Weyl-Gleichung
Die Weyl-Gleichung der Teilchenphysik, benannt nach Hermann Weyl, ist die Diracgleichung für masselose Teilchen mit Spin 1/2. Genaugenommen handelt es sich um zwei jeweils zweidimensionale Gleichungen.[1]
Die Weyl-Gleichung wird bei der Beschreibung der schwachen Wechselwirkung verwendet. Entsprechend heißen Fermionen, die diese Gleichung erfüllen, Weyl-Fermionen.
Weyl-Fermionen wurden erstmals 2015, 86 Jahre nachdem Hermann Weyl sie vorhergesagt hatte, experimentell nachgewiesen.[2][3]
Formulierung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]mit
- der imaginären Einheit
-
- der zweidimensionalen Einheitsmatrix
- den drei zweidimensionalen Pauli-Matrizen .
Bei physikalischen Experimenten, an denen die schwache Wechselwirkung beteiligt ist, kann man Neutrinos oft in sehr guter Näherung als Weyl-Fermionen beschreiben, d. h. als masselos. Da Neutrinos bei diesen Experimenten nur als linkshändige Teilchen mit negativer Helizität beobachtet werden, beschreibt in diesem Fall
- das linkshändige Neutrino
- das rechtshändige Antineutrino.
Herleitung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Darstellung der Lorentzgruppe auf Dirac-Spinoren ist reduzibel. In einer geeigneten Darstellung der Dirac-Matrizen, der Weyl-Darstellung, transformieren die ersten beiden und die letzten beiden Komponenten der 4er-Spinoren getrennt, weshalb sie auch als Bispinoren bezeichnet werden:
Die 2er-Spinoren und sind die links- und rechtshändigen Weyl-Spinoren. Sie sind die Eigenzustände des Chiralitätsoperators , wenn man ihn in der Weyl-Darstellung schreibt:
- .
Sie werden in der Diracgleichung für ein freies Spin-1/2-Teilchen durch die Masse gekoppelt:
- .
Verschwindet die Masse (), so entkoppelt die vierdimensionale Dirac-Gleichung in die beiden unter „Formulierung“ genannten Gleichungen für den links- und den rechtshändigen Spinor.
Chirale Kopplung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei der Beschreibung der elektroschwachen Wechselwirkung werden links- und rechtshändige Spinoren unterschiedlich, aber Lorentz-kovariant an Vektorfelder gekoppelt. Diese spezielle Art der Kopplung wird auch als chirale Kopplung bezeichnet. Sie entsteht, indem die Ableitungen nach den Koordinaten durch die folgende kovariante Ableitung ersetzt werden:
Dabei bezeichnen
- die Kopplungskonstante,
- die Generatoren der Lie-Algebra der Eichgruppe und
- die Komponenten der Eichfelder.
Die Eichgruppe kann für links- und rechtshändige Teilchen verschieden gewählt werden, ohne dass die Lorenz-Kovarianz dadurch beeinträchtigt wird.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Lexikon der Physik: Weyl-Gleichung. Spektrum, abgerufen am 27. August 2024.
- ↑ Rainer Scharf: Weyl-Fermion mehrfach nachgewiesen. Welt der Physik, abgerufen am 27. August 2024.
- ↑ B. Q. Lv, H. M. Weng, B. B. Fu, X. P. Wang, H. Miao, J. Ma, P. Richard,1,2 X. C. Huang,1 L. X. Zhao, G. F. Chen, Z. Fang, X. Dai, T. Qian and H. Ding: Experimental Discovery of Weyl Semimetal TaAs. In: American Physical Society. 2015, doi:10.1103/PhysRevX.5.031013 (englisch).