WSW GTW 72
GTW 72 | |
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Hersteller: | MAN |
Ausmusterung: | 2016 bis 2019 |
Länge: | 24.060 mm |
Höhe: | 2729 mm (ohne Fahrwerk) |
Breite: | 2200 mm |
Drehzapfenabstand: | 7645 mm |
Drehgestellachsstand: | 1280 mm |
Kleinster bef. Halbmesser: | 9 m |
Leermasse: | 22.175 kg |
Dienstmasse: | 35.500 kg |
Höchstgeschwindigkeit: | 60 km/h |
Dauerleistung: | 4× 50 kW |
Beschleunigung: | 1,1 m/s² |
Bremsverzögerung: | 1,2 m/s² |
Raddurchmesser: | 800 mm |
Stromsystem: | 600 V = |
Stromübertragung: | Stromschiene |
Anzahl der Fahrmotoren: | 4 |
Sitzplätze: | 43 + Fahrerplatz |
Stehplätze: | 156 |
Klassen: | 1 |
Als GTW 72 wird eine Schwebebahn-Triebwagen-Generation der Wuppertaler Stadtwerke (WSW) bezeichnet. Die Typenbezeichnung leitet sich aus dem Begriff GelenkTriebWagen und dem ersten Inbetriebnahmejahr ab. Manchmal werden sie auch Bauart 1972 genannt. Die ursprünglich 28 dreiteiligen Doppelgelenkwagen wurden zwischen 1972 und 1975 von MAN geliefert und von Klaus Flesche, dem Leiter des MAN-Design-Büros, gestaltet. Ihr Fensterband war Enzianblau (RAL-Farbe 5010) lackiert, Bauchbinde und Frontbereich waren in Pastellorange (RAL-Farbe 2003) gehalten.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Inbetriebnahme
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gegen Ende der 1960er Jahre waren die Fahrzeuge der Wuppertaler Schwebebahn in einem zunehmend schlechten Zustand: Die Wagen, die vor dem Zweiten Weltkrieg hergestellt worden waren, waren rund 50 Jahre alt, die Wagen aus der unmittelbaren Nachkriegszeit waren aus nicht besonders widerstandsfähigen Werkstoffen gebaut. Die Einwohnerzahl Wuppertals wuchs, während des Baus der Bergischen Universität Wuppertal wollte sich die Stadt als florierend und dynamisch darstellen. Passend zu diesem Zeitgeist wurde bei MAN eine neue Baureihe bestellt, die sämtliche Vorgänger ablösen sollte. Der erste GTW 72 erreichte Wuppertal am 13. Juli 1972. Der Transport erfolgte per Bahn bis zum Güterbahnhof Vohwinkel, die drei Teile des Gelenktriebwagens waren auf drei Flachwagen festgezurrt. Das kurze Teilstück von Bahnhof bis zur Betriebswerkstatt in Vohwinkel wurde mit einem Schwertransport zurückgelegt. Die Einführung der neuen Baureihe erregte keine größere Aufmerksamkeit, lediglich das sachliche Design, die vergrößerte Kapazität und die Kunststoffsitze fielen auf. Die Jungfernfahrt fand am 23. November 1972 im Beisein von Johannes Rau, damals Wissenschaftsminister des Landes Nordrhein-Westfalen, und Bürgermeister Gottfried Gurland statt. Am 22. April 1975 wurde Wagen 28 als letzter, ebenfalls per Güterzug, ausgeliefert.[1]
Ausmusterung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wagen 4 wurde nach dem Unfall von 1999 verschrottet. Der beim Unfall des Jahres 2008 beschädigte Wagen 24 wurde in der Werkstatt Vohwinkel wieder instand gesetzt und war ab Dezember 2009 wieder im Einsatz. Wagen 19 und 21 wurden im Juni und Juli 2012 wegen ihres schlechten Allgemeinzustandes von der Hauptuntersuchung zurückgestellt. Wagen 21 wurde öffentlich nicht zugänglich auf einem Abstellplatz für Dienstfahrzeuge des Wuppertaler Zoos aufgestellt und wurde mittlerweile weiterveräußert[2]. Wagen 19 wurde zum Busdepot in Nächstebreck verbracht.[3]
