Wiener Korporationsring

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Der Wiener Korporationsring (WKR) ist ein 1952 gegründeter Zusammenschluss von Wiener Studentenverbindungen, darunter vor allem schlagende Verbindungen. Der Vorsitz turniert zwischen den beteiligten Verbindungen jährlich.

Mitgliedsverbindungen

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Derzeit gehören dem WKR die folgenden 20 Korporationen an:[1]

Veranstaltungen des WKR

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Wiener Korporations-Ball 2002

Für den Wiener Korporationsring veranstaltete der Verein „Wiener Korporations-Ring, Ballausschuss – Verein für Brauchtumspflege“[2] von 1952 bis 2012 den zuletzt umstrittenen, jährlich im Januar stattfindenden Wiener Korporations-Ball, der bis Mitte der 1990er Jahre unter Ehrenschutz des Rektors der Universität Wien stand. Eine weitere jährliche Veranstaltung war bis 2012 das Totengedenken zum 8. Mai. Sowohl der Korporationsball als auch das Totengedenken waren seit Beginn der 2000er Jahre regelmäßig von Protesten und Demonstrationen begleitet, insbesondere von den Netzwerkplattformen NOWKR (gegründet 2008), Offensive gegen Rechts und Jetzt Zeichen setzen! (beide gegründet 2011).

Im November findet traditionell der WKR-Kommers im Wiener Rathaus statt. Auch der Kommers wird für gewöhnlich von Demonstrationen begleitet, 2015 wurde erstmals von keiner Organisation zum Protest aufgerufen.

Wöchentlich mittwochs treten Mitglieder der zusammengeschlossenen Verbindungen beim so genannten Farbenbummel auf der Rampe der Universität Wien in Erscheinung. Auch gegen diese Veranstaltung wird regelmäßig demonstriert.

Weiters findet alljährlich eine Sonnwendfeier am 21. Juni statt.

Politische Verortung

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Laut Heribert Schiedel vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) geben weit rechts stehende Burschenschaften im WKR den Ton an.[3] Im vom DÖW herausgegebenen Handbuch des österreichischen Rechtsextremismus ist der WKR als Kontakt rechtsextremer Vereine – wie der Österreichischen Landsmannschaft (ÖLM) und des Österreichischen Turnerbundes (ÖTB) aufgeführt.[4]

Im Wintersemester 1970/71 initiierte der WKR eine „Aktion Landesverteidigung“. Es wurden Unterschriften gesammelt, um ein Volksbegehren über ein Bundesverfassungsgesetz zur umfassenden Landesverteidigung zu erreichen. WKR-Verbindungen und katholische Verbindungen des ÖCV schlossen sich dafür zu einer „Plattform studentischer Jugend“ zusammen. Der „Aktion Landesverteidigung“ schlossen sich auch der RFS, der ÖTB, die Arbeitsgemeinschaft Freiheitlicher Akademikerverbände und der Österreichische Kameradschaftsbund an. Das Volksbegehren kam schließlich nicht zustande.[5]

Im Wintersemester 1983/84 verließ das Corps Symposion den WKR wegen dessen „einseitiger Politisierung“.[6] Im Wintersemester 1984/85 gründete sich die Arbeitsgemeinschaft Wiener Burschenschaften und Landsmannschaften (ARGE WBL), da einige im WKR organisierte Korporationen, insbesondere die Corps, politischen Aktionen eher ablehnend gegenüber standen. Die ARGE WBL übernahm vom WKR etwa die jährlichen Aktionen zum Tag der deutschen Einheit, der Korporations-Ring selbst beschränkte sich fortan auf die Abhaltung seiner traditionellen, im engeren Sinne couleurstudentischen Veranstaltungen (Ball im Jänner, Kommers im November, wöchentlicher ‚Bummel‘), trug jedoch die Kosten der WBL-Veranstaltungen.[7]

1990 war der Rechtsextremist und damaliges Mitglied der Teutonia, Franz Radl, Sprecher des WKR.[8]

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Einzelnachweise

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  1. Übersicht über die Mitgliedsverbindungen auf www.wkr.at (Memento vom 20. Juni 2012 im Internet Archive)
  2. Abfrage im Zentralen Vereinsregister am 16. Februar 2011.
  3. Umstrittener Unirat Stefan tritt am Rande eines Kommerses auf. In: Der Standard. 14. November 2006. (derstandard.at)
  4. Handbuch des österreichischen Rechtsextremismus. DÖW, Wien 1994, ISBN 3-216-30099-4. (xn--dw-fka.at (Memento vom 10. November 2007 im Internet Archive))
  5. Bernhard Weidinger: "Im nationalen Abwehrkampf der Grenzlanddeutschen". Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945. Böhlau, Wien / Köln / Weimar 2015, ISBN 978-3-205-79600-8, S. 337–339.
  6. Zit.n. Heribert Schiedel: Der rechte Rand. Extremistische Gesinnungen in unserer Gesellschaft. Edition Steinbauer, Wien 2007, ISBN 978-3-902494-25-2, S. 72.
  7. Bernhard Weidinger: "Im nationalen Abwehrkampf der Grenzlanddeutschen". Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945. Böhlau, Wien / Köln / Weimar 2015, ISBN 978-3-205-79600-8, S. 337–339.
  8. Handbuch des österreichischen Rechtsextremismus. 2. Auflage. Wien 1996, ISBN 3-216-30099-4, S. 503.