudenkmale der Straße.)

Vor den Rühner Tor

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Grundriss Bützow 1688
Haus
Nr.
Historische
Haus-
nummer
bis 1908[9]
Standort Bemerkungen Geschichte[10][11][12]
1 110 53° 50′ 55,3″ N, 11° 58′ 39,3″ O Neubau in den 1990er,
ursprüngliches Haus existiert nicht mehr.
ehemals: Webermeister J. Schröder,
später: Böttcher H. Engel,
später: Fischhandlung J. Schmidt
2 119
53° 50′ 57,8″ N, 11° 58′ 42,1″ O Schützenhaus Bützow
Haus existiert nicht mehr.
ehemals: Schützenwirt F. Ch. Hagemeister,
später: Schießhofpächter C. Schläth,
später: Schützenhauswirt H. Baade
später: Schützenhauswirt H. Dierling
3 111 53° 50′ 54,8″ N, 11° 58′ 38,7″ O Neubau in den 1990er,
ursprüngliches Haus existiert nicht mehr.
ehemals: Tischlermeister A. Voigt,
später: Schuhmacher W. Geist
4 120 1. Bützower Gaswerk mit einem Gasometer (1862–1902) ehemals: Arbeitsmann J. Lüth,
später: W. Schmidt
5 112 ehemals: Schneidermeister A. Götz,
später: Schmiedemeister F. Wittenburg (Sen.),
später: Schmiedemeister F. Wittenburg (jun.)
6 120A ehemals: Töpfermeister R. Müller
7 113 ehemals: Schustermeister C. Wildfang ,
später: Schustermeister H. Wildfang
8 118B 53° 51′ 0,3″ N, 11° 58′ 39,5″ O Neubau,
ursprüngliches Haus existiert nicht mehr.
ehemals: Ackerbürger C. Fust,
später: Fellhändler E. Rohde
9 114
ehemals: Stellmacher F. Viegenschow,
Registrator des Criminal-Collegium Bützow G. Fr. Chr. Lange,
später: Stellmachermeister W. Hildebrandt
10 118A ehemals: Ackerbürger J. Boldebuck,
später: Ackerbürger J. Tielk
11 436 53° 50′ 48,5″ N, 11° 58′ 32″ O Haus existiert nicht mehr. ehemals: Großherzoglicher Hengstenstall
12 118
ehemals: Postillon J. Restorff,
später: Ackerbürger H. Gebhardt
13 435A 53° 50′ 48,3″ N, 11° 58′ 32,9″ O 1. Landreiterhaus des
Domanialamt Bützow-Rühn.

Haus existiert nicht mehr.
ehemals: Amtslandreiter F. Rausch,
später: Amtslandreiter H. Müller,
später: Finanzministerium Mecklenburg-Schwerin
14 117 53° 50′ 57,4″ N, 11° 58′ 39,7″ O Haus existiert nicht mehr. ehemals: Ackerbürger C. Düwell,
Stadtmusikus H. Müller,
später: Ackerbürger A. Düwel
15 435B 53° 50′ 48,5″ N, 11° 58′ 31,8″ O 2. Landreiterhaus des
Domanialamt Bützow-Rühn
.
Haus existiert nicht mehr.
ehemals: Amtslandreiter C. Bockmeyer,
später: Amtslandreiter F. Müsch,
später:Finanzministerium Mecklenburg-Schwerin
16 116 53° 50′ 57,4″ N, 11° 58′ 38,6″ O Neubau,
ursprüngliches Haus existiert nicht mehr.
ehemals: Ackerbürger C. Quandt,
später: Schmiedemeister J. Millies
18 116A 53° 50′ 58″ N, 11° 58′ 37″ O Haus existiert nicht mehr. ehemals: Gärtner T. Holst
20 115A 53° 50′ 56,2″ N, 11° 58′ 35,2″ O Papierfabrik Bützow,
Fabrik existiert nicht mehr.
ehemals:Papierfabrikant Isaak Kramer,[13]
später: Papierfabrikant Heinrich Bleeck,[14]
später: Papierfabrikanten Helmut & Ludwig Bleeck,
später: Papierfabrik Bützow A.G.,
später: Papierfabrik Bützow GmbH.,
später: VEB Möbelwerke Ernst Mundt
22 115 53° 50′ 58″ N, 11° 58′ 37″ O Bleeck’sche Villa,
Jugendstilvilla wurde im Jahr 1907 nach einem Brand errichtet.
Haus existiert nicht mehr.
ehemals: Papierfabrikanten Helmut und Ludwig Bleeck
24 114A 53° 50′ 55,5″ N, 11° 58′ 38,4″ O Haus existiert nicht mehr. ehemals: Arbeitsmann F. Harm ,
später: Händler H. Mahncke
26 114B 53° 50′ 55,3″ N, 11° 58′ 38,1″ O Haus existiert nicht mehr. ehemals: Hofdamastweber H. Clasen
26A
ehemaliges Stallgebäude erbaut um 1920. ehemals: Wiehr & Schacht
(Fabrik für Fender und Rettungsarteikel)
28 172 / 73 ehemals: Fischereipächter J. H. Noldt,
später:Fischereipächter G. Steinfatt
30 114C ehemals: Ackerbürger J. Seemann,
später: Ackerbürger J. Roloff
32 114D
ehemals: Rentier D. Koepke,
später: Rentnerin S. Vothg

