White savior

Der White savior (amerikanisches Englisch für weißer Retter) ist eine wiederkehrende Figur in amerikanischen und europäischen Büchern und Filmen. Der Begriff wird in der Filmkritik verwendet und auch als Filmgenre sowie als Stereotyp verstanden. Dabei retten Weiße in Eigenregie Schwarze bzw. People of Color aus einer Notlage. Es wird nahegelegt, dass diese Menschen außerstande seien, sich selbst zu helfen. Dieses Phänomen ist auch außerhalb der Literatur in der Realität zu beobachten und dort unter dem Begriff des „White Saviorism“ bekannt.

Bedeutung

Der Journalist David Sirota erläuterte den Begriff 2013 im Internetmagazin Salon.com: „Die Handlungen implizieren immer, dass eine Person of Color sich nicht selbst retten kann. Dies führt dazu, dass sich das weiße Publikum gut fühlt, da es in einer gutmütigen Messias-Rolle dargestellt wird (besser als die des hegemonialen Eroberers), und es zeichnet schwarze Menschen als hilflose Schwächlinge.“

Noah Berlatsky schrieb 2014 im The Atlantic, dass dieses Klischee vor allem in Sklavereifilmen vorkäme. Hier würden die Schwarzen von „edlen“ weißen Menschen gerettet. Außerdem gebe es eine Reihe von Filmen über soziale Brennpunkte in den USA, die dieses Klischee verwenden.

Das insbesondere in US-amerikanischen Filmen häufig wiederkehrende Motiv des White Saviors ist sehr aussagekräftig für die Bedeutungsproduktion von Rassismus. Für viele Zuschauer nicht auf Anhieb offensichtlich, erwecken White-Savior-Filme vordergründig den Anschein, dass eine Annäherung unterschiedlicher ethnischer Figuren durch Begegnung, Freundschaft und/oder Liebesbeziehungen möglich ist und Rassismus überwunden werden kann. Die Narrative der Annäherung und Freundschaft basieren jedoch stets auf der Prämisse, dass Figuren of Color von sozialen Problemen, die vermeintlich typisch für ihre jeweilige ethnische Gruppe sind, betroffen sind. Sie werden als problematisch, defizitär und hilflos dargestellt und bedürfen der Unterstützung weißer – meist männlicher und heldenhafter – Figuren.

Beispiele von Filmen

Film	Jahr	Quelle
12 Years a Slave	2013
American Wildcats	1986
Amistad	1997
Avatar – Aufbruch nach Pandora	2009
Blind Side – Die große Chance	2009
Blood Diamond	2006
Cool Runnings – Dabei sein ist alles	1993
Dangerous Minds – Wilde Gedanken	1995
Der Mann, der König sein wollte	1975
Der mit dem Wolf tanzt	1990
Der Prinzipal – Einer gegen alle	1987
Die grünen Teufel	1968
District 9	2009
Django Unchained	2012
Einer flog über das Kuckucksnest	1975
Elysium	2013
Forrester – Gefunden!	2000
Freedom Writers	2007
Glory	1989
Gran Torino	2008
Green Book – Eine besondere Freundschaft	2018
Half Nelson	2006
Hardball	2001
Hidden Figures – Unerkannte Heldinnen	2016
Hotel Ruanda	2004
Indiana Jones und der Tempel des Todes	1984
Last Samurai	2003
Lawrence von Arabien	1962
Lincoln	2012
Machine Gun Preacher	2011
Matrix	1999
Mississippi Burning – Die Wurzel des Hasses	1988
Music of the Heart	1999
Schrei nach Freiheit	1987
Stargate	1994
The Help	2011
Three Kings – Es ist schön König zu sein	1999
Tränen der Sonne	2003
Wer die Nachtigall stört	1962

Literatur

• Paul Kivel: Living in the Shadow of the Cross: Understanding and Resisting the Power and Privilege of Christian Hegemony. New Society Publishers, 2013, ISBN 978-1-55092-541-8. 
• Matthew W. Hughey: The White Savior Film and Reviewers' Reception. In: Symbolic Interaction. 3. Auflage. Band 33, 2010, S. 475–496, doi:10.1525/si.2010.33.3.475. 
• Hernán Vera, Andrew M. Gordon: Screen Saviors: Hollywood Fictions of Whiteness. Rowman & Littlefield Publishers, 2003, ISBN 978-1-4616-4286-2, The Beautiful White American: Sincere Fictions of the Savior, S. 33. 
• Matthew W. Hughey: The White Savior Film: Content, Critics, and Consumption. Temple University Press, 2014, ISBN 978-1-4399-1001-6. 
  • Kapitel 1: The Savior Trope and the Modern Meanings of Whiteness (PDF auf der Webpräsenz des Verlags)