Die GTW 72 wurden ab 2016 von der Generation 15 abgelöst, eine Umrüstung auf das European Train Control System erfolgte bei ihnen nicht mehr.[4] Aus diesem Grund blieb auch keiner als betriebsfähiges Museumsfahrzeug erhalten.[5]
Im August 2015 gaben die Wuppertaler Stadtwerke bekannt, die Fahrzeuge des Typs GTW 72 nicht zu verschrotten, sondern 21 zum Verkauf anzubieten und drei kostenlos abzugeben, sofern diese im Stadtgebiet verbleiben.[6][7] Hierzu wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben.[8][9] Ein Fahrzeug soll bei den Wuppertaler Stadtwerken verbleiben; ob eine Aufarbeitung und die Ausrüstung mit der neuen Zugsicherungstechnik erfolgt, ist noch offen.[6] Für die zu verkaufenden Fahrzeuge setzten die WSW einen Preis von 4000 bis 5000 Euro je Stück an; dies sei der Schrottwert der im Fahrzeug enthaltenen Materialien. Darüber hinaus fallen für den Käufer zusätzliche Kosten für Transport per Tieflader, Errichtung eines Fundaments am Aufstellort und eine dafür notwendige Baugenehmigung an. Wird der Zug stehend, nicht hängend aufgestellt, müssen die Drehgestelle samt Fahrmotoren entfernt werden, da der Wagenkasten für die entsprechende Druckbelastung nicht ausgelegt ist.[10] Bis Ende August meldeten sich nach Aussagen der Stadtwerke 70 Interessenten, von denen 35 bereit wären, Transport und Aufstellung zu finanzieren.[8] Die endgültigen Verkaufsentscheidungen werden bis November 2015 gefällt.[6]
Am 7. Juli 2016 verließ Wagen 8 Wuppertal und wurde am Sternpunkt Vohwinkels Kindertisch aufgestellt. Dann folgte Wagen 2 nach Lindlar. Am 12. Januar 2017 wurde auch Wagen 5 ausgemustert und im Erlebnismuseum Fördertechnik in Sinsheim aufgestellt. Am 26. Januar folgte dann die Ausmusterung des Wagens 10. Die Sparkassen-Werbung erhielt er dabei. Dieser wurde beim SC Breite Burschen Barmen 1996 aufgestellt. Anschließend wurde am 8. Februar 2017 auch Wagen 3 ausgemustert. Nach Wagen 3 wurde am 23. Februar 2017 der GTW 11 an die Firma "Schaeffler" ausgemustert, direkt danach am 9. März 2017 der GTW 12. Dieser wurde vorübergehend nach Ronsdorf ausgeliefert, wenn aber 2022 die Klinikum Barmen fertig ist, wird er dorthin transportiert. GTW 14 wurde am 27. April 2017 ausgemustert – er ging zum CVJM-Westbund. Als bisher letzter Wagen wurde GTW 6 am 11. Mai 2017 nach Gütersloh abtransportiert. Da der neue GTW 10 am 19. Mai 2017 das Gerüst berührte, wurde die Anlieferung der neuen Wagen und Ausmusterung der alten Fahrzeuge pausiert, bis das Problem ermittelt und im August 2018 eine Lösung dafür gefunden wurde. Da die GTW 72 allmählich hauptuntersuchungsfällig wurden, wurden GTW 7 (4. Juli 2018), 9 (4. August 2018) und 18 (um den 20. Juli 2018 herum) abgestellt. GTW 13 war seit etwa November 2017 abgestellt, erhielt aber am 27. Juli 2018 noch eine kleine Hauptuntersuchung. GTW 15 erhielt ebenfalls eine Hauptuntersuchung und kehrte Ende August 2018 in den Liniendienst zurück.