Heute Am Forsthof

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Forsthof 31 und 42
Restaurant Forsthof
Haus
Nr.
Historische
Haus-
nummer
bis 1908[9]
Standort Bemerkungen Geschichte[10][11][12]
19 437A ehemals: Arbeiter F. Krohn
21 437F ehemals: Bauunternehmer Friedrich Sievert
23 437G ehemals: Bauunternehmer Friedrich Sievert
25 437H ehemals: Bauunternehmer Karl Sievert
27 437J ehemals: Bauunternehmer Karl Sievert
29 437K 53° 50′ 34,9″ N, 11° 58′ 36,4″ O Haus existiert nicht mehr. ehemals: Bauunternehmer Karl Sievert
31 437B Restaurant Forsthof ehemals:Gastwirt Ad. Osterloh,
später: Gastwirt H. Stubbe
34 438A 53° 50′ 45,5″ N, 11° 58′ 27,9″ O Großherzogliche Oberförsterei Bützow
Haus existiert nicht mehr.
ehemals: Oberforstmeister Heinrich von Hartwig
36 121B ehemals: Zichorienfabrik,
später: Arbeits- und Krankenhaus,
später: Stadtkrankenhaus
38 437E ehemals: Bauunternehmer H. Dohse
40 437D ehemals: Bauunternehmer H. Dohse
42 437C 53° 50′ 32,4″ N, 11° 58′ 36,5″ O ehemals: Gärtnerei H. Klerch,
später: Gärtnerei Vita

Heute Wismarsche Straße

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Steinhägener Chaussee
Haus
Nr.
Historische
Haus-
nummer
bis 1908[9]
Standort Bemerkungen Geschichte[10][11][12]
44 438 53° 50′ 45,1″ N, 11° 58′ 24,7″ O Haus existiert nicht mehr. ehemals: Handelsgärtnerei G. Fratscher,
später: Handelsgärtnerei Fratscher & Gaedt
46 308 / 309 53° 50′ 46,6″ N, 11° 58′ 8,1″ O Haus existiert nicht mehr. ehemals: Kaufmann H. Kaven, Berlin
48 439A 53° 50′ 46,7″ N, 11° 58′ 5,3″ O Gastwirtschaft Sandkrug ehemals: Gastwirt C. Wittenburg,
später: Gastwirt J. Krull
53° 50′ 52,5″ N, 11° 57′ 54,1″ O Ab 1808 die zentrale Begräbnisstätte
der Stadt Bützow
Friedhof vor dem Rühner-Thore
50 121C 53° 50′ 44,5″ N, 11° 57′ 54,9″ O Frohnerei Bützow (Wohnhaus noch vorhanden.
Frohnerei existiert nicht mehr.)
ehemals: Frohnereibesitzer Karl E. C. Duvinage,
später: Frohnereibesitzer Charles H. J. Duvinage,
später: Frohnereibesitzer H. Gebgard,
später: Frohnereibesitzer Emil F. W. Petitjean,
später: Frohnereibesitzer P. Petitjean

