W. A. Bleckert
W. A. Bleckert war eine im 19. Jahrhundert in Hannover gegründete Bildhauer- und Steinmetz-Firma, die insbesondere für Grabmäler[1] und Marmorwaren bekannt war.[2]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Steinhauermeister und Steinbruch-Besitzer August Bleckert bewarb ab der Mitte der 1870er Jahre zunächst sein Baumaterialien-Lager und Dienstleistungen „aller Bau-Arbeiten in weissem und rothem Sandstein“. Neben Grabmonumenten in verschiedenen Gesteinssorten in allen Qualitäten und Farben wie Marmor aus Italien und Schlesien oder Granit aus Schweden oder Belgien fertigte er auch Quader, Treppenstufen, Sohlbänke, Torpfeiler, Gossen-, Brunnen- und Schleifsteine, für die er ein großes Lager unterhielt. Als „größtes Geschäft der Stadt Hannover“ stand er noch vor Mitbewerbern wie etwa Wilhelm Falke oder Adolf Tippenhauer.[1]
Das auf der Nordwestdeutschen Gewerbe-, Industrie-, Handels-, Marine-, Hochseefischerei- und Kunstausstellung 1890 in Bremen preisgekrönte Unternehmen warb als „Hannovers größte Grabdenkmal-Industrie“ mit Filialen in den Städten Hoya, Stolzenau, Achim, Hemelingen, und Osterholz-Scharmbeck,[3] zeitweilig auch in Hagen im Bremischen.[2]
In den Schriften des Historischen Museums Hannover findet sich eine Fotografie als Gruppenbild vom fünfzehn, zwischen Grabdenkmälern arrangierten männlichen Personen, darunter ein Kind, untertitelt mit „Steinmetzbetrieb W. A. Bleckert 1889, Hannover, Engelbosteler Damm 62“.[4]
Laut dem Adreßbuch, Stadt- und Geschäftshandbuch der Königlichen Residenzstadt Hannover und der Stadt Linden für das Jahr 1890 war die Inhaberin der Bild- und Steinhauerei, der Fabrik und des Lagers des Unternehmens am Engelbosteler Damm 61,[2] später auch An der Strangriede 56[3], die „Ehefrau“ Wilhelmine Anna Bleckert. Bevollmächtigter der Firma W. A. Bleckert war der Steinhauer- und Baugewerkenamtsmeister August Bleckert, der privat im Parterre des Hauses Hildesheimer Straße 67 wohnte, wo sich auch das Kontor der Werkstatt fand. Im selben Jahr listete das Adressbuch einen weiteren Einwohner namens Bleckert auf, den Restaurator Wilhelm Bleckert mit Wohnsitz im damaligen Haus Thalstraße 6.[2]
W. A. Bleckert, „nicht weit vom israelitischen Friedhofe“ An der Strangriede[2], bewarb seine Mazewot, von christlichen Steinmetzen für Juden hergestellte Grabsteine, in Granit, Syenit, Marmor und Sandstein.[3]
Das Unternehmen hielt eine „permanente Ausstellung von einigen Hundert Grab-Monumenten mit und ohne Figuren“ vor.[1] Zu den in Inseraten ausdrücklich hervorgehobenen ausgeführten jüdischen Grabdenkmälern wurden beispielsweise die Begräbnisstätten des Landrabbiners Samuel Ephraim Meyer genannt sowie denjenigen von „Ehepaar Coppel, Israel Heinemann, Frau Commerzrath Molling und Frau Moritz Steinberg“.[3]
Als 1890 der dreijährige Junge Heinrich Schomburg starb, stiftete W. A. Bleckert den ersten und ältesten Grabstein für den neu eröffneten Stadtfriedhof Stöcken: „Dem neuen Gottesacker gewidmet von W. A. Bleckert – Grabmalindustrie“ findet sich als Inschrift auf der Rückseite des denkmalgeschützten Grabsteins in Abteilung 3 des Friedhofs.[5]
Um 1900 lieferte Bleckert im Auftrag der in Minden ansässigen Druckereibesitzer-Familie Köhler für den dortigen Alten Friedhof einen mehrteiligen Grabstein, auf dessen zweifach gestuftem Sandsteinsockel ein Palmwedel eingraviert ist, darüber ein Zippus mit Dreiecksgiebeln und Eckakroterien, das Ganze bekrönt von einem polierten schwarzen Obelisk mit „Leichtext: Die Liebe höret nimmer auf“.[6]
Die 1905 bereits als „ehemalig“ bezeichnete Steinmetzfirma Bleckert hatte zuvor – zur Demonstration der Beständigkeit gegen Witterungseinflüsse – für die Baustoffsammlung der Baugewerkschule Nienburg einen großen Block aus Mehler Sandstein geschenkt[7], ein Gestein, das auch beim Empfangsgebäude des Hauptbahnhofs Hannover verwendet wurde.[8]
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Ludwig Hoerner: Agenten, Bader und Copisten. Hannoversches Gewerbe-ABC 1800–1900. (hrsg. von der Hannoverschen Volksbank) Reichold, Hannover 1995, ISBN 3-930459-09-4, S. 45, S. 54, S. 181, S. 303, S. 427, S. 429. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
- ↑ a b c d e Adreßbuch, Stadt- und Geschäftshandbuch der Königlichen Residenzstadt Hannover und der Stadt Linden von 1890, S. 390, Digitalisat der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek
- ↑ a b c d Vergleiche den kommentierten Abdruck eines Inserates von W. A. Bleckert in Peter Schulze: Grabsteine und Grabstätten ... 30, in ders.: Juden in Hannover. Beiträge zur Geschichte und Kultur einer Minderheit. Texte und Bilder der Ausstellungen „Juden in Hannover“ und „Historische Thoravorhänge aus Hannovers früheren Synagogen“ in der Alten Predigthalle. Hrsg.: Kulturamt der Stadt Hannover, Hannover 1989 (= Kulturinformation Nr. 19), S. 114–119; hier: S. 117
- ↑ Friedhof, Grabstätte und Schmuck. In: Andreas Fahl, Alheidis von Rohr: Lebenslauf, Lebensfeste. Geburt, Heirat, Tod. ( = Schriften des Historischen Museums Hannover, Heft 6.) (Begleitheft zur Ausstellung) Hannover 1994, ISBN 3-910073-07-7, S. 111–114, hierzu S. 113.
- ↑ Silke Beck, Cordula Wächter (Red.), Michael Krische: Stadtfriedhof Stöcken. (mit einem nummerierten Rundgang und einem Übersichtsplan als Faltkarte; hrsg. von der Landeshauptstadt Hannover) Hannover 2009, S. 4. (Download als PDF-Dokument von der Seite hannover.de)
- ↑ Fred Kaspar, Ulf-Dietrich Korn, Peter Barthold et al. (Bearb.): Stadt Minden. Teil 5: Minden ausserhalb der Stadtmauern. (= Die Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen, Band 50.) Klartext-Verlag, Essen 1998, ISBN 3-88474-635-9, Band #, S. 386. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
- ↑ Heinrich Friedrick Daniel Seipp: Die abgekürzte Wetterbeständigkeitsprobe der natürlichen Bausteine, mit besonderer Berücksichtigung der Sandsteine, namentlich der Wesersandsteine. H. Keller, Frankfurt am Main 1905, S. 102.
- ↑ Architekten- und Ingenieur-Verein Hannover (Hrsg.), Theodor Unger (Red.): Hannover. Führer durch die Stadt und ihre Bauten. Festschrift zur fünften Generalversammlung des Verbandes Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine. Klindworth, Hannover 1882, S. 182. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)