Seit der erneuten Betriebsaufnahme am 1. August 2019 sind keine Züge des Typs mehr unterwegs.[11]
Technik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein Triebwagen besteht aus zwei Endwagen und einem kurzen Mittelstück und besitzt, neben dem Fahrersitz, 48 Sitzplätze und 156 Stehplätze. Die vier Elektromotoren in jedem Triebwagen leisten jeweils 50 Kilowatt und werden von Vierquadrantenstellern angesteuert. Die maximale Beschleunigung liegt bei 1,1 m/s², die zulässige Verzögerung bei 1,2 m/s². Das Fahrzeug hat eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h. Die 24,06 Meter langen und 22.175 Kilogramm schweren Triebwagen besitzen vier 1,3 Meter breite Doppeltüren. Das zulässige Wagengesamtgewicht beträgt 35.500 Kilogramm. Regelmäßig finden Prüfungen der Schweißkonstruktion des Wagenkastens statt, bei denen auch Teile der Inneneinrichtung ausgebaut werden.[4] Ein Großteil der Wagen trug zuletzt Ganzreklame.
Galerie
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GTW 72 auf freier Strecke
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Innenansicht
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Aufnahme vom 11. Oktober 1976
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Viele Züge trugen zuletzt Ganzreklame
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Frontalansicht, die Rollbandanzeige unterhalb der Frontscheibe diente der Anzeige der Kursnummer, hier Kurs 27
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Heckansicht mit weiterer Rollbandanzeige für die Kursnummer, hier Kurs 6
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Detailansicht eines der beiden Gelenke
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Eine von vier Doppeltüren
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Fabrikschild des ersten Wagens
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Blick in den Führerstand
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Ursprünglich waren die Führerstände zum Fahrgastraum hin nur durch einen Vorhang abgetrennt
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Eines von vier Drehgestellen
Trivia
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Baureihe kann im Computerspiel Schwebebahn-Simulator 2013 gefahren werden.
Das Emoji 1f69f suspension railway von Twitter Inc. ist von Form und Farbgebung der Bauart 1972/GTW 72 nachempfunden.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Andreas Boller: Nach 43 Jahren kommt wieder eine neue Schwebebahn. In: Westdeutsche Zeitung. Abgerufen am 15. November 2015.
- ↑ Vom Zoo zu Vorwerk: Die Schwebebahn hält jetzt in Laaken Wuppertaler Rundschau vom 20. März 2023
- ↑ Im Zoo ist Endstation für den Schwebebahnzug Nummer 21 wz-newsline.de vom 5. Juli 2012
- ↑ a b Dipl.-Ing. Joachim Ebmeyer, Dipl.-Ing. Christoph Deiss: Schweizer Drehgestell-Knowhow für neue Schwebebahnwagen für die Wuppertaler Stadtwerke. In: Eisenbahntechnische Rundschau 9/2014, S. 177–181.
- ↑ Das heimliche Ende einer Schwebebahn oder ein Fehler wiederholt sich. auf njuuz.de, abgerufen am 15. November 2014.
- ↑ a b c Wuppertal verschenkt und verkauft Schwebebahn-Wagen. Website der Rheinischen Post, 13. August 2015, abgerufen am 5. September 2015.
- ↑ Wuppertal verschenkt drei Schwebebahnen: Rest ist zu kaufen auf t-online.de, 13. August 2015, abgerufen am 5. September 2015.
- ↑ a b Schnäppchen: Schwebebahn ist von Ludwigshafen bis Bad Oeynhausen gefragt. Website des Solinger Tagblatts, 25. August 2015, abgerufen am 5. September 2015.
- ↑ Abstimmung Teilnehmer - WSW Wettbewerb: Drei Schwebebahnen für Wuppertal. In: neue-schwebebahn.de. Abgerufen am 15. November 2015.
- ↑ Artur vom Stein: Wer braucht noch eine Schwebebahn? Website der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung, 12. August 2015, abgerufen am 5. September 2015.
- ↑ Die Wuppertaler Schwebebahn: GTW72. Abgerufen am 2. August 2019.