Heute Kühlungsborner Straße (Thiessenhusen)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Haus
Nr.
Historische
Haus-
nummer
bis 1908[9]
Standort Bemerkungen Geschichte[11][12]
52 121D 53° 51′ 48,4″ N, 11° 57′ 21,7″ O Gehöft und Bockwindmühle ehemals: Gehöft des Bützower Kaufmann H. Reinoldt, Verwaltet durch F. Hünemöller ,
später: Müller Friedrich Thiessenhusen

Der aus Dragun stammende Müllermeister Friedrich Thiessenhusen betrieb Vor dem Rühner Tor 52 eine der fünf Windmühlen, die es in der Nähe Bützows gab. Bauern und Häusler aus Neuendorf und dem Rittergut Langen- und Kurzen Trechow ließen ihr Getreide in der Bockwindmühle mahlen. Die Mühle brannte am 2. Februar 1924 ab. Das ehemalige Gehöft wird noch heute im Volksmund der Stadt Bützow, nach dem einstigen Besitzer Thiessenhusen benannt.[15][4]

  • Wolfgang Schmidtbauer: Bützow in alten Ansichten. 1 und 2. Bützow 1995.
  • Heimatverein Bützow: Die Bützower Straßennamen im Wandel der Zeit. In: Unsere regionale Heimatgeschichte. Band 9. Bützow 2002.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Christine Wieczorek: Die Bischofsburg in Bützow. Eine mittelalterliche Wallanlage unter dem „Krummen Haus“. In: Archäologie unter dem Straßenpflaster. Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte, Mecklenburg-Vorpommerns. Band 39. Schwerin 2005, S. 219–220.
  2. Wolfgang Schmidtbauer: Zwischen Gründung und Dreißigjährigem Krieg. In: MFP-Sonderpublikation, Nr. 7 (Hrsg.): Bützow, meine Heimatstadt. Betrachtung zur Stadtgeschichte. Band 1. Bützow 2021.
  3. Erich Keyser: Nordostdeutschland Handbuch städtischer Geschichte. In: Deutsches Städtebuch. Band 1. Stuttgart 1939.
  4. a b Heimatverein Bützow: Die Bützower Straßennamen im Wandel der Zeit. In: Unsere regionale Heimatgeschichte. Band 9. Bützow 2002.
  5. Reichsarchiv Kopenhagen: 1502 „vorm Rüner Thore“, namentlich erwähnt, Bild 23. In: Bundeskanzleramt - Auswärtiges Amt, Archivreihe Stift Schwerin, Akte 1584-1624, Bild 23.
  6. Wolfgang Schmidtbauer: Bützower Straßenliste. (unveröffentlichtes Manuskript vom 22. Februar 2011) Bützow 2011.
  7. Hans Wilhelm Barnewitz: Die Papierfabrik Bützow 1586 –1945, Unveröffentlichtes Manuskript. Bützow 1950.
  8. Stadtarchiv Bützow (Hrsg.): Protokoll StVV. - Bützower Zeitung, Beschluss zur Umbenennung der Abzweigung „Vor dem Rühner Tor“ nach Wismar in Wismarsche Straße. 21. August 1924.
  9. a b c d Magistrat der Stadt Bützow (Hrsg.): Feld Register von der Stadt Bützow. Bützow 1835.
  10. a b c Friedrich Franz II., Großherzog von Mecklenburg: Bützow. In: Adreßbuch über und für den Gewerbe- und Handelsstand der Großherzogthümer Mecklenburg-Schwerin und Strelitz. Schwerin 1862, S. 84–87.
  11. a b c d Ancestry: Stadt Bützow. In: Mecklenburg-Schwerin Volkszählung. Bützow 1867.
  12. a b c d Carl Buhr: Adressbuch für Bützow. Bützow 1908.
  13. Isaac Kramer in der Datenbank Find a Grave, abgerufen am 25. Januar 2024.
  14. 268769338 Heinrich Carl Friedrich Bleeck in der Datenbank Find a Grave, abgerufen am 25. Januar 2024.
  15. Wolfgang Schmidtbauer: Bützow in alten Ansichten. 1 und 2. Bützow 1995.

Koordinaten: 53° 50′ 52″ N, 11° 58′ 34″ O